Career Story: Markus Müllegger, Managing Director von Vienna Residence

06. März 2019

Global Executive MBA Alumnus

Können Sie uns, bitte, Ihren bisherigen beruflichen Werdegang schildern?

In einer frühen Entwicklungsphase des Unternehmens wurde ich Miteigentümer und Geschäftsführer von Vienna Residence, einem Anbieter von Premium Serviced Apartments in Wien. Außerdem bin ich Mitgründer von PAYUCA, das durch den Einsatz innovativer Technologie (eigene Soft- und Hardware) privaten Parkraum für die kurzzeitige öffentliche Nutzung bereitstellt. Auf die drei wichtigsten Stationen in meinem bisherigen Berufsleben möchte ich bei der nächsten Frage näher eingehen.

Welches waren die prägendsten Stationen in Ihrem bisherigen Leben? Warum?

Am prägendsten in meinem Leben war vielleicht der Entschluss, die Abend-HTL in Salzburg zu besuchen. Mangels Interesse war ich, als ich in die Schule gehen musste, kein guter Schüler. Nach meinem Lehrabschluss absolvierte ich den Wehrdienst beim österreichischen Bundesheer, wo mich jemand überredete, gemeinsam mit ihm die Abend-HTL zu machen. Ich dachte mir damals nur, dass sich mir völlig neue Möglichkeiten auftun würden, wenn ich es schaffte, die schwierigsten Fächer einfach positiv abzuschließen. Aber es sollte ganz anders kommen. Der Unterricht war unglaublich interessant und mit einem Mal machte mir das alles wirklich Spaß, sogar Englisch und Deutsch gefielen mir. Ich wollte aus dieser Schule einfach nicht mehr weg und lernte in jeder Minute, die ich erübrigen konnte. Das ging sogar soweit, dass ich vor der ersten Prüfung in Elektrotechnik alle Beispiele im Übungsbuch durchrechnete, einfach um auf Nummer Sicher zu gehen. Auch bei der Prüfung selbst rechnete ich alle Beispiele insgesamt dreimal (das ging sich zeitlich aus, weil Aufgaben aus unserem Buch kamen, bei denen nur die Zahlen geändert waren – ich hatte sie also schon daheim gemacht). Bei dem Test erreichte ich volle Punktezahl und hatte plötzlich das Gefühl, dass sich mir eine völlig neue Welt eröffnet hat (denn obwohl ich alles dreimal gerechnet hatte, hoffte ich doch nur auf eine positive Note). Die HTL gilt als eine der schwersten Schulen in Salzburg und Elektrotechnik als eines der schwierigsten Fächer. Einige meiner besten KlassenkameradInnen aus der Sekundarstufe haben es nicht geschafft.

Mir wurde plötzlich klar, dass Talent zwar hilfreich sein mag, aber noch wichtiger sind Motiviertheit und die Bereitschaft, sich für etwas wirklich anzustrengen. Nach zwei Jahren HTL nutzte ich eine besondere Möglichkeit, an die FH Salzburg zu wechseln. Weitere zwei Jahre später ging ich (im Zuge eines Austauschprogramms) für ein Jahr an die AUT in Neuseeland und dann an die Högskolan Halmstad, wo ich meinen MSc im Rahmen eines Double-Degree-Programms mit der FH Salzburg machte, an der ich unmittelbar darauf mit dem DI (FH) abschloss. Danach begann ich als Softwaredesigner bei Ericsson AB in Göteborg zu arbeiten. Während dieser Schul- und Studienjahre absolvierte ich fast alles mit Auszeichnung. Das war alles eine Folge des Drives, den ich erhalten habe, als ich diese erste Elektrotechnik-Prüfungsarbeit an der HTL Salzburg zurückbekam. Dieser Augenblick gab mir einfach wirklich viel Selbstvertrauen.

Nach 10 Monaten als Softwaredesigner wurde mir die Leitung des Softwareentwicklungsteams, in dem ich arbeitete, übertragen. Während der Sommerferien in Schweden erhielt ich die Chance, als Projektmanager zu fungieren - ebenfalls eine höchst prägende Erfahrung. Niemand hätte es erwartet, aber bei unseren Treibern gab es ernste Probleme mit den Windows Hardware Quality Labs. Wir sollten Marken wie Lenovo, Dell und Toshiba mit 3G-Modems für Notebooks beliefern und der zeitliche Rahmen war extrem eng gesteckt – damals stand das Weihnachtsgeschäft auf dem Spiel. Meinen Mangel an Erfahrung im Umgang mit ernsten Angelegenheiten wie dieser konnte ich nur dadurch wettmachen, dass ich vier Wochen praktisch ununterbrochen arbeitete. Ich schlief täglich sechs Stunden und keine Minute länger und widmete mich von Montag bis Sonntag mit eiserner Disziplin der Arbeit, um ja keine Zeit, in der ich hätte produktiv sein können, zu verlieren. Damals dachte ich nur: Das Management hat sein Vertrauen in mich gesetzt und ich werde jetzt bestimmt niemanden hängen lassen. Ich meistere das, komme, was wolle. Zugegeben, in diesem Alter und ohne andere Verpflichtungen wie Familie war es mir möglich, mich voll und ganz auf diese eine Sache zu konzentrieren. Nach vielen schwierigen Momenten konnten die Produkte letztlich dann doch wie geplant auf den Markt gebracht werden – ein fantastischer Erfolg. Natürlich habe nicht nur ich hart gearbeitet, aber wie hätte ich als Projektmanager von den anderen erwarten können, dass sie sich in dieser schwierigen Zeit gehörig ins Zeug legen, ohne mich selbst am meisten anzustrengen? Das wäre einfach nicht fair gewesen. Schlussendlich war ich wirklich beeindruckt, wie sehr das Management meinen Einsatz und meine Erfolge zu schätzen wusste. Ich möchte hier nicht wie ein Verrückter klingen, der noch nie etwas von Work-Life-Balance, die in der Tat etwas sehr Wichtiges im Leben ist, gehört hat (meine fand ich ja nach diesen vier extremen Wochen wieder), aber damals habe ich etwas realisiert, und zwar, dass die Bereitschaft, die Ärmel hochzukrempeln, im Berufsleben eine ebenso große Rolle spielt wie in der Schule (vorausgesetzt natürlich, die Schule oder der Arbeitsplatz ist gut).

Karriere braucht immer auch ein bisschen Glück, aber das Glück ist, glaube ich, denen hold, die sich redlich bemühen und danach trachten, Dinge möglichst gut und fair zu erledigen – man erntet, was man sät. Bei Ericsson konnte ich mir in weiterer Folge einen großen Traum erfüllen, nämlich als Expat ein Jahr in einem asiatischen Land zu arbeiten. Ich wollte einfach möglichst viel Erfahrung sammeln und zugleich in einem völlig anderen kulturellen, landschaftlichen und klimatischen Umfeld leben. In Taipeh in Taiwan arbeitete ich mit den größten ODMs, etwa Flextronics, Foxconn, Quanta…, und dem Produktmanagement von Marken wie Acer, Lenovo und Toshiba lokal und sehr eng zusammen, was eine fantastische berufliche Erfahrung war. Nach diesem Jahr kehrte ich nach Schweden zurück und stieg zum Customer Program Manager auf. Als solcher war ich für die Kunden Lenovo und Panasonic zuständig. Damals verantwortete ich erstmals ein siebenstelliges Budget, managte ein globales Team von leitenden IngenieurInnen und AnwendungsingenieurInnen und hatte zahlreiche weitere globale Teams zu koordinieren, damit bei meinen beiden Großkunden alles gut lief. Das war auch die Zeit, zu der ich einen beträchtlichen Teil meiner Arbeitszeit im Flugzeug verbrachte. So viele verschiedene Kulturen, Länder und unterschiedliche Hierarchien in Unternehmen kennenzulernen und mit ihnen zu tun zu haben, bot mir sehr wertvolle Einblicke. In den vier harten Wochen als Projektmanager habe ich gesehen, was alles zu schaffen ist, wenn man es schaffen muss. Das hat abermals eine deutliche Stärkung meines Selbstvertrauens bewirkt und mir außerdem dabei geholfen, die weiteren harten Aufgaben nicht nur durchzuziehen, sondern auch Freude daran zu haben.

Nach insgesamt mehr als sieben Jahren im Ausland wuchs in mir langsam, aber stetig der Wunsch, wieder in mein Heimatland, nach Österreich, zurückzukehren, weshalb ich schließlich eine Stelle als Business Segment Manager bei Commend in Salzburg annahm. Die Tätigkeit war sehr interessant, ich entwickelte neue Geschäftsfelder und lancierte einige Produkte. Irgendwie hatte ich aber auch das Gefühl, in meiner beruflichen Entwicklung nicht so recht voranzukommen, und so begann ich, mir Gedanken zu machen, was ich wohl tun müsste, um karrieretechnisch die nächste Stufe zu erreichen; was es wohl bräuchte, um im Unternehmen in leitender Funktion tätig zu sein. Es war ein mittelständisches Unternehmen mit in Summe rund 400 Beschäftigten, mit dem CEO hatte man also regelmäßig Kontakt – alles war deutlich kleiner strukturiert als bei Ericsson und man konnte das Gesamtbild wesentlich einfacher im Blick behalten. Aber gerade wegen der überschaubaren Strukturen wurde mir bewusst, dass mir doch einiges an Know-how fehlte, was die Führung eines solchen Unternehmens anging. Während meiner Ausbildung hatte ich mir vor allem technisches Rüstzeug angeeignet, ergänzt um einige Kurse zu wirtschaftlichen Themen wie Projektmanagement und dergleichen; alles, was ich über Wirtschaft und Wirtschaften wusste, hatte ich eigentlich im Zuge meiner diversen Tätigkeiten bei Ericsson und Commend gelernt. Ich dachte, das wäre der ideale Zeitpunkt, einen MBA zu machen. Das hatte ich bereits unmittelbar nach Abschluss meines Technikstudiums ins Auge gefasst, dann aber doch auf später verschoben, um zuerst Arbeitserfahrung zu sammeln. Meine Absicht war, mir einen soliden Überblick darüber zu verschaffen, wie man ein derartiges Unternehmen führt, weil ich den nächsten Karriereschritt tun und die Selbstsicherheit haben wollte, diese Aufgabe ebenfalls gut bewältigen zu können (auch wenn der Beginn einmal mehr ein gutes Stück harter Arbeit sein würde). Ich hatte nicht im Geringsten vor, selbst ein Unternehmen zu gründen oder mich sonst irgendwie selbständig zu machen. Aber nach rund zwei Drittel des GEMBA an der WU spürte ich plötzlich eine starke Zuversicht in mir, dass ich jetzt wusste, wie es gehen kann. Das war die dritte sehr wichtige und äußerst prägende Station in meinem Leben. Mit einem Mal wollte ich nicht mehr viel länger als Beschäftigter tätig sein.

Jedes einzelne Modul erforderte von uns, das Unternehmen mit den Augen einer Führungskraft zu sehen, und nach so vielen Modulen und ausgestattet mit diesem Selbstvertrauen konnte ich nicht mehr widerstehen—ich musste einfach etwas Eigenes machen. Einmal mehr das bekannte Muster: Ich wusste nicht, ob die Sache aufgehen würde, aber hätte ich es nicht versucht, täte es mir heute unglaublich leid. Nachdem ich mich mit vielen Möglichkeiten, ein Unternehmen zu gründen oder in eines auf EigentümerInnenseite einzusteigen, auseinandergesetzt hatte, entschloss ich mich, den Schritt in die Selbständigkeit mit Vienna Residence zu wagen.

Hatten Sie ursprünglich einen anderen Berufswunsch? Wenn ja, warum ist daraus nichts geworden?

Wegen der dritten sehr wichtigen Station in meinem beruflichen Leben, als ich, wie oben ausgeführt, beschloss, mein Dasein als Beschäftigter aufzugeben, um stattdessen meinem Herzen zu folgen und ein Unternehmen zu gründen oder als Miteigentümer in ein noch junges einzusteigen.

Wie und warum hat es Sie zu Vienna Residence verschlagen?

Wie ich schon oben erwähnt habe, wuchs während meines MBA Studium der Wunsch, mich selbsständig zu machen. Mit Vienna Residence habe ich schlussendlich diesen Schritt gewagt.

Welches war Ihr größter beruflicher/persönlicher Erfolg?

In einer sehr frühen Entwicklungsphase zu Vienna Residence gestoßen zu sein und über einen Zeitraum von fast vier Jahren nicht nur bei Hard Facts, wie dem Cashflow und dem KundInnenstamm, sondern auch bei Assets, etwa dem Markenwert und unserer hausintern entwickelten Software, eine ebenso kontinuierliche wie konsequente Verbesserung erzielt zu haben und außerdem auf eine sich gut entwickelnde Unternehmenskultur verweisen zu können. Alles Aspekte, bei denen sich mein MBA-Studium als überaus hilfreich erwiesen hat. Wenn’s gut läuft, kommt da noch viel Interessantes.

Was sind Ihre Ziele im kommenden Jahr? Ihre Ziele überhaupt? Gibt es etwas, was Sie unbedingt noch machen wollen?

Es wäre fantastisch, aus Vienna Residence ein solide aufgestelltes internationales Unternehmen zu machen.

Was bedeutet für Sie „wahrer Luxus“?

In Österreich geboren zu sein und hier zu leben. Ich habe unzählige Länder gesehen – arme wie reiche – und muss sagen, in einem so ausgewogenen, sauberen, sicheren und landschaftlich schönen Land wie Österreich zu leben ist wahrlich ein Luxus, für den wir jeden Tag dankbar sein müssen. Wien wird ja in internationalen Vergleichen sehr oft als die Stadt mit der weltweit besten Lebensqualität ausgezeichnet.

Das letzte Buch/der letzte Film, wofür Sie sich begeistern konnten?

Buch: Die 7 Wege zur Effektivität: Prinzipien für persönlichen und beruflichen Erfolg – Stephen R. Covey

Film: Peaceful Warrior – Victor Salva

Wie würden Sie Ihre Führungsphilosophie beschreiben? Hatten Sie ein großes „Vorbild“?

Fairness und Führen durch Machen. Man kann eigentlich von niemandem erwarten, etwas zu tun, zu dem man selbst nicht bereit ist. Die anderen sehen, was man macht, und folgen diesem Beispiel.

Wie schöpfen Sie abseits Ihres anspruchsvollen Berufes Kraft?

Im Kreise meiner wunderbaren Familie. Auf unseren schönen Bergen. Als Triathlet.

Mit wem würden Sie gern einmal für einen Tag tauschen?

Elon Musk – unglaublich, was der zustande bringt. Einen Tag in seine Welt eintauchen zu können, das wäre aufschlussreich.

Warum würden Sie den Global Executive MBA der WU Executive Academy empfehlen? Was hat Ihnen am besten gefallen?

Wenn man in seiner Managementlaufbahn den Punkt erreicht, an dem man das Gefühl hat, es wäre gut, vor dem nächsten Entwicklungsschritt ein solides Fundament zu legen, was das eigene Know-how in Sachen Wirtschaft und Unternehmensführung angeht, dann ist der GEMBA der WU genau das Richtige. Wie bei allen Studien hängt es maßgeblich von einem selbst ab, was man daraus letztendlich mitnimmt. Aber wer den Modulen die ihnen gebührende Aufmerksamkeit schenkt, hat die große Chance, nach dem Programm mit einem soliden Vertrauen in die Fähigkeit, ein Unternehmen von ganz oben zu führen, ausgestattet zu sein. Und das ist natürlich auch auf den Stufen dazwischen äußerst hilfreich.

Schwer zu sagen, was mir am besten gefallen hat. Alles hat seinen Teil beigetragen und war für sich genommen interessant. Aber ganz besonders waren ohne Frage das Virtual Team Project, der Aufenthalt in China, das dortige Zusammentreffen mit den TeamkollegInnen und schließlich die Reise in die Staaten, wo wir geschlossen als Global Team die Geschäftsidee präsentierten, die wir (all der Spaß und all die Herausforderungen in so einem Setting einbegriffen) gemeinsam als Abschlussprojekt entwickelt hatten.

Wordrap

Mein Lebensmotto:

Es gibt kein Geschäft, es gibt nur Menschen. Geschäfte werden immer zwischen Menschen und für Menschen getätigt - James Autry

Ich glaube, das ist etwas, was wir einfach nicht vergessen dürfen!

Darüber kann ich lachen:

Meine kleine Tochter, wenn sie versucht, Wörter sinnvoll miteinander zu kombinieren. Das gelingt ihr nicht immer ganz und so ist das Ergebnis mitunter wirklich lustig. Oder einen sehr guten Freund von mir, den ich als wandelndes Witzelexikon bezeichnen würde. Ich kenne niemanden, der sich mehr Witze merken kann als er. Und natürlich hat er für mich immer einen neuen parat.

Fehler, die ich am ehesten verzeihe:

Solche, die zum ersten Mal passieren, denn das sind keine Fehler, sondern ganz einfach Lernerfahrungen.

Mein letztes Geld würde ich ausgeben, um...

die Gesundheit und das Wohl meiner Familie.

In 20 Jahren werde ich:

eine NGO leiten, die mit Projekten das Bewusstsein der Menschen dafür schärft, wie wichtig es ist, dass wir unser Ego ablegen, alle und jeden fair und respektvoll behandeln und Ressourcen gerecht miteinander teilen.

Weitere außergewöhnliche Career Stories unserer TeilnehmerInnen und Alumni lesen Sie hier.

Seite teilen