Sales Reloaded in COVID-Zeiten

06. April 2021

Virtuell verkaufen, aber richtig

Die virtuelle Kommunikation im Home Office hat nicht nur für den B2C-Verkauf ihre Tücken, sondern speziell auch im B2B Sales. Wie VerkäuferInnen mit der entsprechenden Vorbereitung und dem richtigen Knowhow diese gekonnt umschiffen können und wie sie aus der aktuellen Krisen-Situation sogar Vorteile für ihr eigenes Business ziehen können, haben sich die beiden Sales Expertinnen Barbara Stöttinger, Dekanin der WU Executive Academy, und Daniela Dorner, Group eCommerce Director bei Mondi, genauer angesehen: die wichtigsten Fakten und die besten Tipps kurz und kompakt zusammengefasst.

Symbolbild virtuelle B2B Sales
Virtuelle Geschäftskontakte gehören spätestens seit Corona zur Tagesordnung - wie kann man daraus nun das Beste machen - sowohl in B2C als auch in B2B?

Die virtuellen Meetings im Home Office haben ihre Folgen: Laut aktueller Studien ermüden wir schneller, weil wir Augenkontakt halten wollen, wir erhalten weniger nonverbale Informationen vom Gegenüber, können so weniger gut die Stimmung einfangen und fühlen uns via Videokonferenz sogar mitunter noch distanzierter von GesprächspartnerInnen als beim klassischen Telefongespräch. Online Meetings finden nun aber nicht nur unter KollegInnen statt, sondern auch mit KundInnen. Gerade im B2B-Sales kann das Fehlen der physischen Nähe massive Auswirkungen haben.

„Meine Beobachtung ist, dass der B2B-Bereich bis vor wenigen Jahren sehr stark personenzentriert war, aber zunehmend hält auch der Omnichannel-Ansatz Einzug in die B2B-Welt, der bisher eher auf EndkundInnen fokussiert war. Auch die B2B-KundInnen holen sich Informationen an digitalen Touchpoints, wann und wie sie diese benötigen“, sagt Barbara Stöttinger, Dekanin der WU Executive Academy.

Portrait Barbara Stöttinger

Barbara Stöttinger

  • Dekanin der WU Executive Academy

Andererseits ist der persönliche Kontakt zu BusinesskundInnen gerade dort wichtig, wo es um spezifische Anpassungen an das Angebot oder Produkt geht. Das ist durch die Corona-Pandemie und den Rückzug auf virtuelle Kontaktmöglichkeiten deutlich schwieriger geworden. Der persönliche Vertrauensaufbau lässt sich nur schwer digital ersetzen.

Virtueller Sales: mit bestehenden KundInnen eine gute Alternative

Wie sich die Coronakrise und Home Office auf den Bereich B2B Sales auswirken, kann Daniela Dorner, Absolventin des Professional MBA Marketing & Sales, aus erster Hand berichten. Bis April war sie als Head of Strategic Channel Partners im Bereich Uncoated Fine Paper beim Konzern Mondi für die Distributionsstrategie und Distributionspartnerschaften der Premium-Marken zuständig. „Natürlich hat sich durch Corona auch die Interaktion mit den KundInnen verändert, das bedurfte einer Neuausrichtung. Ich habe den Eindruck, man kann sich auch virtuell sehr gut kennenlernen und austauschen“, sagt sie. Außerdem war sie auch bis April dieses Jahres Channel Manager für die Region Österreich und SEE. Als International Key Account Managerin betreute sie zudem einen sehr großen Kunden von Mondi. Bei BestandskundInnen gab es eigentlich keine großen Probleme: „Man hatte bereits Vertrauen zueinander, da ging es eher um einen Change of Habits, eben die Meetings virtuell abzuhalten. Natürlich geht das Informelle leider verloren, aber die Geschäftsbeziehung am Laufen zu halten, ist dennoch möglich“, sagt sie. Tendenziell würde man rascher in Medias Res gehen und eher faktenbasiert die Agenda durchbesprechen.

Bild virtuelles Sales Meeting
Vor allem mit BestandskundInnen lassen sich virtuelle Meetings leichter umsetzen, da man sich bereits kennt und Vertrauen aufgebaut hat. Foto © CC0 Licence

NeukundInnen brauchen analog-digitales Erlebnis

KollegInnen in Daniela Dorners Team seien in der virtuellen NeukundInnenakquise gefordert gewesen, die schon vor der Pandemie mit Kreativität gelöst wurde: „Wir bieten unter anderem für potenzielle NeukundInnen ein Webinar mit Vorregistrierung an. Vorab wird den TeilnehmerIinnen ein Paket mit Anwendungsbeispielen und Mustern geschickt. Alle halten somit während des Webinars die Produkte in der Hand und hat so ein haptisches Erlebnis – so können wir die Brücke zwischen digitaler und analoger Welt schlagen“, erzählt Daniela Dorner.

Auch bestehenden KundInnen wurden während des vergangenen Jahres eine Vielzahl an Webinaren sowie Trainings- und Q&A-Sessions zur Wissensvermittlung angeboten – „ohne Pandemie würden wir persönlich hinreisen und Trainings vor Ort anbieten.“ Der Vorteil an den virtuellen Trainings: „Man erreicht viele Menschen auf einen Schlag, beispielsweise VertreterInnen aus verschiedenen Ländern eines Konzerns, die sonst nicht teilnehmen könnten.“ Die direkte Kommunikation sei somit auch nicht nur mit EndkundInnen, sondern auch im B2B-Umfeld sehr sinnvoll: „Auch immer mehr B2B-KundInnen möchten die Vorteile des B2C-Bereichs genießen.“

Seit Kurzem ist Daniela Dorner als Group eCommerce Director beim Konzern Mondi für das Packaging der eCommerce-KundInnen zuständig. „Ich bin überzeugt davon, dass in Zukunft eine Mischung aus virtuell und analog stattfinden wird, weil es großartige Kombinationsmöglichkeiten aus beiden Welten gibt. Wir wären töricht, diese nicht auch nach der Krise weiterhin zu nutzen“, sagt Dorner.

Barbaras und Danielas persönliche Tipps für den digitalen B2B-Verkauf

1. Omnichannel & Datenqualität

Ob Webseite oder Webshop: Die Daten müssen auch für B2B-KundInnen stimmen, die Information auf Webseite und im Webshop und an allen digitalen Touchpoints serviceorientiert sein.

Portrait Daniela Dorner

Daniela Dorner

  • Group eCommerce Director bei Mondi und MBA Marketing & Sales Alumna

Man muss nicht nur für EndkundInnen, sondern auch im B2B-Bereich die Customer Journey bestmöglich umsetzen: mit analogen Treffen, wo es möglich ist, und in persönlichen Gesprächen – aber eben auch mit innovativen digitalen Touchpoints, wenn analoge Möglichkeiten wie etwa Messen wegfallen.

Auch B2B-KundInnen recherchieren selbst online im Vorfeld und sind gut informiert – und auch sie wollen über verschiedene Kanäle erreicht werden. „Die Webseite und Social Media werden für B2B bedeutender – und auch entsprechende Tools wie der Sales Navigator auf LinkedIn“, sagt Dorner. Auch wesentlich: „Relevanter Content für meine Zielgruppe – welche Themen interessieren meine KundInnen? Hier konkrete und relevante Antworten auf die wichtigsten Fragestellungen zu haben, ist ein echter Mehrwert“, sagt sie. Besonders sinnvoll sei es, das KundInnenerlebnis ins Home Office zu bringen – etwa mit Produktmustern.

2. Das richtige Tool zur richtigen Zeit

Die digitale Distanz kann Nähe nur bedingt simulieren. „Manchmal ist es besser, persönliche Dinge mit den BusinesskundInnen auch persönlich zu besprechen“, rät Barbara Stöttinger. Zu Beginn der Pandemie, während des ersten Lockdowns, wurde möglichst schnell auf Home Office umgestellt, jetzt müsse es stärker um Qualität in der Kommunikation gehen – gerade in Verkauf und Vertrieb. „Jetzt kennen die Menschen verschiedene Tools und es geht darum, bewusster auszuwählen, wie wir miteinander am besten kommunizieren“, so Stöttinger. Unangenehme Gespräche sollten, wenn möglich, doch persönlich in physischer Präsenz stattfinden, idealerweise unter hohen Sicherheits- und Hygienestandards, „da die Körpersprache extrem wichtig ist, um das Gegenüber richtig einzuschätzen“, so Barbara Stöttinger.

Bild eines persönlichen Sales Meeting
Nur virtuelle Meetings wird nicht funktionieren: Persönliches oder Unangenehmes sollte weiterhin besser in Person besprochen werden. Foto © CC0 Licence

3. Zeit für Small Talk

Ein Check-in, wie es mittlerweile häufig innerhalb von Teams zu Beginn des virtuellen Meetings praktiziert wird, ist für die KundInnenbeziehung sogar essentiell: „Investieren Sie lieber ein, zwei Minuten mehr in den Beziehungsaufbau, gerade zu Beginn des Meetings“, sagt Barbara Stöttinger. So könne eine gute, vertrauensvolle Stimmung geschaffen werden.

4. Gute Vorbereitung ist die halbe Miete

Dass es auch im virtuellen Rahmen wesentlich ist, gut auf das KundInnengespräch vorbereitet zu sein, versteht sich fast von selbst. „Dazu zählen aber auch das richtige Ambiente, der Bildschirmhintergrund und die entsprechende professionelle Kleidung“, sagt Barbara Stöttinger. Der Wäscheständer im Hintergrund und der gemütliche Schlabber-Pulli gehören definitiv nicht zu einem professionellen KundInnengespräch. „Die Tugenden des Verkaufs sind virtuell sogar noch mehr gefragt, als es von Angesicht zu Angesicht der Fall ist“, sagt Barbara Stöttinger, denn: „wir sind durch die digitalen Tools schnell abgelenkt.

Zu den Tugenden des Verkaufs gehören gerade auch virtuell:

  • Ein sympathisches Intro mit Kennlernmöglichkeit, das Thema Home Office und Corona können hier verbindende Elemente sein

  • empathisch auf KundeInnnwünsche eingehen und gut zuhören, die KundInnenbedürfnisse abfragen

  • den KundInnennutzen in den Vordergrund stellen

  • das eigene Angebot auf die KundInnen gut abstimmen und es serviceorientiert und informativ argumentieren

  • das Gesagte pointiert zusammenfassen und auf Bedenken, Sorgen etc. der KundInnen eingehen

  • ein Follow-up via Mail oder Telefon vereinbaren und umsetzen

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