"Wir brauchen Exzellenz in der österreichischen Finanzkontrolle"

16. Februar 2018

Interview mit RH-Präsidentin Dr. Margit Kraker

Dr. Margit Kraker, Präsidentin des Österreichischen Rechnungshofs, erklärt im Interview, warum sie bei den Weiterbildungen für Ihre MitarbeiterInnen auf die Kooperation mit der WU Executive Academy setzt.

Der Rechnungshof entsendet seine MitarbeiterInnen in den Universitätslehrgang Public Auditing und in den Professional MBA Public Auditing der WU Executive Academy. Gelernt wird mit Bezug auf Praxis und neueste Forschung – und interdisziplinär: Denn auch MitarbeiterInnen aus Ministerien und Kontrollämtern nehmen an den Studiengängen teil. „Wir wollen über den Tellerrand blicken und uns weiterentwickeln“, sagt die Präsidentin des Rechnungshofs, Dr. Margit Kraker.

Dr. Margit Kraker hält eine Rede
Dr. Margit Kraker im Interview über die Kooperation mit der WU Executive Akademie.

Wie haben sich die Anforderungen an PrüferInnen in den vergangenen Jahren verändert?

Die Anforderungen an die Finanzkontrolle verändern sich ebenso wie die Anforderung an die Verwaltung insgesamt. Die öffentlichen Systeme sind heute in einem ständigen Veränderungsprozess. Die Finanzkontrolle muss hier nicht nur Schritt halten, sondern auch vorausdenken, wie die Systeme sich zeitgemäß an die Prozesse der Digitalisierung anpassen. Wir brauchen neue Prüfmethoden, statistische Analysekenntnisse und müssen die internationalen Standards kennen, damit wir sachlich und unabhängig prüfen können.

Welche Skills und Kenntnisse benötigen Prüfer in Zukunft?

Das Wesentlichste für den Rechnungshof ist Wissen – und komplexe Materien analysieren und abstrahieren zu können und die wesentlichen Fakten herauszufinden. Interdisziplinäres Denken ist wichtig, daher ist es auch notwendig, dass man über den Tellerrand blickt und sich vernetzt. Ich glaube, dass unsere Kooperation mit der WU Executive Academy und die damit einhergehende Verbindung zwischen Theorie und Praxis genau das Richtige ist, damit man als PrüferIn gut vorbereitet wird. Interdisziplinär haben wir am Rechnungshof JuristInnen, WirtschaftswissenschafterInnen, aber auch TechnikerInnen und andere Professionen. Aus all diesen unterschiedlichen Herkünften ergibt sich eine ideale Mischung.

Das heißt, Sie suchen bewusst den Austausch mit anderen Institutionen?

Ja, im Universitätslehrgang kann man vom gegenseitigen Wissen profitieren. Hier können RechnungshofprüferInnen mit MitarbeiterInnen der Internen Revision von Ministerien, der Landesrechnungshöfe und anderen Gebietskörperschaften und Kontrollämter zusammenkommen. Davon können alle profitieren. WirtschaftswissenschafterInnen stellt andere Fragen als ein NaturwissenschafterInnen oder JuristInnen. Sie sprechen verschiedene Sprachen. Zum Beispiel: Beim Wort „Effizienz“ hat jeder ein anderes Mindset. Im Universitätslehrgang und im MBA werden Sprachen zusammengeführt, wird praktisches Wissen mit den Erkenntnissen der Wissenschaft verknüpft. Es geht auch darum, das eigene Tun mit wissenschaftlichen Ansätzen zu untermauern. Eine Rechnungshof-Prüfung besticht durch gute Argumente, den theoretischen Background schaffen diese beiden Studiengänge.

Im Herbst 2017 ist neben dem Professional MBA Public Auditing auch zum ersten Mal der Universitätslehrgang Public Auditing gestartet. Was hat Sie dazu bewogen, die Zusammenarbeit mit der WU Executive Academy in diesem Bereich zu erweitern?

Wir müssen uns weiterentwickeln, daher sind wir sehr interessiert daran, uns mit der Wissenschaft vernetzen.  Der Rechnungshof steht und fällt mit dem Wissen seiner PrüferInnen. Daher brauchen wir für PrüferInnen, die bei uns neu einsteigen, eine noch fundiertere und praxisorientiertere Grundausbildung als schon bisher. Wir brauchen österreichweit eine gewisse Exzellenz in der Ausbildung. Der Universitätslehrgang ist die Basis für jeden Prüfer und jede Prüferin im Rechnungshof, jeder und jede muss ihn absolvieren. Dann gibt es im Sinne einer Weiterbildungsarchitektur und Laufbahnentwicklung noch die Möglichkeit für den Professional MBA für besonders interessierte Top-ExpertInnen, die sich nach gewisser Praxiserfahrung weiterentwickeln und weiter spezialisieren wollen. Gerade auch aus den Ministerien und Landesrechnungshöfen gibt es großes Interesse an einer wissenschaftlich fundierten Grundausbildung durch den Universitätslehrgang. Dafür werden unsere MitarbeiterInnen auch freigestellt, weil es eine Weiterbildung in Vollzeit ist. Für uns ist sie eine wirkliche Voraussetzung für den Dienst.

Gruppenfoto Universitätslehrgang Public Auditing
Im Herbst 2017 ist zum ersten Mal der Universitätslehrgang Public Auditing gestartet.

Der PMBA Public Auditing ist ja per Definition ein Master of Business Administration, also auch eine General Management Ausbildung. Welche Rolle spielen diese Themen für die PrüferInnen des RH?

Das sind Leute, die das Wissen mitbringen, die sich schon bestens im Prüfbereich qualifiziert haben und die gern eine Herausforderung annehmen möchten. Wenn sie SektionschefInnen oder AbteilungsleiterInnen werden möchten, ist der MBA eine gute Möglichkeit dazu. Sie lernen vieles im Bereich Personalmanagement und Organisationsentwicklung.

Im PMBA Public Auditing beschäftigen sich die TeilnehmerInnen zudem auch mit den Feldern Entrepreneurship und Innovation: Warum ist das für die PrüferInnen wichtig?

Wir müssen uns als Organisation weiterentwickeln, für uns ist es wichtig, dass wir mit unserem Wissen auf dem neuesten Stand sind und mithalten können. Daher sind für uns neueste Forschungserkenntnisse wichtig. Nur dann ist es möglich, in der Prüfarbeit neue Ideen einzubringen. Das Wichtigste an einer Rechnungshof-Prüfung ist: Sie soll zur Weiterentwicklung im Staat beitragen. PrüferInnen müssen die richtigen Themen erkennen und richtig analysieren und mit relevanten Empfehlungen dazu beitragen, dass der Staat gut aufgestellt ist. Eine Prüfung ist nicht Selbstzweck, sondern es sollten Konsequenzen für das geprüfte Unternehmen erfolgen. Die PrüferInnen müssen gute Empfehlungen abgeben. Daher ist es für sie wichtig zu erkennen, wie man Unternehmen steuern kann, wie man innovative Entwicklungen in Gang bringen kann. Diese Empfehlungen müssen Sinn machen. Das ist auch für die Vortragenden des Kurses „Entrepreneurship und Innovation“ sehr herausfordernd.

Binden Sie auch selbst MitarbeiterInnen als Lehrende ein?

60 Prozent der Lehrenden werden von der WU Executive Academy bzw. der WU Wien gestellt, 40 Prozent kommen aus der Österreichischen Finanzkontrolle. Die TeilnehmerInnen müssen etwa über ein Planspiel durchgeführt: Ein Case wird in drei Tagen in gemischten Teams gelöst. Es gibt auch Kurse im Co-Teaching, wo Vortragende der WU Wien und Vortragende von uns gemeinsam unterrichten – etwa ein Rechtsprofessor der WU und eine Leiterin einer Abteilung, die Vergaberichtlinien prüft. Davon profitieren die TeilnehmerInnen sehr: sie hören die wissenschaftliche Basis und die praktische Umsetzung. Auch vom Austausch der PrüferInnen mit MitarbeiterInnen der Internen Revision, also den „Geprüften“, profitieren beide Seiten sehr. Hier entsteht viel Neues. Ich glaube, auch für Menschen, die an einer weiteren Organisationsentwicklung und Innovation von innen heraus interessiert sind, ist der Universitätslehrgang sehr spannend. Da geht es um Fragen wie: Wie mache ich eine interne Revision? Wie stelle ich Risikomanagement auf? Wie setze ich Personalmanagement um? Und: Wissenschaft analysiert in die Zukunft hinein, gute PrüferInnen müssen auch in die Zukunft denken können.

Wenn Sie mehr über das Program Public Auditing der WU Executive Academy erfahren wollen, finden sie hier alle Informationen:

Professional MBA Public Auditing

Universitätslehrgang Public Auditing

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