Mit dem MBA in die Königsklasse des operativen Consultings

08. Februar 2022

Karrierepfade einmal anders: von der Gastro übers Fernsehen an die Spitze des Familienunternehmens

Kannst Du uns bitte erzählen, wie sich Deine Karriere bis jetzt entwickelt hat? Welches waren die prägendsten Stationen in Deinem bisherigen Leben?

Begonnen hat mein beruflicher Werdegang im Gastgewerbe – sehr prägend, hat mich gelehrt, Bedürfnisse eines Menschen zu erspüren und vor allem die Scheu abzulegen, nach Wünschen zu fragen. Habe den Job im Service & in der Großküche immer gerne gemacht und war mir nie für etwas zu schade. Nächste Episode war meine Karriere in der Kommunikation durch ein Studium in Publizistik / Komm. In Wien. Zwei Jahre habe ich den Standort in Salzburg für eine Tiroler PR Agentur (P8) mit aufgebaut, danach habe ich den für mich zentralen Weg ins TV Geschäft bei ProSiebenSat.1 PULS 4 eingeschlagen, wo ich dann rund 4 Jahre war und eine schöne Karriere hingelegt habe. Vorher in der PR, dann als Head of Public Affairs.

Am Höhepunkt meines Erfolgs als Head of Public Affairs bei ProSiebenSat1.PULS 4 (Nationalratswahl 2017 – 2 Mio Werbeumsatz) kam der Moment, wo mich mein Vater fragte, ob ich ins Familienunternehmen CZIPIN einsteigen wolle. Das Experiment ist geglückt, bis heute bin ich leidenschaftlich an Bord. Tendenz steigend. Inzwischen sind nicht nur mehr die Marketing-Agenden im Fokus, sondern vor allem die Projektakquisition (Sales) fasziniert mich. Meiner Meinung nach ist das die Königsklasse im operativen Consulting.

Hattest Du ursprünglich einen anderen Berufswunsch? Wenn ja, warum ist daraus nichts geworden?

Ja ich wollte gerne Köchin werden – das war ich auch zeitweise, doch der Job ist körperlich sehr hart, hat mich regelmäßig an meine Grenzen gebracht und außerdem ist er meist brotlos. Nach einer Sommersaison in einem Restaurant in Südkorsika, habe ich entschlossen, der Gastro den Rücken zu kehren und zu studieren.

Welches war Dein größter beruflicher/persönlicher Erfolg?

Der Zusammenschluss meines Familienunternehmens CZIPIN mit der internationalen Beratungsgruppe EFESO Consulting im Jahr 2021, das nicht gerade sehr erfolgreich war. Meine Aufgabe war, mit unserem M&A Partner den Teaser, das Informationsmemorandum / zentrale Unternehmenspräsentationen zu gestalten und anschließend die Due Diligence durchzuführen – alles absolut Top Secret - bestes Family Teamwork.

Was war Deine größte Herausforderung? Welcher war Dein größter beruflicher Fehler (aus dem Du gelernt hast)?

Dass ich nicht mit Anfang 20 Wirtschaft fertig studiert habe - nach einem Jahr habe ich alles hingeworfen, um zurück in die Gastronomie zu gehen und Geld zu verdienen. Ich habe gelernt, dass es im Leben immer eine zweite Chance gibt.

Meine 2. große Herausforderung war letztes Jahr die Akquisition unseres Familienunternehmens so geheim zu halten und alles so zu organisieren, dass diese Transaktion unter keinen Umständen an die Oberfläche dringt.

Welche waren die 2 wichtigsten Erfahrungen in Deinem Leben, die Dich dorthin gebracht haben, wo Du jetzt bist?

  1. Erfahrung: Rechne immer einen Puffer ein / oder unter Druck funktionierst du am besten: In der ersten Zeit als PR Beraterin hatten wir einen Kunden aus der Versicherungsbranche, es war mein erstes großes Projekt, das ich sehr zentral mitbetreut habe. Als es dazu kam, ein umfassendes Kommunikationskonzept mit Marktrecherche zu erarbeiten, ließen mich meine Projektchefs komplett im Stich. Ich erarbeitete als unerfahrene PR Beraterin das Konzept zu 80 Prozent im Alleingang in rund 72 Stunden mit wenigen Stunden Schlaf bis zur Deadline. Es ist mir gut gelungen – ich war sehr zufrieden wie auch meine Chefs.
  2. Erfahrung: Behandle Geschäftspartner gleich, auch wenn sie in der Politik sind -  Ich habe frisch im TV Sales bei ProSiebenSat.1 PULS 4 begonnen. Aufgrund einer falschen Managemententscheidung wurden mehrere Leute Opfer eines Shitstorms. Wenn mehrere Tage lang tausende Mails und Facebook Kommentare weit unter der Gürtellinie auf das Team einschießen, hinterlässt das Spuren. Schnee von gestern!

Wenn Du an Dein größtes Talent in Deinem Unternehmen denkst, welche 3 Ratschläge würdest Du ihr/ihm mit auf den Weg geben, um ein erfolgreiches und erfülltes Leben zu führen?

Bodenständigkeit: In einer abgehobenen komplexen Welt sind Bodenhaftung, Pragmatismus und Einfachheit wichtige Tugenden.

Mit welchen 5 Wörtern würde Dich Dein Team als Führungskraft am besten beschreiben?

Ich: Enthusiastisch – Laut – frech – Zielstrebig – Fordernd

Andere: Positiv – umsetzungsstark – chaotisch – fair - motivierend

Was hat sich nach Deinem MBA-Studium beruflich verändert? Wie war Dir die Ausbildung dabei behilflich, Deine Karriereziele zu erreichen? Welche konkreten Entwicklungsmöglichkeiten ergaben sich daraus?

Das Schönste daran ist, dass die eigene Wahrnehmung sich verändert. Diese faszinierenden, klugen und erfolgreichen Menschen die ich durch den MBA kennen gelernt habe, sind FreundInnen und MentorInnen geworden und sind sicher mein zentrales Motiv warum so ein MBA so toll ist – ein Revival des Studentenlebens. Für meinen Teil habe ich vor allem an Selbstsicherheit gewonnen und deswegen gelingt es mir täglich aufs Neue meine Karriereziele zu erreichen. Ich habe zweitens Verständnis gewonnen, betriebswirtschaftliche komplexe Zusammenhänge einerseits wieder aufzufrischen, und anderseits neu wahrzunehmen bzw. zu verstehen.

Was meine Karrieremöglichkeiten betrifft, so bin ich durch den MBA in den Projektverkauf gelangt – ein riesen Sprung - auf dem hohen Niveau zu performen – ist großes Kino.

Wie ist es Dir gelungen, den MBA mit einem anspruchsvollen Job und Deinem Familienleben in Einklang zu bringen?

Mit einem Ehemann, der mich die ganze Zeit hindurch unterstützt hat. Meine Tochter, die gerade mal 2 war, als ich begonnen habe und sie das so tapfer mitgemacht hat. Meine Eltern, die dieses Studium unterstützt und ermöglicht haben und vor allem mein Vater, der mir hier als Mentor intensiv zur Seite stand und es noch immer tut. Mein Bruder, den ich als erstes in diese Idee eingeweiht habe und der mir so zugeredet hat, dieses Abenteuer zu wagen. Natürlich meine KollegInnen, die mir geholfen haben, Fragen zu beantworten, wenn es um das gefühlt 100. Assignment ging, das sich um Czipin drehte. Meine Freunde, die die besten sind, weil sie bei mir geblieben sind, obwohl ich manchmal null Luft hatte.

Was bedeutet für Dich „wahrer Luxus“?

Ich bin ein See-Kind. Aufgewachsen in Salzburg neben einem See und in Wien lebe ich auch nah am Wasser.

Größter Luxus: Abends /Nachts in Wien schwimmen gehen – Wenn ich im Sommer nach einem anstrengenden Tag nach Hause komme, gehe ich immer in der Alten Donau schwimmen. Ich kann zum Ufer zu fuß gehen und da weiß ich zu schätzen, an was für einem unfassbaren Ort ich wohne, wo ich untertauchen kann und alles für einen Augenblick vergessen kann und ich mich wie ein Kind fühle.

Das letzte Buch/der letzte Film, wofür Du Dich begeistern konntest?

“The Trusted Advisor” von David Maister hat mir ein Kollege zum Abschied geschenkt, mittlerweile ist er wieder ein Teil der Herde der Roten Elefanten von Czipin. Das Buch ist deswegen so wertvoll, weil es gezielt mit beispielhaften Situationen vermittelt, was es bedeutet der/die vertraute BeraterIn mit einer authentischen Art und Weise auf höchster Ebene der Unternehmenswelt zu sein – ein MUSS Buch für jede/n BeraterIn. Darüber hinaus ist es ein Schatz mit wertvollen Fragen und ein Leitfaden für empathisch professionelle Konversation, ohne hochgestochenes Blabla.

Mit wem würdest Du gern einmal für einen Tag tauschen?

Mit meiner Tochter Paula, denn ich bin manchmal fasziniert davon zu wissen, was in ihrem Kopf vorgeht. Es würde mich brennend interessieren, wie sie die Welt, meinen Mann und mich als Eltern, ihr ganzes Umfeld wahrnimmt.

Wordrap

Darüber kann ich lachen:
Über mich selbst.
Fehler, die ich am ehesten verzeihe:
Die zugegeben, umgehend mitgeteilt werden und die gemeinsam gelöst werden können
Mein lustigstes/spannendstes Reiseerlebnis war:
Die Hochzeitsreise mit meinem Mann durch die Camargue in Frankreich – wir haben uns eine Woche lang ein Hausboot gemietet, mit dem wir durch den Kanal und die Austernbänke getuckelt sind. Wir haben nach den ersten 15 Minuten Fahrt das Boot ruiniert - es ist keinen Centimeter weitergefahren – im Gegenteil wir sind quer durch den Kanal getrieben und irgendwann im Schilf gesteckt. Gott sei Dank wurden wir von Fischern abgeschleppt. Wir dachten es findet uns nie jemand – wir sind doch mitten im Nirgendwo, doch schon nach 30 Minuten kam ein Mechaniker der unser Boot wieder in Gang setzte. Wir fragten ihn, wie weit er von der nächsten Straße hier her gebraucht hatte, er lachte und meinte, dass die nächste Schnellstraße nur 100 Meter entfernt sei. Nach einer unvergesslichen Woche am Boot das maximal 15-20 Knoten fuhr, kamen wir entschleunigt und entspannt im Hafen an. Den letzten Abend verbrachten wir neben einem älteren Ehepaar, das nach ein paar Gläsern Wein zu streiten begann. Dann kehrte aber Ruhe ein und sie fragten uns, wie es uns die Woche miteinander am Boot ergangen sei: es ging turbulent los, aber wir hatten eine tolle Woche, hatte sicher was mit unserem sehr guten Teamwork zu tun. Der Mann seufzte mit dem Kommentar: In 20 Jahren Ehe haben sie sich noch nicht so viel gestritten, wie auf diesem Boot. Unsere Ehe wird eine gute werden, wenn wir uns jetzt schon auf ein solches Abenteuer einlassen.
Ohne diese Handy-App könnte ich nicht leben:
ÖBB / Fastic / too good to go / Whatsapp
Das findet sich bei mir immer im Kühlschrank:
Guter Käse – ich liebe guten reifen Käse und dazu gehört korsischer Honig, den meine Schwester macht
Mein letztes Geld würde ich ausgeben für:
Meine Tochter, wenn sie es braucht
Vor 10 Jahren dachte ich:
Nie im Leben mit und für meinen Vater arbeiten
Heute weiß ich:
Es war die beste Entscheidung bei Czipin einzusteigen. Dennoch wissen wir alle – Alles hat seinen Preis.

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