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Tipps für den Führungsalltag in herausfordernden Zeiten
Warum stecken die einen die Corona-Krise besser weg als andere? Adela Mehic-Dzanic, MBA Entrepreneurship & Innovation Absolventin und Führungskraft aus Bosnien-Herzegowina, und Prof. Stephan Doering, Leiter der Klinik für Psychoanalyse & Psychotherapie an der Medizinischen Universität Wien, analysieren, warum das so ist, und geben Tipps für den eigenen Führungsalltag in herausfordernden Zeiten.
Die Corona-Krise hält mittlerweile die gesamte Welt in Atem. Und dennoch gehen die Menschen unterschiedlich mit ihr um. Während die einen in Panik verfallen, bleiben die anderen gelassen und lösungsorientiert. Natürlich hängt das davon ab, wie sehr man persönlich und vor allem auch existenziell von den gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen der Krise betroffen ist. Es zeigen sich aber auch kulturelle Unterschiede im Umgang mit der Krise: „In Gesprächen, die ich in letzter Zeit, gerade mit unseren Studierenden und Alumni aus dem CEE-Raum geführt habe, ist mir aufgefallen, dass sie mit der Corona-Krise durchwegs anders umgehen als etwa viele Menschen in Österreich oder anderen westlichen Ländern. Warum aber ist das so?“, fragt Prof. Barbara Stöttinger, Dekanin der WU Executive Academy in Wien.
Fragt man im WU Executive Club, der Alumni-Community der Business School, nach, erhält man sehr oft dieselbe Antwort: Menschen aus CEE-Ländern haben bereits Krisen durchlebt – im Gegensatz zu den westlichen, demokratiegeprägten Wohlstandsgesellschaften der vergangenen 30 Jahre, die „nur“ von der Wirtschaftskrise 2008 getroffen wurde, waren es dort Krieg, Flucht und Eiserner Vorhang.
Adela Mehic-Dzanic ist Vice President of the WU EA Female Leaders Network und Head of CSP Segment beim Software-Anbieter Mavoco in Wien. Ihre Geschichte könnte eine von vielen Menschen aus dem CEE-Raum sein. In ihrer Kindheit in Bosnien ging es den Menschen in Jugoslawien gut: „Wir hatten alles, fuhren in den Urlaub nach Kroatien und Montenegro, die Universitäten florierten.“ Mehic-Dzanics Großmutter, Mutter von 10 Kindern, war noch Analphabetin gewesen, die Papiere mit Fingerprint unterzeichnete, ihre Eltern betrieben ein Geschäft und hatten 5 Kinder. Doch dann kam der Krieg im Jahr 1992: „Von einem Tag auf den anderen veränderte sich unser Leben schlagartig: erst hatten wir alles, dann hatten wir nichts.“ Die Familie flüchtete, wechselte Aufenthaltsorte, bis sie schließlich bei Verwandten untertauchten.
Diese Phase prägte die junge Frau und ihre gesamte Generation nachhaltig: „Ich rede viel mit meinen FreundInnen darüber, viele haben Unternehmen hier in Österreich. Die Corona-Krise hat uns an die damalige Zeit zurückerinnert.“ Doch die vorhergegangenen Krisen haben sie stark gemacht: „Wir haben die Corona-Krise kommen sehen, sie analysiert, haben mehr oder weniger die Folgen verstanden und einfach weitergemacht. Wir haben uns reorganisiert und angepasst.“ Das gemeinsame Reflektieren und Humor halfen ihnen, mit der Situation umzugehen. „Die meisten von uns meinten: im Vergleich zu früher ist es halb so schlimm: Wir haben zu essen, ein Dach über dem Kopf, Infrastruktur, unsere Familien sind sicher und gesund. Wir müssen unser Zuhause nicht verlassen und haben einen Job oder werden einen neuen finden.”
Wie Krisen auf unsere Psyche und unser Gehirn wirken, ist individuell sehr unterschiedlich, sagt Prof. Stephan Doering, Leiter der Klinik für Psychoanalyse & Psychotherapie an der Medizinischen Universität Wien: „Es hängt von unserer angeborenen und erworbenen Resilienz, von bisherigen stärkenden oder schwächenden Erfahrungen in der Kindheit, von der Persönlichkeit und dem Temperament eines Menschen ab.“
Menschen, die bereits Krisen erfahren hätten, seien durchaus resilienter: „Sie haben wachsendes Vertrauen in die eigene Kompetenz und trauen sich zu, eine erneute Krise zu bewältigen, weil sie bestimmte Strategien dazu bereits kennen. Und: man lernt eindeutig aus der Krise. In Zukunft werden viele Geschäftsleute sicherlich andere Formen der ökonomischen Absicherung betreiben als in der Vergangenheit“, so Doering.
Als Führungskraft war es Adela Mehic-Dzanic wichtig, für ihre MitarbeiterInnen da zu sein: Der Lockdown, die Umstellung auf Home Office, die Schließung der Grenzen und die Trennung von Freunden und Familie seien “ein riesiger Schock” gewesen, “beruflich wie privat”. Sofort sei die Frage aufgekommen: “Wie wird sich die Situation auf mein Team und unsere Projekte auswirken, wie sicher ist mein Job überhaupt?“ Nach und nach adaptierte sich das Team an das “New Normal“, neue Projektanfragen gingen ein, die KundInnen kamen zurück. Als Software-Unternehmen war Home Office und virtuelle Zusammenarbeit über fünf europaweit verstreute Standorte glücklicherweise nichts Neues. Adela Mehic-Dzanic beschloss, konstruktiv und proaktiv zu bleiben.
Adela Mehic-Dzanic
Ich habe immer versucht, anderen eine helfende Hand zu reichen, mein Wissen und meine Erfahrungen zu teilen, für mein Team da zu sein und offen und transparent zu sein.
Für alle Führungskräfte, die ihr Mindset krisenfest machen wollen, hat Adela Mehic-Dzanic diese 7 Tipps parat:
Unterschätzen Sie niemals die Kraft des Positiven: Keine Krise währt ewig, irgendwann geht es wieder bergauf. Je eher wir darüber reflektieren, desto besser. Ich habe in der Vergangenheit viele Erfolgsgeschichten über bemerkenswerte LeaderInnen gelesen und bemerkt: keiner von denen hatte es im Leben leicht. Ich habe mich entschieden, an eine bessere Zukunft zu glauben und bin bereit, die Ärmel hochzukrempeln und auch in Zukunft niemals aufzugeben. Mir ist es wichtig, mit gutem Beispiel voranzugehen.
Ich habe beschlossen, während der Corona-Krise an meiner 10-Jahres-Vision zu arbeiten, meiner Gesundheit viel Aufmerksamkeit zu widmen, meine berufliche und persönliche Entwicklung in einem Gruppencoaching mit Unternehmern aus der ganzen Welt voranzutreiben, weiterhin meiner Community durch verschiedene Netzwerkgruppen wie das EA Female Leaders Network und vielen anderen Projekten zu dienen. Über mich hinauszuwachsen und auch für die Gemeinschaft da zu sein ist meine größte Motivation. Es gibt viele Menschen um uns herum, die es viel schwerer haben als wir.
Machen Sie Veränderung zu Ihrem Freund, begrüßen Sie sie. Ich bin seit über fünf Jahren im Bereich IoT und Digitale Transformation tätig und habe Unternehmen auf der ganzen Welt zu Veränderungen und deren Unvermeidbarkeit beraten. Die meisten von ihnen haben nicht daran geglaubt, jene, die es taten, konnten etwas Großes bewegen. Mit der Krise wurde plötzlich vieles möglich: Innerhalb weniger Wochen wurden auch traditionelle Unternehmen digitalisiert. Sobald es keine andere Option mehr gibt, starten wir also den Web-Shop und bald danach können wir uns ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen.
Erkennen Sie die Gegenwart an und stellen Sie sich die Zukunft vor. Behalten Sie das große Bild vor Augen und gehen Sie weiter, Schritt für Schritt in die richtige Richtung.
Der größte Teil Ihres Teams ist ohnehin auf der Suche nach einer Veränderung. Sie brauchen nur Ihre Zustimmung. Und in den meisten Fällen weiß Ihr Team genau, was zu tun ist. Vertrauen Sie Ihrem Team und vertrauen Sie diesem Prozess.
Hören Sie auf, sich auf die Probleme zu konzentrieren. Das entzieht Ihnen nur Energie und wird die Probleme auf keinen Fall lösen.
Wir erleben viele Krisen in unserem Leben, machen wir daraus eine Pyramide, bei der jeder Stein für zusätzliche Stabilität sorgt, und keine Spirale nach unten. Wir sollten uns selbst und der nächsten Generation eine bessere Zukunft ermöglichen.
Die Covid-19 Krise geht auch an der WU Executive Academy nicht spurlos vorbei. Alle Informationen bezüglich den Auswirkungen auf unsere MBA Programme, finden Sie hier.