Silicon Savannah: Neue Africa Residency für WU EA Alumni und Studierende

09. April 2019

Afrika hautnah ab 2019

Entrepreneurship und digitaler Wandel in Ostafrika: Gemeinsam mit dem Afrika-Experten Hans Stoisser, Geschäftsführer von ECOTEC, veranstaltet die WU Executive Academy erstmals von 23. – 26. September 2019 eine einzigartige Lernreise für ihre Studierenden und Alumni ins Silicon Savannah, wie die aufstrebende Region um Nairobi genannt wird.

Bild von Afrika
Erstmalig führt eine WU Executive Academy Residency nach Ostafrika - nach Silicon Savannah.

Mit dem afrikanischen Kontinent verbinden wir im Westen in der Regel Krieg, Konflikte, Korruption oder Katastrophen. Damit tun wir 1,2 Milliarden Menschen unrecht. Denn seit einigen Jahren findet vor allem in den Ländern südlich der Sahara, getrieben von Globalisierung und Digitalisierung, ein fundamentaler Wandel statt.

„Noch vor wenigen Jahren waren viele afrikanische Länder wirtschaftlich isoliert. Heute sind sie von einer exponentiell wachsenden digitalen und physischen Vernetzung gekennzeichnet“, sagt Hans Stoisser, Geschäftsführer der Unternehmensberatung ECOTEC, der seit 20 Jahren auf dem afrikanischen Kontinent für seine KundInnen aktiv ist.

Mobil, innovativ und aufstrebend

Afrika ist der erste „mobile-only“ Kontinent: 60 Prozent der 1,2 Milliarden Menschen besitzen ein Mobiltelefon. Immer mehr Menschen haben so auch Zugang zu neuen Technologien. Komplexen Problemen werden einfache Lösungen gegenübergestellt: Der kenianische Telekom-Provider und Weltmarktführer M-Pesa bietet seinen rund 30 Millionen aktiven UserInnen die Möglichkeit, nicht nur über sein Netz zu telefonieren, sondern das Mobiltelefon als Bankkonto zu verwenden. Geldtransfers und Zahlungen in Supermärkten, Apotheken, Shops mit einfachen Handys vorzunehmen und über zusätzliche Apps Kredite aufzunehmen, eröffnen ungeahnte Möglichkeiten. Rund die Hälfte der Wirtschaftsleistung Kenias wird inzwischen über den Bezahldienst abgewickelt. Auch der Zugang zu Strom wird innovativ gelöst: Ländliche, von jeglicher Infrastruktur abgeschnittene Haushalte erhalten etwa Mini-Solarstrom-Aggregate, deren Leasingraten über die eingebauten SIM-Karten zurückbezahlt werden.

Bild eines Smartphones auf dem etwas bezahlt wird
Afrika ist der erste "mobile-only" Kontinent: eine Vielzahl alltäglicher Dinge werden über das Telefon abgewickelt. Foto © CC0 Licence

Auch in anderen Bereichen findet dieses sogenannte Leap-Frogging, das Überspringen technologischer Entwicklungsschritte, statt. So wie das Festnetz zugunsten der fortschrittlicheren Mobilfunktechnologie übersprungen wurde oder M-Pesa das Ausrollen eines Bankenfilialnetzes nicht mehr nötig macht, so hat Zipline in Ruanda ein ähnliches Beispiel zu bieten. Die hügelige Topographie des Landes macht ohne voll ausgebautem Straßennetz die Versorgung mit medizinischen Produkten in entlegene Gebiete zu einer enormen Herausforderung. Zipline hat dafür eine technologisch weiter fortgeschrittene Lösung gefunden: in Ruanda beliefern Drohnen des Startups entlegene Krankenhäuser mit bisher fast 12.000 Bluttransfusionen – und das innerhalb von 30 Minuten ab der Bestellung, die übrigens über WhatsApp vom Spitalspersonal getätigt wird.

Hinzu kommt: Nairobi und Kigali sind längst zu Metropolen mutiert, die eine aufstrebende Mittelschicht mit einem lebendigen Ökosystem an Startups, modernen Co-working Spaces und Innovation Hubs beherbergen. „All das ist in Europa noch zu wenig bekannt – ebenso wie das immense Potenzial, das sich für Geschäftsbeziehungen zwischen Europa und afrikanischen Ländern und Unternehmen ergeben kann“, so Stoisser.

Silicon Savannah: Eintauchen ins digitale Afrika

Hans Stoisser will das ändern. Seit Jänner 2018 bietet er gemeinsam mit dem Living Lab der University of Nairobi Learning Journeys in die Hauptstadt Kenias an. Im September 2019 wird die viertägige Reise ins „Silicon Savannah“ erstmals auch exklusiv für Studierende und Alumni der WU Executive Academy angeboten. Anlass war die Teilnahme an einer dieser Learning Journeys von Dekanin Barbara Stöttinger im Vorjahr.

Portrait Barbara Stöttinger

Barbara Stöttinger

  • Dekanin der WU Executive Academy

Ich war beeindruckt von der Innovationskraft und dem agilen Mindset der UnternehmerInnen, die wir vor Ort getroffen haben. Diese Reise hat mir gezeigt, wieviel Potenzial für eine fruchtbare wirtschaftliche Zusammenarbeit afrikanische Länder bieten und wie eindimensional unsere Vorstellungen von Afrika häufig noch sind. Dieses einzigartige Lern-Erlebnis möchten wir nun auch unseren Studierenden und Alumni bieten.

Gemeinsames Lernen auf Augenhöhe

An vier Tagen erhalten die TeilnehmerInnen Einblicke, Impulse und umfangreiche Möglichkeiten zum Austausch mit Unternehmen und ExpertInnen vor Ort. „Im Zentrum steht das Lernen auf Augenhöhe“, sagt Hans Stoisser.

Tag 1 - Approaching

Am ersten Tag erhalten die TeilnehmerInnen erhellende Einblicke in die wirtschaftliche Entwicklung des afrikanischen Kontinents und Kenias im Speziellen. So hat sich zwischen 2000 und 2015 die Wirtschaftsleistung in den Ländern der Subsahara verdreifacht, das Pro-Kopf-Einkommen hat sich verdoppelt. Die Armut ging von zwei Drittel auf ein Drittel der Bevölkerung zurück. Einen Lernort inklusive Diskussionsmöglichkeit bietet dafür die University of Nairobi.

Tag 2 - Digitales Afrika

Die Innovationskraft, das agile Mindset und das Startup-Leben in Ostafrika stehen auf dem Programm. Im Silicon Savannah rund um Nairobi entwickeln rund 500 Tech-Startups innovative Lösungen für soziale, gesellschaftliche und ökologische Probleme. Neben Besuchen von Co-working Spaces wie Gearbox oder iHub ist eine Exkursion zum Weltmarktführer in Mobile Banking M-Pesa geplant.

Bild einer Gruppe Frauen die gemeinsam etwas diskutiert
Während der Africa Residency werden Co Working Spaces und innovative Tech-Startups besucht. Foto © CC0 Licence

Tag 3 - Urbanes Afrika

ExpertInnen, ForscherInnen und KünstlerInnen diskutieren am 3. Tag mit den TeilnehmerInnen über Entrepreneurship, typisch afrikanische Innovationsmöglichkeiten und urbane Lösungen. Unter anderem ist eine Exkursion nach Kibera, einer großen „Slum“-Siedlung im Südwesten von Nairobi geplant. Die TeilnehmerInnen erfahren dort hautnah, wie die Menschen vor Ort trotz großer Armut kreativ und unternehmerisch Innovation vorantreiben bzw. in diesem Kontext erfolgreiche Start-Ups entstehen.

Tag 4 - Co-Creation

China hat den afrikanischen Kontinent bereits in seiner ökonomischen Chancenvielfalt entdeckt. Wie aber können auch europäische Unternehmen mit afrikanischen gemeinsam Mehrwert schaffen, um gesellschaftliche, soziale und ökologische Probleme zu lösen? Neben diesen Themen steht am 4. Tag auch eine Exkursion zu ausgewählten europäischen Unternehmen in Nairobi auf dem Programm.

Geplant ist auch ein Treffen mit Bitange Ndemo, Professor für Entrepreneurship an der School of Business der University of Nairobi und ehemaliger Staatssekretär für Information und Kommunikation (Ministry for Information and Communication) in Kenia. Für den Austausch untereinander und mit den kenianischen ExpertInnen vor Ort gibt es dank des Rahmenprogramms samt Networking Dinner und Ausflügen in Kenias berühmten Nationalpark ebenfalls zahlreiche Möglichkeiten.

Seite teilen