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Worauf es jetzt ankommt
AufsichtsrätInnen nehmen in Krisenzeiten eine zentrale Position ein: Sie begleiten die Geschäftsführung bei der Bewältigung aktueller Herausforderungen und wappnen das Unternehmen für die Zukunft. Professionelles, entschlossenes Handeln ist die Basis dafür – vor allem in einer Krise. Worauf es jetzt ankommt und welche besondere Rolle AufsichtsrätInnen gerade in herausfordernden Zeiten spielen (können), erklären Prof. Susanne Kalss und Prof. Werner Hoffmann, wissenschaftliche LeiterInnen des Governance Excellence Programms für AufsichtsrätInnen, das von der WU Executive Academy angeboten wird.
Coronakrise und kein Ende: Die Auswirkungen der weltweiten Pandemie stürzen die Wirtschaft in die Rezession und stellen Unternehmen vor gewaltige Herausforderungen. Jetzt sind Durchhaltevermögen, das Nutzen von Wachstumschancen und ein Überdenken vieler Prozesse gefragt. Und genau deshalb kommt den AufsichtsrätInnen eine Schlüsselrolle zu. Schon in den vergangenen Jahren wurde die Unternehmensaufsicht neu definiert und umfassend professionalisiert – und die Krise wird diesen Trend weiter verstärken.
Was sollten AufsichtsrätInnen nun bei ihrer Tätigkeit beachten, wie wird sich diese grundlegend ändern? Werner Hoffmann, Professor und Institutsleiter für Strategisches Management an der WU Wien, und Susanne Kalss, Professorin und Institutsleiterin am Institut für Unternehmensrecht an der WU, sind die wissenschaftlichen Leiter des Lehrgangs „Governance Excellence“ für AufsichtsrätInnen, der im Herbst wieder von der WU Executive Academy durchgeführt wird. Sie sind sicher, dass die Unternehmensaufsicht jetzt stark gefordert ist, zumal die derzeitige Situation nicht mit sonstigen Krisen zu vergleichen ist.
Prof. Susanne Kalss
Üblicherweise handelt es sich bei Krisen oft um Fehlleistungen des Managements, etwa, weil die technische Entwicklung falsch eingeschätzt wurde. Doch an der derzeitigen Krise haben die ManagerInnen nicht Schuld. So ist der Umsatz beispielsweise in Tourismusbetrieben von heute auf morgen eingebrochen.
Worauf kommt es jetzt also an? Vor dem Hintergrund der derzeitigen Lage definieren Susanne Kalss und Werner Hoffmann die wichtigsten sechs Kriterien für eine professionelle Aufsichtsratstätigkeit:
Als SchattengeschäftsführerInnen waren AufsichtsrätInnen ohnehin nie gefragt, aber jetzt geht es noch mehr als bisher um die Position als „wachsame MentorInnen und kritische BegleiterInnen der Geschäftsführung“, wie Kalss betont. Das ist vor allem dann wichtig, wenn das Management in eine Art Schockstarre verfällt und angesichts der großen Herausforderungen von der Verantwortung überwältigt wird. Wichtig ist dann für den Aufsichtsrat die richtige Balance zwischen kritischer Distanz und aktivem Engagement.
Eine Fehleranalyse kann helfen, in der Krise zu lernen. So könnte man zur Erkenntnis gelangen, dass das Unternehmen auf die Nutzung von Home-Office nicht wirklich vorbereitet war oder die Reaktionszeiten in bestimmten Bereichen zu lange waren. Es könnte sich zeigen, dass die Notfallpläne grundlegend überarbeitet und danach laufend aktualisiert werden – denn die nächste Krise kommt bestimmt.
Der Aufsichtsrat muss seinen Beitrag leisten, um den notwendigen Ausgleich zwischen der Notwendigkeit zur Kostensenkung sowie Sicherung der Liquidität auf der einen Seite und dem Ergreifen von Wachstumschancen auf der anderen Seite zu schaffen, sagt Werner Hoffmann. Dabei kommt es auf Teamarbeit an, auf reibungslose Zusammenarbeit mit dem Management.
Keine Krise ist wie die andere, das Unvorhergesehene kann alle Pläne zunichtemachen – das hat uns die Corona-Pandemie gezeigt. Für die Zukunft ist das Denken in Szenarien gefordert – was kann getan werden, wenn der Umsatz auf null sinkt? Können beispielsweise Einheiten selbstständig agieren, ist die Krisenkommunikation vorbereitet?
Durch die Krise mussten Meetings virtuell durchgeführt werden – und das galt auch für die Arbeit der AufsichtsrätInnen. „Das damit verbundene Effizienzsteigerungspotenzial wird wohl in die Zukunft fortwirken“, sagt Werner Hoffmann. Zugleich habe sich gezeigt, dass Vertrauensaufbau und kreative Lösungen für komplexe Probleme in physischen Meetings oftmals besser gelingen. Insofern wird von AufsichtsrätInnen heute erwartet, dass sie sich nicht der Digitalisierung entgegenstellen, zumal diese ja in allen Unternehmen ein Kernthema ist. Die analoge müsse mit der digitalen Welt in der täglichen Arbeit für AufsichtsrätInnen und im Umgang mit der Geschäftsführung sowie mit anderen StakeholderInnen der Gesellschaft konsequent verbunden werden, betont Susanne Kalss. „Das muss je nach Bedarf zeit-, themen- und ortsgerecht eingesetzt werden.“
Wie ein erfahrener Steuermann den richtigen Weg durch schwierige Gewässer findet, sind auch AufsichtsrätInnen als NavigatorInnen gefragt. „Es geht um die Aufrechterhaltung und Wiedergewinnung erprobter Geschäftsfelder, aber auch um das Aufspüren neuer Möglichkeiten“, erläutert Susanne Kalss. Möglicherweise hat sich jetzt gezeigt, dass das bisherige Geschäftsmodell nicht richtig eingeschätzt wurde und ein Umdenken gefordert ist. Insofern birgt die Krise durchaus auch Chancen auf einen Kurswechsel – und dabei wird der Aufsichtsrat eine aktive Rolle spielen.
Für mehr Informationen zum Governance Excellence Programm, klicken Sie bitte hier.