Career Story: Mae Hansen, Finance Estonia

06. März 2014

Global Executive MBA Alumna

Welches waren die prägendsten Stationen in Ihrem bisherigen Leben? Warum?
Am prägendsten waren jene Momente, in denen ich den Mut hatte, voll und ganz auf mein Herz und Bauchgefühl zu hören, und Entscheidungen traf, die in den Augen der breiten Mehrheit aberwitzig sind.

Zum Beispiel, als ich im Alter von 20 Jahren das Angebot, dem Vorstand einer noch jungen Investmentgesellschaft anzugehören, ablehnte, weil ich es vorzog, meine Koffer zu packen und Europa zwecks Weiterbildung in Richtung New York zu verlassen – obwohl ich absolut nicht wusste, wie ich dieses verrückte Vorhaben finanzieren sollte. Oder auch, als ich mit 34 als allein erziehende Mutter eines 9-jährigen Sohnes den Executive MBA in Angriff nahm und zeitgleich als C-Level-Führungskraft in einem neu gegründeten Unternehmen zu arbeiten begann.

Mich voll und ganz auf mein Herz und Bauchgefühl zu verlassen, hat mich gelehrt, dass alles möglich ist, vorausgesetzt, man vertraut auf seine Stärken und ist gewillt, die Initiative zu ergreifen! Meist begraben Menschen ihre großen Träume einfach zu schnell und geben ihren Lebensumständen oder Mitmenschen die Schuld daran, obwohl es eigentlich einzig und allein an ihnen liegt.

Hatten Sie ursprünglich einen anderen Berufswunsch? Wenn ja, warum ist daraus nichts geworden?
Zeigen Sie mir jemanden, der seinen ursprünglichen Berufswunsch in die Tat umgesetzt hat, und ich zeige Ihnen jemanden, der

(a) blind einem Traum folgt, ohne seine persönlichen Stärken wirklich zu verstehen, oder
(b) nicht den Mut hat, in seinem Leben eine Veränderung vorzunehmen, oder
(c) die Ausnahme ist, die bekanntlich die Regel bestätigt.

Langer Rede kurzer Sinn: Selbstverständlich hatte ich einen anderen Berufswunsch, und das nicht nur einmal.

Letzte Woche, als ich in meinem Kasten für Ordnung sorgte, kam ein kurzer Aufsatz, den ich in der ersten Klasse geschrieben habe, zum Vorschein. Thema der Arbeit war: „Was ich einmal werden will“. Für mich stand damals zweifelsfrei fest: Ärztin – genauer gesagt, Hausärztin. So vergingen also die nächsten paar Jahre, in denen meine Eltern und Großeltern meine ersten – und einzigen – PatientInnen waren. ;-)

In der letzten Klasse des Gymnasiums tendierte ich sehr stark zu Programmiererin. Keine Frage, im Programmieren hatte ich meine Berufung gefunden. Deshalb studierte ich Mathematik und Informatik.
Ich war felsenfest davon überzeugt, Ärztin bzw. Computerexpertin zu werden; geworden bin ich letzten Endes Führungskraft, Strategin und Unternehmensentwicklerin. Werde ich das bis zu meiner Pensionierung bleiben? Nun, ganz ehrlich, wer weiß das schon? Das Einzige, was ich mit Sicherheit sagen kann, ist, dass man sich in jungen Jahren seiner wahren Stärken noch nicht bewusst ist und folglich auch nicht weiß, in welchem Beruf man sie am besten nutzen kann. Ratschläge anderer sind auch nicht unbedingt willkommen. Es fehlt die Erfahrung, um richtige Entscheidungen treffen und auf die eigenen Stärken bauen zu können. Aus diesem Grund haben viele von uns Träume, die niemals Realität werden - das Leben führt uns unsere wahren Stärken vor Augen und unser Blick, was mögliche Berufe angeht, weitet sich. Außerdem entstehen in jedem Jahrzehnt neue Berufe, ja sogar Branchen, womit es noch schwieriger wird, mit 50 beruflich das zu tun, wovon man mit 20 geträumt hat.

Wie und warum hat es Sie zu Finance Estonia verschlagen?
Die Finanzindustrie in ihrer Entwicklung zu fördern und dabei womöglich bedeutsame Spuren zu hinterlassen, ist eine zu abwechslungsreiche und reizvolle Aufgabe, als dass ich dieses Angebot ablehnen hätte können.

Was hat sich nach Ihrem MBA-Studium beruflich verändert? Wie war Ihnen die Ausbildung dabei behilflich, Ihre Karriereziele zu erreichen? Welche konkreten Entwicklungsmöglichkeiten ergaben sich daraus?
Der MBA an sich hat zu keinen beruflichen Veränderungen geführt. Er hat mich aber als Person bemerkenswert reifen lassen - und das fand im Beruf sehr wohl seinen Niederschlag. Mit erweitertem Horizont, größerem Wissen und einem globalen Netzwerk habe ich neue Höhen erreicht. Nicht nur, dass mir jeder Tag im Büro mehr Freude bereitet, ich kann Situationen jetzt schneller analysieren, Entscheidungen rascher treffen und im Bedarfsfall KollegInnen in unterschiedlichen Ländern schnell und unkompliziert um Rat fragen. Zudem habe ich im Rahmen des MBA noch mehr über meine Stärken erfahren und gelernt, wie ich in Zukunft darauf aufbauen kann.

Was konkrete Entwicklungsmöglichkeiten anlangt, so ist die Zahl der Headhunter-Anfragen deutlich gestiegen: Pro Monat erhalte ich zwei bis drei Angebote. Vorerst werde ich aber in diesem Unternehmen weiterarbeiten, weil ich noch viel zu seinem Erfolg beitragen kann.

Welches war Ihr größter beruflicher/persönlicher Erfolg?
Es persönlich und beruflich dorthin geschafft zu haben, wo ich heute bin, ist mein bisher größter Erfolg. Ich glaube aber, ganz ehrlich gesagt, dass man diese Frage erst mit 60+ beantworten kann. Noch liegt ja mehr als die Hälfte meines (Berufs-)Lebens vor mir.

Welches sind Ihre Ziele im kommenden Jahr? Ihre Ziele überhaupt? Gibt es etwas, das Sie unbedingt noch machen wollen?
Ich möchte dieses Jahr mein eigenes Beratungsunternehmen lancieren, indem ich zumindest die ersten beiden KundInnen gewinne. Mein allgemeines Ziel ist, laufend an mir zu arbeiten und meinem Sohn zu vermitteln, was man durch stetige Weiterentwicklung alles erreichen kann.

Gibt es etwas, was ich unbedingt noch machen will? Ja, vieles sogar. ;-) Abgesehen davon, dass ich ein zukunftsweisendes Beratungsunternehmen aufbauen möchte, würde ich gern mit meinen besten FreundInnen eine Autotour zu den beeindruckendsten Schlössern Europas machen.

Was bedeutet für Sie „wahrer Luxus“?
Bei Entscheidungen auf sein Herz und Bauchgefühl zu hören, anstatt Zwängen und Erwartungen der Umwelt zu folgen.

Das letzte Buch, wofür Sie sich begeistern konnten?
“Die Unfehlbaren” von Andrew Ross Sorkin. Das Buch ist eine sehr gelungene Zusammenfassung der Ereignisse in den Monaten rund um den Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers, geschildert aus der Perspektive mehrerer Schlüsselfiguren.

Wie würden Sie Ihre Führungsphilosophie beschreiben? Hatten Sie ein großes „Vorbild“?
Ich würde sie wie folgt charakterisieren: Wirklich führt, wer motivierendes Vorbild ist und es schafft, dass andere dem Beispiel folgen, und zwar nicht, weil sie es müssen, sondern weil sie es wollen.
Ein bestimmtes Vorbild habe ich nicht, aber zahlreiche nationale und internationale Führungspersönlichkeiten haben durch ihr Wirken meine Überzeugungen in vielerlei Hinsicht beeinflusst. So zum Beispiel:
Tõnu Vanajuur, der es versteht, Menschen derart reibungslos durch schwierige Zeiten zu führen, dass sie sich seiner schützenden Hand gar nicht bewusst sind.
Jack Welch, der - selbst als alle Welt gegen ihn war – unbeirrt an dem festhielt, woran er glaubte.
Steve Jobs, der eine Marke von unglaublichem Wert aufgebaut hat.
Christine Lagarde, die der Welt zeigt, dass Frauen Männern ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen sind.
Angela Merkel und noch viele andere …

Wie schöpfen Sie abseits Ihres anspruchsvollen Berufes Kraft?
Ich gehe laufen, mache Fitnesstraining, spiele Squash und lese Geschichtsbücher. Das ist ganz verschieden und kommt immer darauf an, ob ich komplett abschalten will oder mir nur eine kleine Auszeit nehme.

Als absolute Filmfanatikerin - meine DVD-Sammlung umfasst mehr als 300 Stück – kann ich mich bei romantischen Komödien, Actionkomödien und Filmen aus dem Genre Drama ausgesprochen gut erholen. Aber auch Sport, Kochen und kulinarische Genüsse in netter Gesellschaft sind probate Mittel, um einige Stunden abzuschalten.

Komplett abschalten kann ich erfahrungsgemäß am besten, wenn ich eine Woche zum Snowboarden fahre, mir ein paar Tage Zeit nehme und Weingegenden erkunde oder übers Wochenende eine Städtereise mache.

Mit wem würden Sie gern einmal für einen Tag tauschen?
Christine Lagarde

Warum würden Sie den Global Executive MBA der WU Executive Academy empfehlen? Was hat Ihnen am besten gefallen?
Vor dem Entschluss, diesen MBA zu machen, informierte ich mich eingehend über EMBA-Angebote in der EU. Das Programm der WU Executive Academy bot die meisten Studienreisen und erstreckte sich als einziges auf drei Kontinente. Außerdem war das Preis-Leistungs-Verhältnis am besten. Viele Programme sind überteuert, weil sich die Universitäten ihren Namen zahlen lassen – das ist doch verrückt. Rückblickend kann ich voller Überzeugung sagen, dass ich für mich die richtige Wahl getroffen habe, und zwar aus folgenden Gründen:

(a) Die Studienreisen waren optimal gewichtet. Wären es mehr gewesen, hätte die Qualität darunter gelitten.
(b) Die Zusammensetzung des Lehrkörpers war hervorragend. Da der Executive MBA (Global) ein duales Programm ist, hatten wir die Möglichkeit, mit Vortragenden aus den USA und aus Österreich und sogar mit welchen aus dem Vereinten Königreich zu arbeiten.
(c) Ich habe KollegInnen aus 14 Ländern kennen gelernt und kann somit auf ein ausgedehntes Netzwerk zurückgreifen.

Was Mae sonst noch macht...

Vor kurzem hat Mae ein Unternehmen gegründet - die Plattform funderbeam ist eine Webplattform für das Finden und Vergleichen von early-stage Investment-Möglichkeiten, in Europa und darüber hinaus, mit derzeit rund 6.500 Start-Ups, rund 2.500 institutionellen Investoren sowie über 6.000 privaten Investoren.

Wordrap

Mein Lebensmotto:
Das Leben ist zum Leben da. Auch wer nicht lebt, muss sterben. Also lebe, solange du leben kannst.
Darüber kann ich lachen:
… über fast alles, aber immer über mich selbst ;-).
Fehler, die ich am ehesten verzeihe:
… als Perfektionistin weiß ich darauf keine Antwort …
Mein letztes Geld würde ich ausgeben für:
… um mit meiner Familie und meinen besten FreundInnen vier Wochen durch Europa zu reisen und dabei unglaublich viele schöne Erinnerungen zu sammeln, damit ich auch auf der Parkbank nie zu lächeln aufhöre.
In 20 Jahren werde ich:
… mich noch immer aktiv weiterentwickeln.

Seite teilen