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Projekte unterliegen einer besonderen Managementlogik. Worauf es wirklich ankommt, lesen Sie hier.
Im Interview: Prof. Martina Huemann, wissenschaftliche Leiterin des Professional MBA Project Management an der WU Executive Academy, über gute ProjektmanagerInnen, die Besonderheiten länderübergreifenden Projektmanagements und interkulturelle Herausforderungen.
Wodurch unterscheidet sich das Projektmanagement vom klassischen Management in hierarchisch strukturierten Unternehmen?
Projekte unterliegen einer anderen Managementlogik als das Tagesgeschäft von Führungskräften. Der wesentlichste Unterschied besteht darin, dass es bei Projekten eine Deadline gibt, weshalb ManagerInnen äußerst umsichtig und zielgerichtet agieren müssen. Zugleich ist es bei einem Projekt erforderlich, Aufgaben und Rollen klar zu verteilen und Abläufe festzulegen.
Was für Eigenschaften sollten Führungskräfte, die täglich mit Projektmanagement zu tun haben, mitbringen?
ProjektmanagerInnen sollten vor allem Führungspersönlichkeiten sein, die eine klare Vorstellung davon haben, wie sich die Projektziele erreichen lassen, und andere Mitglieder des Teams durch ihre Vision inspirieren. Auch die Fähigkeit, konkrete Strukturen und Prozesse zu schaffen, ist wünschenswert. Größere Projekte weisen häufig einen hohen Komplexitätsgrad sowie erhebliche strukturelle Herausforderungen auf, weil viele Personen und Abteilungen innerhalb des Unternehmens darin involviert sind. Die einzelnen AkteurInnen haben eigene Ziele und Interessen, die zueinander im Widerspruch stehen können. Aufgabe der ProjektmanagerInnen ist, unterschiedlichen, nicht selten voneinander abweichenden Erwartungen gerecht zu werden und Besorgnisse, die es ja bei jeder Veränderung gibt, auszuräumen. Gute ProjektmanagerInnen müssen deshalb über Reife und Druckresistenz verfügen.
Wie suchen gute ProjektmanagerInnen die Mitglieder ihrer Teams aus? Kann man das lernen?
Leider können ProjektmanagerInnen ihre Teams in den seltensten Fällen frei zusammenstellen. Wichtig ist, dass sie einen wesentlichen Beitrag zum Sozialkapital leisten, Entscheidungen effektiv zu managen verstehen und über das für die Projektleitung erforderliche Know-how verfügen. Zu wissen, wie man mit Menschen arbeitet und Teammanagement betreibt, ist ebenfalls von zentraler Bedeutung, vor allem bei großen Projekten, wenn dem Team viele Mitglieder angehören, die einander nicht kennen und obendrein aus unterschiedlichen Ländern und verschiedenen Kulturkreisen kommen.
Was ist beim Erlernen von Projektmanagement-Kompetenzen die größte Schwierigkeit?
Die wichtigsten Techniken, auf die ProjektmanagerInnen bei ihrer täglichen Arbeit zurückgreifen – wie etwa Projektstrukturplan, Balkendiagramm oder Meilensteinplan – zu beherrschen, ist nicht besonders schwierig. Die Herausforderung besteht im Teammanagement und in der Schaffung einer Vision für das Projekt, aber auch in der Kommunikation mit Teammitgliedern, LieferantInnen, PartnerInnen, PolitikerInnen und den Medien. Keine zwei Projekte sind genau gleich; deshalb müssen gute ProjektmanagerInnen die Fähigkeit besitzen, täglich über neue Erfahrungen zu reflektieren und daraus zu lernen.
Worauf kommt es beim internationalen Projektmanagement vor allem an? Was gilt es besonders zu beachten, wenn die Teammitglieder in verschiedenen Ländern leben und arbeiten?
Am wichtigsten ist wahrscheinlich gegenseitiges Verständnis, nicht nur, was kulturelle Unterschiede angeht, sondern auch im Hinblick auf die Tatsache, dass jeder Mensch anders auf Stimuli reagiert. Die Hauptaufgabe von ProjektmanagerInnen ist, mit den Teammitgliedern in einer für alle verständlichen Sprache zu kommunizieren.
Kommen im Rahmen des Programms in Wien spezielle Unterrichtsmethoden zum Einsatz?
Wir nutzen einen Mix aus verschiedensten Unterrichtsmethoden, der unter anderem die Arbeit mit Texten, schriftliche Aufgabenstellungen, Rollenspiele (bei denen die Studierenden als ProjektleiterInnen agieren), spezielle Exkursionen und Gruppenarbeiten umfasst. Ein wesentliches Merkmal des Curriculums ist, dass die TeilnehmerInnen in die Rolle von BeraterInnen schlüpfen und an konkreten Projekten arbeiten. Das gibt ihnen Gelegenheit, ihr neu erworbenes theoretisches Wissen in die Praxis umzusetzen. Zudem sind die bearbeiteten Projekte für die Branchen, aus denen die Studierenden kommen, äußerst relevant.
Wie erwerben die Studierenden jene praktischen Fertigkeiten, die für erfolgreiches Projektmanagement unerlässlich sind?
Indem sie spezielle Trainingseinheiten absolvieren und projektorientierte Unternehmen besuchen. Dabei lernen die Studierenden, wie diese Unternehmen mit verschiedenen praktischen Problemen umgehen. Außerdem haben sie im Rahmen der Besuche die einmalige Gelegenheit, andere ProjektmanagerInnen und Autoritäten auf diesem Gebiet zu treffen, Fragen an sie zu richten und mit ihnen Gedanken und Erfahrungen auszutauschen.
Simulationsspiele stellen für die TeilnehmerInnen eine weitere wichtige Möglichkeit zum Erwerb von Praxiswissen dar. Wir spielen unterschiedlichste Szenarien, mit denen sie sich im Berufsalltag konfrontiert sehen können, durch und versuchen, die jeweiligen Probleme und Herausforderungen zu lösen. Feedback erhalten die Studierenden nicht nur von den Vortragenden, sondern auch von ihren KollegInnen. Das erlaubt ihnen, unterschiedliche Strategien auszuprobieren und im Zuge dessen an ihrer Führungskompetenz zu feilen.
Von Anna Dobrowolska, Polityka