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Welches waren die prägendsten Stationen in Ihrem bisherigen Leben? Warum?
Ich bin, was meine Ausbildung angeht, Journalistin, und mein Studium an der publizistischen Fakultät der Staatlichen Universität Moskau war sehr prägend. Das war Anfang der 1990er-Jahre, zu einer Zeit, als die Welt sich völlig veränderte. Der Kalte Krieg war vorüber, der Eiserne Vorhang fiel, Freiheit und Hoffnung lagen in der Luft. Zwar hatten wir es damals nicht einfach – manchmal saßen wir im Winter in ungeheizten Hörsälen –, aber wir sahen, wie die ganze Welt sich vor uns auftat und nahmen die Herausforderung an. Für eine junge Journalistin wie mich, war diese Zeit in besonderer Weise einmalig, weil es Pressefreiheit gab – heutzutage ein echter Luxus. Die Archive wurden geöffnet, viele Menschen konnten in der Öffentlichkeit sprechen, eine neue Sprache hielt Einzug in den russischen Journalismus. Uns bot sich die Chance, alles zu lernen, und wir nutzten sie, so gut wir nur konnten.
Ich wollte nicht für eine sowjetische Zeitung wie "Pravda" oder "Izvestia" arbeiten, ich suchte nach etwas ganz anderem. Nach Abschluss meines Studiums begann ich, bei ELLE in Russland zu arbeiten. Dieses internationale Modemagazin lancierte 1996 auf dem russischen Markt und stellte ein absolutes Novum dar – für LeserInnen und MacherInnen gleichermaßen. Dort tätig zu sein, war für mich eine hervorragende berufliche Schule. Stellen Sie sich ein kleines Büro mit großen Fenstern in einem konstruktivistischen „Haus am Wasser“ vor, mit Blick auf den Kreml und die Moskwa, wo Wassertaxis und Lastenkähne vorbeifahren. Dort schufen Menschen aus verschiedenen Ländern – Russland, Amerika, Frankreich, Kanada, Italien, Polen – gemeinsam etwas, was es bis dahin nicht gegeben hatte. Was für aufregende Zeiten!
Mitte der Nullerjahre erhielt ich das Angebot Editor beim ersten internationalen Jachtmagazin in Russland – Boat International, Russia – zu werden. Damals hatte ich zehn Jahre Erfahrung mit journalistischer und redaktioneller Arbeit und dem Produzieren von Inhalten. Aber in dieser neuen Tätigkeit war ich auch für die Gesamtleitung des Projekts zuständig. In vielerlei Hinsicht hatte ich eigentlich die Aufgabe, strategische Planung und Key Account Management zu betreiben. Die ganze Sache entwickelte sich sehr gut: Das Magazin amortisierte sich in nur drei Jahren, was damals selbst bei größeren Magazinen einem Rekord gleichkam. Zudem wurde das Lifestyleformat, das mit uns Eingang in die Jachtpresse gefunden hatte, sehr bald auch von unserer Mutterpublikation im Vereinigten Königreich übernommen.
Nach der globalen Finanzkrise 2008 kam es in der Medienwelt zu einem tiefgreifenden Wandel. In der Werbebranche wurde man in puncto Ausgaben zurückhaltender und im Bereich der Printmedien führten digitale Technologien zur Disruption traditioneller Geschäftsmodelle. Auch bei der Kommunikation gab es gravierende Veränderungen: Der Prozess lief manchmal nicht mehr über die Medien, sondern über B2B-Kanäle. Die Inhalte haben sich dramatisch verändert und Kurzformen haben sich gegenüber „Longreads“ durchgesetzt. MedienmanagerInnen waren gefordert, sich den neuen Tatsachen zu stellen. Ich war damals in leitender Funktion bei einem anderen großen Magazin, das sich dem Thema Jachten und Segelsport widmete, tätig – nämlich „Yachting, Russia’s Premier Marine Magazine” – und hatte das Ziel, in den Digitalbereich einzusteigen und neue Formate zu testen. Das war auch sehr herausfordernd!
Hatten Sie ursprünglich einen anderen Berufswunsch? Wenn ja, warum ist daraus nichts geworden?
Ich hatte schon immer eine Leidenschaft für Kommunikation, egal in welcher Form. In meinen ersten professionellen Jahren entwickelte sich die traditionelle Presse auf erstaunliche Weise. Aber jetzt haben Kommunikation und Medien mehr denn je Möglichkeiten: mit Internet, Social Media und immersiven Technologien, wie Virtual, Augmented oder Mixed Reality. Ist das nicht aufregend, dass sich die reale Welt mit der imaginären Welt vermischt? Davon haben wir als Kinder geträumt und Filme gesehen, wie "Zurück in die Zukunft", von Robert Zemeckis. Diese Mischung aus Realem und Imaginärem begann Mitte des 20. Jahrhunderts mit der Postmoderne, und wir sahen viele Beispiele dafür in Werbung, Branding und Konsum. Wo gehen wir jetzt hin? Bedeutet das, dass sich die gesamte Kommunikation in virtuelle Welten verlagert, wie im jüngsten Film von Steven Spielberg "Ready Player One", in dem alle Hauptfiguren in der sogenannten OASIS leben? Ich bin mir nicht ganz sicher, aber viele Dinge passieren bereits virtuell, außer wahrscheinlich ein gutes Essen. Wir kaufen online, wir interagieren online, wir erforschen Dinge online. Ich bin sicher, dass immer mehr Plattformen entstehen würden, aber ich hoffe, dass sie die reale Welt nicht ersetzen, sondern ergänzen werden.
Nach Abschluss des Studiums an der WU Executive Academy dachte ich darüber nach, was ich tun möchte und entdeckte die Virtual and Augmented Reality Technologie. Es sah so aufregend aus, dass ich beschloss, meine Leidenschaft für Yachten, Design, Architektur, Kommunikation und Technologie in einem Projekt zu vereinen und es ANCHOR-VR zu nennen. Anchor (deutsch Anker) hat eine Referenz in der maritimen Welt, aber auch in der Welt der Kommunikation, wo "Anker" ein Synonym für einen Sender ist. Meine Firma bietet Virtual- und Augmented-Reality-Lösungen für die Superjachtbranche an, wir arbeiten aber auch mit ArchitektInnen und DesignerInnen Ich denke, dass dieses Projekt die logische Fortsetzung meiner Tätigkeit im Kommunikations- und Jachtgeschäft ist. VR/AR hat sich ohne Frage zu einem neuen Kommunikationsmedium entwickelt, das hilft schneller und effizienter zu kommunizieren. Es ist eine überaus schlagkräftige Plattform, wenn es darum geht, Geschichten zu erzählen, Ideen auszutauschen und Neues zu erschaffen, aber auch für die frühzeitige Designvalidierung und Fernkommunikation während der Projektentwicklung.
Wie und warum hat es Sie zu ANCHOR-VR verschlagen?
Diese Frage habe ich bereits teilweise beantwortet. Aber lassen Sie es mich auf eine etwas andere Weise ausdrücken.
Was ist meine größte Motivation für mein Projekt? Nun, da gibt es nicht nur eine, sondern viele. Ich lese gerade ein neues Buch von Jaron Lanier, einem der Pioniere auf dem Gebiet der VR. Von ihm stammen viele großartige Definitionen, was VR ist. So sagt er beispielsweise, dass es sich bei VR um eine Kunstform des 21. Jahrhunderts handle, welche die drei großen Kunstformen des 20. Jahrhunderts – Kino, Jazz und Programmieren – eng miteinander verbinden werde. Einigen Menschen fällt es schwer, an VR zu glauben. Sie weigern sich, Datenbrillen oder andere HMD-Systeme zu nutzen. Es stimmt schon, dass einige HMDs wirklich gut sind, während andere noch nicht tauglich für den Massenmarkt sind. Aber als das Kino Anfang des 20. Jahrhunderts noch in den Kinderschuhen steckte, ergriffen viele vor dem Zug, der in einem frühen Film der Brüder Lumière in den Bahnhof einfährt, auch die Flucht. Das ist einer der Gründe, warum ich mit VR-Technologie arbeiten möchte: Ich sehe in ihr viel Potential, Spaß und Inspiration. Sie ermöglicht es uns, wenn man so will, die Zukunft zu „begreifen“.
Wie Thomas Zimmerman, ein weiterer Pionier der Virtuellen Realität, einmal sagte: "Sehen bedeutet Glauben". Das ist so wahr. Und VR ist bereits sehr nützlich für Menschen und Unternehmen. So kann beispielsweise bei der Projektentwicklung Zeit und Geld gespart werden. VR ersetzt physische Mock-Ups, welche sehr altmodisch und teuer in der Herstellung und Nutzung sind. VR eignet sich hervorragend für das Training, da es jede Notfallsituation in jeder komplexen Umgebung simulieren kann. Und Sie müssen diese Umgebung nicht physisch aufbauen, Sie können sie virtuell erstellen. VR ist ein wesentlicher Bestandteil von Forth Industrial Revolution und Industry 4.0, es hilft, von jedem Produkt in einem sehr frühen Stadium der Produktentwicklung einen digitalen Zwilling zu erstellen und ermöglicht es, mit diesem digitalen Zwilling in allen Phasen der Projektentwicklung zu arbeiten und mit seinen Formen und Qualitäten zu experimentieren.
Was hat sich nach Ihrem MBA-Studium beruflich verändert? Wie war Ihnen die Ausbildung dabei behilflich, Ihre Karriereziele zu erreichen? Welche konkreten Entwicklungsmöglichkeiten ergaben sich daraus?
Vieles hat sich nach dem MBA-Studium bei mir beruflich verändert. Am wichtigsten war, dass mir das Programm Mut und Energie gab, meine Karriere auf den nächsten Level zu bringen. Das Programm war großartig, um meine gesamte Berufserfahrung in Kommunikation und Management zusammenzufassen und zu strukturieren. Durch das Netzwerken mit StudienkollegInnen unterschiedlichster geographischer und beruflicher Herkunft und das gemeinsame Bearbeiten verschiedenster Fallbeispiele war es mir möglich, eine externe Sicht auf mich zu erhalten und mir meine Stärken zu vergegenwärtigen. Das Programm ist absolut brillant, denn es erlaubt einem, sich selbst in einem größeren Zusammenhang zu sehen, was es leichter macht, seine langfristige Karriereentwicklung zu planen. Das größere Ganze im Blick zu haben, ist hilfreich, wenn es darum geht, im Leben Prioritäten zu setzen.
Welches war Ihr größter beruflicher/persönlicher Erfolg?
Vielleicht, dass ich meinen erzielten Erfolgen nicht nachhänge.
Welches sind Ihre Ziele im kommenden Jahr? Ihre Ziele überhaupt? Gibt es etwas, was Sie unbedingt noch machen wollen?
Wir haben 2018 viel getan, und wir haben noch ehrgeizigere Pläne für 2019. Nächstes Jahr werden wir unser Bestes tun, um unseren Kunden modernste VR-Lösungen zu liefern und komfortablere Möglichkeiten der VR-Nutzung im Alltag und in der Arbeit vorzustellen. Wir wollen VR in den Alltag unserer KundInnen - und deren KundInnen - integrieren und ihnen das Leben leichter und spannender machen. Wir werden weiterhin an der KundInnenentwicklung und dem Branding arbeiten und mehr über die Vorteile der VR/AR-Technologie und ihre Präsentationsfähigkeit informieren.
Auf lange Sicht will ich ein nachhaltiges Unternehmen aufbauen, das die überaus konservative Branche des Jachtdesigns und -baus vielleicht zu transformieren vermag und, was das Wichtigste ist, durch die Nutzung der Vorteile von VR den späteren BesitzerInnen die Möglichkeit gibt, ihre künftige Jacht mitzugestalten.
Was bedeutet für Sie „wahrer Luxus“?
Zeit.
Das letzte Buch/der letzte Film, wofür Sie sich begeistern konnten?
Im Bereich Fiction war das „Baudolino” von Umberto Eco, im Bereich Non-Fiction „Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen” von Nassim Nicholas Taleb.
Wie würden Sie Ihre Führungsphilosophie beschreiben? Hatten Sie ein großes „Vorbild“?
Meine Führungsphilosophie fußt auf persönlicher Verantwortung. Ich denke, es ist sehr wichtig, gleichsam die eigene Haut zu Markte zu tragen.
Wie schöpfen Sie abseits Ihres anspruchsvollen Berufes Kraft?
Ich liebe das Meer, und manchmal muss ich am Meer sein, um wieder in Einklang mit der Natur zu gelangen. Das Meer ist meine Energie- und Inspirationsquelle.
Mit wem würden Sie gern einmal für einen Tag tauschen?
Vielleicht mit einem Astronauten. Ich würde die Erde gern mit eigenen Augen vom Weltall aus sehen. Es ist immer gut das Gesamtbild zu sehen.
Warum würden Sie den Professional MBA Marketing & Sales der WU Executive Academy empfehlen? Was hat Ihnen am besten gefallen?
Von der Atmosphäre an der WU Executive Academy war ich hellauf begeistert, höchst professionell und freundlich. Nicht unerwähnt soll an dieser Stelle bleiben, dass die WU die älteste Wirtschaftsuniversität Europas ist, ihr Campus aber zu den modernsten gehört. Die WU-Bibliothek beispielsweise hat Zaha Hadid entworfen. Das Aufnahmeverfahren war anspruchsvoll, aber nicht allzu stressig, das Stipendiensystem ein willkommenes Plus. Ich schätzte das hohe Niveau der zum Studium zugelassenen TeilnehmerInnen, die aus der ganzen Welt kamen – die Vereinigten Staaten waren ebenso vertreten wie Singapur, der Nahe Osten, Brasilien und China. Was das eigentliche Studieren anging, war alles im Vorhinein geplant worden und somit für einen reibungslosen Ablauf gesorgt. Sämtliche Fristen wurden einem vorab mitgeteilt, sodass man sich die Zeit entsprechend einteilen und die Weiterbildung gut mit dem Leben abseits der Universität vereinbaren konnte. Abgesehen von all dem, ist Wien für Studierende eine wunderbare Stadt mit großartigem Erbe, moderner Infrastruktur, kosmopolitischem Charakter und einer Vielzahl schöner Orte zum Genießen nach dem Lernen – egal ob Oper, Museum, herrliche Parks oder gute Restaurants. Der WU-Ball im Jänner bietet zweifellos eine hervorragende Gelegenheit, mit den KlassenkollegInnen auch nach Abschluss der Weiterbildung in Kontakt zu bleiben. Und ein Studium an der WU hat noch einen tollen Vorteil: Man lernt Walzer tanzen.
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