Donald Trump und die staatliche Bitcoin-Reserve - Chancen, Risiken und politische Motive

28. August 2024

10 Fragen beantwortet

Was steckt hinter Donald Trumps Vorschlag, Bitcoin als staatliche Reserve aufzubauen? Welche Chancen, aber auch Gefahren wären mit einer tatsächlichen Umsetzung verbunden? Was von Trumps Bitcoin-Plan ist politisches Kalkül und wie geht es mit Kryptoassets weiter? Antworten auf die Top 10 Fragen zum Thema liefert Alfred Taudes, WU-Krypto-Experte und langjähriger Vortragender der WU Executive Academy.

Trumps mögliche Pläne zur Schaffung einer staatlichen Bitcoin-Reserve werfen Fragen zu den wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen auf.
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Donald Trump bleibt seinem Ruf treu: Er hat erneut für Aufsehen gesorgt. Auf einer Bitcoin-Konferenz in Nashville kündigte Trump an, dass die USA unter seiner erneuten Präsidentschaft eine nationale Bitcoin-Reserve anlegen könnte. Diese Ankündigung löste Begeisterung unter Krypto-Enthusiast*innen aus, während viele Wirtschaftswissenschaftler*innen die Umsetzbarkeit und den Nutzen einer solchen Maßnahme skeptisch betrachten.

Kurz nach seiner Ankündigung legte der republikanische Präsidentschaftskandidat noch ein Schäuferl nach: Er verkündete den Start von „The DeFiant Ones“, einer eigenen Kryptowährungsplattform. Details dazu nannte Trump keine.

Trump & Bitcoin: Genialer Vorschlag oder politisches Kalkül?

Was hat es mit Trumps Bitcoin-Plan auf sich? Krypto-Experte Alfred Taudes beleuchtet die 10 zentralen Fragen zur Bitcoin-Reserve und bietet wertvolle Einblicke in Chancen und Risiken:

1. Was steckt hinter der Bitcoin-Ankündigung von Donald Trump?

Das war vor allem politisches Kalkül“, sagt Alfred Taudes, Gründer des Forschungsinstituts Kryptoökonomie der WU und wissenschaftlicher Leiter des Austrian Blockchain Centers. Die Idee hinter Trumps Bitcoin-Ankündigung: Wählerstimmen unter jenen Personen gewinnen, die in Bitcoin investiert haben und durch eine staatliche Reserve auf steigende Kurse hoffen. Während Trump selbst früher wenig begeistert von Kryptowährungen war, will er sich im laufenden Wahlkampf anscheinend als Gegengewicht zu denjenigen Demokrat*innen etablieren, die sich gegen Bitcoin positionieren. Insbesondere die demokratische Senatorin Elizabeth Warren wird nicht müde, Kryptowährungen als Mittel von Kriminellen zu geißeln und strengere Auflagen zu fordern.

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2. Wie kann Bitcoin zur staatlichen Reserve werden?

Laut einem ersten Gesetzesvorschlag soll der Staat schrittweise Bitcoin kaufen, bis eine Million davon gehalten wird. „Das geht nur nach und nach, weil der Markt ansonsten manipuliert werden würde“, erläutert Alfred Taudes. Schwieriger als der Kauf gestaltet sich indes das Halten von Bitcoin über staatliche Institutionen. „Dafür braucht es eine passende Infrastruktur, denn Wallets und Passwörter (wie im privaten Bereich üblich) funktionieren hier nicht.“ Es muss zudem sichergestellt werden, dass mehrere Personen sicher und ohne Betrugsrisiko auf Assets zugreifen können.

3. Welche Vorteile gäbe es durch Bitcoin als staatliche Reserve?

Das Argument von Trump: Wenn der Bitcoin-Kurs weiter steigt und die USA über eine beträchtliche Reserve verfügt, könnten Staatsschulden mit dieser Reserve beglichen werden. Und wenn in weiterer Folge andere Staaten nachziehen, wird das den Bitcoin-Kurs weiter nach oben treiben.

Alfred Taudes

Alfred Taudes

  • WU Kryptoexperte

Weltweit wird längst nach Alternativen zum Dollar gesucht. So hat auch Wladimir Putin vor kurzem russischen Firmen erlaubt, internationale Zahlungen in Kryptowährungen zu tätigen.

4. Welche Gefahren ergeben sich, wenn Kryptowährungen als staatliche Reserve gehalten werden?

Neben der Schwierigkeit der sicheren Verwaltung sind mögliche Kursstürze – auch bei anderen Assetklassen – ein Risiko. Eine weitere Gefahr: Wird die Bitcoin-Blockchain kompromittiert, wäre sogar ein Totalverlust denkbar. „Bitcoin würde aber ohnehin nicht die einzige Reserve sein, sondern wäre eine Ergänzung zu anderen Währungen wie beispielsweise Gold“, sagt Alfred Taudes.

5. Halten Staaten bereits Bitcoin?

Die USA verfügen derzeit über eine Reserve von rund 210.000 Bitcoin, die vor allem von Kriminellen beschlagnahmt wurden. Zuletzt hat auch die deutsche Regierung Bitcoin an Börsen verkauft, die ebenfalls konfisziert worden waren, vor allem bei illegalen Streaming-Anbietern. Allein Behörden in Sachsen haben im Jänner 2024 Bitcoin im Wert von rund drei Milliarden Euro eingezogen. Derartige Bestände unterliegen jedoch eigenen rechtlichen Regelungen und können daher nicht für eine strategische Reserve herangezogen werden.

6. Was plant Trump für Bitcoin-Mining?

Donald Trump möchte, dass zukünftig alle noch nicht in Umlauf gebrachten Bitcoin in den USA geschaffen werden. Nach dem Verbot in China sind die USA schon heute eine der wichtigsten Nationen in Hinblick auf Mining-Aktivitäten. Aber auch in Ländern wie Kasachstan wird das Schürfen von Bitcoins in großem Stil betrieben.

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7. Könnte Bitcoin auch in Europa zur staatlichen Reserve werden?

Von einer staatlichen Bitcoin-Reserve kann in der EU derzeit keine Rede sein. Ein Alleingang einzelner Staaten ist ohnehin undenkbar und für die EZB ist Bitcoin momentan kein großes Thema. Im Gegenteil: Immer wieder äußert sich die Europäische Zentralbank eher kritisch zu Kryptowährungen.

8. Wie geht es mit dem Bitcoin weiter?

Der Bitcoin-Kurs war in den letzten Wochen sehr volatil. Nach einer Aufwärtsphase vor dem sogenannten „Halving“ (ein alle vier Jahre stattfindendes Ereignis, bei dem die Belohnung für das Mining neuer Bitcoin-Blöcke halbiert wird, um das Angebotswachstum zu verlangsamen) ging der Kurs mehrmals nach unten und dann wieder nach oben. „Von dem kürzlich erfolgten Crash waren auch Kryptoassets betroffen, weil diese inzwischen mit dem klassischen Finanzsystem verwoben sind“, erklärt Alfred Taudes. Investor*innen, die große Bestände an Bitcoin und anderen Kryptowährungen halten – sie werden auch als „Kryptowale“ bezeichnet – nutzen Abwärtstrends, um billig zuzukaufen. Sollten sich die vergangenen Phasen wiederholen, könnte der Bitcoin-Kurs in absehbarer Zeit aber wieder aufwärts gehen.

9. Gewinnen Kryptoassets generell an Bedeutung?

In Österreich investiert inzwischen jede fünfte Person in Kryptowährungen, wie eine Umfrage von Yougov im Auftrag von Bitpanda zeigt. Vor allem jüngere Menschen können sich für ein Investment in diese Assetklasse begeistern. „Kryptos sind heute so etwas wie das Gold der Jungen“, sagt Alfred Taudes. Nicht nur in Österreich, in aller Welt haben sich Bitcoin und Co. inzwischen als Anlageklasse etabliert. Das zeigt auch das Beispiel der österreichischen Plattform „Bitpanda“, die bereits vier Millionen Kund*innen hat und im Retailsegment sehr populär ist. Bitpanda kooperiert mit Banken, um Kryptoassets für Anleger*innen einfach verfügbar zu machen. „Der Marsch von Bitcoin in Institutionen ist in vollem Gange“, sagt Alfred Taudes.

10. Ist der Bitcoin ein Klimakiller?

Wegen des hohen Energieverbrauchs beim Mining wird häufig behauptet, dass Bitcoin schlecht für das Klima sei. Ist dem wirklich so? „Da wird viel Unsinn verbreitet“, sagt Alfred Taudes. So könne "Energieverbrauch" nicht automatisch mit "Umweltbelastung" gleichgesetzt werden – es kommt auf die verwendete Energie an, wie das etwa auch beim Laden von Elektroautos der Fall ist. „Miner*innen trachten stets danach, die billigste Energie zu verwenden, die 70 Prozent ihrer Kosten ausmacht“.

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Bitcoin als Klimakiller? Oder kommts drauf an woher die Energie kommt? Bild: shutterstock, Wit Olszewski

Früher war Südchina mit seinen Kohlekraftwerken die bevorzugte Region für Mining, inzwischen wird zunehmend billiger Strom aus Wind- und Photovoltaikanlagen verwendet. „Für das Mining spielt es keine Rolle, dass die Energie aus diesen Anlagen nicht gleichmäßig verfügbar ist.“ Daher siedeln sich derzeit unter anderem in Texas viele Miner*innen an, weil grüner Strom dort günstig verfügbar ist.

Fazit: Trumps Bitcoin-Reserve - die Zukunft der Kryptoassets?

Donald Trumps Vorschlag, Bitcoin als staatliche Reserve einzuführen, bringt sowohl Innovation als auch Herausforderung mit sich. Insgesamt zeigt sich, dass Trumps Plan weitreichende Auswirkungen auf die Zukunft der Kryptoassets und die internationale Finanzpolitik haben könnte. Wie sich dieser Vorschlag zudem auf den Wahlkampf auswirkt und welche Reaktionen die amerikanischen Wähler*innen zeigen werden, bleibt abzuwarten.

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