Career Story: Felix Föhn, Wauwilermoos

18. Februar 2013

Professional MBA Sozialmanagement Alumnus

Welches waren die prägendsten Stationen in Ihrem bisherigen Leben? Warum?
Seit über 20 Jahren wirke ich im Sozial- und Gesundheitsbereich als Sozialarbeiter, Projektmanager und in verschiedenen Führungsfunktionen, zuletzt Direktor der Strafanstalt Wauwilermoos. Dabei durfte ich viel Neues gestalten. Prägend waren für mich jedoch ganz andere Dinge wie beispielsweise die Geburt meiner Kinder, Reisen in fremde Länder mit meiner Frau, die Pflege langjähriger Freundschaften oder die Förderung und Befähigung von Mitarbeitenden.

Hatten Sie ursprünglich einen anderen Berufswunsch? Wenn ja, warum ist daraus nichts geworden?
Als 10-Jähriger träumte ich wie wohl alle Jungs in diesem Alter von Forschungs- und Entdeckungsreisen in Afrika. Doch schon bald kristallisierte sich der Wunsch heraus, im Sozialbereich tätig zu werden. Die Vorstellung, mit und für Menschen sinnstiftende Arbeit leisten zu dürfen, hat mich nicht mehr losgelassen und so habe ich dieses Ziel konsequent verfolgt.

Wie und warum hat es Sie in den Strafvollzug verschlagen?
Als Geschäftsleiter des Schweizerischen Arbeiterhilfswerkes, SAH Zentralschweiz habe ich ein gesamtschweizerisches Bildungsangebot für Gefangene während des Vollzuges lanciert. Dabei konnte ich mich vertiefter mit dem Vollzug befassen und habe festgestellt, dass Themenfelder, wie Psychiatrie, Sucht, Migration, Ausbildung und Erwerbslosigkeit im Strafvollzug auf engstem Raum aufeinander treffen. Diese Themen widerspiegeln auch meinen persönlichen beruflichen Werdegang, weshalb sich der Schritt, die Direktion einer offenen Vollzugseinrichtung zu übernehmen, fast aufdrängte.

Was hat sich nach Ihrem MBA-Studium beruflich verändert? Wie war Ihnen die Ausbildung dabei behilflich, Ihre Karriereziele zu erreichen? Welche konkreten Entwicklungsmöglichkeiten ergaben sich daraus?
Das MBA-Studium war sicherlich die Grundlage für eine berufliche Veränderung, um eine weitere verantwortungsvolle Tätigkeit anzustreben. Aktuelles theoretisches Wissen, der Diskurs über sozialpolitische Trends und Entwicklungen auch außerhalb der Schweiz ermöglichten mir letztlich diesen Schritt. Geholfen hat auch die Tatsache, dass ich eine länderübergreifende MBA-Arbeit im Bereich des Strafvollzuges verfasst habe.

Welches war Ihr größter beruflicher/persönlicher Erfolg?
In der sozialarbeiterischen Tätigkeit habe ich mich immer darüber gefreut, wenn es gelang, auch mit schwierigsten Klientinnen und Klienten eine tragende Beziehung aufzubauen. Dies war jeweils der Schlüssel, um kleine Veränderungsschritte einleiten zu können.

Gesellschaftspolitisch habe ich mich über zwei berufliche Erfolge sehr gefreut. Das eine war der erfolgreiche Aufbau und die Leitung einer heroingestützten Behandlung für chronisch süchtige heroinabhängige Frauen und Männer im Kanton Luzern.

Der andere berufliche Erfolg war für mich die Umsetzung der Vision „Bildung für alle Gefangenen im schweizerischen Strafvollzug“. Aus der Vision wurde ein Projekt, aus dem Projekt ein Dauerbetrieb. Gegenwärtig wird das Angebot „Bildung im Strafvollzug, BiSt“ in 21 Gefängnissen in der Schweiz umgesetzt. Weitere werden folgen.

Welches sind Ihre Ziele im kommenden Jahr? Ihre Ziele überhaupt? Gibt es etwas, das Sie unbedingt noch machen wollen?
Mein persönliches Ziel ist es, immer wieder eine Balance zu finden zwischen beruflichem Engagement und persönlichen Auszeiten für mich und meine Familie. So werde ich dieses Jahr eine Auszeit nehmen, um mein Englisch in Australien wieder aufzufrischen. Was bedeutet für Sie „wahrer Luxus“?
Gesundheit, Zeit und Muse.

Das letzte Buch/der letzte Film, wofür Sie sich begeistern konnten?
„Die Kunst des klaren Denkens: 52 Denkfehler, die Sie besser anderen überlassen“ von Rolf Dobelli

Wie würden Sie Ihre Führungsphilosophie beschreiben? Hatten Sie ein großes „Vorbild“?
Führungs- und Sozialarbeit haben eines gemeinsam. Es ist dies die Philosophie der 4 M’s. d.h. man muss Menschen mögen. Dies ist Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Arbeit mit und für Menschen. Neben dem Fachwissen bedarf es einer hohen sozialen Kompetenz. Dabei zählen noch heute Werte wie Offenheit; Ehrlichkeit; gegenseitiges Vertrauen; sich von Menschen und Situationen berühren zu lassen; Neugierde und die Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen.

Wie schöpfen Sie abseits Ihres anspruchsvollen Berufes Kraft?
Die beste Erholung finde ich mit meiner Frau in der Natur. Dazu gehören das Wandern und Biken in den Bergen, Skitouren, Pilzstreifzüge durch Wälder und das regelmäßige Bewegen im Alltag. Kraft schöpfe ich auch aus dem Austausch mit meiner Familie oder mit Freunden, am liebsten bei einem feinen Essen und einem Glas Wein.

Mit wem würden Sie gern einmal für einen Tag tauschen?
Mit einem Perlentaucher in der Südsee.

Warum würden Sie den Professional MBA Sozialmanagement der WU Executive Academy empfehlen? Was hat Ihnen am besten gefallen?
Die Verknüpfung von Wirtschafts- und Sozialthemen, von sozialarbeiterischen Fragestellungen über Personalfragen bis hin zur Mikro- und Makroökonomie finde ich enorm bereichernd. Am wertvollsten war für mich jedoch der Austausch mit Studierenden und Vortragenden aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Den Einblick in den europäischen Raum oder anders gesagt den Blick über den eigenen Tellerrand hinaus habe ich als sehr wertvoll erlebt.

Wordrap

Mein Lebensmotto:
Bewegen und Begeistern!
Darüber kann ich lachen:
Skurrile Texte von Endo Anaconda (Stiller Has).
Fehler, die ich am ehesten verzeihe:
Fehler von anderen Menschen.
Mein letztes Geld würde ich ausgeben für:
Eine Reise rund um die Welt.
In 20 Jahren werde ich:
Mich hoffentlich noch bei guter Gesundheit für soziale Anliegen einsetzen, meine Enkelkinder genießen (wenn sie dann da sind) und feine Pilzgerichte nach einem Spaziergang durch den Wald mit meiner Frau genießen.

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