OMV Petrom: Wie die Energiewende gelingen kann

09. Juni 2022

Owner/Leadership als Schlüssel zum Erfolg

Anlässlich der 10/15 Year Alumni-Reunion an der WU Executive Academy, skizzierte Christina Verchere, CEO der rumänischen OMV Petrom (Teil der OMV Gruppe), beim Expert*innen Talk mit Jonas Puck, wissenschaftlicher Leiter des MBA Energy Management, die Möglichkeiten für das Gelingen der Energiewende an der Selbst-Disruption ihres Unternehmens – und wie Leadership dabei helfen kann.

Eine Aufnahme der Podiumsdiskussion mit Barbara Stöttinger, Christina Verchere und Jonas Puck
Das Expert*innen Panel bei der 10/15 Year Alumni-Reunion spricht über das Gelingen der Energiewende.

Kaum ein Sektor ist derzeit so von Turbulenzen durcheinandergewirbelt wie der Energiesektor. Unter dem Titel „Leadership of the Future: What it Takes for the Energy Transition to Succeed“ lud die WU Executive Academy ihre MBA-Studierenden und Alumni zur 10/15 Year Reunion in den Festsaal des futuristischen Learning Centers auf dem WU-Campus.

Stargast des Abends war Christina Verchere, CEO des größten Energieunternehmens in Südosteuropa. Verchere, die ihre gesamte fast 30-jährige Karriere im Energiesektor verbracht hat, skizzierte in ihrer Keynote die Bemühungen des Energiekonzerns, eine innere Transformation in Richtung Energiewende zu schaffen und so auch die globale Energiewende mitzutragen.

New Leadership als Motor für den Wandel

Sie setzt dabei auch auf das Thema Leadership, denn: „Ownership ist der Schlüssel zur gelungenen Transformation. Je mehr die Mitarbeiter*innen involviert sind, desto mehr ownership und commitment haben sie für die Transformation.“ 

Im Konzern wurde das Grow Leadership Program eingeführt, das Führungskräfte während der Transformation unterstützt. „Wir können Bürokratie wie kaum ein anderes Unternehmen. Das neue Credo lautat: ,Simplify and prioritize‘“, führt Christina Verchere aus. Allein die Einführung der digitalen Signatur während der Pandemie habe sehr vieles an Zeit und Aufwand gespart.

In Sachen Leadership setzt sie auf neue Wege: „Wir müssen den Menschen vertrauen, dass sie selbst Entscheidungen treffen können, und dabei ihr Selbstvertrauen und Urteilsvermögen fördern. Bei Führungskräften setzen wir darauf, dass sie lernen, Menschen zu entwickeln und miteinander zu kollaborieren“, sagt sie.

Auch Diversity sei ein wesentlicher Erfolgsfaktor in Zeiten des Wandels: „Unser Vorstandsteam besteht aus zwei Frauen und drei Männern aus vier Nationen. Das bringt auch ‚diversity of thought‘.“ Bei äußeren Merkmalen haltzumachen reiche aber nicht: „Wir brauchen eine inklusive Kultur, damit alle Mitarbeiter*innen ihre Ideen und Meinungen auf den Tisch legen können.“

Christina Verchere Portrait

Christina Verchere

  • CEO OMV Petrom

Auch der Zusammenhalt in den Teams ist wichtig. Erst über das kollektive Denken funktioniert die Gemeinschaft, dann macht Arbeiten auch Spaß. Wir arbeiten viel und es ist wichtig für uns, Teil eines Ganzen zu sein. Wir gewinnen und scheitern immer als Team.

Expert Talk: Mehr Innovation und Eigenverantwortung

Auf dem Panel diskutierte Barbara Stöttinger, Dekanin der WU Executive Academy, mit Christina Verchere und Jonas Puck, dem wissenschaftlichen Leiter des MBA Energy Management Programms. Jonas Puck verwies darauf, dass Prognosen zu Nachfrage und Versorgung auf dem Energiesektor schwierig seien: „Der gesamte Sektor hat wohl noch nie so viele massive Turbulenzen wie im Moment erlebt“, sagt er.

Zum Klimawandel und der nötigen Energiewende pochte Christina Verchere auch auf die Eigenverantwortung jedes Einzelnen: „Ein schwieriges Problem für uns alle ist: Wir wollen weniger Klimawandel, aber bitte nicht unseren Lebensstil zu verändern. Vielleicht ist es Zeit, auf unser eigenes Konsumverhalten zu achten.“ Sie schlug als einen möglichen Hebel vor, die Energieeffizienz für Gebäude zu steigern. Auch sah Verchere ihr Unternehmen in der Verantwortung: „Wir wissen als Unternehmen, dass unsere Produkte sauberer werden müssen. Wir müssen neue Produkte finden, weil viele aus unserem heutigen Portfolio in 50 Jahren nicht mehr nachgefragt werden“, sagt sie. Der Konzern setzt auch auf die Reduktion der CO2-Emissionen in der Produktion.

Eine Ölpumpe
Es ist Zeit auch das eigene Konsumverhalten zu überdenken, aber auch die Verantwortung von Energieunternehmen sauberer zu werden. Foto © shutterstock – ssuaphotos

Dennoch gab sie auch zu bedenken: „Die Energiewende ist ein Luxus des Westens. Rumänien hat eines der geringsten Prokopfeinkommen in Europa, somit ein schwieriges Unterfangen, das zu verändern.“ Wissenschaftler Jonas Puck bestätigte das: „Ein großer Teil des Konsumanstiegs kommt aus den Schwellenländern, gleichzeitig gibt es dort weit weniger Investments in Erneuerbare Energie“, führte er aus. 

In Bezug auf Preispolitik war Jonas Puck vorsichtig mit Empfehlungen: „Die Frage lautet: ist es gut, eher hohe oder eher niedrige Preise zu haben? Das ist schwierig zu beantworten“, sagte er. „Bei hohen Preisen machen die Energieunternehmen mehr Profit und werden ihr strategisches Portfolio nur widerwillig verändern. Sind die Preise zu niedrig, kurbelt das den Energiekonsum an. Jede Regulierung in Richtung Energiewende muss daher sehr fokussiert sein“, so Jonas Puck.

Jonas Puck Portrait

Jonas Puck

  • Wissenschaftlicher Leiter des MBA Energy Management

Es ist empfehlenswert, unbedingt die Innovation innerhalb der Öl- und Gasindustrie zu pushen – hier gibt es viel ungenutztes Potenzial, etwa bei effizienterer Energiespeicherung.

Mit der OMV Petrom will Christina Verchere in Rumänien stärker auf sauberere Energie setzen. „Rumänien hat viel Sonne“, sagte sie. Auch Biotreibstoffe wie Ethanol der zweiten Generation sind ein Thema. Bei Windenergie setzt der Konzern künftig auf Onshore-Modelle. „Offshore ist einfach zu teuer“, so Verchere. Eine Möglichkeit, die eigene Expertise zu nutzen sei die CO2-Speicherung: „Um CO2 speichern zu können, benötigt man Reservoirs. In Rumänien gibt es davon viele. Und: Reservoirs zu managen ist unsere Expertise.“
 

Lesen Sie, welche paradoxen Phänomene des Energiemarktes auf dem Weg zur Energiewende überwunden werden müssen.

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