Datenzertifizierung 4.0: Beweiskraft aus der Blockchain

25. Januar 2023

Wie man Dokumente in der digitalen Welt fälschungssicher macht

Mit der Datenzertifizierung der Austrian Public Blockchain können wichtige Dokumente wie Zeugnisse oder Bewerbungsunterlagen fälschungssicher gemacht werden. Auch die WU und die WU Executive Academy nutzen das Service.

Alfred Taudes, WU-Krypto-Experte und Leiter des Austrian Blockchain Centers, erklärt, wie die Blockchain-Zertifizierung funktioniert und welche vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten es auch außerhalb des universitären Bereichs für Unternehmen in der Praxis gibt.

Dokumente digital fälschungssicher machen – möglich mit der Blockchain. Foto © shutterstock – ZinetroN - Eine schematische Darstellung eines Dokuments, das von vielen Seiten abgesichert ist, über einer Leiterplatte - alles in gezeichneter Form
Dokumente digital fälschungssicher machen – möglich mit der Blockchain. Foto © shutterstock – ZinetroN

Wie kann man beweisen, dass Dokumente bzw. Daten zu einem bestimmten Zeitpunkt in einer bestimmten Version vorhanden waren? Das ist beispielsweise für Kreative wie Designer*innen und Illustrator*innen wichtig, um nachfolgende Streitigkeiten wegen des Urheberrechts zu ihren Entwürfen zu vermeiden. Aber auch für wissenschaftliche Gutachten, Zeugnisse, Projekte in der Bauwirtschaft oder heikle Unterlagen in Produktionsbetrieben wäre diese Sicherheit in punkto Daten ausgesprochen nützlich.

Die Zukunft hat aber schon begonnen

Gleich vorweg die gute Nachricht: Diese Art der Datenzertifizierung gibt es bereits. Es handelt sich um eine Blockchain-Anwendung, die von mehreren öffentlichen Einrichtungen betrieben wird und Unternehmen zur Verfügung steht. Von der WU Executive Academy und einigen Instituten der WU wird dieses Service bereits angewendet, um die Echtheit ihrer Zeugnisse zu bestätigen.

So funktioniert die Datenzertifizierung

Grundlage dieser Blockchain-Datenzertifizierung ist die Austrian Public Blockchain. Alfred Taudes, Gründer des Forschungsinstituts Kryptoökonomie der WU und wissenschaftlicher Leiter des Austrian Blockchain Centers, erklärt: „Daten kann ich sonst manipulieren – das ist nun nicht mehr möglich.“ Konkret wird die Existenz der Dokumente über kryptografische Hashes, das sind Prüfsummen zur Verschlüsselung, gewährleistet – sie bekommen damit in der Blockchain einen virtuellen Stempel verpasst, der nicht verändert werden kann.

Der Ablauf: Die Datei wird hochgeladen und es wird der Hashwert errechnet, der mit dem genauen Zeitstempel in der Blockchain hinterlegt wird. Eine Bestätigung dieser Datenzertifizierung – etwa über einen QR-Code – macht es jederzeit möglich, die Echtheit der Daten zu bestätigen.

Alfred Taudes Portrait

Alfred Taudes

  • WU Krypto-Experte

Das entspricht einer dezentralen Amtssignatur, ist allerdings deutlich einfacher und für kleine Auflagengrößen geeignet. Damit wird es möglich, Daten fälschungssicher darzustellen.

Der Blockchain sei Dank

Die Vorteile der Blockchain-Technologie kommen hier voll zum Tragen. „Keine Organisation kann die Daten abändern, denn diese werden nicht in der Datenbank gespeichert, sondern nur der kryptografische Schlüssel, das ist sozusagen der Fingerabdruck.“ Dieser eindeutige Schlüssel wird in der Blockchain abgelegt, wodurch zugleich der genaue Zeitpunkt festgehalten wird. „Wichtig ist die Kombination aus Zeitstempel und Unabänderlichkeit“, erläutert Alfred Taudes. Andere Daten könnten jederzeit manipuliert werden, etwa mit Hilfe von Grafikprogrammen wie Photoshop. „Doch mit der Datenzertifizierung wird ganz eindeutig bewiesen, wie das Dokument zu einem bestimmten Zeitpunkt ausgesehen hat.“

Den Anwendungsmöglichkeiten sind kaum Grenzen gesetzt

Das Service kann in unterschiedliche Systeme eingebaut werden. Das nutzt wie erwähnt unter anderem die WU Executive Academy, die damit den Verwaltungsaufwand zur Zertifizierung von Zeugnissen geringhalten kann. „Auf diese Weise werden Zeugnisse offiziell, weil kein Teil davon geändert werden kann.“ Am Institut von Alfred Taudes werden für Lehrveranstaltungen mit SAP-Bezug zusätzlich zur Benotung Zertifikate gemeinsam mit der Firma SAP Österreich ausgestellt. Diese Zertifikate sind mittlerweile am österreichischen Arbeitsmarkt gut etabliert und werden gerne elektronischen Bewerbungsunterlagen beigelegt. Mithilfe der Blockchain werden diese Bestätigungen nun zertifiziert, wodurch sich für die Empfänger*innen der Bewerbungsunterlagen die Echtheit eindeutig nachvollziehen lässt. Aufgrund der guten Aufnahme durch die Studierenden wird der Anwendungsbereich derzeit erweitert und neue Funktionen zur automatisierten Zertifizierung von größeren Auflagen entwickelt. An der WU wird die Datenzertifizierung zudem genutzt, um das nachträgliche Manipulieren empirischer Erhebungen an Hypothesen zu verhindern. Im privaten Sektor werden unter anderem Qualitätsdaten und Produktbeschreibungen auf diese Weise abgesichert. Bei der Wirtschaftskammer ist das Service für Mitglieder kostenlos. Diese können damit etwa ihre gesamte Geschäftskorrespondenz sowie Vertragsentwürfe absichern.


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