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Business Resilience: Unternehmerische Zauberformel fürs Überleben in der Krise

Business Resilience sichert Krisenfestigkeit: Mit Agilität, Digitalisierung und strategischem Denken gestärkt aus Krisen gehen.

Vladimir Preveden Portrait - WU Executive Academy
Geschrieben von

Mit diesen 5 Schritten machen Sie Ihr Unternehmen resilient

Gerade in unsicheren Zeiten sind Führungskräfte gut beraten, besonders an ihrer (psychischen) Widerstandsfähigkeit zu arbeiten, um eine Krise möglichst unbeschadet und vor allem handlungsfähig zu überstehen. Dass Leadership-Resilienz allein aber nicht reicht, damit ein Unternehmen sicher durch eine Krise kommt, wird jedoch häufig vergessen. Was es vor allem braucht, ist Business Resilience, also die Resilienz des gesamten Unternehmens.

Was resiliente Unternehmen auszeichnet, welche Rolle digitale Technologien spielen und ob es trotz Krise noch möglich ist, unternehmerische Resilienz zu erlangen, analysieren Konrad Holleis, Head of Executive Education der WU Executive Academy, und Vladimir Preveden, strategischer Berater und (Interims-) Manager von Wachstumsunternehmen.

In der Regel kündigen sich Krisen durch leichtere Vorbeben an, doch allzu oft erwischen sie ihre Opfer unvorbereitet. Ob eine Finanzkrise, die die Märkte erschüttert oder ein Virus, das die Wirtschaft lahmlegt, eine Energiekrise in Europa, die ihresgleichen sucht, galoppierende Inflation, die politisches Handeln erfordert oder Krieg: „Gemein haben solche Disruptionen, dass sie mit ihrem exponentiellen Wachstum, ihrer Durchdringungskraft und Schnelligkeit der Wirksamkeitsentfaltung unvorstellbare Ausmaße annehmen können. Unternehmen müssen in der Lage sein, solche unerwarteten Umstände zu verkraften und schnell, oft mit unklaren Annahmen, Entscheidungen zu treffen und sich anzupassen und manchmal neu auszurichten“, sagt Vladimir Preveden.

„Was die Corona-Krise und alle darauf folgende Krisen vor allem zeigten, ist, dass es nicht reicht, sich auf resiliente Führungskräfte zu fokussieren, wie wir es die letzten Jahre häufig getan haben“, sagt Konrad Holleis. Ein Versäumnis, denn: „Das gesamte Unternehmen muss auf seine Resilienz hin betrachtet werden: die Organisation, die Struktur, die Produkte, die Partnerschaften und Kooperationen. Gerade in der Krise werden die Schwachstellen eines Unternehmens evident“, so Holleis.

Die exponentielle Kurve der Disruption

Die meisten Unternehmen wurden in einer Welt sozialisiert, in denen die Prämisse lineares Wachstum war. Disruptionen sind allerdings nicht linear, sondern funktionieren exponentiell.

Unbeschadet überstehen Unternehmen solche Disruptionen von außen nur dann, wenn sie schnell und möglichst ohne Reibungsverlust mit ihnen umgehen können und Business Resilience zu einem zentralen Bestandteil der Strategie wird. Die Krise als Anlass zu nehmen, um sich stabiler und resilienter für die Zukunft aufzustellen, reiche nicht. Schon in krisenfreien, ruhigeren Zeiten sollten Unternehmen daher darauf achten: „Eine derart umfangreiche Umstellung unter hohem Zeit- und Finanzdruck ist per se sehr herausfordernd und in der Krise kaum bewältigbar“, gibt Vladimir Preveden zu bedenken.

Auch reine Kostenreduktionen etwa über Stellenabbau oder das Abstoßen von Geschäftszweigen sei zu kurz gegriffen: „Kosten zu reduzieren und sich auf Kredite zu verlassen, wie es viele Unternehmen während der Weltwirtschaftskrise 2009 gemacht haben, reicht heute nicht mehr“, sagt Holleis.

Die Münzstapel werden von rechts nach links höher, mit nach unten zeigenden Pfeilen über jedem Stapel. Das Wort „COST“ befindet sich neben dem kleinsten Stapel rechts und deutet auf eine Kostenreduzierung hin. Der Hintergrund ist neutralgrau.-WU Executive Academy ©WU Executive Academy
Reine Kostenreduktion als Krisenstrategie ist nicht mehr ausreichend.

Mit diesen 5 Schritten machen Sie Ihr Unternehmen resilient

1. Liquidität als starkes Fundament

Strategisch: Resiliente Unternehmen haben Kapitalreserven, die es ihnen ermöglichen, eine längere wirtschaftliche Durststrecke, etwa durch unerwarteten Umsatzrückgang, zu überbrücken. „Es muss nicht immer maximales Wachstum sein, empfehlenswerter ist organisches Wachstum sowie die Schulden und Kosten zu senken“, so Preveden. Für den Aufbau von Kapitalreserven gebe es drei Hebel: „Erstens: Man legt die Kapitalreserven nicht mehr nur auf das operative Geschäft aus und schüttet Überschüsse durch Dividenden an Aktionär*innen aus, sondern legt Reserven an. Diese Reserven werden sinngemäß etwa am Finanzmarkt angelegt. Zweitens: Das Eigenkapital wird erhöht. Drittens: Man reduziert die Schulden strukturell und ist auf dem Weg zum „schuldenfreien“ Unternehmen, das sich (größtenteils) selber finanziert.“

Operativ: Alle cash-relevanten Prozesse sind optimiert. Cash-In läuft zentralisiert und ist nach Fristigkeit getaktet. Cash-Out ebenfalls. Zusätzlich dazu optimieren resiliente Unternehmen ihren Investitionsplan laufend im Hinblick auf Investitionen, die den maximalen Return liefern und vermeiden weniger relevante Investitionen.


2. Flexible Strukturen und Neuausrichtung

„Das Konsumverhalten verändert sich rasch: Die Menschen kaufen etwa zunehmend regional, digital und kontaktlos“, so Holleis. Unternehmen müssten rasch auf Kund*innenbedürfnisse reagieren und gleichzeitig versuchen, möglichst autonom und unabhängig von globalen Märkten zu agieren:

  • Schlankes Headquarter und zentrale Funktionen, die hocheffizient arbeiten, Führungsfunktionen wahrnehmen und Entwicklungsrichtlinien vorgeben, für innerbetriebliche Synergien sorgen und als Katalysator für funktionsübergreifende Plattforminnovationen dienen

  • hocheffiziente und günstige Shared Services

  • dezentrale, in wesentlichen Zielmärkten zunehmend autonomer agierende Supply Chain, um Versorgungssicherheit und Umsatzgenerierungsfähigkeit, auch bei geschlossenen Grenzen, sicherzustellen

  • Ressourcensicherheit für die Produktion

  • Zentralisierte Datenhoheit in Echtzeit

  • Auslegung der fixen Strukturen und Kapazitäten auf maximale kontinuierliche Auslastung anstatt auf Spitzenabdeckung. Modularer Aufbau, der es ermöglicht, Fixkostenmodule je nach Bedarf ein- oder auszuschalten

  • Organisation der Mitarbeiter*innen nach Aufgabengebieten und Selbstorganisation in gelebten Communities („Agile Organisation“) und flexible Arbeitsmethoden


    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand, auf dem eine Amazon-Shoppingseite angezeigt wird. Zwei Jacken sind aufgelistet und zeigen Bilder, Preise, Bewertungen und Details. Der Hintergrund ist unscharf und fokussiert auf das Telefondisplay.-CC0 Licence ©CC0 Licence
    Unternehmen müssen flexibel sein umd auf das sich ändernde Konsumverhalten zu reagieren, das sich hin zu regional, digital und kontaktlos verschiebt. Foto © CC0 Licence

3. Chancenergreifendes Geschäftsmodell

  • Fokus Kund*innen: Kund*innenzentriertes Vorgehen durch Design Thinking, um neue und aufkommende Kund*innensegmente bzw. -gewohnheiten frühzeitig (vor der Konkurrenz) zu entdecken und zu besetzen

  • Fokus Vertrieb: Gestärkter digitaler Vertrieb; kontaktloser stationärer Vertrieb. Fokus auf profitable Kund*innensegmente (weg vom „C“ Segment) und gleichzeitige Komplexitätsreduktion quer durch die gesamte Supply Chain.

  • Fokus Service: Zentrale, digitale, kund*innenorientierte Serviceplattformen für Kund*innen und Lieferant*innen

  • Fokus Digitalisierung: Das digitale Unternehmen quer durch alle Bereiche etablieren, mit dem Ziel der Effizienzsteigerung

  • Fokus Mitarbeiter*innen: Know-how Aufbau zu neuen Technologien („digitale Skills“) und die Anpassung neuer Jobbeschreibungen

  • Fokus Innovationen: systematischer Approach, um organische wie auch disruptive Innovationen (intern/extern) zu entwickeln („Ambidextrie“)


4. Etablierter Unternehmenssinn („Purpose“)

  • Ist der Purpose bzw. der Unternehmenszweck definiert und gelebt? „Gerade um die Generation Y und Z anzusprechen, müssen die Unternehmen heute glaubwürdig agieren“, so Vladimir Preveden.

  • Sind die Themen Diversität, Nachhaltigkeit und Umweltschutz zentral im Herzen des Unternehmens verankert?

  • Hat man sich erfolgreich als Employer of Choice für Millennials positioniert?

    Silhouetten von Menschen vor blauem Hintergrund, überlagert mit schwebenden Sechsecksymbolen, die verschiedene Technologie- und Umweltkonzepte darstellen, wie etwa einen Globus mit Blättern, ein Diagramm und Windturbinen.-WU Executive Academy ©WU Executive Academy
    Themen wie Diversität, Nachhaltigkeit und Umweltschutz kann man heutzutage gar nicht mehr außen vor lassen.

5. Gelebtes Leadership

  • Authentizität, Empathie, Transparenz und klare, unmittelbare Kommunikation

  • Weitsichtigkeit und Verständnis und die Fähigkeit, exponentiell zu denken

  • Schnelle Entscheidungen durch dezentrales Empowerment der Mitarbeiter*innen und hohes Maß an funktionsübergreifender Interaktivität

  • Aufbau von Talenten und digitalen Skills im Unternehmen

Die Rolle digitaler Technologien für Business Resilience

„Die Corona-Krise hat nicht nur mit der Forcierung von Home-Office-Lösungen bei Unternehmen zu einem vorher unvorstellbaren Digitalisierungsschub geführt“, sagt Vladimir Preveden. „Dass die Digitalisierung mit dem Erfolg des Home Office nun abgeschlossen ist, ist allerdings eine Illusion“, ergänzt Konrad Holleis. Einerseits ermöglicht sie eine digitale Kund*innenschnittstelle (Vertrieb, Service), andererseits Effizienzsteigerungen quer durch das Unternehmen (Zentralisierung der Daten, Prozessoptimierungen, Kostenreduktionen) sowie funktionsübergreifende Kollaborations-Plattformen für Mitarbeiter*innen (im/außerhalb vom Büro). Es entstehen neue Geschäftsmodelle, vor allem auch unter Einbezug von disruptiven Innovationen über Start-ups.

Ein Arbeitsplatz mit einem Laptop, einem Desktop-Computer und einem Tablet auf einem weißen Schreibtisch. Im Hintergrund stehen auf Regalen verschiedene Dekorationsgegenstände, wie ein kleiner Kaktus, eine Figur und eine weiße Hirschkopfskulptur.-CC0 Licence ©CC0 Licence
Digitalisierung endet nicht beim Home Office, sondern muss das gesamte Unternehmen umfassen. Foto © CC0 Licence

Zusätzlich dazu bedingt die digitale Durchdringung eines Unternehmens einen gesunden Bruch mit etablierten, althergebrachten Denk- und Arbeitsweisen: „Damit trägt sie unmittelbar auch zu einem Kulturwandel in Richtung einer agilen, offenen und kollaborativen Kultur bei“, so Preveden. Wichtig sei zudem, „neue technologische Skills (wie etwa Datenanalytik, neue Technologien), aber auch neue Methoden-Skills (etwa Design Thinking), bei den bestehenden Mitarbeiter*innen zu etablieren und durch neue Mitarbeiter*innen in das Unternehmen zu bringen.“

Wie man sich als Führungskraft auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereiten kann, lernen Sie in den dafür maßgeschneiderten Programmen der WU Executive Academy. Für mehr Informationen, klicken Sie bitte hier.

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