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Mehr Geld oder lieber 3 W’s: Wertschätzung, Weiterbildung, Work-Life-Balance
Der europäische Arbeitsmarkt dreht sich zu einem Arbeitnehmer*innenmarkt, in dem die Zahl der offenen Stellen die Nachfrage übersteigt: Über zwei Drittel aller Firmen, die einstellen wollen, finden nur schwer neue Mitarbeiter*innen, besonders schwierig im Handel, Tourismus und in der Pflege. Dazu kommt eine gewisse Corona-Müdigkeit, denn für viele ist das Arbeiten nicht gerade einfacher geworden.
Wenn dem so ist, stellt sich natürlich die nächste Frage, was wirklich im Job zählt.
Geht es nur um ein attraktives Gehalt oder punkten die drei W’s:
Wenn man den weltweiten Studien von Facebook, Harvard Business Review, McKinsey etc. vertraut, dann bestätigt sich ein globaler Trend. Facebook nennt die drei für Mitarbeiter*innen wichtigsten Werte: #sense of purpose, d.h. Sinnerfüllung, career autonomy that gives room for learning d.h. Wachstum, Weiterbildung, Lernkultur und beruflicher Freiraum und a sense of community and respect, d.h. Wertschätzung und Teamgeist. Mit 40% steht Sinnerfüllung und Wertschätzung als wichtigstes Kriterium ganz vorne, Gehalt rangiert mit 25% an zweiter Stelle und Flexibilität an dritter.
Zwei Fragen drängen sich in diesem Zusammenhang auf:
Gratuliere, denn das ist genau das richtige Mindset, um den bestmöglichen Job zu finden!
Denn gute Mitarbeiter*innen will derzeit keine Arbeitgeber*in verlieren.
Und wer sagt denn, dass man dafür unbedingt die Firma wechseln muss?
Manchmal genügt es, seiner Arbeitgeber*in vorzuschlagen, zum Beispiel pilothaft für einen Zeitraum von 6 Monaten mehr Tage von zuhause aus zu arbeiten mit der Bereitschaft, flexibel Tage zu tauschen, wenn wichtige Termine im Büro anstehen. Und nach dieser Pilotphase haben dann beide Seiten die Möglichkeit, nötige Anpassungen vorzunehmen.
Oder man bekommt vielleicht die Möglichkeit, die 40-Stunden-Woche in vier Tagen zu erledigen.
Oft entstehen spannende Projekte im Unternehmen durch einerseits unangenehme Aufgaben, über die sich keiner so recht traut und/oder durch Vorschläge von Mitarbeiter*innen, an die keiner gedacht hätte. Nicht umsonst bemühen sich viele Firmen mehr oder weniger erfolgreich um Innovation - dass damit auch spannende Weiterbildungsmöglichkeiten einhergehen, versteht sich meist von selbst
Viele Führungskräfte sind nicht die geborenen Kommunikator*innen - und deshalb schadet es nicht, mehr Fragen nach dem Unternehmenszweck zu stellen, inwieweit das, was die Firma macht, für die Menschheit gut sein kann - und wie die eigene Aufgabe ins Gesamtbild passt. Wer sagt denn, dass man durch gute Fragen nicht auch zu besseren betriebsinternen Abläufen kommt und die Arbeit dadurch vielleicht mehr Sinn macht.
Zu mehr Wertschätzung kann man mitunter kommen, indem man sich öfter die Frage stellt, was ist gut für meine Abteilung und meine Firma und diese Annahmen über den Mehrwert mit Vorgesetzten und dem Team verifiziert. Oft gilt die simple Formel: Mehrwert ist mehr wert! Und das kann Anerkennung, Beförderung und oder mehr Gehalt sein
Wenn der Marktwert deutlich über dem eigenen Gehalt liegt, sollte man in einem eigens dafür reservierten Gespräch mit den Vorgesetzten diese Tatsache anhand von Fakten (Internet-Recherche/ eventuell sogar Angebote anderer Firmen) offen ansprechen und hervorheben, wie sehr man weiter beruflich in und mit der Firma wachsen wolle und es daher wichtig sei, eine berufliche und gehaltliche Perspektive zu bekommen.
Und dann gilt es, diesen Prozess selbst bis zum positiven Ende zu führen – das kann durchaus mehrere Meetings und Monate dauern, wichtig ist, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren und sich nicht mit freundlichen Worten abspeisen lassen.
Das lässt sich ganz leicht checken: Eine neue Stelle bzw. neue Firma bedeutet immer neue Rahmenbedingungen, die meistens schriftlich fixiert werden – und da gehören Arbeitszeiten, Arbeitsort und Umgang mit Familie, mit Karenzen etc. dazu. Und wenn es nicht ganz klar ist, unbedingt bei Vertragsunterzeichnung nachfragen, bevor es zu spät ist – sollte es nicht ohnehin bereits auf der Unternehmenswebseite ersichtlich sein.
Je konkreter man die künftigen Jobinhalte während des Job-Interviews durch offene Fragen abklopft, desto deutlicher zeichnet man sich als Expert*in auf dem Gebiet aus und desto klarer wird es, ob man richtig für die Aufgabe ist bzw. wie faszinierend man die neue Tätigkeit finden wird. Dazu gehören auch Fragen nach möglichen Karrierepfaden im Unternehmen und nach Weiterbildungsmöglichkeiten. Wer zu diesem Zeitpunkt nicht kritisch hinterfragt, darf sich über eine „frühe Scheidung“ nicht wundern.
Inwieweit die Tätigkeit für einen Sinn macht und das Unternehmen generell positiv die Gesellschaft und Umwelt mitgestaltet, kann man größtenteils durch offene Fragen im Interview, im Bekanntenkreis und via Internet-Recherche herausfinden. Schwierig wird’s beim Thema Wertschätzung und Unternehmenskultur. Da helfen vor allem drei Dinge: Fragen, warum die Stelle nachbesetzt werden muss, idealerweise einen Schnuppertermin mit den künftigen Kolleg*innen vereinbaren und das Bauchgefühl im Gespräch mit Personal und den künftigen Vorgesetzten.
Man sollte unbedingt checken, ob das höhere Gehalt z.B. nur durch den Unterschied eines All-In-Vertrags gegenüber der vorherigen Position mit Einzel-Überstunden-Bezahlung zustande kommt. Oder bekommt man etwa mehr Gehalt, weil der neue Arbeitsplatz nicht mehr so sicher ist wie der vorherige, quasi eine Risiko-Prämie? Besteht die neue Gesamtvergütung zu gleichen Teilen wie vorher aus einem fixem Basisgehalt und nicht garantierten variablen Gehaltsbestandteilen, oder ist im neuen Vertrag der Bonus bzw. die Provision anteilig höher? Sind die Sozialleistungen in beiden Positionen vergleichbar gut?
Drei Binsenweisheiten zum Schluss, die man vor jedem Jobwechsel gegeneinander abwägen sollte:
Hier erfahren Sie mehr über Martina Ernst.
Mehr Tipps für die Gehaltsverhandlungen unserer Karriere-Expertin lesen Sie in unserer "Salary Insights - Let's Talk About Money"-Serie.
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