Career Story: Thomas Bittner, Drees & Sommer GmbH

21. Mai 2018

MBA Energy Management Alumnus

Welches waren die prägendsten Stationen in Ihrem bisherigen Leben? Warum?

Rückblickend waren es zwei Situationen: Meine Schulzeit und meine 10 Jahre in Afrika.

Während meiner Schulzeit – bedingt durch häufigen beruflichen Wechsel meines Vaters – hatte ich insgesamt 8 Schulen besucht. Die Herausforderung war, sich schnell in neue Situationen, wie neue Schule, neue Klasse, neue Lehrer und natürlich neue Schulkameraden zurecht zu finden. Heutzutage fällt es mir daher relativ leicht mich schnell auf berufliche sowie private Veränderungen ein- bzw. umzustellen und mit diesen neuen Situationen anzufreunden. Denn diese Veränderungen sind meistens auf den 2ten Blick auch eine Chance zur positiven Entwicklung für sich selbst.

Mein „Afrikaeinstieg“ startete 06/2006 mit dem Titelblatt des Times Magazin „The deathly Delta“, denn so stellte mein Kollege mir meinen zukünftigen Arbeitsplatz vor. Das Niger Delta von Nigeria war damals berüchtigt für die Entführung von Expatriates, welche für die Öl-und Gaskonzerne arbeiteten und nicht jede Entführung verlief reibungslos, sondern endete manchmal tödlich. In dieser Zeit wurden auch unsere Konvoys beschossen. Jedoch hätte ich damals nicht im Traum daran gedacht, dass ich mal 10 Jahre in Nigeria verbringe und Bauprojekts für Ölkonzerne wie Chevron, ExxonMobil oder Shell im Nigeria Delta abwickeln würde.

Es war eine ereignisreiche und spannende Arbeits- sowie Lebenszeit, die wirklich neben dem „normalen“ Bauprojektgeschäft sehr lehrreich war: Arbeitsstreiks regeln, mit Gewerkschaftsführern neue Tarifverträge verhandeln oder hitzige Gespräche mit den Community Boys des Niger Deltas führen. Selbst Besuche beim Bürgermeister oder König mussten bedacht und geplant werden und das Gläschen Cognac war dabei die kleinste Herausforderung - bei der „No Alkohol Policy“ der Öl- und Gasindustrie.

Hatten Sie ursprünglich einen anderen Berufswunsch?

Ursprünglich wollte ich mal Wirtschaftsingenieur studieren. Mich hatte es damals schon sehr interessiert, technische und kaufmännische Themen zu verbinden. Dann startete ich jedoch mit einem Bauingenieurstudium durch mit dem Ziel, einmal im Ausland zu arbeiten.

Wie und warum hat es Sie zu Drees & Sommer verschlagen?

Schon während meines Studiums arbeitete ich für meinen jetzigen Arbeitgeber „Drees & Sommer“. Normalerweise würde man erst mal mit ein paar kleineren Projekten beginnen. Ich startete ungewöhnlicher Weise gleich mit einem Großprojekt den „HighLight Munich Business Towers“: Das Bauprojekt bestand aus einem Hochhausensemble (https://de.wikipedia.org/wiki/Highlight_Towers) mit zwei Hochhäusern und einem Hotel. Mit dem fast 200 Mio. Bauvolumen hatte ich von Anfang an aber keine Berührungsängste und konnte in den folgenden 5 Jahren unterschiedlichste Rollen im Projekt wahrnehmen und verantworten.

Im Jahr 2006 wollte ich dann aber endlich meinen Berufstraum im Ausland zu arbeiten umsetzen. Fast 10 Jahre lang hatte ich dann unterschiedlichste Projekte in Nigeria betreut - bis im Jahr 2015 der Ölpreis die Nigerianische Wirtschaftslage dramatisch verändert hatte – und somit die Zeit gekommen war, sich beruflich zu verändern.

In diesem Zeitraum führte ich viele unterschiedliche Bewerbungsgespräche im In- und Ausland, darunter war sogar ein Jobangebot in Neuseeland. Doch dann hatte ich mein entscheidendes Bewerbungsgespräch mit meinem früheren Arbeitgeber Drees & Sommer, der während meiner 10-jährgen Auslandszeit immer den Kontakt aufrecht hielt. Bei den weiteren Gesprächen ist man sehr auf meine Erfahrungen und Fähigkeiten eingegangen und hat mir dann sehr exakte und nachvollziehbare Entwicklungsperspektiven aufgezeigt und mich so überzeugt.

Was hat sich nach Ihrem MBA-Studium beruflich verändert?

Zunächst möchte ich mich hier an dieser Stelle ganz herzlich bei dem ganzen MBA Executive Team der WU bedanken. Sie waren in meiner Weiterbildungszeit jederzeit erreichbar, unterstützend und hilfsbereit. Eine Executive Academy wie man es sich besser nicht wünscht. Ich kam mit meiner Erfahrung aus der Gas- und Ölbranche und wollte mein Wissen im übergeordneten Bereich der Energiewirtschaft vertiefen und natürlich die kaufmännischen Aspekte mit einem MBA abschließen. Dieses Ziel hat das MBA Energy Management perfekt erfüllt. Topaktuelles Fachwissen wurde aus unterschiedlichsten Richtungen der Branchen von namhaften Persönlichkeiten referiert, wie beispielsweise Forschung (Oxford Institute), Verbände (OPEC) und der Industrie (EON, OMV, Shell etc.) selbst. Die Kombination der Pre- und Post-Assignments mit den Gruppenarbeiten haben die Fähigkeiten der Teamarbeit und des Netzwerkbildens extrem gut sowie geschickt gefördert und sogar weiter ausgebaut.

Kurz nach meinem Wiedereinstieg bei Drees & Sommer im Sommer 2016 hatte ich mein MBA-Studium im Herbst abgeschlossen. Im Frühjahr 2017 hat man mir die Position des stellvertretenden Projektleiters in einem Großprojekt von ca. 1 Milliarde Bauvolumen angeboten mit der Perspektive, die Drees & Sommer Projektleitung zu übernehmen.

Bei diesem Großprojekt handelt es sich um FAIR (Facility for Antiproton and Ion Research). In Darmstadt ist die GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung beheimatet, die dort eine Forschungsanlage seit 1970 betreibt. Diese wird in den nächsten Jahren um ein neues internationales Beschleunigerzentrum FAIR, eines der größten Forschungsvorhaben weltweit, erweitert. „Mit FAIR wird erstmals Materie im Labor erzeugt und erforscht werden, wie sie sonst nur im Universum vorkommt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt erwarten neue Einblicke in den Aufbau der Materie und die Entwicklung des Universums, vom Urknall bis heute.“

Video zum Bauvorhaben:

Video der aktuellen Baustelle:

Auf so eine außergewöhnliche Gelegenheit hatte ich gewartet. Ich habe Skills für diese Position: meine mehr als 15-jährige Berufserfahrung gepaart mit meinen neuen Executive MBA Ausbildungen und konnte diese nun in so einem komplexen Bauprojekt zeigen.

Ein Jahr später habe ich das gesteckte Ziel erreicht und führe nun seit April unser Drees & Sommer Team vor Ort als Projektleiter mit mehr als 30 Mitarbeitern. Wir steuern, beraten sowie unterstützen unseren Bauherrn vor Ort in vielen klassischen Projektmanagement-Bereichen.

Meine persönlichen Fähigkeiten, verbunden mit dem theoretischen Wissen eines MBAs, haben mir dabei sehr geholfen. Ein wesentliches Element in so einem Projekt ist das notwendige fachtechnische Verständnis bzw. Fachwissen, aber viel entscheidender ist eine gute Personalführung. Hier konnte ich zahlreiche und unterschiedliche Aspekte sowie Erkenntnisse aus meinem MBA-Studium aufnehmen und anwenden.

Welches war Ihr größter beruflicher/persönlicher Erfolg?

Ein großer Erfolg war für mich die Übernahme eines Bauprojektes im Niger Deltas für ExxonMobil, dass einen 2-monatigen Baustopp erfahren hatte. Hier musste ich die Mitarbeiter (sowohl Expatriates als auch lokale Arbeitskräfte) aus dieser Situation abholen und sie wieder auf die weiterhin bestehenden Projektziele ausrichten. Der Start war schwierig und ich habe viele persönliche Gespräche geführt, um die Mannschaft wieder zum Laufen zu bringen.

Wir konnten das Projekt zwar nicht mehr in dem vertraglichen Zeithorizont abschließen, aber wir haben ExxonMobil trotz der schwierigen Community Konstellationen im Niger Delta von unserer Leistungsfähigkeit überzeugen können. Gerne hätte ExxonMobil mich für Ihre weiteren Bauprojekte als Projektleiter gesehen, da ich es verstand - trotz der lokalen Umstände - ein verlässlicher Partner „ohne Ausreden“ zu sein, weil ich einfach die Dinge angepackt habe.

Welches sind Ihre Ziele im kommenden Jahr?

Das Bauvorhaben FAIR von der Planung über die notwendigen Ausschreibungen in die Realisierung zu überführen, ist mein wesentliches Ziel in den kommenden Jahren.

Durch die Übernahme der Drees & Sommer Projektleitung im Bauvorhaben FAIR wird sich auch eine neue Position als Senior Projekt Partner im Sommer ergeben, somit sind für mich die Weichen für die kommenden Jahre gestellt.

Bedingt durch meinen langjährigen Aufenthalt in Afrika ergaben sich viele Kontakte. Ich treffe mich mit diesen regelmäßig und wir tauschen uns über mögliche „Business Development Case“ in Afrika aus. Für Geschäfte mit Afrika muss man aber eins bedenken: sie erfordern viel Geduld. Somit pflege ich meine bestehenden Kontakte und vielleicht ergibt sich mal ein Bauprojekt vorzugsweise im Energiesektor, dass ich mit Drees & Sommer in Afrika realisieren kann.

Mit meinem dritten akademischen Abschluss werde ich wohl nicht aufhören zu lernen. Mich interessieren noch viele Themen und ich werde daher bestimmt noch die eine oder andere Weiterbildung besuchen. Ich bin auch gespannt, wie sich die Gespräche mit Prof. Jonas Puck hierzu weiterentwickeln.

Was bedeutet für Sie „wahrer Luxus“?

Quality Time.

Das letzte Buch/der letzte Film, wofür Sie sich begeistern konnten?

Das letzte Buch, das mich begeistert hat war von Malcolm Gladwell „Überflieger: Warum manche Menschen erfolgreich sind - und andere nicht.“

Wie würden Sie Ihre Führungsphilosophie beschreiben?

Für mich bedeutet Führung zuhören, dann erst handeln und mit guten Beispiel voranschreiten.

Um dies erfolgreich umzusetzen, gebe ich jedem Kollegen die gleiche Chance, sich zu beweisen und unterstütze wenn notwendig mit Rat und Tat, um die vereinbarten Ziele zu erreichen. Durch meine ausgeprägten Menschenkenntnisse und meinem diplomatischen Geschick stelle ich mich sehr individuell auf meine Mitarbeiter ein und nehme mir dafür viel Zeit. Der Erfolg meiner Mitarbeiter gibt mir dann Recht, meine Zeit und Geduld gut investiert zu haben. Durch die vielen Gespräche lerne ich auch dazu und entwickele u.a. auch ein gutes Gespür dafür, wenn Dinge schieflaufen und kann somit aktiver auf Situationen einwirken.

Die Erfahrung zeigt, dass wenn sich Mitarbeiter abgeholt fühlen und das Vertrauen erlangt haben bereit sind, Ihren vollen Einsatz für die gemeinsamen Unternehmensziele zu geben.

Wie schöpfen Sie abseits Ihres anspruchsvollen Berufes Kraft?

Diese Frage haben mir schon viele gestellt, eine kurze und einfache Antwort fällt mir dazu schwer.

In meiner Freizeit beschäftige ich mich weiter. Ich rede und diskutiere. Manchmal coache ich sogar den einen oder anderen bei seinem beruflichen Zielen und wenn sie diese dann erreichen, freut es mich umso mehr.

Da ich mich mit anderen Dingen beschäftige, schalte ich wohl besser und schneller von aktuellen Arbeitsthemen ab. Insgesamt bin ich aber immer bedacht nach einem anstrengenden Arbeitstag Abstand zu gewinnen und mir Zeit für mich zu nehmen. Sportliche Betätigung hilft dabei auch sehr.

Warum würden Sie den MBA Energy Management der WU Executive Academy empfehlen?

Die Weiterbildung MBA Energy Management an der WU Executive Academy zeichnet sich durch hervorragendes Spezialwissen in der Energiewirtschaft, welches dann noch intensiv mit kaufmännischem Wissen kombiniert wird, aus.

Wordrap

Mein Lebensmotto:
„Stay away from negative people. They have a problem for every solution.“ TV-Serie Suits
Darüber kann ich lachen:
Nicht alles so ernst nehmen, wir alle sind nur Menschen.
Fehler, die ich am ehesten verzeihe:
Wenn Fehler offen, ehrlich und sofort kommuniziert werden, dann kann man nämlich am Besten und Schnellsten darauf reagieren.
Mein letztes Geld würde ich ausgeben für ...
Mit einem MBA in der Tasche wäre hier wohl der Ansatz das letzte Geld in eine gute Geschäftsidee zu investieren. Wenn es aber dafür nicht mehr reicht wohl eher für einen guten Rotwein und eine Zigarre. Ansonsten wäre mein Motto nach Henry Ford: Reich kann man nur von dem Geld werden, das man nicht ausgibt.
In 20 Jahren werde ich:
Meine Erfahrung an andere weitergeben.

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