Faculty Insights: Prof. Steyrer | The winner takes it all?

28. Januar 2016

Eine Studie untersucht die Wechselbeziehungen zwischen Einkommen, Führungsverantwortung, subjektiver Erfolgseinschätzung und der Karrierezufriedenheit.

von Prof. Johannes Steyrer Wofür würden Sie sich entscheiden? Alternative a: Sie verdienen EUR 50.000 pro Jahr und Ihre wichtigsten Bezugspersonen EUR 40.000. Alternative b: Sie verdienen EUR 60.000 und Ihre wichtigsten Bezugspersonen EUR 70.000. Wider jede ökonomische Vernunft tendieren Menschen dazu, Alternative a zu bevorzugen. Warum ist das so? Wir sind in unserer Studie den Wechselbeziehungen zwischen Einkommen, Führungsverantwortung, subjektiv wahrgenommener Erfolgseinschätzung durch das berufliche Umfeld und der Karrierezufriedenheit nachgegangen. Sowohl das Einkommen als auch die Führungsverantwortung haben keinen direkten Einfluss auf die Zufriedenheit. Positiv hängen Führungsverantwortung und Einkommen zusammen – was nicht weiters überraschend ist. Schließlich hat das Einkommen einen starken Effekt auf die empfundene Erfolgseinschätzung durch das berufliche Umfeld. 


Wirklich spannend ist die Tatsache, dass nur die Erfolgseinschätzung einen starken Effekt auf die Zufriedenheit hat. Auf den Punkt gebracht: Macht und Geld machen nicht direkt glücklich. Je mehr Macht, desto mehr Geld, je mehr Geld, desto mehr Erfolgszuschreibung, je mehr Erfolgszuschreibung, desto mehr Glück. Die sogenannte „aspiration theory“ erklärt das damit, dass für die Zufriedenheit weniger die absolute Höhe objektiven Wohlstands bzw. Erfolgs zählt, sondern die Differenz zwischen den Erwartungen und dem tatsächlichen Ergebnis. Erwartungen werden von signifikanten Bezugsgruppen bestimmt. Individuelles Glück basiert also primär auf der subjektiv empfundenen Schlechterstellung anderer. Ökonomen sagen dazu, es habe „negative Externalität“. Letztendlich ist es der projizierte Neid anderer, der den entscheidenden Kick gibt. Leider bleiben die Erwartungen und die daraus resultierenden Differenzwahrnehmen niemals konstant. Im Gegenteil, sie erhöhen sich permanent: Für ein bisschen Glück sind wir lebenslänglich in der hedonistischen Tretmühle mit Anspruchsinflation gefangen.  Die Alternative dazu: Ein gutes Gespräch bleibt ein gutes Gespräch, wohingegen ein gutes Auto kein gutes Auto bleibt.   

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