Career Story: Radena Georgieva, Q-Advisers GmbH

29. Mai 2018

MLS European Business Law Alumna

Welches waren die prägendsten Stationen in Ihrem bisherigen Leben? Warum?

Die prägendsten Stationen hatten immer mit Veränderungen in meinem Umfeld oder neuen Lebensumständen, auch was die Gesundheit angeht, zu tun – sei es, dass ich mit anderen Kulturen, Werten, politischen und wirtschaftlichen Systemen in Berührung kam, sei es, dass ich mich mit privaten und beruflichen Herausforderungen konfrontiert sah. Ich bin an all meinen Erfahrungen gewachsen. Sie haben mich zu einem stärkeren und besseren Menschen gemacht. Zur Welt gekommen und aufgewachsen bin ich im kommunistischen Bulgarien. Als das Regime 1989 fiel, war ich alt genug, um mich an die Zeit des Kommunismus erinnern zu können, aber auch jung genug, um die Möglichkeiten, die sich mit der Wende auftaten, zu nutzen. Gleich in den ersten Jahren nach dem Ende des Kommunismus ging ich für mein BA-Studium in die USA. Die Werte und Kultur des Landes bei diesem ersten Aufenthalt in Amerika hautnah zu erleben, war eine für meine persönliche wie berufliche Entwicklung ganz wesentliche Erfahrung. Ihr verdanke ich meine sehr ausgeprägte Arbeitsmoral. Außerdem lehrte sie mich, in meinem Denken aufgeschlossen und inklusiv zu sein, andere Kulturen zu akzeptieren und mit ihnen in Dialog zu treten, meine Meinung frei zu äußern und die Meinung anderer zu respektieren sowie gesetzestreu zu sein und Verantwortung für mein Tun zu übernehmen. Ich habe durch sie aber unter anderem auch erkannt, wie wertvoll die Sozialdemokratie und wie gefährlich die Konsumgesellschaft ist. Die Zeit meines MBA-Studiums in London Anfang der 2000er-Jahre war ebenfalls eine prägende Station in meinem Leben, nicht zuletzt deshalb, weil auch sie die Übersiedelung in eine völlig neue Umgebung mit sich brachte. Ich musste damals zwar meine Wohlfühlzone verlassen, konnte dafür aber im Gegenzug außerhalb Bulgariens international tätig sein. Nicht unerwähnt bleiben darf an dieser Stelle außerdem eine große Herausforderung, die ich als junge Investmentbankerin zu bewältigen hatte: Nach dem überraschenden Ausscheiden des Teamleiters musste ich einspringen und die Führung übernehmen. Für mich die erste – erfolgreiche – Bewährungsprobe in Sachen Führungs- und Managementkompetenz. Und auch der MLS EBL war eine Herausforderung, die es unter anspruchsvollen persönlichen und beruflichen Umständen zu meistern galt.

Hatten Sie ursprünglich einen anderen Berufswunsch? Wenn ja, warum ist daraus nichts geworden?

Nachdem ich 1991 das Gymnasium abgeschlossen hatte, wurde ich an einer bulgarischen Universität zum Studium der Rechtswissenschaften zugelassen. Eines Tages hörte ich in den Nachrichten, dass eine neue bulgarisch-amerikanische Universität im Entstehen war und um Studierende warb. Das war zu der Zeit, als ich mit dem Jusstudium anfangen hätte sollen. Ich beschloss, mich zu bewerben, und begann in der Folge dort zu studieren. Aus damaliger Sicht war das zwar ein gewagter Schritt, da es sich gewissermaßen um ein Start-up handelte, das von der US-amerikanischen Regierung mitfinanziert wurde, um den Demokratisierungsprozess in Bulgarien zu unterstützen, und ich keine Vorstellung hatte, wo mich dieser Weg hinführen oder was er mir bringen würde, aber ich verdanke es dieser Entscheidung, dass ich heute hier bin. Während des BWL-Studiums – zuerst in den USA, dann im Vereinigten Königreich – entwickelte ich großes Interesse an Investmentbanking und fasste den Entschluss, es zu meinem Beruf zu machen. Auch wenn ich keine Anwältin geworden bin, so habe ich mit dem MLS EBL an der WU Executive Academy doch meine ursprünglichen Interessen weiterverfolgt. Ich bin ein sehr aufgeschlossener Mensch und davon überzeugt, dass man vieles erreichen kann, wenn man es nur wirklich will und hart dafür arbeitet.

Wie und warum hat es Sie zu Q-Advisers verschlagen?

2007 war ich bei CAIB in Wien im Bereich M&A-Beratung tätig, als die Bank Austria von der UniCredit übernommen wurde. Das hatte zahlreiche Veränderungen quer durch alle Organisationsebenen zur Folge, und viele meiner KollegInnen verließen das Unternehmen. Ich übersiedelte 2018 nach London, um dort in einer anderen Abteilung zu arbeiten. Dann aber brach die Finanzkrise aus, was innerhalb der Bank abermals Veränderungen bedeutete. Ich war gerade dabei, mir meine beruflichen Möglichkeiten zu überlegen, als ich das Angebot erhielt, bei einem kleinen, aber hochspezialisierten Beratungsunternehmen, das einige KollegInnen hier in Wien gegründet hatten, anzufangen. Diese Chance wollte ich nutzen, und so hat es mich zu Q-Advisers verschlagen.

Was hat sich nach dem MLS EBL beruflich verändert? Wie war Ihnen die Ausbildung (topaktuelles Wissen, Fertigkeiten, Netzwerken) dabei behilflich, Ihre Karriereziele zu erreichen? Welche konkreten Entwicklungsmöglichkeiten (Beförderungen, Kompetenzen etc.) ergaben sich daraus?

Als ich mich für den MLS EBL an der WU Executive Academy entschied, tat ich das einerseits, weil ich seit langem persönliches Interesse an einem rechtswissenschaftlichen Studium hatte, und andererseits, weil es für mich aus beruflichen Gründen erforderlich war, mein rechtliches Fachwissen und meine Kompetenzen zu erweitern. Ich bin Beraterin im Bereich Unternehmensfinanzen und als solche mit Rechtsfragen konfrontiert, die mit den gesetzlichen Vorgaben für Finanzinstitutionen, Term-Sheets und Kaufverträgen, Immobiliengeschäften, Wertpapiertransaktionen und Investmentfonds zu tun haben. In vielen dieser Bereiche werden rechtliche Entwicklungen maßgeblich von der EU beeinflusst. Das Brexit-Votum hat mit einem Mal deutlich gemacht, dass EU-Recht heute ein integraler Bestandteil der Rechtssysteme der Mitgliedsstaaten ist. Dank des MLS EBL, im Zuge dessen ich an meine Erfahrung im Bereich Unternehmensfinanzen anknüpfen und sie komplementieren konnte, eignete ich mir wesentliches Rechtsverständnis nebst anderen Kompetenzen an und erwarb zudem größere Sicherheit im Umgang mit rechtlichen Fragestellungen. Auch im Hinblick auf potentielle Karriereentwicklungsmöglichkeiten ist die Weiterbildung ein Plus.

Welches war Ihr größter beruflicher/persönlicher Erfolg?

Mein jüngster persönlicher Erfolg ist natürlich das erfolgreiche MLS-EBL-Studium, das ich absolvierte, während ich meiner Berufstätigkeit nachging und mich auch privat um einiges zu kümmern hatte. Somit war ich wirklich gefordert, mir die Zeit besser einzuteilen und nicht nur effizienter, sondern auch fokussierter zu sein. Für mich gibt es immer etwas, was ich noch erreichen kann. Ich werde also wahrscheinlich weiterhin neue berufliche und persönliche Herausforderungen suchen.

Welches sind Ihre Ziele im kommenden Jahr? Ihre Ziele überhaupt? Gibt es etwas, was Sie unbedingt noch machen wollen?

Mein vorrangiges Ziel im kommenden Jahr ist die Fertigstellung meiner Abschlussarbeit für den MLS EBL. Im Moment bin ich mit Recherchen und Analysen zum EU-Rechtsrahmen im Bereich FinTech beschäftigt – wie sich herausgestellt hat, ein ziemlich ambitioniertes, aber ebenso spannendes Vorhaben. Mein Interesse an diesem Thema hat in erster Linie mit dem disruptiven Potential von Technologie zu tun. Ich erinnere mich, dass ich im Zuge meines MBA-Studiums eine Lehrveranstaltung zum Thema disruptive Innovation belegte, die sehr stark auf mich gewirkt hat. Auch beruflich gibt es einige Interessen, die ich noch gern weiterverfolgen würde, so möchte ich zum Beispiel im geschäftlich-wirtschaftlichen Bereich verstärkt unternehmerisch tätig sein.

Was bedeutet für Sie „wahren Luxus“?

Im Augenblick bedeutet Zeit für mich „wahren Luxus“. Sie ist ja nicht nur ein knappes Gut, das wohlüberlegt genutzt sein will, sondern noch dazu unidirektional. Aber ich bin für alles, was ich habe, dankbar und bemühe mich, die Dinge in der richtigen Relation zu sehen, denn das Allerwichtigste heutzutage ist, über das Weltgeschehen Bescheid zu wissen und sich bewusst damit auseinanderzusetzen.

Das letzte Buch/der letzte Film, wofür Sie sich begeistern konnten?

Vor kurzem habe ich mir Black Panther angeschaut, weil ich mir unbedingt selbst ein Bild davon machen wollte, warum der Film als echter Meilenstein für Schwarze und die Filmindustrie angesehen wird. Er stellt, was die überwiegend „weiße Sicht” der Welt angeht, gleichsam einen Paradigmenwechsel dar, und man darf gespannt sein, wie sich die Dinge hier weiter entwickeln. Filme schaue ich mir generell gern an, ganz besonders mag ich aber solche aus anderen Ländern, denn sie haben eine eigene kulturelle Prägung, die ganz anders ist als jene des Kinos amerikanischer Machart.

Wie würden Sie Ihre Führungsphilosophie beschreiben? Hatten Sie ein großes „Vorbild“?

Meine Führungsphilosophie ist das Ergebnis der Erfahrungen, die ich selbst als Führungskraft und Mitarbeiterin gemacht habe. Sie spiegelt meine eigenen Werte ebenso wider wie jene Eigenschaften, die in meinen Augen eine großartige Führungskraft ausmachen, also zum Beispiel integres Verhalten, Menschen befähigen zu können, Verantwortung für das eigene Tun zu übernehmen sowie zielstrebig und bescheiden zu sein. Integrität ist meiner Meinung nach die wichtigste Führungsqualität, denn aus ihr erwachsen Vertrauen und Respekt. Als Führungskraft versuche ich, die Mitglieder meines Teams zu fördern und zu unterstützen – sie zu motivieren, Verantwortung zu übernehmen, mit Begeisterung bei der Sache zu sein und das, was sie tun, gut machen zu wollen. Ich leite an, gebe Feedback und bin im Bedarfsfall auch bereit, Partei für mein Team zu ergreifen. Es gibt viel zu viele Menschen, die Führungsstärke mit Selbstsicherheit gleichsetzen oder mit Kompetenz verwechseln. Führungsstärke besitzt für mich, wer bescheiden genug ist, sich der eigenen Person und anderer bewusst zu sein und aufgeschlossen danach zu streben, eine bessere Führungskraft zu werden.

Wie schöpfen Sie abseits Ihres anspruchsvollen Berufes Kraft?

Ich bewege mich gern und betreibe eine Reihe von Sportarten, bei denen ich meinen Körper auf unterschiedlichste Weise fordere und fit, kräftig, gelenkig und agil bleibe. In letzter Zeit mache ich viel HIIT. Das dauert nicht lange, hilft mir, in Form zu bleiben, und gibt jede Menge Energie. Außerdem macht es mir Spaß, neue Orte zu erkunden, mein geschichtliches und kulturkundliches Wissen zu erweitern und in netter Gesellschaft gutes Essen und köstlichen Rotwein zu genießen.

Mit wem würden Sie gern einmal für einen Tag tauschen?

Ich bewundere starke Frauen, die im Leben anderer eine Veränderung bewirken, und mich für nur eine entscheiden zu müssen, ist unglaublich schwierig. Wahrscheinlich würde es aber JK Rowling werden, deren Harry-Potter-Bücher ich mit größter Begeisterung gelesen habe. JK Rowling hat selbst eine beeindruckende Lebensgeschichte – es gleichsam von der Tellerwäscherin zur Millionärin geschafft – und leistet mit ihrer Stiftung Lumos, die sich dafür einsetzt, dass kein Kind auf der Welt mehr in einem Heim leben muss, großartige gemeinnützige Arbeit.

Warum würden Sie den MLS EBL der WU Executive Academy empfehlen? Was hat Ihnen am besten gefallen?

Eine Führungskräfteweiterbildung mit Schwerpunkt Recht, Präsenzphasen und Unterrichtssprache Englisch, die für NichtjuristInnen konzipiert ist, kann man in Europa wohl nur an der WU Executive Academy absolvieren. Nach eingehender Recherche zog ich ursprünglich in Erwägung, ein Online-Programm einer Universität im Vereinigten Königreich zu machen (obwohl ich von dieser Idee eigentlich nicht sonderlich begeistert war). Doch dann stieß ich auf den MLS EBL, der genau das bot, wonach ich suchte, und ich bin stolz, der ersten Klasse des Programms anzugehören. Der MLS EBL hat ein Curriculum auf breiter Basis. Behandelt werden alle wichtigen Rechtsbereiche, und zwar in kontrastiver Darstellung und mit besonderem Augenmerk auf EU-Recht. Das Programm vereint eine Reihe von Elementen miteinander und wird so zur idealen Wahl für Fachleute wie mich, die ihr Verständnis rechtlicher Themen zu erweitern suchen – man erhält einen guten Überblick über allgemeine Rechtsgrundsätze und grundlegende Rechtsbegriffe, bekommt die wesentlichen Unterschiede zwischen Common Law und Civil Law vermittelt und setzt sich mit Beispielen aus den wichtigsten Rechtssystemen auseinander, beleuchtet kritisch Geschichte, Aufbau und Funktionsweise der EU, analysiert eingehend die wichtigsten EU-Rechtsakte und absolviert, was den Wert der Weiterbildung nochmals steigert, einige Lehrveranstaltungen zum Thema Management. Als TeilnehmerIn profitiert man außerdem von exzellenten Lehrenden und ExpertInnen aus der Rechtspraxis, die als GastreferentInnen fungieren. Zudem gibt es reichlich Gelegenheit, sich aktiv in den Unterricht einzubringen und mit den Vortragenden auszutauschen. Wesentlich zur Gesamterfahrung während des Studiums beigetragen hat die Vielfalt in der Klasse, dank deren ich mich beruflich weiter vernetzen habe können. Zu guter Letzt, deshalb aber nicht weniger wichtig, seien der tolle Universitätscampus mit seinen wunderbaren Einrichtungen und natürlich auch das schöne Wien, eine geschichtlich und kulturell reiche Stadt mit ausgezeichneter Küche, erwähnt.

Wordrap

Mein Lebensmotto:
“Nothing is impossible. The word itself says ‘I’m Possible!’” Ein Ausspruch, der von Audrey Hepburn stammen soll.
Darüber kann ich lachen:
Einen guten Witz oder eine gute Komödie.
Fehler, die ich am ehesten verzeihe:
Wenn Menschen zu ihren Fehlern stehen.
Mein letztes Geld würde ich ausgeben, um...
Jemandem zu helfen, der Hilfe braucht, vor allem, wenn es ein Familienmitglied ist.
In 20 Jahren werde ich:
Vielleicht EU-Kommissarin sein.

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