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Empowerment für Ihre Kolleg*innen
Wer es nach oben geschafft hat, sollte den Aufzug auch wieder nach unten schicken, um anderen den Aufstieg zu ermöglichen. Barbara Stöttinger, Dekanin der WU Executive Academy weiß was die smarte Management-Philosophie konkret beinhaltet und wie Empowerment nicht nur Ihre Karriere, sondern auch die Ihrer Kolleg*innen verändert.
Stellen Sie sich vor, Sie stehen im obersten Stock eines gewaltigen Wolkenkratzers – Sie haben gerade Ihren größten beruflichen Erfolg erreicht. Aber anstatt sich jetzt einfach zurückzulehnen und die Aussicht zu genießen, drücken Sie im Aufzug die Taste „nach unten“.
Warum? Weil Sie daran glauben, dass der Lift nicht nur für Sie da ist, sondern auch für diejenigen, die denselben Weg nach oben anstreben. „When you reach the top, you should remember to send the elevator back down for the others.“ – Das Zitat, das heute oft in Zusammenhang mit Female Empowerment gebraucht wird, stammt ursprünglich von der französischen Sängerin Édith Piaf. Die Botschaft ist klar: Wer es bereits in obere Managementlevel geschafft hat, soll auch bereit sein, denjenigen zu helfen, die hinter einem stehen.
„Gerade als weibliche Führungskraft sehe ich es als meine Verpflichtung, den in diesem Zusammenhang oft zitierten Fahrstuhl nach unten zu schicken, um andere qualifizierte Frauen nach oben zu holen. Wir kennen Netzwerke und Mentoring-Progamme, aber es ist auch essenziell, ganz bewusst auf den Knopf zu drücken, damit im zweiten Stock die Tür für jemanden aufgeht“, sagt Barbara Stöttinger. Warum es so wichtig ist, sich eine Mentor*in zu suchen, die sich für einen starkmacht, verdeutlicht Stöttinger an einem Beispiel: „Jobs, Aufgaben oder Positionen werden üblicherweise vergeben, wenn man selbst nicht im Raum ist. Man verdankt seinen Karriereweg natürlich immer den eigenen Fähigkeiten, aber eben nicht nur. Es braucht auch jemanden, der sich für einen einsetzt.“
Frauen, die aktiv und selbstbewusst im Berufsleben stehen, müssen sich bewusst machen, dass sie Role Models für andere sind. „Ich würde mich selbst auch nicht als solches bezeichnen, dazu bin ich viel zu uneitel. Es gibt so viele tolle Kolleginnen, die mehr erreicht haben als ich“, so Stöttinger. „Aber es ist nicht immer nur die Bundesministerin oder Firmenchefin, die ihr Know-how weitergeben kann, sondern generell Frauen, die selbstbewusst Führungspositionen einnehmen. Ich habe das bei meinen Studierenden gemerkt, die immer wieder daran interessiert sind, wie ich dieses oder jenes geschafft habe. Wenn man seine eigene Life Story teilt, zeigt man anderen Wege und Möglichkeiten auf, wie sie ihre Zukunft gestalten können.“
Dazu gehören auch Misserfolge: „Ich bin kein Fan von polierten Lebensläufen. Da gibt es CVs, die lesen sich wie der gerade Weg, da sieht man nichts von den Schwierigkeiten, Scheidewegen oder Dingen, die man aufgeben musste.“
Ein großes Thema sei auch bei Nachwuchstalenten immer die Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Geht sich beides aus? „Als zweifache Mutter habe ich da auch viele Erfahrungen gesammelt.“ Die wichtigste Frage, die man sich am Beginn seiner Karriere diesbezüglich stellen sollte, ist für Stöttinger folgende: Habe ich einen Partner oder eine Partnerin, der oder die meine Karriere vorbehaltlos unterstützt? Denn: „Wenn beide Alphatiere sind und ihren Job in den Vordergrund stellen möchten, wird es schwierig“, so Stöttinger. Trotzdem kennt die Leiterin der WU Executive Academy natürlich auch Mom Guilt. „Was mir geholfen hat, ist ein Perspektivenwechsel. Nicht darauf zu schauen, was meine Kinder alles nicht bekommen, weil ich keine Fulltime-Mom bin, sondern sich stattdessen darauf zu fokussieren, was ich ihnen ermöglichen kann, weil ich arbeite.“
Es ist die erste Überlegung, die Frauen haben, wenn sie ein Jobangebot bekommen. Streichen Sie das Hinterfragen für immer aus Ihrem Kopf. „Diese Frage muss man sich nicht stellen, denn wenn jemand Ihnen ein Jobangebot macht, hat diese Person die Frage schon beantwortet, sonst hätte man Sie ja gar nicht kontaktiert“, unterstreicht Stöttinger. Laut dem European Institute for Gender Equality waren im zweiten Halbjahr 2022 gerade einmal 21,2 Prozent sämtlicher Positionen im Top-Management der größten börsennotierten Unternehmen der EU mit Frauen besetzt. Mit einem Frauenanteil von 8,3 Prozent im Vorstand der 20 ATX-Unternehmen liegt Österreich im europäischen Vergleich am vorletzten Platz.
Warum sind wir noch nicht weiter? „In Ländern, die auf die Quote setzen, ist das kein Thema mehr. Ich sehe das nicht als Bevorzugung. Man muss sich ohnehin im Job beweisen, und offensichtlich bekommen Frauen anders nicht die Chance dazu. Da gibt es einen guten Spruch: Gleichberechtigung ist erst dann hergestellt, wenn es egal ist, welches Geschlecht die unfähige Person in der Führungsposition hat.“
Die Zeit spricht jedenfalls für uns, ist Stöttinger optimistisch: „Schauen wir uns den Arbeitskräftemangel an – in ein paar Jahren werden wir es uns gar nicht mehr leisten können, weibliche Arbeitskräfte nicht zu berücksichtigen.“ Auch Life Long Learning wird Teil unseres beruflichen wie privaten Alltags sein. „Wir werden uns immer wieder neu erfinden müssen“, meint die Universitätsprofessorin. Der Job, den Sie mit Mitte 20 angestrebt haben, passt mit Mitte 40 vielleicht nicht mehr zu Ihnen. Hier immer wieder die eigenen Talente und Fähigkeiten zu reflektieren, hält Stöttinger für unerlässlich: „Das bringt die Chance mit sich, verschiedene Dinge auszuprobieren und sich immer weiterzuentwickeln.“
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