Mit dem MBA Wissenschaft und Wirtschaft verbinden

19. Mai 2020

Der Weg vom Qualitätsmanagement zur Unternehmerin

Können Sie uns, bitte, Ihren bisherigen beruflichen Werdegang schildern? Was waren die prägendsten Stationen Ihres Lebens? Warum?

Die prägenden Stationen meines Lebens hatten immer mit Veränderungen in meinem Umfeld zu tun. Einer der prägendsten Schritte war deshalb meine Übersiedlung ins Vereinigte Königreich. Ich verbrachte mehr als fünf Jahre in Oxford an der Universität. Mit 23 ging ich von zu Hause weg, was mich dazu veranlasste, mich kritisch mit meiner damaligen Denkweise auseinanderzusetzen. Dabei habe ich nicht nur gelernt, über den Tellerrand zu schauen, sondern auch, dass alles möglich ist, solange man dafür arbeitet.

Im Zuge meiner ersten Tätigkeit nach der Rückkehr nach Österreich eignete ich mir Wissen über gute Herstellungspraxis und Qualitätsmanagement im Pharmabereich an. Davon profitiere ich bis heute im beruflichen Alltag. Bald darauf wurde ich Business Manager für einen Geschäftsbereich bei Siemens Healthineers. In dieser Funktion hatte ich Gelegenheit, Einblick in verschiedene Gesundheitssysteme in ganz Europa zu bekommen. Zudem erlebte ich Führungsverantwortung und auch, wie große Unternehmen funktionieren. Ich erhielt beispielsweise ein besseres Verständnis davon, was KundInnen wollen und was der Markt braucht. Zu Beginn meiner Laufbahn war ich noch ausschließlich Wissenschaftlerin, recht bald schon erkannte ich aber, dass es für langfristigen Geschäftserfolg ein solides Wirtschaftsverständnis braucht. Deshalb spielt der MBA eine wichtige Rolle, was die Abrundung meines Wissens angeht.

Nach einigen Jahren bei Siemens Healthineers beschloss ich, neue Wege zu gehen: Ich wollte ein eigenes Unternehmen gründen und habe das dann gemeinsam mit Nikolaus Gasche auch gemacht. Nach jeder Menge Brainstorming und umfangreichen Vorarbeiten erfolgte im November 2018 die offizielle Gründung von myBioma. Das Unternehmen ist aktuell die erste Adresse für Analysen des Mikrobioms im Darm. Seit April 2020 sind wir auch das weltweit erste Mikrobiom-Unternehmen mit ISO-Zertifizierung (9001:2015 und 13485:2016). Die Gründung eines eigenen Unternehmens war die beste und auch prägendste Erfahrung meines Lebens. Unternehmerin zu sein, macht Spaß, ist harte Arbeit und jeder Tag ist völlig anders.

Hatten Sie ursprünglich einen anderen Berufswunsch? Wenn ja, warum ist daraus nichts geworden?

Beruflich bin ich nie einem strikten Plan gefolgt, strebe aber immer schon danach, zu lernen und Neues herauszufinden. Die Erkenntnis, dass ich gern ein Unternehmen gründen würde, kam 2017 ziemlich unerwartet und es brauchte einige Zeit, dieses Vorhaben umzusetzen. Es sollte über ein Jahr dauern, bis myBioma gegründet wurde. Heute ermöglicht mir mein Unternehmen, meine Leidenschaften – Wissenschaft und Wirtschaft – täglich miteinander zu verbinden. Wir revolutionieren gerade den Bereich der Mikrobiomanalyse mit Hilfe modernster Technologien und leisten dabei zugleich einen Beitrag zum bestehenden Gesundheitssystem.

Was war Ihr größter beruflicher/persönlicher Erfolg?

Zweifellos, dass ich eine sichere Beschäftigung in einem großen Unternehmen aufgegeben habe, ohne zu wissen, was mich erwartet und was die Zukunft bringen wird. Die Entwicklung von der reinen Wissenschaftlerin zur Unternehmensmitarbeiterin, die sich auch in wirtschaftlichen Belangen behaupten kann, und schließlich zur erfolgreichen Unternehmerin sehe ich mithin als meinen größten Erfolg.

Was war die größte Herausforderung, mit der Sie sich konfrontiert sahen? Was war Ihr größter beruflicher Fehler (aus dem Sie viel gelernt haben)?

Eine der größten Herausforderungen für mich ist, „neue Sprachen zu lernen“ und mich rasch an neue Kulturen und Mentalitäten anzupassen. Für mich ist es etwas ganz Wesentliches, stets flexibel zu sein und zugleich die Intentionen anderer zu verstehen. Die Herausforderung besteht darin, niemals bequem zu werden und anpassungsfähig zu bleiben.

Was waren die drei prägendsten Erfahrungen in Ihrem bisherigen Leben, die Sie dorthin gebracht haben, wo Sie heute sind?

  1. Meine Heimat zu verlassen, um im Ausland zu leben.

  2. Gemeinsam mit Nobelpreisträger Tim Hunt eine Keynote zu halten.

  3. Nach Ghana zu reisen und dort zufällig auf meinen Mitgründer zu treffen.

Wie würden die drei Ratschläge lauten, die Sie dem talentiertesten High Potential in Ihrem Unternehmen für ein erfolgreiches und erfüllendes Leben mitgeben?

  • Sei immer optimistisch – lache mindestens viermal pro Tag.

  • Bleibe fokussiert und glaube an dich.

  • Übe dich in Achtsamkeit – regelmäßige Selbstreflexion ist essentiell, um zu wachsen.

Wie würde Ihr Team Sie mit lediglich fünf Wörtern als Führungskraft charakterisieren?

Fokussiert, zielstrebig, verständnisvoll, gerecht, organisiert

Was hat sich durch Ihr MBA-Studium beruflich verändert? Wie war Ihnen die Ausbildung dabei behilflich, Ihre Karriereziele zu erreichen? Was für Entwicklungsmöglichkeiten haben sich daraus konkret ergeben?

Durch den MBA ist mir bewusst geworden, wie wichtig es ist, seinen Träumen zu folgen. Ich konnte mir auch das Rüstzeug aneignen, um selbst ein Unternehmen zu gründen. Darüber hinaus war und ist der Austausch mit meinen MBA-KollegInnen für mich essentiell. Im Laufe der Weiterbildung habe ich Führungsqualitäten und wirtschaftliche Grundlagen erworben, die es für das erfolgreiche Führen eines Unternehmens braucht. Besonders erwähnen möchte ich die Spezialisierung im Bereich Finance, von der ich derzeit am meisten profitiere. Ich habe gelernt, in Zahlen zu denken, was bei Gesprächen mit InvestorInnen äußerst hilfreich ist.

Wie haben Sie es in puncto Arbeitsaufwand geschafft, das MBA-Studium mit einem anspruchsvollen Beruf und Ihrem Familienleben zu vereinbaren?

Obwohl es eine fordernde und anspruchsvolle Zeit war, habe ich wirklich jede Minute genossen. Sobald einem gefällt, was man tut, setzt man Prioritäten und findet Zeit. Außerdem habe ich fast nur Nützliches und Vernünftiges gelernt. Daher war das Arbeitspensum des MBA-Programms für mich bewältigbar.

Was bedeutet für Sie „wahrer Luxus“?

Zeit im Familien- und Freundeskreis zu verbringen, ohne dabei auf das Handy zu schauen, sondern einfach nur den Augenblick zu genießen.

Das letzte Buch/der letzte Film, wofür Sie sich begeistern konnten?

Das neuste Buch von Simon Sinek: „Das unendliche Spiel”.

Ein Zitat daraus: „Wer glaubt, dass Vertrauen, Kooperationsbereitschaft und Innovationsvermögen für die langfristigen Aussichten unserer Organisationen wichtig sind, der hat nur eine Möglichkeit: zu lernen, mit der richtigen Einstellung zu spielen - sprich der, die auf die Unendlichkeit abzielt.“

Mit wem würden Sie gern einmal für einen Tag tauschen?

Ich bin mit meiner aktuellen Lebenssituation sehr zufrieden und möchte eigentlich mit niemandem tauschen. Aus Neugier wäre ich aber gern einmal an Donald Trumps Stelle. Ich würde gern erleben und begreifen, wie man so handeln und sich so verhalten kann, wie er es tut. Dass es möglich ist, so zu agieren und nachts trotzdem gut zu schlafen, finde ich schon bemerkenswert.

Wordrap

Darüber kann ich lachen:
Ich kann über fast alles lachen, vor allem auch über meine eigenen dummen Fehler. Humor zu haben, ist eine wichtige Eigenschaft.
Fehler, die ich am ehesten verzeihe:
So gut wie alle - niemand ist perfekt.
Mein lustigstes/spannendstes Reiseerlebnis war:

2017 war ich als Rucksacktouristin in Georgia unterwegs. In den Bergen haben wir uns verlaufen und sind schlussendlich in eine tolle Familienfeier geplatzt.

Ohne diese App auf meinem Handy könnte ich nicht leben:
WhatsApp, damit ich mit meiner Familie, meinen FreundInnen und meinen KollegInnen in Kontakt bleiben kann.
In meinem Kühlschrank findet man immer:

Käse.

Mein letztes Geld würde ich ausgeben für:
Den Versuch, ein Unternehmen/etwas Sinnvolles im Leben aufzubauen.
Vor 10 Jahren dachte ich:
Auf sein Bauchgefühl zu hören sei schwierig. Jetzt weiß ich, dass es das nicht ist.
Heute weiß ich:
Das Leben ist eine Wucht und Veränderungen sind wichtig.

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