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Christiane Wenckheim, Aufsichtsratsvorsitzende der Ottakringer Brauerei, über Ihre Rolle im Unternehmen und ihre Erfahrungen im Programm "Governance Excellence".
Das INARA-Gespräch mit Christiane Wenckheim, die im Juni, nach langjähriger Vorstandstätigkeit in der Brauerei, ihrem Vater als Aufsichtsratsvorsitzende der börsennotierten Ottakringer Getränke AG nachfolgte, war wie sie – spontan, offen und ehrlich. So machte sie kein Hehl daraus, dass die Fußstapfen ihres Vaters große seien, in die sie erst hineinwachsen müsse. Auf die neue Funktion habe sie sich gut vorbereitet und im Prinzip wisse sie genau, was sie wolle. Dennoch habe sie großen Respekt vor der Aufgabe und hoffe, dass sie sie so gut erfüllen könne, wie das operative Geschäft mit dem Bier.
Grundsätzlich unterscheide sich ihre Sichtweise nicht von jener des Vaters. „Er war sein Leben lang innovativ und hat Neues gefördert. Und er hat mich immer gechallenged“ stellte sie fest. Das wolle sie fortsetzen und dafür sorgen, dass der Konzern für die großen künftigen Themenbereiche offen sei. Dazu gehöre es auch, das Verständnis der Eigentümer, eine stetig wachsende Personenanzahl in den einzelnen Familienstämmen, für die weitere Entfaltung der Gruppe zu gewinnen. Das sei keine einfache Aufgabe. „Mir ist klar, dass ich alle abholen muss und ich glaube, dass mir das gelingen wird“, formulierte sie selbstbewusst. Im Rahmen mehrerer Ausbildungen habe sie sich mit Change Management und Organisationspsychologie beschäftigt. Das sei eine gute Basis für die entscheidende Aufgabe, die immer größer werdende Familie mit den immer kleiner werdenden Anteilen zusammenzuhalten, sie für eine Visionsstrategie zu gewinnen und die Jungen für deren Eigentümerrolle fit zu machen. Soziale Kompetenz, Kreativität und Intuition, Fähigkeiten über die sie verfüge, bzw., die sie sich über die Jahre angeeignet habe, seien auch im Aufsichtsrat wichtig. „Die Kunst ist, zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Fragen zu stellen und die richtigen Knöpfe zu drücken, damit jene Bewegung entsteht, die für den Unternehmensfortschritt notwendig ist“, merkte Wenckheim an. So gesehen sei sie ein Facilitator, also jemand der Dinge ermögliche. Sie verfüge über den Vorteil, das Unternehmen so gut zu kennen, dass ihr niemand erst erklären müsse, welche Hebel anzusetzen seien. Ihr weitreichendes Netzwerk erleichtere es ihr, immer am Puls der Zeit zu bleiben. Aus dem WU-Lehrgang „Governance Excellence für Aufsichtsräte“, den sie kürzlich abschloss, habe sie mitgenommen, dass ein Aufsichtsrat sich niemals in die operativen Geschäftsbelange einmischen dürfe. Daran halte sie sich natürlich „auch wenn das manchmal schwierig ist, wenn man gute Ideen hat“. Sie habe dort auch gelernt, dass man die rechtlichen Themen nicht überbewerten müsse, sondern Vieles mit Common Sense, also einem guten Hausverstand, bewältigbar sei. „Die Kaminabende mit aktiven und ex-Aufsichtsräten waren spannend, und haben mir gute Real-Life Einblicke gegeben“, zog sie Bilanz und ergänzte: „Der Kurs hat mir dabei geholfen, besser zu verstehen was ‚Aufsicht üben und Rat geben‘ tatsächlich bedeute. Die Empfehlungen, wie man als Aufsichtsrat bei der Strategieentwicklung, deren Monitoring und der Personalauswahl noch professioneller vorgehen kann, sind bei mir auf fruchtbaren Boden gefallen“, hob sie hervor. Als Aufsichtsratsvorsitzende fühle sie sich – neben der konstruktiven Überwachung – für die Strategie, das Personal und die Aktionäre zuständig. Der Wille, auch mit dem Streubesitz, künftig mehr zu kommunizieren, habe ihr Lob in der Hauptversammlung eingebracht. Zu den übrigen Aufsichtsratsmitgliedern gebe es eine gute Kommunikation. Sie habe mit jedem von ihnen vor Übernahme des Vorsitzes ein Einzelgespräch geführt und sich zu deren Verständnis, Anregungen, Wünschen und Beschwerden ausgetauscht. Diese nehme sie nicht nur ernst, sondern versuche, sie - im Sinne eines partizipativen Führungsstils auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Mit der fachlichen Ausgewogenheit des Gremiums sei sie zufrieden. Bei heiklen Themen hole sie sich von mehreren Seiten, auch außerhalb des Aufsichtsrats, Informationen. Die einzelnen Werke besuche sie regelmäßig und mit dem Vorstand der Brauerei gebe es ein- bis zweimal im Monat ein Treffen. Ihre neue Rolle sei jene eines „Coachs & Consultants for Change“. Die Begleitung bei diesem Prozess sehe sie generell als ihre große Aufgabe für die Zukunft. Auch hier greife sie gerne auf Learnings aus dem WU-Lehrgang zurück, nämlich „mehr zu wissen und sich mehr einzubringen als der normale Aufsichtsrat, aber auch seine Grenzen zu sehen“. Wohltuend sei es gewesen, zu hören, dass „man nicht das Rad neu erfinden und alles wissen müsse. Auch, sich im Bedarfsfall externe Unterstützung zu holen, wäre keine Schande. Sie folge dem und mache nicht alles alleine, sondern greife dort, wo notwendig, z.B. bei der Strategieentwicklung, auf Berater zurück. Was die Aufsichtsratssitzungen betreffe, so möchte sie, in Abstimmung mit ihren Kollegen, diese zeitlich ausdehnen, um der Diskussion mehr Raum zu geben. Wichtig sei ihr in diesem Zusammenhang, dass „sich auch diejenigen, die bisher nicht so viel geredet haben, mehr einbringen“, und, dass der Teamgedanke gefördert werde. Wenn sie sich etwas wünschen dürfe, dann wäre das eine Zusammenkunft mit ein paar anderen Aufsichtsräten zum aktiven Praxisaustausch, z.B. im Rahmen eines WU-Nachfolgemoduls mit Lehrgangsabsolventen, die eine aktive Funktion ausüben, und mit einem strukturierten „Frage-/Antwortspiel“. Interessant wäre für sie das Erlebnis in einer größeren Runde und die Gruppendynamik. Dabei dürfe es „ruhig hemdsärmelig zugehen und alle sagen, was ihnen einfällt“. Natürlich müsse aber auch ein Profi dabei sein, der – wie bei ihrem Kurs in Fontainbleau – alles genau erläutere. „Da eine gute Vorbereitung die halbe Miete ist“, sei das ein wichtiger Aspekt, erläuterte sie, „da man sich dann ganz anders ins Thema einschwingen kann“. Weiters seien laufende Literaturempfehlungen für sie von Interesse, zumindest zu den „Must-Themen“. Nach einem abschließenden Statement gefragt, musste Wenckheim nicht lange nachdenken: „Als Aufsichtsratsvorsitzende möchte ich daran mitwirken, unseren Getränkekonzern weiterzuentwickeln und dabei nicht nur die Mitarbeiter, sondern alle Stakeholder mitzunehmen“. Dafür werde sie ihr Bestes geben und versuchen, mit neuen Impulsen und Ideen eine zusätzliche Dynamik in die Gruppe zu bringen. Auch wolle sie allen vertrauensvoll die Hand reichen. Daran möge man sie am Ende des Tages messen. © Brigitta Schwarzer, 11.08.2015Familienorganisation
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