Was das FT EMBA Ranking für MBA Studierende bedeutet

14. Oktober 2024

Eine Analyse der einzelnen Kategorien aus der Sicht der Teilnehmer*innen

Das Financial Times (FT) Executive MBA Ranking zählt zweifelsohne zu den prestigeträchtigsten und bedeutendsten MBA-Rankings der Welt. Gespannt warten die führenden Business Schools auf der ganzen Welt alljährlich auf die Veröffentlichung. Dabeisein ist alles, je weiter vorne, desto besser. Was aber bedeutet das wichtigste globale MBA-Ranking für MBA-Studierende? Wie sind die einzelnen Kategorien zu verstehen? Eine Kurzanalyse von Prof. Bodo B. Schlegelmilch, Dekan der WU Executive Academy, anlässlich der Publikation des FT EMBA Rankings 2024.

Bild der Executive Academy, MBA Business School
Der Global Executive MBA der WU Executive Academy gehört zu den Top EMBA Programmen weltweit - doch was bedeutet das FT Ranking konkret?

Das FT EMBA Ranking basiert auf einem sorgfältigen und detaillierten Prozess, der 17 Kategorien eingehend analysiert. Dabei stehen insbesondere das Gehalt und die Karriereentwicklung der Absolvent*innen sowie die Qualität des MBA-Programms im Vordergrund. Die verschiedenen Kriterien im Ranking haben unterschiedliche Gewichtungen. Ein Teil der Daten (29%) wird direkt von den Absolvent*innen bereitgestellt, während der Großteil (71%) aus quantitativen Informationen stammt, die von den Business Schools geliefert werden. Diese umfassen unter anderem Details zu den Teilnehmenden, den Lehrenden, den Programminhalten, den Forschungsaktivitäten und dem ESG-Footprint. 

Welche Bedeutung haben die einzelnen Kategorien des FT EMBA Rankings für zukünftige MBA-Studierende, und gibt es spannende Einblicke, die sich nicht sofort aus dem Ranking erschließen?

Welche Business School dürfen am FT EMBA Ranking teilnehmen?

Um am MBA-Ranking teilnehmen zu können, verlangt die Financial Times von den Business Schools, dass sie entweder von AACSB oder EQUIS akkreditiert sind. Außerdem muss eine Klasse den MBA gemeinsam als Kohorte absolvieren und dabei aus mindestens 30 Teilnehmenden bestehen.

Veränderungen im FT EMBA Ranking: Anpassungen im Überblick

Die Reihung der Executive MBA Programme im FT EMBA Ranking erfolgt entlang der folgenden Kriterien, die sich in den letzten Jahren – was neue Kategorien und deren Gewichtung anbelangt – weiteichend geändert haben. Seit 2018 sind die folgenden vier Kategorien dazugekommen, von denen sich jedoch nur drei auf das tatsächliche Ergebnis auswirken. Eine Kategorie wurde darüber hinaus aus dem Ranking gestrichen. Im Folgenden sind die wichtigsten Anpassungen im FT EMBA Ranking der letzten Jahre aufgeführt:

  • 2018: CSR (Name 2024: ESG und Net-Zero Teaching) 

  • 2020:Overall Satisfaction (nicht in der Wertung – ergänzende Information für potenzielle Studierende) 

  • 2022: Zusätzliche Unterrichtssprache wurde aus dem Ranking gestrichen 

  • 2023: CO2-Fußabdruck  

  • 2024: Alumni Netzwerk  

Die 17 Kategorien des FT EMBA Ranking im Detail

Im Folgenden werden die 17 Kategorien des FT EMBA Rankings aufgeführt, die maßgeblich die Bewertung der MBAs beeinflussen. Jede Kategorie bietet Einblicke in verschiedene Aspekte eines MBA-Programms und ermöglicht zukünftigen Studierenden, eine fundierte Entscheidung über die Wahl Ihres Studiums zu treffen. 

Hier sind die einzelnen Kategorien des FT EMBA Rankings mit ihren Gewichtungen und relevanten Fakten:  

1. Kategorie: Jahreseinkommen heute und Einkommenssteigerung

Gewichtung im Ranking: 15% bzw. 16%. Die ersten beiden Alumni-Kategorien sind das Durchschnittseinkommen drei Jahre nach dem MBA-Abschluss und die Gehaltssteigerung im Vergleich zum Vor-MBA-Gehalt. Bei der Gehaltssteigerung wird sowohl der absolute Anstieg als auch der prozentuale Anstieg gegenüber der Zeit vor dem MBA-Studium berücksichtigt. Die Gehälter werden in US-Dollar umgerechnet.  

Bild von Münzstapeln als Symbol der Gehaltssteigerung von MBA AbsolventInnen
Das Jahreseinkommen und Einkommenssteigerung der Studierenden sind 2 der wichtigsten Kriterien im Financial Times Ranking.

Die Gewichtung dieser Kriterien erschwert es für Business Schools aus Europa zunehmend, im FT EMBA Ranking mit ihren asiatischen Konkurrenten mitzuhalten, weil beide Gehaltskriterien insgesamt über 30% des Gesamtrankings ausmachen. Auf den ersten Blick erscheint diese Gewichtung nachvollziehbar. Allerdings bedeutet sie, dass europäische Schulen im Vergleich zu den Gehaltssteigerungen von Alumni chinesischer und amerikanischer Eliteunis, die oft über 100 % liegen, nicht mithalten können. Dadurch entstehen empfindliche Wettbewerbsnachteile, die selbst durch hervorragende Ergebnisse in anderen Kategorien schwer wettgemacht werden können. Hier liefert das FT EMBA Ranking also ein etwas eindimensionales Bild, weil die Platzierung nicht notwendigerweise mit der Qualität des MBA-Studiums übereinstimmen muss. 

2.  Kategorie: Karrierefortschritt

Gewichtung: 6%. Der Karrierefortschritt wird anhand des Senioritätsniveaus und der Unternehmensgröße gemessen, in denen die Alumni tätig sind, und zwar im Vergleich zu ihrer Situation vor dem MBA sowie drei Jahre nach Abschluss. 

3.  Kategorie: Berufserfahrung

Gewichtung: 5%. Die Berufserfahrung der Alumni vor dem MBA umfasst die Dauer der besetzten Positionen, die Anzahl der Jahre in jeder Rolle, die Unternehmensgröße und die Auslandserfahrung. Die Teilnehmenden spielen eine entscheidende Rolle für die Qualität eines MBA-Programms: Je mehr Erfahrung sie mitbringen, desto mehr profitieren ihre Klassenkameraden, und umgekehrt.

4. Kategorie: Ziele erfüllt

Gewichtung: 6%. Dieses Kriterium des FT EMBA Ranking geht der Frage nach, inwieweit die Alumni ihre für den MBA gesetzten Ziele erreicht haben bzw. ob sich der MBA für sie gelohnt hat. Je höher dieser Prozentsatz ist, desto mehr können zukünftige MBA-Studierende davon ausgehen, dass ein MBA hält, was er verspricht. 

5.  Kategorie: Alumni-Netzwerk

Gewichtung: 4%. Bei diesem Kriterium bewerten die ehemaligen Teilnehmenden des MBA-Studiums die Effektivität des Alumni-Netzwerks ihrer Business School im Hinblick auf Karrieremöglichkeiten, die Gründung von Start-ups, die Rekrutierung von Mitarbeiter*innen sowie die Qualität von Karriereevents. Je besser die Bewertung in dieser Kategorie, desto besser sehen sich Alumni in ihrer weiteren Karriere von ihren Business Schools unterstützt – ein wichtiger Aspekt, endet doch die Beziehung zwischen den Teilnehmenden und der Business School nicht nach Abschluss des Studiums, sondern geht in eine – idealerweise – lebenslange Beziehung über, von der beide Seiten profitieren. 

6. Kategorie: Weibliche Vortragende, Weibliche Studierende und Frauen im Advisory Board

Gewichtung: jeweils 5% bzw. 1% (Board). Prozentsatz weiblicher Vortragender, Studierender und Mitglieder im Advisory Board. Diversität ist eines der wichtigsten Qualitätsmerkmale eines MBA – das gilt nicht nur für die Teilnehmenden und die Faculty, sondern auch für die Zusammensetzung des Advisory Boards. 

Bild einer weiblichen MBA Klasse
Diversität als Qualitätsmerkmal: auch der Anteil an weiblichen Studierenden und Vortragenden fließt in das Ranking mit ein.

7. Kategorie: Internationale Vortragende und Internationale Studierende

Gewichtung: jeweils 5%: Diese Kategorien beschreiben die Vielfalt der Faculty und der Studierenden. Insbesondere geht es darum, wie hoch der Prozentsatz an Vortragenden und Teilnehmenden ist, deren Staatsangehörigkeit sich vom Veranstaltungsland des MBA unterscheidet. 

Die Qualität der Vortragenden misst sich zum einen daran, wie viel Praxiserfahrungen sie neben ihrer Lehr- und Forschungstätigkeit mitbringen und zum anderen, wie viel internationale Erfahrungen sie sammeln konnten. Nur so können sie den Teilnehmenden Einblicke in die Besonderheiten der unterschiedlichen nationalen und internationalen Märkte geben. Dasselbe gilt für die Zusammensetzung der Klasse. Alle Studierenden bringen selbst umfangreiche berufliche und persönliche Erfahrungen aus unterschiedlichen Branchen, Funktionen und Kulturen in den Unterricht ein. So tragen sie im selben Ausmaß zur hohen Qualität eines MBA-Programms bei, wie es die Vortragenden tun. Je höher diese beiden Prozentsätze, desto mehr Chancen gibt es, während des MBA-Studiums etwas Neues zu lernen.

8. Kategorie: Internationales Advisory Board

Gewichtung: 1%. Diese Kategorie des FT EMBA Ranking zielt darauf ab, wie hoch der Anteil der Mitglieder des Advisory Boards ist, deren Staatsbürgerschaft sich von jenem Land unterscheidet, in dem der MBA angeboten wird. 

Dem höchsten Steuergremium eines MBA kommt eine wichtige beratende Funktion zu. Je internationaler der Erfahrungsschatz des Advisory Boards, desto mehr trägt ein MBA-Programm den Anforderungen einer globalisierten und digitalisierten Welt Rechnung.  

9. Kategorie: Anteil der Unterrichtseinheiten in anderen Ländern

Gewichtung: 4%. Mit diesem Kriterium beschreibt das FT EMBA Ranking den Prozentsatz der Unterrichtseinheiten, die außerhalb jenes Landes durchgeführt werden, in dem sich die Business School befindet.

Für die Studierenden bedeutet diese Kategorie: Je höher, desto mehr internationale Erfahrungen werden sie im Laufe ihres Studiums sammeln – entweder im Rahmen von internationalen Studienreisen oder im Unterricht an Studienorten in anderen Ländern. In der Regel setzen sich derartige Module aus gezielten Unterrichtseinheiten bei lokalen Partneruniversitäten und Firmenbesuchen zusammen, die den Teilnehmenden Gelegenheit bieten, Unternehmen vor Ort kennenzulernen und mit dem Top-Management über ihre Erfahrungen zu diskutieren. 

Bannerbild des Global Executive MBA
Internationalität wird beim Global Executive MBA der WU Executive Academy groß geschrieben - ein Faktor der auch bei mehreren Kriterien des Rankings eine große Rolle spielt.

10. Kategorie: Faculty mit Doktorat und FT Forschungs-Rang

Gewichtung: 5% bzw. 10%. Diese beiden Kriterien beschreiben die Qualität der Forschungsleistung einer Business School. Neben dem Prozentsatz der Vortragenden mit Doktorat bewertet das FT EMBA Ranking, wie hoch der Anteil der Publikationen der Vortragenden einer Business School in 50 der wichtigsten internationalen Journale ist. Die Summe wird dann je nach Größe der Fakultät gewichtet.

Die Qualität der Forschung einer Business School kommt den Studierenden direkt zugute. Nicht nur fließen neueste wissenschaftliche Erkenntnisse in den Unterricht ein, die Vortragenden sind auch Expert*innen darin, die Forschungsergebnisse so herunterzubrechen, dass sie von den Teilnehmenden unmittelbar in der Praxis angewendet werden können. Es gilt daher: Je höher die Qualität in der Forschung, desto höher die Aktualität der Studieninhalte des MBAs. 

11. Kategorie: ESG and Net-Zero Teaching

Gewichtung: 3%. Das FT EMBA Ranking hat 2018 ein neues Bewertungskriterium hinzugefügt (Corporate Social Responsibility), welches mittlerweile umbenannt wurde: ESG und Net-Zero Teaching. Dabei sieht sich die FT an, wie hoch der Anteil der einzelnen Module im Curriculum ist, die sich mit den Themen CSR, Ethik und sozialen bzw. Umweltthemen beschäftigen.

MBA-Programme sehen sich seit geraumer Zeit der Kritik ausgesetzt, dass sie zu stark auf Fakten und Wissen fokussiert seien. Oft wird ihnen vorgeworfen, Führungskräfte nicht ausreichend mit den Kompetenzen auszustatten, die notwendig sind, um verantwortungsvoll zu führen und die Auswirkungen ihres Handelns bewusst zu erkennen. Je weiter oben sich ein MBA in der Kategorie „ESG and Net-Zero Teaching“ befindet, desto umfassender geht das Curriculum auf Themen wie Ethik, Nachhaltigkeit und verantwortungsvolles Führen ein. 

12. Kategorie: CO2-Fußabdruck 

Gewichtung: 4%. Diese Kategorie wird im FT EMBA Ranking auf Grundlage des Netto-Null-Ziels für Kohlenstoffemissionen bewertet, das von der Universität bzw. Business School festgelegt wurde, sowie der Verfügbarkeit eines öffentlich zugänglichen Prüfberichts zu Kohlenstoffemissionen. Business Schools mit einem Prüfungsbericht, der auch Emissionen der Kategorie 3 (Emissionen, die nicht direkt von der Business School kontrolliert werden, sondern extern in ihrer Wertschöpfungskette als Ergebnis ihrer Aktivitäten entstehen) umfasst, erhalten zusätzliche Anerkennung.

Für viele (zukünftige) MBA-Studierende spielt Nachhaltigkeitsbewusstsein eine große Rolle. Eine Business School, die auf nachhaltige Weiterbildung setzt, entspricht persönlichen Werten und stärkt Karrierechancen in Bereichen wie ESG und CSR. Gleichzeitig wird ein MBA von einer nachhaltig orientierten Business School bei Unternehmen, die auf CO2-Reduktion setzen, besonders wertgeschätzt.  

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