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Grundlegende Werte für Klarheit und Halt
Die neue Arbeitswelt ist ungewiss, volatil und mehrdeutig. Einfache Lösungen gibt es schon lange nicht mehr, Ziele werden rasch obsolet, Talente sind verzweifelt gesucht. Auch Leadership muss in Zeiten der digitalen Transformation neu definiert werden. Alles bleibt anders - worauf ist überhaupt noch Verlass? Sich als Führungskraft auf grundlegende Werte zu fokussieren, gibt in turbulenten Zeiten Klarheit und Halt.
Das große Werte-ABC für Führungskräfte, das Helga Pattart-Drexler, Head of Executive Education der WU Executive Academy, gemeinsam mit der Leadership-Expertin Susanna Wieseneder entwickelt hat, gibt einen Überblick über die wichtigsten Werte, die eine gute Führungskraft heute und in Zukunft ausmachen (werden). Ein kompakter Leadership-Ratgeber für mehr Orientierung in einer ungewissen Wirtschaftswelt von A bis M - erfahren Sie alles von N wie Nachhaltigkeit bis Z wie Zielanpassung im zweiten Teil des Werte-ABC, der in der nächsten Ausgabe unseres Newsletters am 2.4.2020 erscheint.
Achtsamkeit ist ein guter Weg, um uns im Trubel wieder in die eigene Mitte und in Balance zu bringen. Dafür gibt es verschiedene Wege: Meditation, Pausen und Auszeiten, ein achtsamer Umgang miteinander im Gespräch. Wenn Führungskräfte achtsam werden und das auch vorleben, wird sich das auch auf ihr Umfeld positiv auswirken. Der Blick wird klarer, die Kommunikation wertschätzender. Achtsamkeit als Praxis im Unternehmen einzuführen, wirkt sich laut Studien positiv auf die Unternehmenskultur aus. Wichtig: der Treiber sollte niemals das Streben nach mehr Effizienz sein, sondern tatsächlich eine achtsame Unternehmenskultur zum Wohler aller.
In einer Welt der ausufernden Steigerung und „peak performance“ ist Balance ein wesentlicher Bestandteil der Selbst- und MitarbeiterInnenführung. Erst wenn sie selbst in Balance sind, erwerben Führungskräfte die Umsicht und Achtsamkeit, um mit MitarbeiterInnen und KundInnen, mit Produkten ressourcenschonend umzugehen. Dazu gehört auch die Fähigkeit, eine Balance zwischen Arbeits- und Lebenswelten zu schaffen, damit Führungskräfte und ihre MitarbeiterInnen nicht ausbrennen.
In einer Zeit, in der so vieles auf Unternehmen hereinbricht – disruptive Geschäftsmodelle des Mitbewerbs, die Digitalisierung, Marktturbulenzen – zählt Optimismus zu einer wesentlichen Führungsqualität. Das Licht am Ende des Tunnels zu sehen, auch wenn man trotz aller Unwägbarkeiten und Hindernissen den Weg noch nicht sieht, gibt einem selbst und den MitarbeiterInnen ein Grundvertrauen und damit auch Sicherheit.
Viele Unternehmenslenker und Führungspersönlichkeiten sprechen lieber über Systemfehler als über eigene Fehlentscheidungen und damit ihre eigene Verantwortung. Demut bedeutet die Anerkennung, dass es Umstände inner- und außerhalb der persönlichen Reichweite gibt, denen man sich beugen muss. Echte Demut erleben Menschen, die sich auf das Gefühl des Scheiterns eingelassen haben. Erkennt man die eigene Fehlbarkeit und den eigenen Anteil am Scheitern, nimmt man sich selbst nicht mehr so wichtig und begibt sich auf Augenhöhe mit den anderen.
Andere Menschen zu befähigen, gehört zu einem wesentlichen Wert für Führungskräfte. Die Basis dafür ist die Selbstermächtigung: erst wenn die Führungskraft selbst ein Gespür für ihre eigene Macht und Wirksamkeit hat – nämlich nicht zum Selbstzweck, um sich Status zu sichern, sondern, um Positives für das Unternehmen zu bewirken – kann sie andere Menschen emporheben, sie in ihren Stärken bestärken und den richtigen Rahmen schaffen, damit sie ihre Potenziale entfalten. Das führt nicht nur zu mehr Produktivität, sondern auch mehr Resilienz in stürmischen Zeiten.
Wir leben in einer reizüberfluteten Gesellschaft. Die Konzentrationsfähigkeit leidet massiv. Erst wenn wir lernen, den Fokus zu halten, können wir die einprasselnden Informationen adäquat einordnen und souveräne Entscheidungen treffen. Wesentlich ist dabei der bewusste, situative Umgang mit geschlossenem und offenen Fokus. Im Fußball benötigt man bei Pässen einen offenen Fokus: man hat das große Ganze, das Spielfeld im Blick und entscheidet strategisch, wem man den Ball zuspielt. Beim Elfmeterschießen benötigt man dagegen den geschlossenen Fokus: gezielt aufs Tor. Wir arbeiten heute häufig im offenen Fokus, nehmen alle möglichen Reize multisensorisch wahr und lassen uns zu leicht ablenken. Im Leadership den Fokus zu halten – sei es in Gesprächen, bei Sachthemen oder bei Entscheidungen, bedeutet auch, den MitarbeiterInnen Orientierung zu geben.
Die traditionelle Arbeitswelt war von Status, Aufstieg und einem damit verbundenen egozentrischen Nehmertum verbunden. In der neuen Arbeitswelt können wir nur gemeinsam Neues schaffen: Jeder trägt etwas bei, zahlt also seinen Beitrag in einen fiktiven Topf ein. Führungskräfte tun gut daran, ein GeberInnen-Mindset zu entwickeln: Großzügig zu sein, für das Team und die Unternehmenskultur bewusst etwas beizutragen und auch einmal Danke zu sagen, wenn andere etwas zum Erfolg beigetragen haben.
Humor ist im beruflichen Alltag fast unersetzlich, denn er fungiert wie ein Klimagerät. Er schafft ein konstruktives Klima, relativiert viel, macht die Zusammenarbeit leichter - solange er nicht auf Kosten anderer geht. Die Königsdisziplin dabei ist, über sich selbst lachen zu können: das bringt am meisten Erleichterung und Konstruktivität. Humor schafft auch Zugehörigkeit, er baut Spannungen ab und ist ein ausgezeichneter Resilienz-Faktor. Im Berufsleben sind wir oft zu verbissen. Allerdings: Humor lässt sich nicht verordnen, aber humorvolle Führungskräfte werden von ihren MitarbeiterInnen geliebt. Generell gilt: Jede Unternehmenskultur verträgt immer noch ein bisschen mehr Augenzwinkern.
Rationale Entscheidungen anhand von messbaren Parametern zu treffen, gehörte zur Regel in der industrialisierten Geschäftswelt. In Zeiten des raschen Wandels ist es häufig schier unmöglich, alleine mit Messdaten die richtigen Entscheidungen zu treffen. Algorithmen können dies teilweise für bestimmte Bereiche übernehmen, allerdings nicht für alle. Hier ist die menschliche Intuition gefragt, denn sie besteht aus akkumulierten Erfahrungswerten, die im Unterbewusstsein gespeichert sind. Gerade wenn es schnell gehen muss, kann Intuition sehr hilfreich sein. Danach gilt es, zu adaptieren. Allerdings: Sich ohne jegliche Erfahrung in einem Gebiet sich ausschließlich auf die Intuition zu verlassen, kann schiefgehen.
Wie viele Bälle halten Sie derzeit in der Luft? Es ist leichter, viele Bälle in die Luft zu werfen als sie in der Luft zu halten. Geschweige denn, alle wieder aufzufangen. In den meisten Unternehmen gibt es zu viele Projekte und Initiativen gleichzeitig. Die Zirkus-Jongleure unter den Führungskräften benötigen körperliche Disziplin und uneingeschränkte Aufmerksamkeit. Dabei geht es nicht darum, einen Ball zu beobachten, sondern in ein Gefühl für die Gesamtheit zu kommen. Dann arbeitet das Gehirn ganz automatisch und routiniert. Menschen, die mit vielen Lebensrealitäten gleichzeitig jonglieren, haben definitiv einen Vorteil, müssen aber auch einmal Pausen und Auszeiten machen.
„Klugheit ist die Fähigkeit zu angemessenem Handeln im konkreten Einzelfall unter Berücksichtigung aller für die Situation relevanten Faktoren, Handlungsziele und Einsichten, die der Handelnde kennen kann“, heißt es im Lexikon. Wer klug handelt, tut dies mit Umsicht und Diplomatie und stets aus der Vogelperspektive. Nicht nur die egozentrische Klugheit ist im Business wesentlich - nämlich als gewitzt und clever rüberzukommen, sondern auch die sinnstiftende Klugheit, mit der Absicht, Gutes zu bewirken, wird immer wichtiger.
Leidenschaft liefert Energie, Fokus und Beharrlichkeit. Neben der Gesundheit ist sie eine der höchsten Kapitalformen, die wir haben. Erst durch ihre Leidenschaft, immer wieder Neues probieren zu wollen und unbekannte Wege zu beschreiten, können Führungskräfte auch ihre MitarbeiterInnen dazu inspirieren, es ihnen gleichzutun. Viele Menschen haben wenig Zugang zu ihrem eigenen Purpose und ihrer intrinsischen Motivation. Aber man kann dennoch ihre Leidenschaft für ein spannendes Projekt wecken – wenn man selbst leidenschaftlich ist und für „etwas brennt“.
Eine Entscheidung treffen zu können, ohne genaue Kenntnis über den Ausgang zu haben, ist eine besondere Tugend, nicht nur für Führungskräfte. Etwas zu entscheiden, verlangt von den Menschen, Standpunkte und Haltungen einzunehmen und, vor allem, die eigne Komfortzone zu verlassen. Führungskräfte, die mutig sind, die schrecken auch nicht davor zurück, unpopuläre Entscheidungen zu treffen, die eigene Angst auszuhalten und an etwas dran zu bleiben.
Wie dieses Werte in den Programmen der WU Executive Academy vermittelt werden, erfahren Sie hier.