Gebrauchsanweisung Digitalisierung

18. Dezember 2019

5 Praxis-Tipps, damit der Schritt ins digitale Zeitalter gelingt

Um die Digitalisierung kommt niemand herum. Aber wie lassen sich die ersten Schritte in die richtige Richtung konkret unternehmen? Prof. Barbara Stöttinger, ehemalige Dekanin der WU Executive Academy, hat sich angesehen, worauf es in der Praxis vor allem ankommt.

Bild des digitalen Menschen
Digitalisierung ist nicht mehr wegzudenken - welche Schritte kann man für gelungene Transformation unternehmen?

Im Binärsystem, der Basis der Digitalisierung, gibt es nur die Zahlen null und eins. Ebenso bestehen bei der digitalen Transformation nur zwei Zustände: Mitmachen oder draußen bleiben. Denn inzwischen ist allen Unternehmen bewusst, dass es ohne Digitalisierung nicht mehr geht – und zwar quer durch alle Branchen. Das Problem dabei: Während es an Prognosen und großen Ankündigungen nicht mangelt, hapert es sehr wohl bei der konkreten Umsetzung in die Praxis. Nur fünf Prozent der Unternehmen erreichen ihre selbst gesteckten Digitalisierungsziele derzeit, heißt es in einer weltweit durchgeführten Studie der Managementberatung Bain. Eine gewisse Rat- und daraus resultierende Tatenlosigkeit führt zu bisweilen dramatischen Verzögerungen und bringt sogar etablierte Unternehmen ins Wanken.

Worauf kommt es bei der Umsetzung aber nun wirklich an? Prof. Barbara Stöttinger, Dekanin der WU Executive Academy, mit den fünf wichtigsten Tipps, die Unternehmen beherzigen sollten, damit der Schritt ins digitale Zeitaltert gelingt:

1. Think big

Wo fangen wir konkret an? Antworten auf diese Fragen suchen Unternehmen oftmals in einer Vielzahl einzelner Projekte. Doch diese Strategie der kleinen Schritte ist nach Ansicht von Prof. Barbara Stöttinger alles andere als optimal: „Digitalisierung heißt Kompetenzaufbau und Infrastrukturaufbau. Mit kleinen Schritten kommt man da nur langsam voran.“ Kompetenzaufbau bezeichnet in diesem Zusammenhang typischerweise die Methoden des Prozessmanagements, beim Aufbau der Infrastruktur müssen die Potenziale, die neue IT-Lösungen bieten, unbedingt genutzt werden, erläutert Stöttinger.

Fazit: Statt kleinteiliger Einzelprojekte muss das Thema Digitalisierung als Grundpfeiler in der Unternehmensstrategie eingebettet sein. Daraus kann dann ein konkreter Aktionsplan abgeleitet werden, der das Unternehmen als Ganzes im Fokus hat.

Mann hält ein Tablet über dem einzelne Symbole verschiedener Unternehmensbereiche schweben
Digitalisierung muss als Teil der Unternehmensstrategie implementiert werden - kleine, einzelne Schritte führen nicht zum Erfolg. Foto © CC0 Licence

2. Die richtigen Dinge tun vs. die Dinge immer richtig tun

Digitalisierung ist kein Projekt, sondern ein Prozess – dieser Gedanke steht wegweisend am Beginn des Umdenkens. Hektisch wird derzeit aber nach Werkzeugen gesucht, um die Digitalisierung rasch ins Unternehmen zu bringen. Bestes Beispiel ist Agiles Management, das derzeit besonders populär ist. Firmen sollten aber nicht einzelne Werkzeuge zum Ausgangspunkt der digitalen Transformation machen, sondern umgekehrt:

Portrait Barbara Stoettinger

Prof. Barbara Stöttinger

  • Dekanin der WU Executive Academy

Erst nach einem tiefgehenden Digitalisierungsprozess ist Agilität überhaupt erst sinnvoll. In vielen Unternehmen sind Altsysteme und Altprozesse zu vielschichtig, zu wenig integriert und zu kompliziert.

Agil könne man erst sein, wenn eine IT-Infrastruktur aufgebaut ist, die nützliche Abstraktionen liefert und schnelle Änderungen ermöglicht. Der wahllose Einsatz moderner Tools, wie etwa auch Scrum, ist daher nicht der richtige Weg, erklärt auch Prof. Barbara Stöttinger, Dekanin der WU Executive Academy. „Es geht darum, nicht einfach nur ein Tool in den Raum zu stellen, sondern zu erklären, was es kann und wofür es verwendet werden soll.“

Fazit: Werkzeuge sind immer nur Hilfs- und nie Allheilmittel. Was es braucht ist eine fundierte Analyse aller Prozesse im Unternehmen, erst dann können jene Digitalisierungstools ausgewählt werden, die optimal zu den bestehenden Strukturen und Prozessen passen.

3. Kulturwandel einläuten

Schon für Management-Vordenker Peter Drucker war die Unternehmenskultur unverzichtbarer Nährboden für die Strategie – sie gibt den Rahmen vor, in dem Erfolge und Innovationen gedeihen. Wer als digitale/r VorreiterIn wahrgenommen werden will, muss sich daher auch eingehend mit der Unternehmenskultur beschäftigen. „Wenn das entsprechende Mindset fehlt und die Geschäftsführung nicht klar kommuniziert, was erwartet wird, laufen viele Bemühungen ins Leere. Wem es hingegen gelingt, das ganze Unternehmen mitzureißen, schafft die ideale Voraussetzung für die digitale Transformation“, erläutert Barbara Stöttinger. Denn die Digitalisierung kann nur gelingen, wenn alle an einem Strang in die gewünschte Richtung ziehen. „Ziel einer gelungen Transformation muss es nämlich auch sein, Prozesse im Unternehmen einfacher, transparenter und effizienter zu gestalten und nicht einfach nur bestehende Prozesse zu digitalisieren“, meint Stöttinger.

Fazit: Ein digitaler Wandel in einem Unternehmen kann nur gelingen, wenn dem kulturellen Wandel mindestens so viel Aufmerksamkeit geschenkt wird wie dem eigentlichen Digitalisierungsprozess selbst.

4. Potentiale entfalten

Digitale Transformation heißt auch, MitarbeiterInnen aktiv dabei zu unterstützen, in Chancen zu denken und über den Tellerrand zu blicken.

Barbara Stöttinger Portrait

Prof. Barbara Stöttinger

  • ehem. Dekanin der WU Executive Academy

Unsere Aufgabe als Führungskraft ist es, die vielfältigen Möglichkeiten aufzuzeigen, die sich durch die Digitalisierung ergeben. Das bedeutet gleichzeitig aber auch, MitarbeiterInnen die Angst vor der Veränderung zu nehmen und gezielt Fähigkeiten und Skills aufzubauen, die sie dazu befähigen, sich in der digitalen Welt zurecht zu finden und vor allem wohl zu fühlen.

Fazit: Erfolgreiches Führen bekommt eine neue Dimension: Je mehr wir uns um unsere MitarbeiterInnen kümmern, desto mehr kümmern sie sich um unsere KundInnen und der wirtschaftliche Erfolg stellt sich von ganz alleine ein.

5. Hinweisschilder aufstellen

Verantwortung übertragen, Fehler zulassen, mehr Freiheiten einräumen – die Digitalisierung erfordert ein radikales Umdenken. „MitarbeiterInnen den nötigen Handlungsspieleraum und viel Platz zum Experimentieren zu geben, ist aber nur eine Seite der Digitalisierungs-Medaille: Was sie gleichzeitig aber auch brauchen, sind konkrete Spielregeln und Leitlinien, an denen sie sich orientieren können. Und ein Verständnis für die großen Zusammenhänge in einem Unternehmen: die bestehenden Geschäftsprozesse, die Systemlandschaft, die budgetäre Situation, etc.

Bild eines Straßenschildes in dem Digitalisierung steht
Konkrete Spielregeln und Leitlinien - es ist nötig Hinweisschilder aufzustellen um die Digitalisierung voranzutreiben. Foto © CC0 Licence

Fazit: Kreativ zu agieren und Neues zu versuchen, kann nur funktionieren, wenn ich die Zusammenhänge kenne und weiß, wohin die (unternehmerische) Reise gehen soll. Als Führungskraft in einem Unternehmen ist man daher gefragt, Richtung zu geben und transparent zu agieren.
 

Erfahren Sie mehr im Kurzprogramm Data Science, wo der Schwerpunkt ebenfalls auf dem Thema Digitale Transformation liegt.

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