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Strategische Neuausrichtung in Zeiten der Unischerheit
Krise hier, Krise dort, Perma-Krisen überall – eine Hiobsbotschaft jagt die nächste. Viele Unternehmen sind nach der Pandemie in einem dauerhaften Krisenmodus gefangen. „Ein alarmierendes Problem“, so Michael König, Strategie-Experte der WU, und Konrad Holleis, Head of Executive Education der WU Executive Academy. Die beiden Experten erklären, warum es gerade jetzt besonders wichtig ist, sich vom Krisendenken zu befreien, wie ein Growth Mindset dabei helfen kann und was Sie bei der strategischen Neuausrichtung unbedingt beachten sollten.
Hohe Energiekosten, Firmenpleiten am laufenden Band, Standortzweifel und unerfreuliche Wachstumsraten. Dazu eine ungelöste Migrationsfrage, nationalistische Tendenzen in der EU, ein unberechenbarer neuer alter US-Präsident, zunehmende geopolitische Spannungen und sich verschärfende Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten. Hier liegt einiges im Argen, könnte man meinen.
„Gerade jetzt ist ein Umdenken dringend erforderlich“ meint WU-Strategie-Experte Michael König, Senior Lecturer am Department für Strategy and Innovation der WU Wien. „Die Zeit ist reif für eine neue „Anti-Krisen-Strategie“.
„Unternehmen denken zunehmend in Krisenszenarien, das hat sich förmlich eingebrannt“, sagt auch Konrad Holleis, Head of Executive Education der WU Executive Academy. Die Konsequenz: Innovationen und Veränderungen werden als Bedrohung wahrgenommen, anstatt als Chancen. Die Pandemie mag zwar vorbei sein, doch die Angst vor Unsicherheit bleibt. Es ist höchste Zeit, den Blick wieder auf neue Möglichkeiten zu richten.
Als mögliches Vorbild sieht König Familienunternehmen, die im Laufe der Jahre und Jahrzehnte – manchmal sogar über Jahrhunderte – eine Vielzahl von Krisen überstanden haben. „Unternehmen, die bereits Weltkriege erlebt haben, gehen mit aktuellen Krisen ganz anders um“, so Michael König. Ein Grund für diese Resilienz, die weit über eine bloße Abwehrhaltung hinausgeht und in eine positive Zukunftsgestaltung mündet, liegt darin, dass in Familienunternehmen langfristig, oft über Generationen hinweg, gedacht wird.
Konrad Holleis
Es ist diese positive Einstellung zur Langlebigkeit und die Gewissheit, niemals aufzugeben, von der sich viele Unternehmen heutzutage etwas abschauen können.
Das Konzept des Growth Mindset ermöglicht es, sich von der Krisenstimmung zu lösen und aktiv die unternehmerische Zukunft zu gestalten. „Dazu braucht es Mut, Risikobereitschaft und die Fähigkeit, über den Tellerrand hinauszublicken“, erklärt Konrad Holleis. Um diese Eigenschaften zu fördern, ist es entscheidend, den Fokus nicht nur auf das Tagesgeschäft zu legen. Strategisches Management bedeutet viel mehr, als den operativen Alltag zu meistern und Krisen zu bewältigen.
Das herausfordernde Umfeld der Gegenwart bietet zahlreiche Chancen, wenn man den richtigen Blickwinkel einnimmt. Ein Beispiel dafür ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz. „Oft wird mit Hilfe von KI versucht, die Zukunft zu perfektionieren und bis ins kleinste Detail zu planen.“ Statt sich in der mikroskopischen Feinarbeit des Operativen zu verlieren, sollte KI jedoch vielmehr für kreative Prozesse und Szenario-Planungen eingesetzt werden – denn dort kann sie wirklich einen Beitrag leisten.
Aber wie gelingt der Übergang von der Krisenmentalität zu einem Growth Mindset, das unternehmerische Möglichkeiten fördert? Unsere Experten teilen wertvolle Tipps, wie Sie ein „Growth Mindset“ erfolgreich in Ihrem Unternehmen etablieren können:
Führungskräfte sollten sich wieder auf das konzentrieren, was aktives Unternehmertum ausmacht: Wachstum schaffen, Innovationen forcieren, Kund*innenbedürfnisse befriedigen. Ein Growth Mindset hilft dabei, das Potenzial für die Zukunft zu erkennen und gleichzeitig in der Gegenwart handlungsfähig zu bleiben. „Es ist entscheidend, das Geschäft mit Blick auf die Zukunft zu gestalten und nicht nur auf Krisen zu reagieren“, so Michael König.
In Krisenzeiten neigen Menschen dazu, Entscheidungen schnell und aus Gewohnheit zu treffen. Ein Growth Mindset fordert dazu auf, mehr in Möglichkeiten zu denken und auch bei begrenztem Wissen kreative Lösungen zu suchen. „Ein neues Vorstellungsvermögen dessen, was möglich ist, ist entscheidend“, sagt Konrad Holleis.
Im Zentrum des unternehmerischen Handelns sollten stets die Vision und der Purpose stehen, die das Unternehmen und alle Mitarbeitenden inspirieren und antreiben. „Alle müssen daran beteiligt sein und bei revolutionärer Szenarioarbeit mitmachen“, erklärt Michael König. Ein Growth Mindset fördert diese Einstellung, indem es Mitarbeiter*innen dazu anregt, nicht nur den Status quo zu bewahren, sondern aktiv - und auf Basis der übergreifenden Unternehmensvision - an der Weiterentwicklung zu arbeiten.
Eine wichtige Frage, die in Krisenzeiten oft in den Hintergrund rückt: Was unterscheidet uns vom Mitbewerb? „Es kann nötig sein, neue Aspekte zu finden, die für eine bessere Unterscheidung sorgen“, so Michael König. Ein Growth Mindset ermutigt dazu, neue Wege zu gehen und innovative Ansätze zu finden, etwa durch eine stärkere Ausrichtung auf Nachhaltigkeit, die einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil schaffen kann. Dies sollte jedoch nicht nur eine Reaktion auf die Krise sein, sondern vor allem ein langfristiges, zukunftsorientiertes Ziel.
Die Grundlage für das Umdenken in Unternehmen mithilfe eines Growth Mindset bildet das übergeordnete Konzept des „Strategic Foresight“. „Es handelt sich hierbei um unverzichtbares Know-how für moderne Führungskräfte“, erklärt Michael König. „Strategic Foresight funktioniert so effektiv, weil es klassische, vergangenheitsorientierte Performance-Managementsysteme mit der operativen Strategieumsetzung und den situativen Instrumenten des Zukunftsmanagements verbindet.“
Im Gegensatz zu bloßen Prognosen berücksichtigt Strategic Foresight eine Vielzahl möglicher Zukünfte und zielt darauf ab, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zugleich zu steuern. Unternehmen, die im Bereich Strategic Foresight gut aufgestellt sind, kennen nicht nur ihre Geschichte, sondern meistern auch die täglichen Herausforderungen des operativen Geschäfts und gestalten aktiv ihre Zukunft in einer BANI-Welt. Sie lassen sich weder von blinden Flecken noch von plötzlich auftretenden Phänomenen aus der Ruhe bringen. Stattdessen können sie alternative Zukunftsszenarien antizipieren, schnell reagieren und strukturiert mit Veränderungen umgehen – ein entscheidender Vorteil in einem dynamischen Umfeld.
Michael König
Kein einziges Szenario ist jemals genauso eingetreten, wie wir es vorausgedacht haben. Aber sich dessen bewusst zu sein und sich mit den unterschiedlichsten Facetten der Zukunft beschäftigt zu haben, macht uns agil und flexibel und tragt dazu bei, die Zukunft positiv und aktiv zu gestalten.
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