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Frau Moscoso-Osterkorn, was bedeutet der anhaltend niedrige Ölpreis für die zukünftige Entwicklung erneuerbarer Energien? Gibt es möglicherweise auch einen positiven Aspekt in diesem Zusammenhang?
Der niedrige Ölpreis wird die Entwicklung der Erneuerbaren nicht wirklich fundamental beeinflussen. Die internationalen Commitments im Rahmen des Klimaschutzes erfordern Handlung, außerdem wird der Ölpreis nur mittelfristig niedrig bleiben. Der gute Effekt, den ich sehe ist, dass Fracking derzeit unrentabel wird, was weniger Investitionen in diese umweltschädliche Technologie bedeutet.
Wenn man führenden EnergieexpertInnen Glauben schenken darf, dann werden fossile Energieformen auch in den nächsten 50 Jahren die mit Abstand dominierende Energiequelle sein. Sehen Sie das auch so? Welche Rolle werden erneuerbare Energien in 50 Jahren spielen?
Ich stimme mit den EnergieexpertInnen überein, fossile Brennstoffe werden solange eine wichtige Rolle spielen, solange sie den größten Kosten-Nutzen-Effekt haben. Erneuerbare Energien hängen, so wie sie heute betrieben werden, weitgehend von staatlicher Förderung ab. Das ist auf lange Sicht nicht nachhaltig.
Wenn es die Erneuerbaren schaffen, ohne staatliche Förderung denselben Kosten-Nutzen-Effekt zu erzielen wie traditionelle Energieformen, dann werden sie die fossilen Brennstoffe ersetzen. Es wird noch lange ein Nebeneinander geben, denn Erneuerbare, in der jetzigen Form, haben ihre Limits hinsichtlich Versorgungssicherheit, Speicherung und Einsetzbarkeit.
Gemäß der entsprechenden EU-Richtlinie soll der Anteil erneuerbarer Energien am Gesamtbruttoendverbrauch der EU bis 2030 auf 30% anwachsen. Was bedeutet das in der Praxis?
Das bedeutet in der Praxis zuallererst, dass sich beim derzeitigen Preis für Erneuerbare Energien die Kosten für den Endverbraucher um 30% erhöhen werden – inklusive Netzkosten und Energiekosten. Es ist eine Frage der ökonomischen Entwicklung, ob sich die Länder das in den nächsten Jahren leisten werden können. Ich bin skeptisch. Dazu muss gesagt werden, dass der Sektor viel weniger Jobs generiert, als auf der politischen Bühne behauptet wird, daher stellt die Umstellung kurzfristig eher eine ökonomische Belastung als eine Entlastung für krisengeschüttelten Länder dar.
Können wir damit zufrieden sein?
Ich denke 30% ist unter schwierigen ökonomischen Rahmenbedingungen durchaus zufriedenstellend.
Was bräuchte es (an politischem Willen, neuen Technologien, etc.) um den Anteil erneuerbarer Energien noch weiter anwachsen zu lassen? Wäre noch mehr möglich?
Es bräuchte signifikant neue Technologien, die derzeitigen sind ungenügend. In manchen Orten gibt es bereits massiven Widerstand gegen mehr Windräder, den weiteren Ausbau von Wasserkraft und noch mehr Solarpanels auf den Äckern. Ich denke, die Politik sollte nicht auf noch mehr Förderung setzen.
Vielmehr sollte der Druck auf die Energieindustrie erhöht werden, mindestens 3% für Forschung und Entwicklung auszugeben. Das wäre in 90% der Fälle leicht und sofort umzusetzen, weil der Staat in den meisten Ländern Mehrheitseigentümer der großen Energieversorger ist. Derzeit werden nicht einmal 0.1% im Energiesektor für F&E ausgegeben, was wiederum erklärt, warum keine technologischen Durchbrüche aus dem Energiebereich kommen. Wenn die Pharmaindustrie so wenig F&E stecken würde, wie es die Energiewirtschaft tut, gäbe es heute noch nicht einmal Antibiotika.