Das Business mit der Raumfahrt

16. Dezember 2022

Franz Viehböck über seine Erfahrungen und „Economy of Space“

In einem kürzlich erschienenen Financial Times Artikel wird darauf eingegangen, das immer mehr Business Schools sich dem Thema Raumfahrt annehmen. Neue Programme bieten einer Branche, die mit Ingenieur*innen und Technik-Expert*innen gefüllt ist, das nötige Business-Wissen, um in einer Zeit der privatisierten Raumfahrt, kompetitiv in diesem Zukunft-Bereich erfolgreich zu sein. Zu Wort kam auch Franz Viehböck, der das Thema von beiden Seiten betrachten kann: als Österreichs erster und (bislang) letzter Astronaut, hat er selbst Weltraumerfahrung gesammelt, und als Vorstandvorsitzender der Berndorf AG weiß er um die Wichtigkeit von Leadership und Business-Know-How im technischen Sektor.

Astronaut statt Management: Franz Viehböck im Raumanzug
Franz Viehböck hat als Astronaut viel gelernt, dass er noch heute als Führungskraft einsetzen kann. Foto © Berndorf AG

Wir haben für Sie die wichtigsten Insights von Franz Viehböck zusammengefasst.

Was haben Sie aus Ihrer Erfahrung ein Astronaut zu sein, gelernt? Wie lässt sich das aus einer Business-Perspektive betrachten?

Ich habe sehr viel gelernt, als Mensch und als Führungskraft. Für das Business sind einige Aspekte besonders wichtig:

  • Der Blick vom Weltall auf die Erde war überwältigend. Man sieht keine künstlichen geografischen Grenzen mehr, sondern das große Ganze. Den Blick von oben einzunehmen, ganzheitlich zu entscheiden und offen für andere Meinungen zu sein, ist für das moderne Management unerlässlich.
  • Die Bedeutung von Teamarbeit und alle Kriterien, die dazu gehören – wie ein Team zusammengesetzt sein sollte, welche Art von Persönlichkeiten nötig sind, wie man das Team aufbaut. Es ist wichtig, die unterschiedlichen Charaktere zu erkennen mitsamt deren Stärken, aber auch Schwächen, die dann wiederum von anderen Teammitgliedern kompensiert werden können. All das lernt man in der Raumfahrt sehr praxisnah.
Bild der MIR Station
Der Blick von oben auf das große Ganze – im Weltraum wortwörtlich, im modernen Management im übertragenen Sinne. Foto © CC0 Licence

Zum anderen habe ich selbst als Führungskraft von den Erfahrungen in der Raumfahrt profitiert:

  • Wenn alles gut läuft, sollte Führen so gestaltet werden, dass es einen breiten Diskurs gibt und alle Meinungen gehört werden. Im Gegensatz dazu braucht es in Krisensituationen ein starkes Krisenmanagement mit klaren Entscheidungen – dann ist keine Zeit für lange Diskussionen. Für mich als Führungsperson ist zudem entscheidend, wie ich mit Stress umgehe. Für Astronaut*innen gibt es viele Extremsituationen, daraus konnte ich mir viel mitnehmen.
  • Ein weiterer positiver Aspekt ist das Privileg, mit Menschen aus vielen unterschiedlichen Fachbereichen, aber auch aus vielen Kulturen und Ländern zu tun zu haben. Diese Diversität ist heute für Unternehmen in einer globalen Wirtschaft wichtig, darauf konnte ich mich früh einstellen.

Und was würden Ihrer Meinung nach Wirtschaftsschulen und Studierende davon haben, wenn sie sich stärker für die Raumfahrt interessieren würden?

In den letzten Monaten ist eine enorme Dynamik in der Raumfahrt zu beobachten mit neuen Raketensystemen, neuen Internetsatelliten und privaten Initiativen für die bemannte Raumfahrt. In einem solchen Umfeld gibt es Visionäre und tolle Möglichkeiten, sich durch neue Geschäftsideen einzubringen. Ich vergleiche diese Sparte mit dem Beginn des Internet-Zeitalters – damals ist vieles entstanden, dass man sich davor nicht vorstellen konnte. Es gibt eine Aufbruchsstimmung in der Raumfahrt und das heißt, dass man mit Mut und Engagement viel bewegen kann. Innovationen werden hier gesucht und geschätzt – im Gegensatz zu vielen anderen Sparten.

Dieser Mut ist ein Faktor, der gerade auch in der Executive Education angesprochen wird. Mut heißt ja nicht, selbst ins Weltall fliegen zu müssen – es geht um unternehmerischen Mut, um Begeisterung und die Fähigkeit, auch mal Rückschläge wegzustecken.

Executive Education ist als Teil des lebenslangen Lernens wichtig. Ob es um die menschliche Psyche oder neue Technologien – etwa rund um das Internet damals, IoT, Robotics, Web3, etc. – geht: Es gibt ständig neue Erkenntnisse, die Führungskräfte kennen sollten. Wir hier bei Berndorf machen das schon seit vielen Jahren sehr erfolgreich mit der WU Executive Academy - in unterschiedlichen Formaten, Themen und für unterschiedliche Führungsebenen bei uns im Haus.

Noch ein Satz zu HR: Bei der Auswahl von Mitarbeiter*innen achte ich darauf, wie dieser Mensch mit seiner Persönlichkeit zu unserer Firmenkultur und unseren Werten passt.

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