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Internationaler Frauentag 2022: Wie man die gläserne Decke durchbricht
Nach wie vor sind weibliche Führungskräfte in der westlichen Gesellschaft des 21. Jahrhunderts nicht ihren männlichen Kollegen gleichgestellt. Sie verdienen bei gleichem Job und gleicher Qualifikation weniger, übernehmen mehr Care-Arbeit zuhause und spüren immer noch starken Gegenwind, wenn es um den Karriere-Aufstieg geht. Jedoch ändern sich die Zeiten, wenn auch nur langsam. Die gläserne Decke ist immer noch vorhanden – sie lässt sich aber gezielt durchbrechen. Was also können Frauen selbst tun, um ihre Karrierechancen zu verbessern und erfolgreich in Führung zu gehen?
Drei erfolgreiche Female Leaders, Claudia Eder, Managing Director der ASFINAG Maut Service Gesellschaft, Katarina Stanisavljevic, Gründerin der Plattform marketing consulting company Amazing Next und ehemalige Managing Director der Medienagentur Carat in Österreich, und Barbara Stöttinger, Dekanin der WU Executive Academy, teilen anlässlich des 111. Internationalen Frauentages am 8. März 2022 ihre besten Tipps für Karriere, Netzwerken und Self-Empowerment für weibliche Führungskräfte und solche, die es werden wollen:
Lieber auf Frauennetzwerke setzen oder doch auf gemischte Netzwerke? Idealerweise sollte das kein Entweder-Oder sein, sind sich alle drei Expertinnen einig. „Männer brauchen ein Netzwerk, Frauen brauchen zwei“, bringt es Barbara Stöttinger auf den Punkt. “Frauennetzwerke wie das Female Leaders Network an der WU Executive Academy bringen beeindruckende Frauen zusammen und schaffen ein Umfeld, in dem diese sich über ihre Erfahrungen und drängende Fragen austauschen können. Hier bekommen sie Orientierungshilfe, Rat und Feedback”, sagt Katarina Stanisavljevic, Vizepräsidentin des Netzwerks. Sie spricht auch aus eigener Erfahrung.
Katarina Stanisavljevic
Das Feedback von Gleichgesinnten hat mir immer bei meiner beruflichen Weiterentwicklung geholfen.
Die Netzwerk-Events des Female Leaders Network bieten Möglichkeiten zum Austausch von Wissen und zur gegenseitigen Inspiration für den Umgang mit Herausforderungen im Berufsleben von Frauen, wie zum Beispiel Karriereplanung, Leadership und Gehaltsverhandlungen.
Frauen seien in vielerlei Hinsicht auch mehr gefordert als Männer, sagt Katarina Stanisavljevic: “Frauen könnten das aber zu ihrem Vorteil nutzen. Frauen in Führungspositionen haben oft einen steinigen Weg hinter sich. Sie müssen hart arbeiten und brauchen ein robustes Selbstbewusstsein. Vor dem Hintergrund solcher Erfahrungen begegnen sie ihrer Führungsrolle mit großem Verantwortungsbewusstsein. Sie haben das Herz am rechten Fleck: Bei ihren Entscheidungen stellen sie das Wohl der Menschen und des Unternehmens eher in den Mittelpunkt als ihr eigenes Ego.”
Auch die Teilnahme an gemischten Netzwerken und die bewusste Vernetzung mit Männern sei wichtig, meint auch Claudia Eder: „Mir haben Männer gerade zu Beginn meiner Karriere ihr Vertrauen ausgesprochen. Ich hatte auch männliche Mentoren, die mich unterstützt und mir wertvolles Feedback gegeben haben“, erzählt sie. Das Female Leaders Network selbst beginnt sich mit ausgewählten Events für die Männerwelt zu öffnen. „Wir möchten uns öffnen, weil wir auch die Männer für Gleichstellung sensibilisieren und involvieren wollen – und sie sind auch sehr interessiert daran“ sagt Katarina Stanisavljevic.
„In Weiterbildungsformaten wie beispielsweise einem MBA-Studium können Frauen nicht nur ihr Führungswissen in Hinblick auf Leadership-Ansätze, Decision-Making und moderner Unternehmensführung aktualisieren, sondern sich auch mit anderen Führungskräften über die verschiedenen Branchen hinweg austauschen und so die vielfältigen Karrierewege ihrer Kolleg*innen kennenlernen. Sie erhalten auch wertvolle Einblicke und Kontakte für ihre zukünftigen Karriereschritte“, sagt Dekanin Barbara Stöttinger.
Gleichzeitig biete ein Studium einen sicheren Rahmen zum informellen sozialen Lernen: „Die Teilnehmer*innen können sich in einer kompetitiven, aber zugleich freundlichen Umgebung ausprobieren, Selbstvertrauen gewinnen und reflektieren: Wie gehe ich etwa mit negativen Erfahrungen, unsachlichem Feedback oder ganz generell mit Kritik um?“, sagt Stöttinger.
Barbara Stöttinger
Das ist gerade für Frauen wichtig. Wir haben die unterschiedlichsten Typen von Frauen in unseren Studiengängen: von tough bis introvertiert. Sie lernen, sich auch gegenüber männlichen Kollegen noch besser zu behaupten und stärken so ihr Selbstbewusstsein immer weiter.
Besonders wertvoll sei auch – etwa über Projektarbeiten und in Diskussionen – Feedback von den Männern selbst zu erhalten. „Frauen erleben in der Zusammenarbeit auch, wie Männer als Führungskräfte ticken. Sich in Projektgruppen gegenseitig in den Leadership-Fähigkeiten zu challengen und sich gegenseitig weiterzubringen, ist für beide Geschlechter unglaublich wertvoll.“
„Gerade bei einem Wechsel in eine neue Branche oder Funktion sind erfahrene Mentor*innen besonders wertvoll. Sie helfen dabei, die Branche zu verstehen und die richtigen Entscheidungen zu treffen“, sagt Claudia Eder. Sie selbst ist in verschiedensten Bereichen tätig gewesen: vom Tourismus, den Handel, der Gesundheitsbranche über HR-Consulting bis hin zur Verkehrsbranche. „Ich habe vom informellen Mentoring unter den Studienkolleg*innen während des MBA-Studiums sehr profitiert”, stimmt Katarina Stanisavljevic zu. Auch bei konkreten fachlichen Fragen helfen sich die Mitglieder des Female Leaders Network weiter. „Eine Kollegin ist Produktmanagerin und stand vor einer Herausforderung im Sales-Bereich. Innerhalb von nur einem Tag bekam sie tollen Input von einer Studienkollegin, die eine brilliante Sales-Expertin ist. Sie hatte tolle Tipps und Ideen, wie man die Herausforderungen zu Wettbewerbsvorteilen machen könnte. Ihr Konzept ging voll auf und innerhalb von einem Monat stand das neue Produkt in den Regalen,” erzählt Stanisavljevic. Mit einem Sparringpartner oder Mentor aus der Branche komme man immer weiter, bestätigt auch Claudia Eder. Sie selbst war als Consultant erfolgreich, als sie die Gelegenheit bekam, die Führung der ASFINAG Maut Service Gesellschaft zu übernehmen: „Ich habe mit einem Sparringpartner aus der Branche reflektiert, ob ich mich für den Job bewerben soll und schnell war klar: Ja. Während meiner Selbstständigkeit war ich in der Regel beratend tätig und mir hat es gefehlt, als Team gemeinsam etwas umzusetzen. Im Gespräch mit ihm habe ich erkannt, dass ich gerade diese Herausforderung annehmen will“, erzählt sie.
Wenn es um Karriereziele geht, setzt Claudia Eder auf die Kraft der Visualisierung: „Je konkreter und klarer wir ein Ziel vor Augen haben, desto besser. Dadurch bekommt man in der Regel extreme Energie und Power, dass man das schaffen kann“, sagt sie. Das gilt natürlich für beide Geschlechter, aber gerade Frauen rät sie dazu, das Ziel immer im Fokus zu haben und über den eigenen Schatten zu springen
Claudia Eder
Und zwar auch dann, wenn man denkt: ,andere können das besser als ich‘, oder: ,ich decke zwei der geforderten Themen gar nicht ab‘.
Auch hier könne der Austausch mit Mentor*innen oder branchenerfahrenen Bekannten aus dem eigenen Netzwerk viel Aufschluss geben und Ängste und Unsicherheiten nehmen.
Nicht immer kann man als Führungskraft seine Arbeit nach den eigenen Vorstellungen gestalten – doch was tun, wenn Führungskräfte an hierarchische Grenzen stoßen oder „overruled“ werden? „Haben Sie keine Angst vor Hierarchien, sondern nehmen Sie sie an“, rät Claudia Eder. Gerade in einem politisch geprägten Umfeld gäbe es Themen, die man als Führungskraft nicht einfach so verändern könne. „Hier ist es sehr wichtig, die dahinterliegenden Bedürfnisse des Gegenübers zu verstehen und zu reflektieren – und sich dazu eine Strategie zu überlegen, wie man sich vielleicht doch durchsetzen könnte.“ Die Frage sei aber auch: „Wo komme ich wegen der vorhandenen Strukturen an die Grenzen und wo geht es um Unternehmenswerte, die mit meinen eigenen Werten nicht mehr in Einklang stehen“, sagt Eder. Hier rät sie zur Reflexion: „Eine gewisse Frustrationstoleranz benötigt man als Führungskraft, denn: Führung ist nicht nur Harmonie. Es gibt aber auch Situationen, in denen ich mich vom Arbeitgeber getrennt habe, weil ich etwas mit meinen Werten nicht vereinbaren wollte.“
Grundsätzlich rät sie dazu, den Elefanten im Raum proaktiv anzusprechen: „Führung bedeutet Zuhören, Kommunikation: Wenn etwas nicht passt, sollte man es lieber früher ansprechen, ehe es zum großen Knall kommt.“
Claudia Eder sieht den Vorteil von gemischtgeschlechtlichen Teams auch in ihrem Unternehmen hinsichtlich der gruppendynamischen Kommunikation. „Männer wie Frauen berichten mir, dass sich die Kommunikation verändert und sogar verbessert, wenn das andere Geschlecht hinzukommt.“ „Ich beobachte, dass der Ton sich verändert, man mehr aufeinander eingeht. Man kommt eher in die Reflexionsrolle und legt Verhaltensweisen ab, die man in gleichgeschlechtlichen Teams hatte“, sagt sie. Männerteams wie etwa auch in der Vorstandsebene würden tendenziell respektvoller miteinander umgehen. Frauen wiederum würden tendenziell sachlicher kommunizieren, wenn auch Männer dabei sind: „Mir fällt auch an mir selbst auf, dass ich mit Männern eher auf der sachlichen Ebene bleiben kann, bei Frauen rutsche ich eher ins Emotionale. Das zieht sich auch tendenziell in anderen Situationen durch“, sagt sie. Sollte es dennoch mal eine Situation emotional werden, rät sie: „Besser sich nicht zur Emotionalität verleiten lassen, sondern durchatmen und wenn möglich, sich nicht im Thema verbeißen, sondern es ruhen lassen und eine Nacht drüber schlafen. Schon oft bin ich abends aus Meetings mit drei unpassenden Lösungswegen hinausgegangen und am nächsten Morgen war die vierte, richtige Lösung da.“
Mehr Informationen über die Vernetzung unserer Studentinnen und Absolventinnen finden Sie auf der Seite des Female Leaders Network.
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