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ExpertInnen aus Ost-Afrika zu Gast an der WU Executive Academy
Spannende Gäste aus Mombasa, Nairobi und Kigali diskutierten an der WU Executive Academy im Rahmen eines Africa Breakfast am 19. Dezember 2018 über Innovation und Entrepreneurship in Ostafrika und darüber, warum nachhaltiger Erfolg nur über strategische Partnerschaften funktionieren kann.
Im Frühjahr 2018 hat Prof. Barbara Stöttinger, Dekanin der WU Executive Academy, eine Lernreise ins „Silicon Savannah“ Ostafrikas unternommen. Organisiert wurde die „Learning Journey“ vom Afrika-Experten und Managementberater Hans Stoisser. Fasziniert von der Innovationskraft in Kenia und mit vielen überraschenden Einblicken im Gepäck kam sie zurück. Da traf es sich gut, dass drei InnovationsexpertInnen aus der Region Ostafrikas beim EU-Afrika-Gipfel in Wien kurz vor Weihnachten zu Gast waren. So lud die WU Executive Academy das Trio zum Talk im Rahmen des „Africa Breakfast“.
In ostafrikanischen Ländern ist die Digitalisierung vor allem in urbanen Gebieten, aber auch vereinzelt in ruralen Gegenden, auf dem Vormarsch. Mit dem zunehmenden IT- und Tech-Wissen entstehen auch sogenannte Innovation Hubs: Zentren, in denen Entrepreneure, ExpertInnen und Techies an innovativen Lösungen für soziale und gesellschaftliche Probleme tüfteln.
Maryanne Akoth ist Incubation Managerin bei TechBridge Invest, einem Startup-Incubator in Mombasa, Kenia. „Wir bieten jungen Menschen die Möglichkeit, ihre eigenen Ideen auszuprobieren und Prototypen zu bauen“, erzählte sie auf dem Podium. Sie würden Startkapital und Hilfe bei der weiteren InvestorInnensuche ebenso erhalten wie Trainings und Begleitung von MentorInnen aus Kenia, aber auch aus dem Westen. Die Jugendarbeitslosigkeit in Mombasa sei sehr hoch, „die jungen Leute sind gut ausgebildet und haben die technischen Fertigkeiten, aber es gibt nicht die passenden Jobs dafür“. Der Veränderungsdruck würde aber steigen: „Unsere PolitikerInnen richten ihren Fokus zunehmend auf den privaten Sektor“, so Akoth.
Amollo Ambole ist Strategy Lead im Living Lab der University of Nairobi in Kenia. Das Living Lab bietet seit 2017 eine Schnittstelle zwischen Forschung und den Bedürfnissen der Community von Nairobi. In den Projekten arbeiten die WissenschaftlerInnen mit Stakeholdern und ExpertInnen aus der Wirtschaft zusammen. An diesem Ort für Co-Creation und Design Thinking arbeitet man abseits vom wissenschaftlichen Elfenbeinturm gemeinsam an gesellschaftlichen Problemen. Die Schranken für Innovation seien im System verankert, sagte Amollo Ambole: „Wir trainieren die Studierenden an den Universitäten für den Wissenssektor, aber: diese Jobs gibt es hierzulande gar nicht.“ Daher würden die Studierenden im Living Lab ihre Jobs selbst kreieren. „In drei Monaten lernen sie, ihre Fähigkeiten in ein eigenes Business zu verwandeln.“
Aphrodice Mutangana ist General Manager von kLab (knowledge Lab) in Kigali, dem ersten großen Innovation Hub in Ruanda. Im kLab vernetzen sich Entrepreneure und Techies, in Workshops und auf Hackathons und Events. Studierende und JungabsolventInnen aus der Region können ihre Ideen in tragfähige Geschäftsmodelle verwandeln. „In Ruanda ist die Hälfte der Bevölkerung unter 20, 75 Prozent sind unter 35 Jahre alt. Wenn wir in junge Menschen investieren, ist das eine enorme Chance für das gesamte Land“, sagte Aphrodice Mutangana. Zu Beginn hatte das kLab kaum Geld. Da in Ruanda viele Restaurants und Lokale leerstehen, mietete man sich kurzerhand in einem leerstehenden Chinarestaurant ein. Der Vorteil in Ruanda sei laut Aphrodice Mutangana: „Du kannst innerhalb von sechs Stunden online ein Unternehmen gründen.“
Seit 2012 wurden 200 Firmen über kLab gegründet und mehr als 600 Jobs geschaffen. 60 dieser Firmen haben bisher den Break-Even geschafft. Viele JungunternehmerInnen würden immer noch an drei Faktoren scheitern, erklärt der Geschäftsführer: „und zwar wegen mangelnder Zeit, eines nicht passenden Teams und eines ungenügenden Geschäftsmodells“.
In Richtung Publikum appelierte er, in die Innovationskraft Afrikas zu investieren: „Wir brauchen mehr Investoren und strategische Partnerschaften. Einige Länder sind korrupt, das stimmt – aber Afrika ist vielfältig und voller Potenziale.“ Ruanda etwa übe mit dem neuen Präsidenten eine Null-Toleranz-Politik gegen Korruption, es gäbe hohe Gefängnisstrafen. „Wichtig ist allerdings, unsere Ecosysteme, unsere Mentalitäten und unsere Kulturen zu verstehen“, so Mutangana. Diverse Investoren seien bereits in Ghana, Kenia, Nigeria und Ruanda zugegen – viele kämen aus Singapur, China und westlichen Ländern wie Großbritannien.
Zum Abschluss waren sich alle drei ExpertInnen einig – Innovation kann nicht unter Druck geschehen: „Wir müssen der Veränderung Zeit geben“, brachte es Amollo Ambole auf den Punkt.
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