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Prof. Alfred Taudes über die Faszination für virtuelle Blockchain-Kätzchen
CryptoKitties sind mehr als nur ein skurriles Online-Spiel. Auch wenn sich die wahre Faszination für die virtuellen Kätzchen – für die übrigens bis zu 100.000 Euro bezahlt werden - nur den eingefleischten Fans offenbart, eignen sich sie sich hervorragend, um allen Krypto-Laien unter uns spielerisch zu erklären, was Blockchain und Kryptowährungen sind und wie sie funktionieren. Prof. Alfred Taudes, Leiter des Forschungsinstituts Kryptoökonomie an der WU, über die Bedeutung der CryptoKitties für die Entwicklung der Blockchain, mehr Transparenz für virtuelle Märkte und Wien als weltweit größtes Blockchain-Kompetenzzentrum.
Die unterschiedlich gefärbten Kätzchen sehen ausgesprochen niedlich aus und blinzeln uns freundlich zu. Sie sind aber nicht bei Züchter*innen oder in einer Tierhandlung zu kaufen, denn es handelt sich um eine ganz spezielle Art – um CryptoKitties. Die virtuellen Katzen sind Teil des gleichnamigen Online-Spiels (www.cryptokitties.co). Es handelt sich dabei um eine besonders ausgefallene Einsatzmöglichkeit einer Kryptowährung. Um die Kitties zu kaufen, wird nämlich Ether benötigt, die Währung der Ethereum-Blockchain. Und damit sind die CryptoKitties auch ein Projekt, das sich hervorragend dazu eignet, die Besonderheiten einer solchen Technologie vor Augen zu führen.
Die virtuellen Kätzchen können gekauft und verkauft werden, wobei sich der Preis danach richtet, was Käufer*innen bereit sind, für besondere Exemplare auszugeben. Jede Katze ist einzigartig, zwei davon können sich digital fortpflanzen, sodass die Chancen, für Nachkommen begehrter Exemplare auch hohe Preise zu erzielen, hoch sind. „Sie müssen sich das Ganze wie die Zucht von Araber-Rennpferden vorstellen, aber eben virtuell. Eine Zeitlang war das Spiel so populär, dass bis zu umgerechnet 100.000 Euro für einzelne Katzen bezahlt wurden und aufgrund des Transaktionsvolumens Antwortzeit und Durchsatz des Ethereum-Netzwerks auf eine harte Belastungsprobe gestellt wurde“, so Prof. Alfred Taudes, wissenschaftlicher Leiter des Forschungsinstituts Kryptoökonomie an der WU.
Inzwischen hat sich der Hype etwas gelegt, doch die Bedeutung für die Entwicklung der Blockchain sollte nicht unterschätzt werden. „Das Konzept ist so interessant, weil es sich um einen der ersten nicht-fungiblen Token der Blockchain handelt“, so Taudes weiter. Als fungibel werden jene Güter bezeichnet, die mit anderen Gütern ihrer Art vergleichbar und daher austauschbar sind. Der Euro ist etwa fungibel, ebenso Bitcoin. Hingegen sind Kunstwerke oder Immobilien nicht fungibel, denn jedes Objekt wird anders bewertet. Das Spiel gleicht einem dezentralen Markt, auf dem künstliche Katzen gehandelt und gezüchtet werden. „Dabei ist stets klar, wem die einzelne Katze gehört, das Spiel ist völlig transparent und Schwindeln nicht möglich“, erläutert Taudes.
Wer sich nicht für die Kitties interessiert, sollte dennoch das Spiel als Beispiel für zukünftige Möglichkeiten der Blockchain sehen. Eine Blockchain ist im Prinzip eine verteilte Datenbank, die verschlüsselte Speicherung von Daten und deren sichere Transaktionen ermöglicht. „Am Kunstmarkt schauen ja die Künstler*innen oft durch die Finger, weil nur die Händler*innen viel Geld verdienen.“ Die Blockchain könnte nun aber dazu dienen, neue dezentrale Plattformen aufzubauen, bei denen sich niemand zwischen VerkäuferIn und KäuferIn schiebt. „Große Plattformen wie Spotify, bei denen den Künstler*innen wenig bleibt, könnten damit überflüssig werden.“ So ist es auch bei CryptoKitties: Da ein CryptoKitty ein Token ist, kann man CryptoKitties auch direkt über das Ethereum-Netzwerk austauschen, ohne die CryptoKitties-Webseite zu benutzen. Noch wird es allerdings eine Zeitlang dauern, bis sich entsprechende Projekte in der Praxis bewähren können, zumal es seitens der Anwender*innen ein gewisses Verständnis für Kryptowährungen braucht. Derzeit sind Ether, Bitcoin & Co. allerdings weniger populär, denn ihr Wert ist zuletzt stark nach unten gegangen.
Prof. Alfred Taudes
Es war klar, dass es zu einer Korrektur kommen musste. Das lag unter anderem daran, dass sich Anwendungen, die auf Kryptowährungen aufbauen, bislang nicht in der Breite durchsetzen konnten. Aber es hat auch etwas Positives: Wenn die gebräuchlichsten Tokens günstiger sind, hilft das der Entwicklung.
Die österreichische Hauptstadt ist übrigens drauf und dran, für die Weiterentwicklung der Blockchain-Technologie eine ganz entscheidende Rolle zu übernehmen. In Wien entsteht gerade das weltweit größte Blockchain-Kompetenzzentrum. Das Austrian Blockchain Center (ABC) wird interdisziplinäre Kompetenzen in diesem Bereich bündeln, Prof. Alfred Taudes ist Koordinator und wissenschaftlicher Leiter. „Wir erhoffen uns damit, zu einem der Hotspots der Blockchain-Community weltweit zu werden.“ Durch die Einbindung von Universitäten, Unternehmen und anderen Partner*innen könnte eine „kritische Masse“ erreicht werden, die für Projekte in diesem Bereich wichtig ist. Bei Blockchain hat Europa beste Chancen, meint Taudes. „Bei diesem Thema ist das Silicon Valley in der Defensive.“
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