Wenn der Geschichtenerzähler keine Angst hat, Fehler zu machen.

03. März 2022

Meet Our Alumni SDG Leaders

Für Stefan Grafenhorst, Global Head of Sustainability & Corporate Affairs, drängt die Zeit. Denn das aktuelle Jahrzehnt wird entscheidend sein. „Wir haben nämlich keine Wahl mehr“, sagt er, „wir müssen die kommenden Jahre zu den goldenen 20er-Jahren der Nachhaltigkeit und Transformation machen.“

In der ersten Ausgabe unserer neuen „Meet Our Alumni SDG Leaders“-Serie erzählt der Absolvent des Global Executive MBA der WU Executive Academy, wie er mit seinem Team bei der Greiner AG für mehr Nachhaltigkeit in der Verpackungsindustrie sorgt.

Stefan Grafenhorst lehnt an einem Podium und spricht mit erhobener Hand
Stefan Grafenhorst will die 20er-Jahre zur Zeit der Nachhaltigkeit und Transformation machen.

Stefan Grafenhorsts dringliche Worte entstammen nicht einer NGO-Kampagne gegen den Klimawandel, sondern dem Nachhaltigkeitsbericht des Verpackungsproduktionsunternehmens, für das er seit über 4 Jahren arbeitet. Der Bericht auf der Webseite der Greiner AG geizt auch nicht mit Zahlen: 8 Tonnen – eine LKW-Ladung – Plastikmüll würden alle 60 Sekunden ins Meer gelangen. Mit der Nachhaltigkeitsstrategie Blue Plan setzt der österreichische Konzern mit Sitz in Kremsmünster auf die Verringerung des ökologischen Fußabdrucks in der Wertschöpfungskette, Logistik und Produktion. Fast 12.000 Menschen arbeiten in drei Sparten an über 60 Standorten für die Greiner AG. Dass gerade ein Produktionsunternehmen, das vornehmlich Kunst- und Schaumstoffe für die Lebensmittel-, Sport,- Verpackungs- und Möbelindustrie herstellt, sich der Nachhaltigkeit verpflichtet hat, ist neben dem CEO Axel Kühner auch Stefan Grafenhorst zu verdanken.

Quereinsteiger mit Lust an der Veränderung

Er ist der erste Global Head of Sustainability & Corporate Affairs bei der Greiner AG – und das, obwohl er sich bis zu seinem Jobantritt am 1. April 2017 noch nie beruflich mit dem Thema Nachhaltigkeit und Klimawandel auseinandergesetzt hat. Grafenhorst arbeitete bei einer Strategieberatung in Brüssel, ging als Entwicklungshelfer mit seiner Partnerin für mehr als zwei Jahre nach Simbabwe, war wissenschaftlicher Mitarbeiter im Gesundheits- und Tourismusausschuss im Deutschen Bundestag und Referent beim Verband forschender Arzneimittelhersteller. Dennoch gibt es einen dicken roten Faden in seinem Werdegang: Neugierde, Hartnäckigkeit und die Lust an der Weiterentwicklung.

Eine große Ansammlung an Plastikmüll - bestehend aus Bechern, Flaschen und Verpackungsmaterial
Stefan Grafenhorst versucht, die Verpackungsindustrie nachhaltiger zu gestalten, um Plastikmüll zu reduzieren und zu vermeiden. Foto © pexels – Magda Ehlers

Wenn die Geschichte zählt: Gemeinsam auf dem Weg zu neuen Ufern

Nach Wien verschlug es den Berliner „ganz klassisch“ im Jahr 2017 wegen der Liebe. Dass die nächste Station Global Head of Sustainability werden sollte, war für den Generalisten kein angepeiltes Ziel: „Eigentlich hatte ich mich auch bei adidas in Nürnberg beworben – doch pendeln wollte ich nicht. Ich sah das Jobinserat der Greiner AG und fand es unglaublich spannend – eine ,mission impossible‘, die ich unbedingt ausprobieren musste. Ich wollte den Beweis antreten, dass man ein Unternehmen in so einen Transformationsprozess in Richtung Nachhaltigkeit bringen kann.“ Ausschlaggebend dafür, dass er den Job bekam, war weniger sein Expertenwissen, sondern sein Drang, Neues zu initiieren und Menschen mitzureißen: „Ich hatte zwar wenig Ahnung von Kunststoff, kann aber gut überzeugen, gut Geschichten erzählen und Leute so sehr gut mitnehmen.“

Naivität als Quelle der Innovationskraft

Gerade in seiner „naiven“ Herangehensweise als Branchen-Fremder sieht Stefan Grafenhorst eine besondere Stärke: „Ich frage naiv, warum machen wir nicht x? Wenn die Expert*innen sagen, das gehe nicht, werde ich angestachelt und versuche Wege zu finden, wie es doch klappen könnte. Ich habe keine Angst, Fehler zu machen.“

Seit seinem Jobantritt hat er seine Business-Unit Schritt für Schritt erweitert: „Angefangen hat es damit, dass alle Plastik blöd fanden. Inzwischen geht es nicht mehr nur um Plastik, sondern insgesamt darum, wie wir als produzierendes Unternehmen unseren massiven CO2-Fußabdruck reduzieren können.“

Eine komplexe Aufgabe: Die Greiner AG produziert etwa Plastikjoghurtbecher für einen globalen Lebensmittelkonzern in Österreich, erzählt Grafenhorst: „Wir wussten gar nicht, wo diese Becher auf der Welt auf den Markt kommen, wie die Logistikkette sich ökologisch auswirkt und was mit ihnen passiert – ob sie zum Beispiel verbrannt werden.“ Zwei seiner Mitarbeiter*innen beschäftigen sich ausschließlich mit der Analyse von ökologisch wichtigen Daten wie Emissionswerten und Stromverbrauch entlang der Wertschöpfungskette.

Stefan Grafenhorst Portrait

Stefan Grafenhorst

  • Global Head of Sustainability & Corporate Affairs | Greiner AG

Am Ende ist Nachhaltigkeit nur ein „großer Change-Management-Prozess“. Hier kann ich Impact haben, wir stehen komplett in der Pflicht. Wir sagen nicht, jemand anderer müsste etwas gegen den Klimawandel tun – wir selbst sind es, die etwas tun müssen.

Das Feld der Nachhaltigkeit sei allerdings komplex, gibt er zu: „Wir mussten die von uns produzierten Covid19-Teströhrchen nach Nordamerika per Flugzeug schicken – dadurch sind die Emissionen gestiegen.“

Nie aufhören zu lernen

Stefan Grafenhorst sieht sich als ständig Lernender – on the Job, durch Ausprobieren und regelmäßigem Austausch mit anderen. Für den Global Executive MBA an der WU Executive Academy entschied er sich nicht aus einer Karriereplanung heraus: „Ich wollte mal raus an einen Ort, der nicht die Arbeit ist und wo andere Leute sind, die mir auch mal Antworten geben – und neue Perspektiven. Umgekehrt habe ich auch viel zum Thema Nachhaltigkeit eingebracht. Das war großartig. Auch gab es diverse Themen im Studium, mit denen ich mich davor wenig beschäftigt hatte: die ganze Zahlenwelt rund um Finanzen, Controlling und Bilanzierung.“

Dank Stefan Grafenhosts Engagement ist das Thema Nachhaltigkeit bei der Greiner AG inzwischen als integraler Teil der Unternehmensstrategie verankert und soll auch in den Köpfen der Mitarbeiter*innen ankommen – darin sieht Stefan Grafenhorst seinen wohl größten Beitrag: „Ich sorge nicht persönlich dafür, dass in Brasilien weniger Müll produziert wird. Aber ich sorge dafür, dass 12.000 Leute im Unternehmen mit intrinsischer Motivation gemeinsam etwas verändern. Denn Menschen bewegen sich dann, wenn sie wissen, was sie an Positivem erwartet.“

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