Entrepreneurship im 21. Jahrhundert – worauf kommt es an?

07. Dezember 2015

Sechs Startup-ExpertInnen gaben spannenden Einblicken in die internationale Gründerszene.

Anhand ihrer eigenen Erfahrungen diskutierten die Startup-ExpertInnen aktuelle Hot Topics für Startups und sprachen über ihre persönlichen Erfolgsrezepte als Entrepreneure. Begleitet wurde die Veranstaltung von einer technologischen Neuheit: Die „Superevent“-App ermöglichte es dem Publikum, sich untereinander zu ganz bestimmten Themen vor der Veranstaltung zu vernetzen und während der Panel-Diskussion mitzubestimmen, welche Themenbereiche am Podium diskutiert werden sollen.

Startups liegen voll im Trend. Dr. Astrid Kleinhanns-Rollé, Managing Director der WU Executive Academy, begrüßte 120 Studierende und Alumni im bis auf den letzten Platz gefüllten Foyer der WU Executive Academy. Aber nicht nur das Thema war eines, das viele Menschen an diesem Abend bewegte, auch die handverlesene Podiumsrunde konnte sich sehen lassen. Das unterstrich auch Rudolf Dömötör, CEO des neuen WU-Gründungszentrums, der seine Pläne für die Zukunft an diesem Abend vorstellte: „Ein wirklich hochkarätiges Panel. Ich freue mich sehr, heute hier dabei zu sein. Seit vielen Jahren schon liegen mir Entrepreneurship und Gründungsberatung ganz besonders am Herzen. Schön, dass diese zukünftig so elementaren Themen durch Veranstaltungen wie diese noch größere Aufmerksamkeit bekommen.“

 

Michael Altrichter, Business Angel des Jahres 2014 und bekannt als Investor aus der PULS 4 Startup-Show „2 Minuten 2 Millionen“, diskutierte mit vier Alumni der WU Executive Academy, die sich in den letzten Jahren als erfolgreiche Entrepreneure einen Namen machen konnten: Harald Trautsch, multipler Entrepreneur von Startups wie dolphin, everbill und ticketgarden.com, Mae Hansen, Aufsichtsratsvorsitzende der Estonian Co-Operative Bank, Ramtin Ghasemipour-Yazdi, Experte im Bereich der Geschäftsmodellierung und Clemens Wass, Gründungsmitglied des EU-Projekts openlaws.Daniel Cronin, Aufsichtsratsmitglied bei AustrianStartups, moderierte.

Die Gesprächsthemen

Die Themenbereiche bewegten sich im Laufe des Abends von der erfolgreichen Finanzierung von Startups über die besten Methoden zum Pitchen von Projekten bis hin zu Tipps und Tricks für den internationalen Erfolg. Unter der professionellen Moderation von Daniel Cronin, Co-Founder & Member of the Board von AustrianStartups wurden auch andere spannende Themen im Panel diskutiert. Hier ein kleiner Auszug: 

Muss man Entrepreneurship lernen?

Mae Hansen: Meiner Meinung nach haben einige Menschen ganz einfach die entsprechende Veranlagung mitbekommen. Nicht jede Person ist dazu geboren, eine Führungsrolle zu übernehmen. Gute EntrepreneurInnen müssen vor allem fähig sein, zu lernen, zu scheitern — und es beim nächsten Mal besser zu machen. 

Ramtin Ghasemipour-Yazdi: Ich glaube auch, dass es eine gewisse Grundhaltung gibt, die man nicht lernen kann, sondern haben muss.

Michael Altrichter: Als ich mit 28 ein Startup gründete, waren Steuerbögen für mich böhmische Dörfer. Am wichtigsten ist, es zu versuchen und herauszufinden, ob es funktioniert. An der Universität lernt man viel über sich und gewinnt Selbstvertrauen, was Menschen zu guten EntrepreneurInnen machen kann.

Was zeichnet eine gute Idee aus?

Harald Trautsch: Einer der größten Fehler besteht darin, nach einer Idee Ausschau zu halten. Viel besser ist, nach einem Problem zu suchen und dieses dann zu lösen. Alle Branchen entwickeln sich – für neue Unternehmen und die von ihnen angebotenen Lösungen ist also reichlich Platz.

Michael Altrichter: Der springende Punkt ist, dass die Idee nur rund 10 % des Erfolgs ausmacht. Ich würde sagen, das Erfolgsrezept lautet: 10 % Inspiration und 90 % Transpiration. Gute GründerInnen können dafür sorgen, dass Unternehmen erfolgreich arbeiten.

Mae Hansen: Es kommt darauf an, eine Marktlücke zu finden. Im Fall von Facebook beispielsweise ist Mark Zuckerberg das auf dem Campus gelungen. Durch Aus- und Weiterbildung erwirbt man das dafür erforderliche Rüstzeug

Woher weiß man, dass man ein gutes Team hat?

Clemens Wass: Beim Team wird es knifflig. Wir stehen in Wettbewerb mit großen Unternehmen, und es ist nicht leicht, die guten Köpfe ins Boot zu holen.

Ramtin Ghasemipour-Yazdi: Ich habe festgestellt, dass es zwischen GründerInnen etwas Verbindendes geben muss, z. B. die gemeinsame Zeit an der Universität oder beim Militär. Außerdem ist es wichtig, zu vereinbaren, was passiert, wenn jemand aussteigt; später gibt es nämlich keinen Verhandlungsspielraum.

Michael Altrichter: Ob das Team gut ist, lässt sich vorab nicht sagen. Eine entscheidende Voraussetzung ist soziale Kompetenz. Im Idealfall decken vier oder fünf GründerInnen alle Bereiche ab. Kommt es zu Unstimmigkeiten, muss man sich Zeit nehmen und die Sache ausdiskutieren.

Mae Hansen: In vielen Fällen kann man sich zusammenraufen, aber eines muss es zwischen den Teammitgliedern zu jeder Zeit geben: einen Grundkonsens über Werte. Fehlt dieser, kommt es früher oder später zum Bruch. Und seien Sie vorsichtig, wenn Sie mit FreundInnen ein Team bilden – dann stehen die Chancen nämlich 50 zu 50: Entweder Sie bleiben lebenslang befreundet oder Sie sehen einander nie wieder.

Das richtige Netzwerk in der Tasche

Dafür, dass auch die Themen aus dem Publikum nicht zu kurz kamen, sorgte an diesem Abend ein technologisches Highlight: Die international erfolgreiche App „Superevent“ wurde im Rahmen der Veranstaltung erstmals an der WU Executive Academy getestet. Durch das interaktive Tool konnten sich die Gäste untereinander zu ganz bestimmten Themen vor der Veranstaltung vernetzen und während der Panel-Diskussion mitbestimmen, welche Themenbereiche am Podium diskutiert werden sollen. Teilnehmerin Ines Reith war überzeugt vom neuen App-Konzept: „Es lässt sich so verhindern, dass Fragen gestellt werden, nur weil sich jemand gern reden hört“, meint die am Institut für Entrepreneurship und Innovation der WU tätige Postdoktorandin. „Mit der App wird dem bei Frage-und-Antwort-Runden ein Riegel vorgeschoben“, fügt sie hinzu.

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