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Chancen und Aufgaben für Unternehmen
Erneuerbare „grüne“ Energie ist die Zukunft. Der Weg dorthin ist aber von zahlreichen wirtschaftlichen und politischen Interessen gepflastert - und auch die Informationslage ist nicht immer klar. Warum die Wende nur schrittweise gelingen kann, welche die größten Mythen der Energiewende sind, und wie Unternehmen einen ganz konkreten Beitrag zur Energiewende leisten können, analysiert Jonas Puck, wissenschaftlicher Leiter des MBA Energy Management der WU Executive Academy.
Mit der Energiewende verbinden die meisten Menschen einen radikalen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen – und den 100-prozentigen Umstieg auf Erneuerbare Energien. Doch laut Jonas Puck, akademischer Leiter des MBA Energy Management an der WU Executive Academy, ist der Weg zur Dekarbonisierung ein hochkomplexer Prozess, der im öffentlichen Diskurs oft zu einseitig dargestellt wird.
„Ein Komplett-Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas kann global gesehen nicht in wenigen Jahren erfolgen. Die Klimaziele samt einer Dekarbonisierung zu erreichen, heißt nicht, radikal und von heute auf morgen von fossiler Energie auf Erneuerbare Energie zu wechseln, sondern vorläufig aus dem „Schwarz“ ein „Grau“ zu machen, ehe es dann tatsächlich rein „Grün“ wird. Mit anderen Worten bedeutet das, dass wir fossile Energie für viele Jahre noch vor allem deutlich effizienter und sparsamer nutzen müssen“, erklärt Jonas Puck. Gerade Unternehmen kommt dabei eine entscheidende Rolle zu: Sie können durch gezielte Investitionen und Effizienzmaßnahmen wesentlich dazu beitragen, diesen Übergang aktiv mitzugestalten und zu beschleunigen.
Die Energiewende ist also zwar ein radikales Ziel – aber gleichzeitig ein schrittweiser Prozess, der in den nächsten Jahrzehnten nicht ohne fossile Energien auskommt. Der MBA Energy Management der WU Executive Academy bietet passend dazu einen holistischen Ansatz und zielt darauf ab, Energiemanager*innen mit den Fähigkeiten auszustatten, die es braucht, um innovative Lösungen in Unternehmen zu entwickeln und eine nachhaltige Energiezukunft zu gestalten.
Jonas Puck
Führungskräfte in der Energiebranche benötigen ein ganzheitliches Verständnis der globalen Zusammenhänge und Wirkmechanismen in den drei Bereichen: Upstream, Midstream und Downstream. Nur so können sie verstehen, wo die größten Hebel im System sind.
In allen drei Dimensionen der Energiewende können Unternehmen viel tun, um aus „Schwarz“ nicht nur „Grün“, sondern auch „Grau“ zu machen! Wir stellen die drei Dimensionen der Energiewende vor, erläutern ihre Bedeutung für Unternehmen und räumen mit gängigen Mythen auf, um ein klareres Bild von den Herausforderungen und Chancen der Energiewende zu vermitteln.
Der Begriff „Upstream“ bezieht sich auf den ersten Schritt in der Energiewertschöpfungskette – auf die Quelle von Energie. „Im Upstream geht es darum, wo die Energie herkommt“, so Jonas Puck.
Für Unternehmen bietet dieser Bereich zahlreiche Möglichkeiten, aktiv zu einer nachhaltigeren Energiezukunft beizutragen. Investitionen in erneuerbare Energien wie Solar- und Windkraft können helfen, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern. Auch die traditionelle Förderung von Erdöl und Erdgas sollte kritisch geprüft werden.
„Technologische Fortschritte sind entscheidend, um bestehende Ressourcen effizienter zu nutzen“, betont Jonas Puck. Künstliche Intelligenz kann etwa die Erdöl-Produktion optimieren und die Ausbeute bestehender Reservoire verbessern. Auch Carbon-Capture-and-Storage-Technologien (CCS) gewinnen an Bedeutung: Dabei wird Kohlendioxid aus Industrieanlagen abgeschieden und unterirdisch gespeichert. „Ziel muss es sein, hier also einerseits in erneuerbare Energiequellen zu investieren, andererseits bestehende Technologien effizienter zu gestalten und gleichzeitig neue, nachhaltigere Lösungen zu entwickeln.“ Etwas mehr "grau" und weniger "schwarz" in der Produktion wird zwar langfristig nicht unsr Problem lösen, wird uns aber kurzfristig helfen Versorgungssicherheit bei vertretbaren Preisen zu schaffen und zugleich einen wichtigen Schritt in Richtung mehr Nachhaltigkeit zu machen.
Im Midstream liegt der Fokus auf der Übertragung und Speicherung von Energie. „Über 30% des Seeverkehrs entfallen laut Studien auf den Transport von Kohle, Öl und Gas“, erklärt Jonas Puck. „Durch effizientere Transportmethoden und Antriebstechniken könnten wir Emissionen erheblich reduzieren“.
Auch die Stromnetze spielen eine zentrale Rolle im Midstream. Sie transportieren Elektrizität von der Quelle bis zum Nutzer. „Die Energieversorgungsnetze sind in vielen Ländern veraltet und ineffizient. Hier liegt enorm viel Potenzial, um Energie zu sparen und Emissionen zu reduzieren“, sagt Jonas Puck. Ein wichtiger Bestandteil hierfür sind z.B. Investitionen in Smart Meter, die helfen den Konsum besser zu verstehen und zugleich Kauf und Verkauf von Energie optimieren können. Speichertechnologien in Windkraftwerken oder in Verbindung mit Solaranlagen sind ebenfalls entscheidend, um Schwankungen in der Energieproduktion auszugleichen und die Effizienz in der Energieversorgung zu steigern.
Der Downstream-Bereich umfasst die Erstellung von Endprodukten aus und nicht zuletzt auch den Endverbrauch von Energie – hier sind also die Konsument*innen gefragt. Jonas Puck betont besonders die Bedeutung von Energieeffizienz in Gebäuden und Industrie. Ein Beispiel ist der Campus der WU Wien: „Fast der ganze Campus ist energieneutral. Wir setzen auf moderne autarke Technologien wie Erdwärme und hohe Energieeffizienz-Standards. Nur einen geringen Anteil an CO2-Emissionen kompensieren wir mit Zahlungen.“
Auch für Unternehmen, Industriegebiete und die Stadtentwicklung gibt es großes Sparpotenzial: Investitionen in energiesparende Beleuchtung, Heizsysteme, effiziente Temperaturregelung oder bessere Gebäudeisolierungen können den Energieverbrauch deutlich senken. Im Bereich Chemicals und Refining bieten sich ebenfalls Ansätze: Etwa Beschichtungen bei Verpackungen einsparen, Plastik durch biologisch abbaubare Materialien ersetzen und in nachhaltige Produktentwicklung investieren. In Schwellenländern ohne stabiles Stromnetz könnten Alternativen zu Generatoren sowie der Ausbau von Recyclinganlagen einen bedeutenden Unterschied machen.
Die Energiewende ist kein Sprint, sondern ein Marathon – und sie wird nicht durch radikale Umbrüche, sondern durch kluge, effiziente Zwischenschritte gelingen. Der Weg von Schwarz zu Grün führt notwendigerweise über ein bewusst gestaltetes Grau: durch Innovationen in der Energiegewinnung, Modernisierungen in der Übertragung und ein neues Bewusstsein im Verbrauch. Unternehmen spielen dabei eine zentrale Rolle – indem sie Technologien nutzen, Prozesse hinterfragen und nachhaltige Lösungen aktiv vorantreiben. Wer heute in Effizienz und Innovation investiert, gestaltet nicht nur seine eigene Zukunft resilienter, sondern trägt entscheidend dazu bei, die globalen Klimaziele tatsächlich erreichbar zu machen.
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