Career Story: Tanja Spennlingwimmer, Kapsch TrafficCom IVHS Inc.

20. April 2016

Professional MBA Finance Alumna

Welches waren die prägendsten Stationen in Ihrem bisherigen Leben? Warum?

Im Alter von gerade einmal neun Monaten nahmen mich meine Eltern zum ersten Mal mit ins Ausland. Als Kind und Teenager hatte ich Gelegenheit, viele verschiedene, wirklich exotische Plätze der Welt zu bereisen, wie z. B. den Sudan, den Jemen, Mosambik oder Malaysia. Die so frühe Begegnung mit anderen Ländern, Sprachen und Kulturen war, was meine Entwicklung als Person angeht, ein zutiefst prägendes Erlebnis, dem ich meine Reiseleidenschaft, meinen Pioniergeist und mein ausgeprägtes interkulturelles Sensorium zu verdanken habe.

Eine weitere beeindruckende und prägende Station in meinem Leben war meine erste Anstellung. Gleich nach dem Studium entwickelte ich als Business Development Manager Markteintrittsstrategien, war für Markteintritt und -durchdringung zuständig und konnte den gesamten Internationalisierungsprozess von Grund auf vorantreiben. Ich hatte nicht nur die Aufgabe, all das persönlich in Mittel- und Osteuropa umzusetzen, sondern war auch für den Aufbau der ersten hundertprozentigen Unternehmenstochter in einem ausländischen Markt verantwortlich. Es war eine tolle Zeit: Ich verantwortete alles, was ein Unternehmen lebendig werden lässt – von CRM über die Einstellung von Mitarbeiter*innen bis hin zu  Prozessgestaltung und Infrastrukturaufbau. In diesem Alter im Zentrum der Entwicklung und Expansion eines Unternehmens zu stehen, war eine großartige Erfahrung und hatte prägenden Einfluss darauf, wie ich an Dinge herangehe.

Auch die wunderbare Zeit des MBA-Studiums und die interkulturelle Erfahrung, die ich dabei allgemein und speziell während des Aufenthalts an der Harvard University sammeln konnte, möchte ich nicht missen. Das Erlebte war nicht nur wertvolle Inspiration für mich und meine berufliche Zukunft, sondern auch wesentlich im Zusammenhang mit meiner kürzlich erfolgten Beförderung in eine Managementposition in den Vereinigten Staaten. Zweifelsohne wird auch diese Station prägend sein.
 

Hatten Sie ursprünglich einen anderen Berufswunsch?

Als Kind wollte ich immer Universitätsprofessorin werden, was vielleicht damit zu tun hatte, dass meine Mutter im Bildungsbereich arbeitete. Später entdeckte ich meine Leidenschaft für den Vertrieb, der dem Unterrichten inhaltlich gar nicht so unähnlich ist.

Alles in allem könnte man zum Schluss gelangen, dass ich eine kommunikative, extravertierte Person bin, die Menschen mag, und sich mit Blick auf meine derzeitige Position fragen, warum ich dann jetzt im Finanzbereich tätig bin. Auch wenn er landläufig als Domäne für eher ernste Zahlenfreaks gilt, passt das für mich perfekt, weil die Finanzwelt als Folge der globalisierten Wirtschaft heute verhaltensorientierter, interkultureller und damit kommunikativer ist als jemals zuvor.
 

Wie und warum hat es Sie zu Kapsch TrafficCom IVHS Inc. verschlagen?

Nachdem ich für ein österreichisches Unternehmen in Deutschland eine Tochtergesellschaft aufgebaut und dort einige Jahre die kaufmännische Leitung innegehabt hatte, wechselte ich in der Hoffnung, meine interkulturelle Erfahrung und Einstellung gut nutzen zu können,  zu einem Konzern, der zu den größten Österreichs zählt, nach wie vor familiengeführt ist und über ein noch größeres Netz internationaler Töchter verfügt.

Nach zwei Jahren bei Kapsch TrafficCom in Österreich, in denen ich in erster Linie Projekte in Zentralasien betreut hatte, bekleide ich seit kurzem eine leitende Funktion in der Nordamerikazentrale von Kapsch. Der Konzern beschäftigt in Nordamerika über 300 Mitarbeiter*innen und strebt die Marktführerschaft an.

Dass ich global denke, Erfahrung in der Europazentrale sammeln konnte und über topaktuelles Finanz-Know-how verfüge, spielte bei der Übernahme dieser anspruchsvollen Tätigkeit eine gewichtige Rolle. Und all das mitten in der Abschlussphase des MBA-Studiums.
 

Was hat sich nach Ihrem MBA-Studium beruflich verändert?

Der MBA hatte und hat großen Einfluss auf meine berufliche Entwicklung. Er begünstigte meine Beförderung zur Leiterin des Bereichs Commercial Project Management in Nordamerika. Während des Professional MBA Finance konnte ich mein Verständnis unternehmensbezogener und internationaler Finanzthemen vertiefen und die notwendigen Verbindungen zwischen den einzelnen Wissensbereichen herstellen.

Außerdem wurde mir ein ganzheitliches, praxisorientiertes Bild der Finanzwelt vermittelt, was sich positiv auf meine persönlichen Fähigkeiten und meine Sach- und Fachkompetenz ausgewirkt hat.
 

Welches war Ihr größter beruflicher/persönlicher Erfolg?

Mein größter beruflicher Erfolg ist kein Einzelereignis. Der Aufbau einer ausländischen Unternehmenstochter von null an war, wie bereits erwähnt, eine unübertreffliche Erfahrung, an der ich als Person enorm gewachsen bin. In meiner beruflichen Entwicklung erlebe ich aber jeden Tag auch im Kleinen persönliche Erfolge. Und das ist es wohl, was mich glücklich macht – das Gefühl, täglich Fortschritte in die richtige Richtung zu erzielen.

Ähnliches gilt für meinen größten persönlichen Erfolg: Auch kleine Schritte können meiner Meinung nach große Erfolge darstellen, aus denen ich die Motivation und Kraft schöpfe, weiterzumachen. Dass ich letztes Jahr den Mount Blanc bezwang, obwohl ich keine professionelle Alpinistin oder Bergsteigerin bin, ist allerdings ein wirklich großer Erfolg für mich. Manchmal muss man das scheinbar Unmögliche wagen, um mehr zu erreichen, als man je zu träumen gewagt hätte. 
 

Welches sind Ihre Ziele im kommenden Jahr?

Im kommenden Jahr möchte ich in meiner neuen Funktion hier in den Vereinigten Staaten durch Spitzenleistungen überzeugen. Mein Ziel ist, mit vollem Tatendrang und unter Einsatz all meines Wissens bestmöglich zu einer positiven Entwicklung des Unternehmens und seiner Geschäftstätigkeit beizutragen. Natürlich werde auch ich mich weiterentwickeln, damit ich für alle Herausforderungen, die es beruflich in Zukunft zu meistern gilt, gewappnet bin.

Privat werde ich intensiv an der Fertigstellung meiner (wirtschaftsrechtlichen) Dissertation, die ich parallel zum MBA begonnen habe, arbeiten.
 

Was bedeutet für Sie „wahren Luxus“?

Da ich einer spannenden Tätigkeit nachgehe, bei der vollster Einsatz und hundertprozentiges Engagement gefragt sind, in Kürze das MBA-Studium abschließen werde und an meiner Dissertation arbeite, ist Zeit für mich der größte Luxus. Die gemeinsamen Momente mit den mir besonders wichtigen Menschen, z. B. mit meiner Familie und meinen Freund*innen, sind von unschätzbarem Wert.
 

Das letzte Buch/der letzte Film, wofür Sie sich begeistern konnten?

Ich lese sehr viel Fachliteratur aus den Bereichen Finanzwirtschaft und Recht. Auf dem Weg von Washington D.C. nach Frankfurt habe ich mir kürzlich aber „Into the Wild” angesehen. Ein wirklich empfehlenswerter Film, der nicht nur ein guter Zeitvertreib während eines langen Fluges ist, sondern auch dazu inspiriert, Herausforderungen anzunehmen, mögen sie im ersten Moment auch noch so unbewältigbar erscheinen. Außerdem wird deutlich, dass man es über die Ziellinie schafft, wenn man nur beharrlich einen Schritt nach dem anderen macht.
 

Wie würden Sie Ihre Führungsphilosophie beschreiben? Hatten Sie ein großes „Vorbild“?

Ich sehe mich als transformationale Führungskraft, als Koordinatorin und Motivatorin. Nach meiner Einschätzung besitze ich die Gabe, Menschen dazu zu bringen, an sich zu glauben und sich große, ambitionierte, herausfordernde Ziele zu setzen. Deshalb sind Partizipation und gemeinsam an einem Strang ziehen auch Kernelemente meiner Führungsphilosophie.

Dass ich in Sachen Führung ein Vorbild hatte, würde ich nicht sagen. Ich bin authentisch und folge, wie eben dargelegt, meinen eigenen Prinzipien. Allerdings besteht für mich absolut kein Zweifel daran, dass der persönliche Führungsstil durch den Austausch mit anderen Menschen und vor allem mit Spitzenmanager*innen geprägt wird.
 

Wie schöpfen Sie abseits Ihres anspruchsvollen Berufes Kraft?

Ich regeneriere mich sehr schnell, und zwar bevorzugt bei Aktivitäten im Freien. Die Natur und gute Gespräche im Familien- und Freundeskreis sind für mich ein Quell der Inspiration und Energie. Deshalb kann ich beispielsweise beim Wandern, Skifahren und anderen sportlichen Betätigungen ebenso wunderbar Kraft schöpfen wie beim Verwöhnen meiner Freund*innen und meiner Familie mit kulinarischen Köstlichkeiten.

Zudem liebe ich es nach wie vor, auf Reisen zu gehen und neue Orte zu entdecken.
 

Mit wem würden Sie gern einmal für einen Tag tauschen?

Beruflich mit voestalpine-Chef Dr. Wolfgang Eder. Er ist für mich einer der besten Vorstandsvorsitzenden und hat als Leiter eines so traditionsreichen und doch innovativen österreichischen Unternehmens eine Aufgabe, die ich spannend und absolut bewundernswert finde.

Makroökonomisch gesehen, wäre ich gern an Christine Lagardes Stelle. Es muss in dieser schnelllebigen Zeit, die durch instabile Volkswirtschaften und Verschiebungen bei der globalen Wohlstandsverteilung gekennzeichnet ist, faszinierend und schockierend zugleich sein, ihre Funktion als geschäftsführende Direktorin des IWF – wenn auch nur für einen Tag – innezuhaben.
 

Warum würden Sie den Professional MBA Finance der WU Executive Academy empfehlen?

Das MBA-Studium stellt eine großartige Möglichkeit dar, die eigene Entwicklung voranzutreiben und sich auf den nächsten Karriereschritt vorzubereiten. Im Zuge der Weiterbildung erwirbt man wirtschaftsbezogenes Fachwissen und erhält außerdem Einblick in die Praxis. Ich würde das Programm mit Sicherheit empfehlen, weil es eine persönliche Bereicherung ist und sich beruflich bezahlt macht. Außerdem trifft man jede Menge interessante Menschen, die aus unterschiedlichsten Ländern kommen, aber alle die gleichen Ziele verfolgen. Das ist eine einmalige Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen und natürlich auch Freundschaften zu schließen.
 

Was hat Ihnen am besten gefallen?
Am besten gefallen haben mir die exzellenten Vortragenden, die allesamt über einen internationalen Hintergrund verfügen, das aus dem Mix der Teilnehmer*innen resultierende interkulturelle Umfeld sowie der Studienaufenthalt in Harvard, von dem ich mit unvergesslichen Erinnerungen und einem sehr viel besseren Verständnis der internationalen Finanzwelt zurückgekehrt bin.

Wordrap

Mein Lebensmotto:
Niemals stehen bleiben.
Darüber kann ich lachen:
Vieles. Lachen hilft, positiv eingestellt und motiviert zu bleiben. Deshalb ist es am besten, in Gesellschaft zu lachen.
Fehler, die ich am ehesten verzeihe:
Dass ich jemand bin, der immer vorausplant. Im Beruf ist das unerlässlich, im Freundes- und Familienkreis manchmal aber doch zu viel des Guten.
Mein letztes Geld würde ich ausgeben für:
Einen Flug nach Hause.
In 20 Jahren werde ich:
Genauso zukunftsorientiert sein wie heute, aber das Glück haben, dass ich bereits auf eine großartige und erfolgreiche Zeit als inspirierende Führungskraft, wunderbare Beziehungen und viele, viele glückliche Momente zurückblicken kann.

Seite teilen