Welchen MBA würden Elon Musk und Jeff Bezos empfehlen?

12. Februar 2021

Eine Checkliste

Die Vorzeige-Entrepreneure und Gründer von Tesla und Amazon haben nicht nur den unternehmerischen Erfolg gemeinsam. Sie haben beide auch eine kritische Sicht auf viele MBA-Programme. Ihr Vorwurf: Viele Programme stellen finanzwirtschaftliche und buchhalterische Kennzahlen zu sehr in den Vordergrund und lenken davon ab, worum es für EntrepreneurInnen wirklich gehen sollte, nämlich mit Kreativität und Leidenschaft Wert für die KundInnen zu schaffen. Welche Kriterien also müsste ein MBA erfüllen, damit ihn Musk und Bezos empfehlen? Prof. Nikolaus Franke, wissenschaftlicher Leiter des Professional MBA Entrepreneurship & Innovation der WU Executive Academy, hat auf Basis ihrer Kritik eine Checkliste erarbeitet.

Bild einer Frau die sich für einen MBA entscheidet
Welche Kriterien muss ein MBA erfüllen, um die Top-Entrepreneure zu überzeugen?

Kriterium 1: Stimuliert der MBA die unternehmerische Kreativität?

Für Bezos und Musk ist Innovation der Schlüssel für unternehmerischen Erfolg. Es genügt nicht, altbekannte Rezepte zu perfektionieren – man muss neue Wege gehen. „One of the only ways to get out of a tight box is to invent your way out”, rät Jeff Bezos. Entscheidend ist also, dass das Thema Innovation Kernbestandteil des MBA-Programms ist. Darüber hinaus sollte es konkrete Anregungen und Inspiration vermitteln. Trifft man im Programm auf inspirierende ProfessorInnen, GastlektorInnen, PraxisexpertInnen und UnternehmerInnen? Ist Raum für Diskussion und Austausch? Entstehen aus der Unterschiedlichkeit der TeilnehmerInnen selbst Impulse? Kommen sie aus unterschiedlichen Unternehmen, Branchen und Ländern? Haben sie unterschiedliche Ausbildungshintergründe? Sitzt ein Physiker neben einer Juristin und ein Informatiker neben einer Museumsdirektorin? „What makes innovative thinking happen…? I think it’s really a mindset“, so Elon Musk.

Bild einer MBA Klasse
Wie inspirierend sind die Vortragenden, die Studierenden, das Lernumfeld? Das alles sind wichtige Kriterien eines MBA.

Kriterium 2: Stimmt die Anwendungsorientierung?

If you're going to invent, it means you're going to experiment”, sagt Jeff Bezos. Innovation bedeutet ausprobieren. Nur wer theoretisches Wissen auch anwendet, aus Fehlern lernt und sich gezielt weiterentwickelt, lernt unternehmerisch. Auch für Elon Musk ist die praktische Anwendung essenziell: “Step away from spreadsheets and get out of the boardroom”. Auf den MBA umgelegt heißt das: Sind praktische Cases Teil des MBA? Kann man die Tools und Methoden vielleicht sogar auf eigene Probleme anwenden? Erhält man qualifiziertes Feedback? Ist die MBA Thesis ein theoretisches Glasperlenspiel oder die praktische Anwendung von Theorie, die in konkreten Projekten ihre Umsetzung findet?

Kriterium 3: Gibt es genug Teamwork? Wird die „Two Pizza Rule“ beachtet?

In vielen MBA-Programmen sind die Klassen riesig. 100 und mehr Personen sind keine Seltenheit – auch an Spitzenuniversitäten. Jeff Bezos ist dagegen Vertreter der so genannten „Two Pizza Rule“: „If you can’t feed a team with two pizzas, it’s too large.” Kleine Gruppen sind flexibel, schnell und können sich auf Inhalte konzentrieren, statt Zeit für die Koordination zu verbrauchen. Innovation ist eine Teamleistung, und Austausch erfolgt am effektivsten in Kleingruppen. “It’s like a sports team, the team that has the best individual player will often win, but then there’s a multiplier from how those players work together”, sagt Elon Musk. Für ein unternehmerisches MBA-Programm bedeutet dies: Wie groß sind die Klassen? Wird innerhalb der Klassen auf Teams und Kleingruppen gesetzt? Sind die Klassen eine Ansammlung von Individuen oder gibt es Zusammenhalt und einen Community Spirit, der für Ergebnisse sorgt, die niemals von einer einzelnen Person alleine kommen könnten?

Bild eines MBA Teams beim Pizza Lunch
Two Pizza Rule als maximale Team- und Gruppengröße - im Job wie im MBA.

Kriterium 4: Fördert der MBA die Vernetzung mit dem Entrepreneurship Ecosystem?

Für Jeff Bezos ist das Netzwerk von entscheidender Bedeutung, denn “there’ll always be serendipity involved in discovery”. Natürlich genügt die reine Menge der Kontakte nicht. “Life’s too short to hang out with people who aren’t resourceful”, sagt Elon Musk. Es geht vor allem um die Qualität des Netzwerks und das „gewusst wie“. Übersetzt auf das MBA-Ecosystem heißt das: Erfolgt im MBA-Programm also eine Vernetzung mit Start-ups, UnternehmerInnen, InvestorInnen, Gründungszentren, Inkubatoren und dem Rest des Ökosystems?

Kriterium 5: Ist die Lehre forschungsbasiert?

Für Jeff Bezos ist es entscheidend, über die wichtigen Details und inkrementelle Schritte der Gegenwart das Big Picture nicht zu verpassen: “What we need to do is always lean into the future”, sagt er und betont damit die Wichtigkeit, über den Tellerrand zu schauen. Auch für Elon Musk sind die zeitunabhängigen Prinzipien, Erkenntnisse und Zusammenhänge wichtig: „It is important to view knowledge as sort of a semantic tree - make sure you understand the fundamental principles, i.e. the trunk and big branches, before you get into the leaves/details, or there is nothing for them to hang on to.” Sie betonen damit die besondere Bedeutung von Forschung. Bei der Wahl eines MBA, der auch diesem Anspruch der beiden Ausnahme-Entrepreneure gerecht wird, sollte man sich daher diese Fragen stellen: Unterrichten im MBA international führende WissenschaftlerInnen? Verschaffen sie den Studierenden Zugang zu neuen Ideen und Konzepten der Welt von morgen? So wichtig Anwendung und Cases sind: Erst wenn man fundamentale Prinzipien und zeitunabhängige Werkzeuge daraus destilliert, kann man die Zukunft gewinnen.

Und die Moral von der Geschichte?

MBA-Programme, die diese Kriterien erfüllen, sind selbstverständlich keine Garantie für unternehmerischen Erfolg. Sie bieten nur Vorrausetzungen. Letztlich kommt es auf die Studierenden selbst an. Nur wer unternehmerisch studiert, also Angebote, Ressourcen und Opportunities nutzt und kreativ weiterentwickelt, wird den MBA als Sprungbrett nutzen können. Klingt schwierig? Keine Sorge, Elon Musk hat auch hier ein aufmunterndes Bonmot parat: „I think most people can learn a lot more than they think they can.

Alle Informationen zu unseren MBA-Programmen finden Sie hier.

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