Trump setzt auf Bitcoin: Was bedeutet das für die Weltwirtschaft?

06. Februar 2025

Auswirkungen von Bitcoin als strategische Reserve

Trump hier, Melania da, Kryptowährungen in aller Munde: US-Präsident Donald Trump plant, Bitcoin als strategische Reserve einzusetzen. Ein Schritt mit weitreichenden Folgen, der nicht nur die Finanzmärkte aufhorchen lässt. Was steckt hinter Trumps Bitcoin-Vorstoß? Welche Auswirkungen hätte eine nationale Bitcoin-Reserve auf andere Staaten, das globale Finanzsystem und Anleger*innen weltweit? Diese Fragen analysiert Alfred Taudes, renommierter Experte für Kryptoökonomie und Leiter des gleichnamigen Forschungsinstituts an der WU Wien sowie langjähriger Vortragender an der WU Executive Academy.

Was bedeutet Trumps Präsidentschaft für Bitcoin und die Finanzmärkte? Bild: erstellt in ChatGPt mit DALL E
Was bedeutet Trumps Präsidentschaft für Bitcoin und die Finanzmärkte? Bild: erstellt in ChatGPt mit DALL E

Persönliche Memecoins zur Unterstützung für Donald Trump und die First Lady, Bitcoin als Staatsreserve – Kryptowährungen spielen auf der politischen (und persönlichen) Agenda des neuen US-Präsidenten Donald Trump eine zentrale Rolle. Rund 16 Jahre nach der Einführung von Bitcoin ist der Kurs im Dezember erstmals auf über 100.000 US-Dollar gestiegen. Ein bedeutender Treiber dieses Rekordhochs: Trumps weitreichende Ankündigungen, Bitcoin strategisch nutzen zu wollen. Zusätzlich plant der Präsident, den ehemaligen PayPal-CEO David Sacks als Sonderbeauftragten für Krypto und Künstliche Intelligenz zu ernennen – ein Schritt, der die zukünftige Ausrichtung der US-Wirtschaft maßgeblich beeinflussen könnte.

Welche wirtschaftlichen und geopolitischen Konsequenzen könnte die Bitcoin-Strategie von Donald Trump haben? Alfred Taudes, Gründer des Forschungsinstituts für Kryptoökonomie an der WU Wien und wissenschaftlicher Leiter des Austrian Blockchain Centers, analysiert mögliche Szenarien und deren weitreichende Auswirkungen.

Donald Trump plant: Bitcoin als strategische Reservewährung

Die USA wollen Bitcoin als strategische Reservewährung etablieren – verwaltet durch den Exchange Stabilization Fund (ESF), der bislang Vermögenswerte wie den US-Dollar, Fremdwährungen (vor allem Euro) und Staatsanleihen hält. Eine Executive Order ist bereits in Vorbereitung und könnte bald von Donald Trump unterzeichnet werden.

Geplant ist ein Investitionsvolumen von 20 Milliarden US-Dollar in Bitcoin, wobei das Beschaffungsprogramm innerhalb eines Jahres abgeschlossen sein soll. Zusammen mit den rund 200.000 Bitcoin, die bereits von US-Behörden konfisziert wurden, würde die Gesamtmenge auf 400.000 Bitcoin steigen. Mit diesem Vorhaben würde die USA zu einem der weltweit größten Bitcoin-Halter avancieren – nach Bitcoin-Erfinder Satoshi Nakamoto, dem Vermögensverwalter BlackRock und dem Software-Riesen MicroStrategy.

Laut Entwurf der Executive Order sollen die Bitcoins als strategische Reserve für mindestens 25 Jahre gehalten und nur in außergewöhnlichen Krisensituationen verkauft werden. Ein Verkauf wäre ausschließlich mit präsidialer Genehmigung möglich – ein Signal für das Vertrauen der US-Regierung in die Kryptowährung.

Wie wirken sich Trumps Pläne auf die Finanzmärkte der USA und auch international aus? Bild: erstellt in ChatGPT mit DALL E
Wie wirken sich Trumps Pläne auf die Finanzmärkte der USA und auch international aus? Bild: erstellt in ChatGPT mit DALL E

Trumps Bitcoin-Reserve: Schnell per Dekret oder langfristig per Gesetz?

Die geplante Executive Order zur Einrichtung einer strategischen Bitcoin-Reserve könnte bereits in der zweiten Jahreshälfte 2025 umgesetzt werden – ganz ohne Zustimmung der US-Zentralbank Fed oder des Kongresses. Allerdings birgt dieser Weg auch Risiken: Ein zukünftiger Präsident könnte die Order mit einem Federstrich wieder aufheben.

Eine alternative Möglichkeit wäre die Verankerung durch ein Gesetz im Kongress. Dieser Prozess würde zwar mehr Zeit in Anspruch nehmen und intensive politische Debatten nach sich ziehen, doch er würde langfristig für rechtliche Stabilität sorgen und das Vorhaben Trumps auf eine breitere politische Basis stellen.

Warum Trump auf Bitcoin setzt: Ziele und Hintergründe

Aber was steckt nun eigentlich genau hinter Donald Trumps Bitcoin-Offensive? „Dahinter steckt ein klarer strategischer Plan“, erklärt Alfred Taudes. Ziel sei es, die finanzielle Vormachtstellung der USA zu sichern und den US-Dollar als zentrales Instrument der globalen Finanz- und Machtstrategie zu stärken.

Eine Vorreiterrolle bei staatlichen Bitcoin-Reserven könnte eine ähnlich entscheidende Bedeutung erlangen, wie es die Goldreserven im 20. Jahrhundert hatten. Bereits heute setzen Länder, die von US-Sanktionen betroffen sind, verstärkt auf Goldreserven – eine Reaktion auf drohende finanzielle Einschränkungen. Bitcoin bietet diesen Staaten die Möglichkeit, internationale Transaktionen außerhalb des traditionellen Bankennetzwerks abzuwickeln und durch staatliches Mining eigene Währungsreserven aufzubauen.

Mit dem frühen Einstieg in Bitcoin als strategische Reserve verschaffen sich die USA einen entscheidenden Vorteil: Sie machen es anderen Nationen teurer, in Bitcoin als Alternative zu Dollar und Gold zu investieren, und reduzieren so das Risiko, dass Bitcoin gegen die Dominanz des US-Dollars ins Spiel gebracht wird.

Staatliche Bitcoin-Reserven treiben die Nachfrage und den Preis

Die wachsende institutionelle Nachfrage durch Staaten könnte den Bitcoin-Preis laut Prognosen bis 2027 oder Anfang 2028 auf über eine Million US-Dollar steigen lassen. Der Hintergrund: Eine staatliche Bitcoin-Reserve der USA würde das verfügbare Angebot erheblich verknappen und könnte eine Kettenreaktion auslösen. Wenn weitere Länder diesem Beispiel folgen, würde der Wettbewerb um die begrenzte Anzahl an Bitcoins zunehmen – was das Angebot auf dem freien Markt weiter reduziert und den Preis in die Höhe treibt.

Alfred Taudes

Alfred Taudes

  • WU Kryptoexperte

Bereits in den vergangenen Jahren hat sich Bitcoin von einem „Nischen-Asset für Nerds“ zu einer ernstzunehmenden Alternative im Bereich Corporate Finance entwickelt. Immer mehr Unternehmen ersetzen Teile ihrer liquiden Mittel durch Bitcoin, um sich gegen Inflation und Währungsrisiken abzusichern.

Sicherheitsrisiken und Chancen durch Trumps Bitcoin-Plan

Die Integration von Bitcoin in staatliche Reserven erfordert erhebliche Investitionen – insbesondere in Verwaltung und Sicherheit. Um die nationalen Bestände zuverlässig zu schützen, bedarf es der Entwicklung eines „digitalen Fort Knox“, das höchste Sicherheitsstandards erfüllt. Dies umfasst neue Cyber-Sicherheitsprotokolle sowie quantensichere Verschlüsselungstechnologien. „Die USA werden in diesen Bereich massiv investieren, während Europa Gefahr läuft, in einer weiteren Schlüsseltechnologie ins Hintertreffen zu geraten“, warnt Alfred Taudes.

Auch das Bitcoin-Mining könnte durch diesen Schritt geopolitisch an Bedeutung gewinnen. Staaten mit hoher Mining-Kapazität, wie Kasachstan, würden strategisch aufgewertet, während China möglicherweise gezwungen wäre, sein derzeitiges Mining-Verbot zu überdenken. Gleichzeitig könnte Mining als strategische Energiereserve fungieren, indem überschüssige erneuerbare Energien in Bitcoin umgewandelt werden. Besonders Länder mit günstigen Energieressourcen könnten profitieren – Bhutan etwa hat durch staatliches Mining mit Wasserkraft bereits Bitcoin im Wert von 750 Millionen US-Dollar erwirtschaftet.

Rund um große Mining-Zentren könnten zudem Finanzhubs entstehen, die Wirtschaft und Innovation in besagten Regionen stärken.

Bitcoin als Staatsreserve sorgt für Diskussionen in Europa

Trotz des wachsenden Interesses an Bitcoin bleiben Zentralbanken kritisch. Hohe Volatilität, begrenzte Liquidität und operationelle Risiken bremsen die Akzeptanz des Kryptoassets. Besonders die Europäische Zentralbank (EZB) hat sich ablehnend gegenüber Bitcoin und anderen Kryptowährungen geäußert und setzt auf den Digitalen Euro. „Doch dieser ist keine echte Kryptowährung und kann Bitcoin als strategische Reserve nicht ersetzen“, betont Alfred Taudes.

Dennoch gewinnt die Debatte über staatliche Bitcoin-Reserven auch in Europa an Fahrt. In der Schweiz und in Tschechien wird über eine strategische Veranlagung in Bitcoin diskutiert. Sogar der frühere deutsche Bundesfinanzminister plädierte dafür, Bitcoin in die Reserven von EZB und Bundesbank aufzunehmen. Auch in mehreren US-Bundesstaaten gibt es Initiativen zur Schaffung einer strategischen Bitcoin-Reserve nach dem Vorbild Trump.

Sollte Europa Bitcoin in ihre Finanzsysteme integrieren, wären neue Sicherheitsstandards und Compliance-Richtlinien erforderlich. Die bisherigen Bedenken – etwa illegale Aktivitäten wie Geldwäsche – verlieren jedoch an Gewicht, da sich Regulierungsmechanismen und Kontrollmöglichkeiten stetig weiterentwickeln.

Wie geht die EU mit dem Thema Bitcoin als strategische Reserve um? Bild: erstellt in ChatGPT mit DALL E
Wie geht die EU mit dem Thema Bitcoin als strategische Reserve um? Bild: erstellt in ChatGPT mit DALL E

Die Zukunft der Finanzwelt: Wie Bitcoin den Markt verändert

Der Einstieg von Staaten als aktive Bitcoin-Besitzer*innen markiert einen neuen Meilenstein in der Integration von Kryptowährungen in die traditionelle Finanzwelt. In den USA nutzen Privatanleger*innen bereits Bitcoin-ETFs zur Diversifikation ihrer Portfolios – ein Trend, der sich auch in anderen Ländern verstärken könnte. Dies würde zur Entwicklung neuer Finanzprodukte, Derivate und innovativer Anlagestrategien führen.

Auch in Europa könnte sich die Landschaft des Finanzsektors erheblich verändern. Krypto-Plattformen wie Bitpanda könnten weiter an Bedeutung gewinnen und traditionelle Banken unter verstärkten Innovationsdruck setzen.

Darüber hinaus könnte die Einführung von Bitcoin als staatliche Reserve tiefgreifende Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt haben. Die Nachfrage nach Fachkräften mit Krypto-Expertise in staatlichen Institutionen würde steigen, während klassische Finanzberufe sich zunehmend an die neuen technologischen Gegebenheiten anpassen müssten.

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