„Geld oder Leben!?“

02. November 2016

Die neuen Karriereformen: klassische Angestellte als Auslaufmodelle?

Klassische Angestellte werden mancherorts bereits als Auslaufmodelle betrachtet, die zunehmend durch markttaugliche Ich-AGs (oder aber Veränderungsverlierer) ersetzt werden. Unklar und umstritten ist, wie weit diese Entwicklung tatsächlich geht. Auch die Bewertungen dieser neuen Arbeitsmodelle sind kontrovers. Als Vorteile werden häufig mehr Autonomie, ein Ausbrechen aus starren Hierarchien und das Entstehen neuer Berufsbilder genannt. Weniger verlockende Aspekte sind der vielerorts konstatierte höhere Leistungsdruck, berufliche und ökonomische Unsicherheit und das Ausdünnen sozialer Netze.

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Die WirtschaftsabsolventInnen des 21. Jahrhunderts ticken nicht alle gleich.

Aber wie sieht es mit der Akzeptanz dieser neuen Karriereformen aus? In einer kürzlich durchgeführten Untersuchung von WirtschaftsakademikerInnen lassen sich die folgenden Gruppen unterscheiden:

Karriere-Typen des 21. Jahrhunderts

„Freiheitsliebende Professionals“ (22%) sind wie geschaffen für die neue Berufswelt: Aufgeschlossen gegenüber neuen Karriereformen und mehr an Autonomie und fachlicher Entwicklung interessiert als an Geld und Prestige. In puncto Karriereerfolg schneiden sie in Relation zu den anderen Typen durchschnittlich (Einkommen) bzw. leicht unterdurchschnittlich (Zufriedenheit) ab. Ein Vergleich zwischen Personen in der mittleren und späten Karrierephase zeigt, dass ihr Anteil stabil geblieben ist.

Für die „MaterialistInnen“ (28%) zählt beinahe ausschließlich Geld und Prestige. Ob Henne oder Ei, sei dahingestellt, jedenfalls erzielen sie das höchste Einkommen und im Hinblick auf die Zufriedenheit liegen sie im Mittelfeld. Bei den älteren Generation ist ihr Anteil um gut 10% höher als bei den Jüngeren.

„Post-MaterialistInnen“ (20%) repräsentieren die Karriere-SkeptikerInnen. Sie lassen sich weder von traditionellen Zielen noch von den Verlockungen der neuen Karrierewelt beeindrucken. Prestige und Geld kommen zuletzt, der Company World misstraut man; als Alternative wird eine solide Professionalisierung ins Auge gefasst. Sie lukrieren ein mittleres Einkommen weisen aber Topwerte bei der Zufriedenheit auf. Erwartungsgemäß ist der Anteil bei den Jüngeren höher.

„Sicherheitsorientierte TraditionalistInnen“ (30%) sind die Antipoden zu den freiheitsliebenden Professionals, mit einem ebenfalls stabilen Anteil. Eigentlich streben sie nur nach einem: einer geschützten, berechenbaren Laufbahn in einer soliden Organisation. Dass sie die niedrigsten Werte bei Zufriedenheit und Einkommen aufweisen, kann spekulativ als Indiz für trübe Rigidität in der klassischen Firmenwelt gewertet werden – oder als Zeichen einer beginnenden Verdrängung aus der schönen neuen Arbeitswelt.

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