Vom Entrepreneur zum Universitätsprofessor und zurück

01. Juli 2020

Wenn der MBA zur Unternehmensgründung motiviert

Können Sie uns bitte erzählen, wie sich Ihre Karriere bis jetzt entwickelt hat? Welches waren die prägendsten Stationen in Ihrem bisherigen Leben?

Nach dem Physikstudium in Leipzig begann ich sehr bald, in der medizinischen Bildgebung zu arbeiten. Ich war in der glücklichen Lage, großartige MentorInnen zu haben, die mir in Sachen des akademischen Arbeitens, der angewandten Wissenschaft und der Vorteile von Kooperationen ihre Geheimnisse verrieten. Nach Aufenthalten in der Schweiz und in den USA verbrachte ich einige Zeit in Deutschland und forcierte währenddessen meine akademische Laufbahn. Da ich sehr gern reiste, verliebte ich mich gleichsam in eine Stelle bei einem Start-up in Zürich, für das ich bereits während meiner Beschäftigung am Universitätsklinikum Essen an verschiedensten klinischen Zentren umfangreich beratend tätig war. Ich wurde Mitarbeiter dieses Start-ups und später von Philips Healthcare. Schließlich fasste ich den Entschluss, selbst ein Beratungsunternehmen (cmi-experts) zu gründen. Das war wirklich das größte Abenteuer und in vielerlei Hinsicht auch die beste Zeit meines Lebens. Mein Unternehmen gibt es immer noch, allerdings ist das Geschäft etwas zurückgegangen und auch die Themen haben sich gewandelt, weshalb ich mich wieder um eine leitende Position im akademischen Bereich bewarb, wo ich jetzt vorwiegend arbeite. Bei jedem Wechsel hatte ich das Bedürfnis, etwas Neues zu schaffen; ich fand es aufregend, neue Möglichkeiten zu haben und Teams mit neuen Leuten aufzubauen … bereit für die nächste Veränderung.

Hatten Sie ursprünglich einen anderen Berufswunsch? Wenn ja, warum ist daraus nichts geworden?

In sehr jungen Jahren wollte ich Arzt (zu viel Blut), (kurze Zeit) Astronaut und Philosoph werden … Letztlich habe ich mich der Physik zugewandt, weil sie fast alle anderen Wissenschaften und Bereiche, die mich interessierten, vereint.

Was war Ihr größter beruflicher/persönlicher Erfolg?

Hm, die Wahl ist eine sehr subjektive … beruflich die erfolgreiche Einführung eines neuen, von mir mitentwickelten bildgebenden Verfahrens im klinischen Bereich. Persönlich der Umstand, dass ich glücklich verheiratet bin.

Was war Ihre größte Herausforderung? Welches war Ihr größter beruflicher Fehler (aus dem Sie etwas gelernt haben)?

Es geht hier definitiv nicht um eine einzelne Herausforderung, sondern darum, dass ich mich laufend mit der Frage auseinandersetze, ob ich das Beste tue, was ich tun kann oder tun will – in gewisser Weise also um kontinuierliche Selbstreflexion darüber, wie gut meine Leistung im Rahmen einer Tätigkeit und Position ist, die ich – hoffentlich – von Anfang an bewusst gewählt habe. Mein „größter“ Fehler war, den Wahrheitsgehalt der Redensart „Man sieht einander immer zweimal im Leben“ zu unterschätzen. Gelegentlich war ich in der Interaktion mit KollegInnen zu emotional, was es schwierig machte, beim „Wiedersehen“ erneut Kontakt zu ihnen zu finden (zumal einige da bereits eine andere Position innehatten). Die Lektion, die ich daraus gelernt habe, lautet: Man soll keine Brücken hinter sich abbrechen, egal wie sehr man sich kränkt.

Welche waren die 3 wichtigsten Erfahrungen in Ihrem Leben, die Sie dorthin gebracht haben, wo Sie jetzt sind?

Vielfalt leben. Eine Pause machen, wenn einem danach ist. Gemeinsam gut zu essen, lässt Vertrauen und Freundschaften entstehen.

Wenn Sie an Ihr größtes Talent in Ihrem Unternehmen denken, welche 3 Ratschläge würden Sie ihr/ihm mit auf den Weg geben, um ein erfolgreiches und erfülltes Leben zu führen?

Sei dir selbst gegenüber ehrlich und anderen gegenüber vertrauenswürdig. Handle umsichtig und reflektiert. Arbeite mit Leidenschaft.

Mit welchen 5 Wörtern würde Sie Ihr Team als Führungskraft am besten beschreiben?

Ambitioniert. Anspruchsvoll. Zuverlässig. Aufrichtig. Unterstützend.

Was hat sich nach Ihrem MBA-Studium beruflich verändert? Wie war Ihnen die Ausbildung dabei behilflich, Ihre Karriereziele zu erreichen? Welche konkreten Entwicklungsmöglichkeiten ergaben sich daraus?

Ich verfüge über ein wesentlich besseres Verständnis zahlreicher Geschäftsbereiche, habe viel über die Interaktion in und mit divers zusammengesetzten Teams gelernt und respektiere die Meinung anderer. Beruflich hat sich nicht viel verändert. Ich fühlte mich unterstützt in meinem Bestreben, ein neues Unternehmen zu gründen. Die Weiterbildung an der WU machte mir ungemeinen Spaß, etwas ernüchternd finde ich aber, dass mein neues Wissen im Rahmen meiner derzeitigen Tätigkeit keinen allzu großen Anklang findet. Meiner Begeisterung und meinem Tatendrang tut das allerdings keinen Abbruch.

Wie ist es Ihnen gelungen, den MBA mit einem anspruchsvollen Job und Ihrem Familienleben in Einklang zu bringen?

Es heißt ja auch: „Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine überraschte Frau.“ Spaß beiseite. Ich habe wirklich großartige Unterstützung durch meine Frau erfahren, für die ich dankbar bin. Die Grundzüge des Zeit- und Projektmanagements zu beherrschen, schadet trotzdem nicht.

Was bedeutet für Sie „wahrer Luxus“?

Gesund zu sein, es mir irgendwo an einem schönen Ort mit FreundInnen gemütlich zu machen und gemeinsam etwas zu trinken und zu essen.

Das letzte Buch/der letzte Film, wofür Sie sich begeistern konnten?

Sibylle Berg „Nerds“. „Ich habe den englischen König bedient“ nach einem Roman von Bohumil Hrabal, einer einzigartigen Reise durch Zeit und Kulturen.

Mit wem würden Sie gern einmal für einen Tag tauschen?

Muss ich das tun?

Wordrap

Darüber kann ich lachen:
Monthy Python, nach wie vor.
Fehler, die ich am ehesten verzeihe:
Am Ende verzeihe ich; momentan kann ich aber ohne böse Absichten schroff sein.
Mein lustigstes/spannendstes Reiseerlebnis war:
Als ich jung war und die Mauer fiel (ich lebte in Dresden), kaufte ich mir ein EuroRail-Ticket und fuhr unter anderem nach Kopenhagen, wo ich, eine Zeitung unter meinen Sweater gestopft (danke DIE ZEIT), in einer Bushaltestelle am Hauptbahnhof schlief. Gleich nachdem der Bahnhof wieder geöffnet war, ging ich hinein und wurde von jemandem ersucht, auf seinen Koffer aufzupassen. Ich dachte, es handle sich um eine Bombe, weil ich so viel Schlechtes über "den Westen" gehört hatte. Schlussendlich kam der Kofferbesitzer aber zurück und bot mir einen Kaffee an - und ich entspannte mich langsam.
Ohne diese App auf meinem Handy könnte ich nicht leben:
WhatsApp
In meinem Kühlschrank findet man immer:

Wein

Mein letztes Geld würde ich ausgeben für:
Gut zu essen.
Vor 10 Jahren dachte ich:
Dass ich nach Wien ziehen möchte.
Heute weiß ich:
Dass ich weiterziehen möchte.

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