Career Story: Clemens M. Wass, BY WASS GmbH

15. Juli 2013

Professional MBA Entrepreneurship & Innovation Alumnus

Welches waren die prägendsten Stationen in Ihrem bisherigen Leben? Warum?
Die Welt um uns herum, in der wir aufwachsen und leben, hat mich wohl am stärksten geprägt – und tut es jeden Tag aufs Neue. Wie wohl jeder habe ich als Kind aufgrund dieses Umfeldes meine Werte und Vorstellungen gebildet und darauf aufbauend meine späteren Entscheidungen getroffen - mehr unbewusst als bewusst, wie ich gestehen muss. Heute versuche ich eher, so manch Gelerntes wieder zu verlernen und Werte, Vorstellungen und Vorgaben unserer Gesellschaft neu zu hinterfragen. Keine Midlife- oder Quarterlife-Crisis, sondern eher ein bewusster „Review-Prozess“ und vielleicht damit gerade eine weitere prägende Station in meinem Leben...


Hatten Sie ursprünglich einen anderen Berufswunsch? Wenn ja, warum ist daraus nichts geworden?
Noch (!) ist nichts daraus geworden! Als Kind wollte ich Trapper in Kanada werden und in einer Blockhütte mit einem Schlittenhund und einem Waschbären leben. Hütten findet man in Österreich zum Glück viele und einen Hütehund habe ich mittlerweile auch schon. Gejagt wird bei mir wohl über das Internet, das macht ortsunabhängiges Arbeiten ja leicht. Nur das mit dem Waschbären könnte ein Problem werden. Die können nämlich ordentliche Biester sein!

Wie und warum hat es Sie in die Selbständigkeit verschlagen?
Der Start meiner Selbständigkeit ist eine Mischung aus der Frage, wie ich das, was ich von meinem Leben will, am besten umsetzen kann, in Verbindung mit einigen aktuellen Ereignissen. Ich habe mit dem PMBA Entrepreneurship & Innovation begonnen und bin einige Monate danach in Bildungskarenz gegangen, um mich dem Thema voll zu widmen. Währenddessen wurde der Händlervertrag, den das kleine Unternehmen meines Vaters mit einem großen Hersteller hatte, gekündigt und so ist die Frage aufgetaucht, wie wir dieses Unternehmen mit neuen Produkten und Leistungen neu beleben können. Naheliegend war dabei in meinem Fall die Verbindung aus Recht, Technik und Innovationsmanagement. In diesem Umfeld bewege ich mich bereits seit vielen Jahren und hier habe ich auch schon ein breites Netzwerk aufgebaut.

Was hat sich nach Ihrem MBA-Studium beruflich verändert? Wie war Ihnen die Ausbildung dabei behilflich, Ihre Karriereziele zu erreichen? Welche konkreten Entwicklungsmöglichkeiten ergaben sich daraus?
Das MBA-Studium war jedenfalls mitentscheidend für den Sprung in die Selbständigkeit. Als Selbstständiger darf man sich natürlich um so ziemlich alles selbst kümmern und somit habe ich derzeit die Möglichkeit, das Gelernte in die Praxis umzusetzen. Mir hilft derzeit wirklich jedes Modul aus dem Master-Programm und es ist ein enormer Vorteil, sich mit den Kollegen aus dem Kurs nach wie vor austauschen zu können. Denn, wie heißt es so schön: Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis viel größer als in der Theorie...

Welches war Ihr größter beruflicher/persönlicher Erfolg?
Mein beruflich wohl größter Erfolg war es, mit dem kleinen österreichischen Handelsunternehmen meines Vaters und etwas Rechtsverständnis und Verhandlungsgeschick einem US-Unternehmen mit einigen Milliarden Jahresumsatz in einem Rechtsstreit erfolgreich die Stirn bieten zu können. Das hat sich etwas wie David gegen Goliath angefühlt. Auf Dauer ist es mir jedoch lieber, mit juristischen Datenbanken und Anwendungen andere Bürger und Unternehmen über das Recht gut zu informieren. Die RIS:App, die ich gemeinsam mit dem österreichischen Bundeskanzleramt ins Leben gerufen habe, ermöglicht mittlerweile über 25.000 Nutzern den mobilen Zugang zu den österreichischen Gesetzen.

Welches sind Ihre Ziele im kommenden Jahr? Ihre Ziele überhaupt? Gibt es etwas, das Sie unbedingt noch machen wollen?
Ich hoffe, dass in den nächsten Monaten mein europäisches Forschungsprojekt genehmigt wird, das ich Mitte Jänner mit der Universität Amsterdam, der Fachhochschule Salzburg, der London School of Economics and Political Science, einem italienischen Softwareentwicklungsunternehmen und einer griechischen Rechtsanwaltskanzlei eingereicht habe. Mit diesem Projekt wollen wir die Welt der Rechtsinformatik revolutionieren – wir werden sehen, ob daraus etwas wird. Vielleicht schaffe ich es auch, mein Hundesportgerät im wahrsten Sinne des Wortes „auf die Straße“ zu bekommen. Den Business-Plan dafür habe ich in meiner Master-Thesis niedergeschrieben. Beides sind Ziele, die mir auf meinem Weg zu einer größtmöglichen Freiheit, Selbstbestimmung und wirklichen „Berufung“ weiterhelfen.

Was bedeutet für Sie „wahrer Luxus“?
Es ist die Summe der kleinen Dinge: Mit guten Freunden zusammenzusitzen, mein eigener Chef zu sein, einmal nicht erreichbar sein zu müssen, draußen in der Natur mit dem Hund spazieren zu gehen, eine lange Reise in ein unbekanntes Land machen zu können, ...

Das letzte Buch/der letzte Film, wofür Sie sich begeistern konnten?
Gefallen hat mir zuletzt das Buch „Einmal um die ganze Welt: Wie uns die erste Erdumrundung allein mit Muskelkraft gelang“ von Colin Angus. Aber auf das beste Buch warte ich noch: Ich hoffe wirklich, dass meine Freunde ihre lange Reise mit ihren beiden Kindern auf Tandems durch Südamerika dokumentieren!

Wie würden Sie Ihre Führungsphilosophie beschreiben? Hatten Sie ein großes „Vorbild“?
Führen zu dürfen, muss man sich verdienen, jeden Tag aufs Neue. Ein Job-Titel allein oder irgendein akademischer Grad sagt noch nichts über die Führungsqualitäten einer Person aus, kann allenfalls ein Indiz hinsichtlich der Vergangenheit des Menschen sein. Es braucht die fachlichen Kompetenzen, aber noch viel mehr die menschlichen Qualitäten. In einem Start-up oder in einem bestehenden Unternehmen gut und gerecht zu führen, ist sicherlich eine der schwersten Aufgaben überhaupt. Ich bin gerade erst dabei, das zu lernen. Bücher helfen hier wenig, nur die Erfahrung zählt.
Ein wirkliches Vorbild habe ich nicht, ich finde es jedoch höchst spannend, sich die Führungsstrukturen bei Wölfen anzusehen, die eine sehr ähnliche soziale Struktur wie wir Menschen haben. Gerade wie sie sich bei ihren „Jagdprojekten“ organisieren oder interne Konflikte effizient und effektiv lösen, ist äußerst spannend und wir Menschen könnten davon vieles lernen. Zu diesem Thema gibt es sogar schon Management-Seminare.

Wie schöpfen Sie abseits Ihres anspruchsvollen Berufes Kraft?
Um Kraft zu schöpfen, verbringe ich viel Zeit draußen in der Natur mit meinem Hund. Mit einem Tier ist man absolut im Hier und Jetzt und kann die sich ständig wiederholenden Gedanken des Alltags gut abschalten. Dabei kommen mir auch die besten neuen Ideen, oft wie aus dem Nichts.

Mit wem würden Sie gern einmal für einen Tag tauschen?
Schwere Frage: Am besten jemand mit viel Erfahrung, einem durchaus hohen Alter, einer anderen Muttersprache, aus einem anderen Kulturkreis, vielleicht sogar einer Frau. Wenn ich dann im Internet suche, komme ich beispielsweise auf Walentina Wladimirowna Tereschkowa, die erste Frau im Weltraum. Man(n) stelle sich vor: Ich könnte nach einem Tag perfekt Russisch, wüsste wie die Erde aus dem Weltraum wirklich aussieht, könnte die Frauen verstehen und hätte vielleicht etwas Weisheit eines erfahrenen Menschen! Der Dalai Lama wäre aber vermutlich die erste Wahl.

Warum würden Sie den Professional MBA der WU Executive Academy empfehlen? Was hat Ihnen am besten gefallen?
Am besten gefallen hat mir, aus bestehenden Denkmustern ausbrechen zu können, was für radikale Innovationen immer hilfreich ist, und diese Überlegungen mit Gleichgesinnten teilen zu können. Unsere Gruppe war unglaublich aktiv. Lernen kann man auch aus Büchern, aber um mit hoch qualifizierten Kollegen und Vortragenden diskutieren zu können und damit auch persönlich wachsen zu können, braucht man eine Umgebung wie beim PMBA. Eine ganz besonders wertvolle Erfahrung war sicherlich auch der Ausflug nach Boston zur Harvard Business School und zum MIT.

Wordrap

Mein Lebensmotto:
Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum (ich arbeite daran!)
Darüber kann ich lachen:
Wenn mein kleiner Hund über seine eigenen, viel zu großen Pfoten stolpert. (Das wird er wohl beibehalten.)
Fehler, die ich am ehesten verzeihe:
Verzeihen sollte man immer schnell (auch wenn es manchmal schwer fällt).
Mein letztes Geld würde ich ausgeben für:
... eine Selbstversorgerhütte und ein Taschenmesser.
In 20 Jahren werde ich:
... mir diese Fragen und Antworten durchlesen und darüber lachen!

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