Career Story: Stephan Alois Kocher, Saab Bofors Dynamics Switzerland Ltd.

11. Januar 2018

Global Executive MBA Alumnus

Welches waren die prägendsten Stationen in Ihrem bisherigen Leben?

Den Sieg über meine Krankheit, welche mich die ersten fünfundzwanzig Jahre meines Lebens begleitet und in meiner Entwicklung stark eingeschränkt hat. Wahrscheinlich hat mich dies zu dem gemacht, was ich heute bin und mich mehr gelehrt, für Erfolg zu kämpfen, dies mehr als andere die unbelastet aufgewachsen sind.

Zudem haben mich alle Erfolge, welche ich als aktiver Fussballspieler erleben durfte, stark geprägt. Ich habe dabei gelernt, dass nicht nur die Einzelleistung zählt, sondern die Summe aller Einzelleistungen. Diese Erfahrung hilft mir auch täglich im Unternehmen im Umgang mit den Mitarbeiter*innen, welche in allen Hierarchiestufen und den verschiedensten Verantwortungsbereichen arbeiten.
 

Hatten Sie ursprünglich einen anderen Berufswunsch?

Mein innigster Berufswunsch war es Radio- und Fernsehelektroniker zu werden. Im Kanton in dem ich gewohnt habe, gab es lediglich 4 Lehrstellen und 400 Bewerber*innen dazu. Ich habe die dafür notwendige Eignungsprüfung bestanden und hatte eine mündliche Zusage eines Ausbildungsbetriebes für die Lehrstelle. Als der Lehrmeister von meiner Mutter über meine Einschränkungen infolge der Krankheit erfahren hat, hat er die Lehrstelle an einen anderen Bewerber vergeben. Infolge der fortgeschrittenen (und verlorenen) Zeit, war es mir nicht mehr möglich, eine der anderen drei Lehrstellen zu ergattern. In der Not bin ich mit einer Lehrstelle als Kaufmännischer Angestellter bei Pricewaterhouse Coopers fündig geworden. Dies obwohl ich nie in einem Büro arbeiten wollte. Heute weiss ich, dass es ein Glücksfall war.
 

Wie und warum hat es Sie zu Saab Bofors Dynamics Switzerland Ltd. verschlagen?

Ich war 13 Jahre in der Defence-Branche als CFO tätig und habe nach dem erfolgreichen Global Executive MBA-Abschluss eine neue Herausforderung gesucht. Durch Zufall wurde die Stelle des CEOs infolge einer Pensionierung in der aktuellen Firma frei und ich habe mich darauf beworben. Die hervorragende Ausbildung verbunden mit meiner langjährigen Branchenkenntnis und dem dazugehörenden Netzwerk haben sicher viel dazu beigetragen, dass ich das Board von Saab AB überzeugen konnte.
 

Was hat sich nach Ihrem MBA-Studium beruflich verändert?

Nach erfolgreichem Absolvieren des MBA an der WU habe ich mich entschieden, von der langjährigen Stelle als CFO einer mittel großen Unternehmung zu trennen und mich beruflich weiter zu entwickeln. Wie bereits erörtert, wurde eher zufällig die Stelle als CEO bei Saab frei, auf die ich mich beworben habe.

Dass ich die Stelle schlussendlich auch erhalten habe, hat sicherlich verschiedene Gründe. Zum einen hat mir sicher mein Branchen-Know-how sowie das sehr gut etablierte Netzwerk geholfen. Zum anderen waren aber die kürzlich abgeschlossene internationale Ausbildung verbunden mit Modulen in 6 verschiedenen Ländern, 3 verschiedenen Kontinenten und Kommiliton*innen aus 14 verschiedenen Ländern und Kulturkreisen sehr hilfreich. Meine Aufgabe verlangt von mir hohe Reisebereitschaft und die Fähigkeit, auf allen Ebenen der Regierung/Politik bis hin zu den unterschiedlichsten Hierarchiestufen in der Industrie kommunizieren und bestehen zu können. So war Cultural Awareness eine Grundvoraussetzung für die Stellenbesetzung welche ich mit der Ausbildung an der WU bestens unter Beweis stellen konnte.

Zudem haben mir die General Management Themen während der MBA-Ausbildung den strategischen und operativen Weitblick gegeben, um die neue Herausforderung auch bewältigen zu können.
 

Welches war Ihr größter beruflicher/persönlicher Erfolg?

Nach Abschluss meiner kaufmännischen Grundausbildung wechselte ich als „Alleinbuchhalter“ in die Filmbranche. Mit 23 Jahren Lebenserfahrung startete ich dort als Greenhorn. Mir wurde in der ersten Woche meines Amtsantrittes von den dort tätigen Wirtschaftsprüfer*innen mitgeteilt, dass die Firma die Bilanz deponieren müsse und vollständig überschuldet sei. Als Youngster war ich dafür natürlich nicht vorbereitet.

Nach kurzer Sammlung meines Verstandes, Sortierung meines Erlernten und Bündelung meiner Kräfte habe ich mich entschieden, die Herausforderung zur Sanierung der Unternehmung anzunehmen. Während der Sanierungsphase musste ich sehr viel Geld bei renommierten Schauspieler*innen und Regisseur*innen eintreiben, was nicht immer lustig war (dies aber für beide Seiten). Dennoch ist es mir gelungen, die Firma neu zu kapitalisieren und schlussendlich zu sanieren. Ziemlich ausgelaugt habe ich nach erfolgreicher Sanierung die Unternehmung wieder verlassen um in jungen Jahren eine etwas ruhigere und sicherere Anstellung zu finden. Dennoch hat mich dieser Prozess in kurzer Zeit viel gelehrt und mich „erwachsen“ gemacht.

Meine persönlichen Erfolge sind all die kleinen Schritte, welche mein Sohn macht und von meiner Frau und mir täglich lernt. Wir versuchen, ihm jeden Tag unsere Grundwerte zu vermitteln und ihm alles Notwendige mit auf den Weg zu geben, damit er später einer gute Ausgangslage hat, um in der heutigen sich rasch ändernden Zeit zu bestehen und sich zu bewähren.
 

Welches sind Ihre Ziele im kommenden Jahr?

Persönlich erstelle ich mir jedes Jahr eine Wunsch- und eine Traumliste. All jene Sachen, die ich unbedingt noch machen will, sind auf der Traumliste und werden wohl bis zur Pension warten müssen, da sie auch etwas Zeit in Anspruch nehmen. Dazu zählt beispielsweise mein Traum, ein eigenes Alphorn zu besitzen und dies auch spielen zu können. Es ist ein wunderbarer Teil der Schweizer Kultur und ich möchte diese auch aktiv genießen. Im Vergleich zu anderen Ländern sind die Schweizer im Leben von Traditionen doch eher zurückhaltend, was ich zumindest für mich anders machen will.

Als Ziel habe ich mir vorgenommen, trotz hoher Arbeits- und Reisebelastung gesünder und ausgewogener durchs Leben zu gehen. Das bedeutet, dass ich noch regelmässiger Sport treiben will (die Olympiade findet übrigens auch regelmässig statt). Dennoch will ich dabei nicht auf den Genuss eines feinen Glases Wein zusammen mit Freund*innen verzichten.

Über allem steht aber mein Wille, dass ich jeden Morgen glücklich und zufrieden dem Tag und seinen bevorstehenden Herausforderungen begegnen kann. Falls das einmal nicht mehr der Fall sein sollte, will ich daraus keine Mördergrube machen und bin bereit, Veränderung selber herbei zu führen und umzusetzen, dies getreu meinem Lebensmotto.
 

Was bedeutet für Sie „wahrer Luxus“?

Aufgrund meiner beruflichen Tätigkeit komme ich viel in der Welt herum und darf alle Facetten der kulturellen Unterschiede und verschiedenen Lebensstandards erleben. Dafür bin ich auch sehr dankbar. Dabei habe ich für mich festgestellt, dass Hygienetücher auf der Toilette absoluter Luxus sind und ich die Leute bedaure, welche weder Haus noch Hof und schon gar keine Toilette haben.

Der letzte Film, wofür Sie sich begeistern konnten?

Mein Lieblingsfilm ist Braveheart mit Mel Gibson in der Hauptrolle als William Wallace. Der Film steht für den Kampf der Unterdrückten und zeigt eindrücklich, wie man sich für seine Sache mit Mut, Hingabe und uneingeschränkter Loyalität einsetzen sollte. Die ganze Geschichte ist natürlich auch in eine hinreissende Liebesbeziehung verpackt. Speziell gefällt mir aber, dass der Film nicht mit einem Happyend schliesst, sondern noch einmal zeigt, an was William Wallace im Sterben glaubt und dafür eingestanden ist, nämlich Frieden.

Diese Erklärung mag jetzt erstaunen, da ich bereits 18 Jahre in der Defence-Branche tätig bin. Aber genau dafür stehe ich auch mit der Unternehmung und dem was ich tue ein. Jeder hat das Recht auf Freiheit und soll sich frei fühlen können.
 

Wie würden Sie Ihre Führungsphilosophie beschreiben?

Eigentlich habe ich gar keine eigentliche Führungsphilosophie wie sie im Buche steht. Im Grundsatz ist mein Führungsstil geprägt durch all meine Erfahrungen. Dabei lege ich bei meinen Mitarbeiter*innen Wert auf Eigenmotivation, Selbständigkeit und Commitment und arbeite gerne mit Alpha-Menschen zusammen. Ich lasse dabei auch Konflikte zu. Denn ich bin überzeugt, dass Konflikte uns weiter bringen. Meine Mitarbeiter*innen müssen bei mir mit überdurchschnittlicher Leistung mein Vertrauen gewinnen. Danach genießen sie große Freiheiten, bei denen ich sie nicht mehr all zu fest kontrolliere, sondern nur noch steuere oder beratend zur Seite stehe.

Was mir aber absolut zu Wider läuft sind Menschen, welche in „Problemen“ sprechen und denken. Daher habe ich mit meinen Kadern eine Vereinbarung geschlossen, bei der die Mitarbeiter*innen dieses Unwort nicht mehr sagen dürfen und dieses beispielsweise durch Herausforderung oder Schwierigkeiten ersetzen müssen. Gleichzeitig sind sie aufgefordert, Lösungen zu präsentieren, wenn sie mich mit Herausforderungen konfrontieren. Wir können dabei gemeinsam aus Alternativen auswählen und einvernehmlich entscheiden. Ich bin nämlich weder die Klagemauer noch ein Problemlöser. Es ist eindrücklich, wie sich die Denk- und Haltungsmuster der Mitarbeiter*innen dadurch positiv verändern.
 

Wie schöpfen Sie abseits Ihres anspruchsvollen Berufes Kraft?

Kraft schöpfe ich zusammen mit meiner kleinen Familie. Meine limitierte Freizeit gehört vollumfänglich ihnen und gibt mir die Möglichkeit abzuschalten. Ich genieße die Zeit mit meinem Sohn, der noch unbelastet und völlig offen durch das Leben geht. Ich besinne mich dabei auch wieder zurück, um das eine oder andere Gespräch im Alltag mit mehr Offenheit zu bewältigen. Auch wir können viel von Kindern lernen.

Zudem treibe ich auch Sport (Jogging, Fitnesstraining, freier Stil Langlauf), bei dem ich aber die Zeit nutze, um Geschehnisse des Tages zu reflektieren und neue Ideen zu generieren.
 

Mit wem würden Sie gern einmal für einen Tag tauschen?

Eigentlich möchte ich mit niemandem tauschen, da der- oder diejenige vielleicht nicht unbedingt in meinen Körper schlüpfen möchte und ich zudem sehr zufrieden mit mir selber bin. Falls es aber dennoch so etwas gäbe, würde ich mit einem Clown-Fisch tauschen wollen, da es Unterwasser so viel Schönes und Ruhiges zu bestaunen gibt und man nicht permanent vom alltäglichen Lärmpegel der überirdischen Welt penetriert wird.
 

Warum würden Sie den Global Executive MBA der WU Executive Academy empfehlen?

Eine Fachausbildung kann man fast an jeder „normalen“ Schule/Hochschule absolvieren. Beim Global Executive MBA der WU haben mich wirklich die internationale Ausrichtung und der kulturelle Mehrwert speziell überzeugt. Dies sind doch Erfahrungen, von denen ich wahrscheinlich noch lange werde profitieren können.

Wordrap

Mein Lebensmotto:
Man muss zuerst ein Ei zerschlagen, bevor man ein Omlett braten kann.
Darüber kann ich lachen:
Was Leute heute alles von sich in Social-Medias preisgeben und posten. Wie kann es jemanden interessieren, dass der andere auf der Toilette kein Papier mehr hat?
Fehler, die ich am ehesten verzeihe:
Diejenigen, aus denen der Fehlbare etwas gelernt hat und den Fehler nicht noch einmal macht.
Mein letztes Geld würde ich ausgeben für:
Meine Familie und ein Sinalco (ein kohlensäurehaltiges Erfrischungsgetränk).
In 20 Jahren werde ich:
Hoffentlich auf ein erfülltes Berufsleben zurückblicken und Dinge in Angriff nehmen können, für welche ich bis dahin keine Zeit fand (meine Wunschliste). Zudem werde ich mit Freude beobachten können, wie sich mein Sohn entwickelt hat, fest im Leben steht und unsere Grundwerte auch immer noch weiter trägt.

Weitere außergewöhnliche Career Stories unserer Teilnehmer*innen und Alumni lesen Sie hier.

Seite teilen