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Ideen, Innovationen, Investoren: An der WU Executive Academy trafen Gründungswillige auf ExpertInnen des Unternehmertums.
Das Foyer der WU Executive Academy ist voll, sicher zwei Dutzend Gäste müssen stehen. Zahlreiche Studierende und Alumni der WU Wien und der WU Executive Academy sind gekommen, um sich im WU Entrepreneurship Café mit Tipps und Impulsen für ihr potenzielles Unternehmertum einzudecken. 30 ExpertInnen aus den Bereichen Entrepreneurship und Marketing, Investorensuche und Finanzen, Handel und Recht geben in persönlichen „Dates“ Tipps, Impulse und Feedback.
Rudolf Dömötör, Leiter des WU Gründungszentrums und Mit-Initiator des Entrepreneurship Café, ortet ein steigendes Gründungsfieber bei Postgraduate-Studierenden – das zeigt auch der große Andrang am heutigen Abend. „Das Entrepreneurship Café ist wirklich ein großartiges Format, weil es sich an Bachelor- und Master-Studierende der WU Wien, aber speziell auch an AbsolventInnen eines MBA richtet. Beide Zielgruppen können von der Veranstaltung und voneinander profitieren. Zweifelsohne ist aber ein Postgraduate-Programm ein superguter Zeitpunkt, um neue Karrierepfade einzuschlagen“, sagt Dömötör. Daher findet das Entrepreneurship Café auch an der WU Executive Academy statt.
Bevor es nach den Begrüßungsworten von Dekanin Barbara Stöttinger an die Business Dates geht, gibt Serial Entrepreneur und Alumni der WU Executive Academy Harald Trautsch Einblicke im Impulsvortrag „An Entrepreneurial Career: How To?". Sein Credo: „Ich habe immer das getan, was ich geliebt habe.“ Er gründete den Appdienstleister Dolphin Technologies, die Digitalagentur Blue Monkeys und eröffnete im vergangenen Herbst ein CrossFit-Studio im Viertel Zwei nahe dem Prater. Er erkannte dabei, dass jedes Unternehmen im Prinzip dieselbe Struktur bei der Unternehmensführung aufweise: „Man muss die Finanzen im Griff haben, Marketing betreiben, die Buchhaltung machen und Menschen führen.“ Er selbst, so Trautsch, habe keine Ahnung gehabt, wie man ein Fitnessstudio gründet. Doch die Idee und die Vision waren vorhanden. „Und ich musste mir einfach jemanden als Co-Gründer suchen, der darin Erfahrung hat“, erzählt er. Das Wichtigste sei für ihn gewesen, den negativen Cashflow möglichst realistisch zu berechnen, um zu wissen, wieviel Kapital er für den Unternehmensstart aufstellen musste.
Nach einer kurzen Snackpause geht es in den 5. Stock der WU Executive Academy, wo die ExpertInnen in 10-minütigen Slots die Fragen der Studierenden und Alumni beantworten.
Eine der Expertinnen ist Sandra Thier. Sie hat vor drei Jahren ihren Job als Anchorwoman bei RTL2 News an den Nagel gehängt und ist seither Gründerin und CEO der Diego5 Studios, einer YouTuber-Schmiede und Videoproduktionsfirma mit Sitz in Wien. Gerade für Gründer und Start-ups sei Selbstmarketing über das Bewegtbild schlicht notwendig: „Unser Motto ist: ,If you have something to say, film it‘“!, sagt sie. Das Mediennutzungsverhalten verändere sich: „Im Moment heißt die Goldwährung Videocontent. Dieser Trend wird noch weiter zunehmen, da die Werbebudgets immer mehr ins Digitale abwandern.“ Videocontent sei für ein junges Start-up essentiell, das beginne schon vor der Gründung – bei der Investorensuche oder bei der Selbstpräsentation im Rahmen einer Crowdfunding-Kampagne. „Das muss nicht teuer produziert sein“, beruhigt Sandra Thier, „es geht vielmehr um die Kreatividee, um das Storytelling.“ Diego5 produziert neben Image- und Werbefilmen wie Samsung und L’Oreal auch Investorenvideos für Start-ups wie Techbold und Greenmove.
Im Nebenraum berät gerade Oliver Csendes einen jungen Mann über dessen Vorhaben, als Angestellter sein Lieblingsthema im Job auszugründen. Csendes ist genau vor einem Jahr Andreas Tschas als CEO bei dem Innovatoren-Netzwerk Pioneers.io nachgefolgt, um den Aufbau von Strukturen und die Skalierung des Unternehmens zu unterstützen. Ist es denn ein Vorteil, erst später, mit Managementerfahrung, ein Start-up zu gründen? „In der Skalierungsphase ja, in der Gründungsphase nicht unbedingt“, sagt Csendes. „Wenn Erfahrung mich davon abhält, offen zu sein und andere Perspektiven einzunehmen, ist das nicht so gut für die Gründung. Wenn Erfahrung mir dabei hilft, Muster zu erkennen und mit Menschen gut umzugehen, ist das ein Vorteil. Eine gewisse Seniorität hilft auch beim Aufbringen von Investorengeldern.“ Wenn es dann um das Skalieren, den Aufbau von Teams und Prozessen gehe, sei Managementerfahrung jedenfalls von Vorteil. „Viele Gründer haben das nie gelernt und wurden darin nie gecoacht“, sagt Csendes.
Eine junge Frau sei vorhin bei ihm gewesen, erzählt Csendes, die ein gängiges Problem hatte. Sie habe fünf unterschiedliche Gründungsideen und könne sich nicht entscheiden. „Wichtig ist in diesem Fall Fokus - und zwar nicht auf die eigene Idee, sondern auf das Problem, das man lösen möchte“, rät Csendes. Er empfahl der Studentin, jenes Problem auszuwählen, das wirklich bedeutend sei – um viele KundInnen mit einer späteren Lösung anzusprechen. „Oft sind im Startup-Bereich die Ideen auf der Suche nach einem Problem – das ist der falsche Ansatz“, sagt Csendes. Kaum ein Startup sei mit jener Idee erfolgreich geworden, die es ganz zu Beginn hatte.
Ein paar Tische weiter berät Daniel Horak, Managing Partner der Crowdinvesting-Plattform CONDA, einen jungen Mann mit Baseballkappe. Später erzählt er: „Gerade bei den Themen Finanzierung und den ersten Schritten in der Gründungsphase herrscht oft große Verunsicherung.“ Wichtig sei, „möglichst früh und oft mit anderen Leuten und potenziellen KundInnen über die eigene Idee zu sprechen und Feedback einzuholen.“ Die eigene Idee basiere oft auf einem Problem, das man selbst habe oder beobachtet habe. „Das muss man validieren und schauen, geht es meinen potenziellen Kunden auch so? Hier ist es wichtig, aktiv zuzuhören. Sehr oft neigen Gründer auch dazu, bei kritischem Feedback den Kopf in den Sand zu stecken.“ Eines der Hauptmissverständnisse sei, zu glauben, die Idee bringe den Erfolg. „Gründer sind nicht aufgrund ihrer Idee erfolgreich – sondern wegen des richtigen Teams und der richtigen Umsetzung.“ Die weit verbreitete Angst, dass jemand die Idee stehlen könnte, wenn man sie zu früh hinausposaune, sei irrational. Bei der Unternehmensgründung gebe es eine trainierbare Methodik: „Nicht umsonst sind Serial Entrepreneurs oft sehr erfolgreich. Nicht alles ist planbar, aber vieles kann man schematisch machen.“ Horak rät GründerInnen, auch immer nah an den Entwicklungen des Marktes dranzubleiben. Er beschäftigt sich seit geraumer Zeit mit Cryptocurrencies und Initial-Coin-Offerings.
Die zwei WU Alumni Vincent Gummlich und Philipp Hamann haben sich einige Tipps abgeholt. "Ich habe vor allem wichtige Tipps zur internen Kommunikation und zu Outsourcing bekommen. Wir möchten so viel wie möglich outsourcen", erzählt Vincent Gummlich, CEO des Start-ups www.mynextgarage.at für Dauer-Garagenplätze. Philipp Hamann meint: "Ich habe sehr neue Sichtweisen erhalten. Man übersieht ja schnell Probleme, wenn man zu sehr auf die eigene Idee fokussiert ist. Auch das Vernetzen war heute sehr wertvoll: Daniel Horak hat mir einen wichtigen Kontakt gegeben."
Wir sind gespannt, welche Business-Ideen demnächst von unseren Alumni umgesetzt werden.
Ein herzliches Dankeschön an die Wiener Tafel und GEMBA Alumna Alexandra Gruber, für die Bereitstellung des köstlichen Buffets!