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Was Führungskräfte von Zehnkämpfer*innen lernen können
Am 26. Juli ist es wieder so weit: Im Stade de France in Paris werden die 33. Olympischen Sommerspiele feierlich eröffnet und die besten Athlet*innen aus über 200 Nationen kämpfen wieder um begehrte Edelmetall-Auszeichnungen. Zweifelsohne ist jede Disziplin in diesem Wettbewerb etwas Besonderes – eine sticht allerdings heraus: der Zehnkampf. Warum? Bei diesem Wettkampf genügt es nicht, in einer Disziplin Weltklasse zu sein. Nur echte Allround-Talente schaffen es, in allen zehn Einzelbewerben Top-Leistungen abzurufen. Für Barbara Stöttinger, Dekanin der WU Executive Academy, drängen sich deshalb Parallelen zum Leadership auf: Auch Führungskräfte müssen in vielen „Disziplinen“ gleichzeitig reüssieren, um ihre Teams und ihre Unternehmen in unsicheren Zeiten erfolgreich führen zu können. Was sich Führungskräfte von Zehnkämpfern in den jeweiligen Disziplinen abschauen können? Das erfahren Sie jetzt!
Mit vier Lauf- und drei Sprung- sowie Wurfdisziplinen, welche von den Athlet*innen enorme Vielseitigkeit, Ausdauer und Flexibilität erfordern, wird der Zehnkampf nicht umsonst als Königsdisziplin der Leichtathletik bezeichnet. Und genauso verhält es sich auch bei der Führungsarbeit: Leadership ist die Königsdisziplin des Managements. Führungskräfte müssen über ein umfangreiches Set an Hard-, Soft- und Meta-Skills verfügen, um ihren immer anspruchsvolleren Aufgaben gerecht zu werden und erfolgreich zu führen.
Barbara Stöttinger, Dekanin der WU Executive Academy, hat anlässlich der Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris die Parallelen zwischen den Fähigkeiten von Zehnkämpfer*innen und den Anforderungen an moderne Führungskräfte untersucht. Sie identifizierte 8 zentrale Faktoren, die Manager*innen benötigen, um auch in Zukunft erfolgreich zu führen:
Disziplin: 100-Meter-Lauf
Um beim 100-Meter-Lauf erfolgreich zu sein, brauchen Läufer*innen unterschiedliche Qualitäten: Schnelle Reaktionsfähigkeit nach dem Startschuss, Explosivität aus dem Startblock, kraftvolle Schritte in der richtigen Körperhaltung und die entsprechende Schnelligkeitsausdauer bis zum Schluss, um nicht schon vor dem Ziel Geschwindigkeit einzubüßen.
Leadership Learning: Als Führungskraft stößt man regelmäßig auf Situationen, in denen für eine kurze Zeit die Maximalleistung abgerufen werden muss. In einer plötzlich auftretenden Krisensituation ist es unerlässlich, blitzschnell auf Ereignisse zu reagieren und Maßnahmen zu ergreifen, die eine sofortige Wirkung erzielen. Dazu ist es notwendig, das eigene Team so zu motivieren, dass auch sie kurzfristig Höchstleistungen erbringen und über sich hinauswachsen können. Gleichzeitig bedeutet „erfolgreich führen“ in solchen Phasen auch unter Druck klar zu denken, ruhig zu bleiben und Zuversicht auszustrahlen, um bis zum Schluss gemeinsam durchhalten zu können.
Disziplin: 110-Meter-Hürdenlauf
Alle Eigenschaften der 100-Meter-Läufer*innen sind auch in dieser Disziplin zwingend notwendig. Was allerdings hinzukommt, ist die Fähigkeit, Schnelligkeit mit Geschicklichkeit, Koordination und der richtigen Vorausschau zu verbinden, um die Hürden am effizientesten zu überwinden.
Leadership Learning: Führungskräfte sehen sich in Projekten häufig mit Herausforderungen konfrontiert. Auch bei noch so exakter Planung poppen immer wieder Schwierigkeiten und unvorhergesehen Ereignisse auf, die gelöst werden müssen, um die zeitlichen Vorgaben eines Projekts einzuhalten. Erfolgreich führen bedeutet, sich nicht nur flexibel auf neue Situationen einstellen und zukünftige Hindernisse antizipieren zu können, sondern auch nach Rückschlägen schnell wieder auf die Beine zu kommen und den Fokus nicht zu verlieren, damit das Team weiterhin handlungsfähig bleibt. Dabei müssen Führungskräfte stets in der Lage sein, verschiedene Aufgaben und Prioritäten gleichzeitig zu managen.
Disziplin: 400-Meter- und 1500-Meter-Lauf
Im Unterschied zu den beiden vorhergegangenen Laufdisziplinen geht es beim 400- und 1500-Meter-Lauf vor allem um Ausdauer, Energieverteilung und Rhythmus. Läufer*innen müssen ihre Geschwindigkeit über die ganze Distanz so zu dosieren, dass sie in allen Phasen des Rennens schnell genug sind, am Ende jedoch auch noch genügend Energie für den Endspurt haben.
Leadership Learning: Der Managementalltag mit all seinen Projekten gleicht einem Dauerlauf. Nehmen wir als Beispiel einen Produktentwicklungsprozess. Hier ist es wichtig, dass das Projekt mit einer intensiven Phase beginnt, in der Vision, Ziele und zudem Anforderungen klar definiert werden. Es ist entscheidend, dass das Team schnell an Fahrt gewinnt, um erste wichtige Meilensteine zu erreichen. Nach den Prototypen und einer ausführlichen Testphase geht es in Richtung Launch und Skalierung. Für die Führungskraft ist es besonders wichtig, das Team über den gesamten Prozess hinweg - durch regelmäßige Kommunikation, Wertschätzung sowie Unterstützung - motiviert und fokussiert zu halten. Gleichzeitig sollten Resilienz und Flexibilität im Team gefördert werden, um schwierige Phasen zu meistern und den Entwicklungszyklus erfolgreich abzuschließen. Schließlich bedarf es noch einmal einer besonderen Anstrengung im Finish, wenn es darum geht, die Markteinführung des Produkts vorzubereiten und zu begleiten. Sie sehen: Erfolgreich führen, heißt Ausdauer beweisen!
Disziplin: Weitsprung
Beim Weitsprung kommt es auf zwei Dinge an, um einen möglichst perfekten, also weiten Sprung hinzulegen. Erstens: Die Vorbereitung. Die exakte Schritttechnik (Länge, Rhythmus, dynamische und kraftvolle Ausführung etc.) im Anlauf ist entscheidend, um das optimale Timing beim Absprung zu schaffen. Das führt uns gleich zum zweiten Punkt: Den Mut zum Risiko. Das Zeug zur/zum Olympiasieger*in haben nur jene Sportler*innen, die auch bereit sind, an ihre Grenzen (hier: die Absprunglinie) zu gehen, ohne sie zu übertreten.
Leadership Learning: Auch bei der Führungsarbeit gilt: Vorbereitung ist alles! Denn in fast jeder Situation beeinflussen die „Schritte“ vor dem Start das Endergebnis maßgeblich. Egal, ob es sich um ein spezifisches Projekt, um die Neuausrichtung des Teams oder die Eroberung eines neuen Marktes handelt – wer sich vorbereitet, ist den halben Weg Richtung Erfolg schon gegangen. Gleichzeitig bewahrheitet sich auch im Business-Kontext die Weisheit „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“. Gerade in unserer schnelllebigen und volatilen Zeit gehört Mut zu den wichtigsten persönlichen Eigenschaften einer Führungskraft. Erfolgreich führen, bezieht sich hier auf die Fähigkeit, Risiken zu bewerten, Neues auszuprobieren und kluge Entscheidungen zu treffen, die das Unternehmen voranbringen, ohne es unnötig zu gefährden.
Disziplin: Hochsprung und Stabhochsprung
Auch bei diesen Disziplinen gehören Vorbereitung und Mut zum A und O. Eine besondere Eigenschaft, die allerdings für (Stab-)Hochspringer*innen dazukommt, ist bereits im Vorfeld genau einschätzen zu können, wie hoch man hinaus will bzw. welche Latte man sich zu überspringen traut.
Leadership Learning: Führungskräfte sind gutberaten, sich Ziele zu setzen, die durchweg ambitioniert, aber dennoch realistisch zu erreichen sind. Es bringt nichts, nur nach den „Low-hanging Fruits“ Ausschau zu halten. Genauso wenig empfiehlt es sich, bei jedem Projekt völlig unrealistische Zielsetzungen zu definieren. Dies führt nur zu Frustration und Resignation bei Mitarbeitenden und deutlich verminderter Produktivität sowie Qualität. Manchmal gibt es Rahmenbedingungen, die ein Ergebnis zulassen, das weit über den gesteckten Zielen liegt. Solche Rahmenbedingungen zu identifizieren und sie zu nutzen, sorgt dafür, dass Manager*innen erfolgreich führen.
Disziplin: Speerwurf
Neben der Beherrschung der sehr komplexen Wurftechnik geht es beim Speerwurf vor allem um Konzentration, Fokus und Selbstvertrauen. Die Fähigkeit, sich mental auf den Wurf vorzubereiten und sich auch unter schwierigen Bedingungen konzentrieren zu können, sowie das Ziel und die Zielzone genau vor Augen zu haben und den Speer im richtigen Moment loszulassen, zeichnet Speerwerfer*innen aus. Entscheidend dabei ist auch, dass die Athlet*innen ihren eigenen Fähigkeiten bedingungslos vertrauen und im richtigen Moment ihre Maximalleistung abrufen können.
Leadership Learning: Um erfolgreich führen zu können, braucht es ein umfangreiches Set an Know-how, Erfahrung, ein Growth Mindset und (Meta-)Skills. All das ist notwendig, um in der BANI-Welt unternehmerische, aber auch persönliche Ziele zu erreichen. Das gelingt am besten, wenn Führungskräfte klare Ziele definieren, sie transparent ans Team kommunizieren und diese auch konsequent verfolgen, indem sie alle Maßnahmen und Aktivitäten darauf ausrichten. Dadurch entsteht wiederum Vertrauen in die eigenen Kompetenzen und Entscheidungen.
Disziplin: Kugelstoßen
Kugelstoßen ist im wahrsten Sinn des Wortes die schwerste Disziplin beim Zehnkampf. Ziel ist es, eine Metallkugel (bei Frauen min. 4 kg und bei Männern min. 7,26 kg) aus einem klar definierten Wurffeld, dem Stoßring (2,135 m Durchmesser), möglichst weit in ein begrenztes Landefeld, dem sogenannten Abwurfsektor (= Ausschnitt des Leichtathletikstadions von knapp unter 35°) zu werfen, ohne zu übertreten. Dabei müssen die Athleten*innen unter allen Umständen einen kühlen Kopf bewahren und kurzfristig ihre ganze Kraft und Entschlossenheit aufbringen, um die schwere Kugel so weit wie möglich zu stoßen. Mentale Stärke ist hier besonders wichtig, um im Bruchteil einer Sekunde explosionsartig maximale Leistung abrufen zu können.
Leadership Learning: Besonders in Krisensituationen können sich Führungskräfte von Kugelstoßern einiges abschauen: Auch sie müssen in kürzester Zeit ihre ganze Energie bündeln, dabei unter Druck schwierige und zugleich schwerwiegende Entscheidungen treffen, um bevorstehende Herausforderungen zu bewältigen. Erfolgreich führen heißt, nicht davor zurückzuscheuen, (auch noch so) schwere Aufgaben besonnen anzupacken.
Disziplin: Diskuswurf
Diskuswerfer*innen sind Meister*innen der Vorbereitung. Sie haben eine besondere Gabe, den perfekten Wurf bereits im Vorfeld zu visualisieren und sich so einzuprägen, dass sie ihn anschließend beim Wettkampf auch genauso ausführen können. Neben einem komplexen Bewegungsablauf kommt es beim Diskuswurf vor allem auch auf das richtige Timing der Rotationsbewegung und des Ablaufs an, weil der genaue Zeitpunkt des Loslassens der Wurfscheibe und der Abwurfwinkel maßgeblich über die Weite entscheiden.
Leadership Learning: Damit Dinge auch im beruflichen Kontext „abheben“ bzw. so richtig "ins Fliegen kommen", brauchen Führungskräfte ähnliche Qualitäten und Eigenschaften wie Diskuswerfer*innen. Da wir ein einer Welt leben, in der Fünf-Jahres-Pläne völlig überholt sind, weil sich Rahmenbedingungen in immer kürzeren Abständen verändern, wählen moderne Führungskräfte ihre eigene Visualisierungstechnik: Strategic Foresight. Bei Strategic Foresight geht es darum, mögliche Szenarien durchzuspielen, zu überlegen, wie sich Dinge entwickeln könnten, um so treffsicher planen zu können und für die Zukunft besser gerüstet zu sein. Aber auch hier gilt: Kein Meister ist jemals vom Himmel gefallen. Mit der richtigen Übung sowie Weiterentwicklung der eigenen Skills ist es möglich, die richtigen Entscheidungen im richtigen Moment zu treffen.
Die Parallelen zwischen den Disziplinen des Zehnkampfs und den Herausforderungen im Leadership sind deutlich: Genauso wie der Zahnkampf erfordert Führung ein breites Spektrum an Fähigkeiten – von Schnelligkeit und Koordination bis hin zu Ausdauer und Risikoabschätzung. Unser Takeaway? Das Setzen klarer Ziele und das Vertrauen in die eigenen Kompetenzen sind entscheidend, um in unsicheren Zeiten zu bestehen. Indem Führungskräfte die Lektionen aus der Welt des Sports in ihre tägliche Praxis integrieren, können sie nicht nur ihre Teams, sondern auch sich selbst zum Erfolg führen.
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