Was Führungskräfte über KI wirklich wissen sollten

19. Oktober 2023

Tipps für die Praxis abseits des Hypes: Teil 1 - Ihr Business und KI

Entscheidungsträger*innen können zurzeit keine Onlineseite oder Fachzeitschrift aufschlagen, ohne mit guten Ratschlägen rund um die betriebliche Nutzung von KI überschüttet zu werden. Aber was ist wirklich wichtig? Auf welche Bereiche sollte man sein Augenmerk als Führungskraft zuerst legen und wo fängt man am besten an? Als Antwort darauf haben Barbara Stöttinger, Dekanin der WU Executive Academy, und der Digitalisierungsexperte Martin Giesswein in einer 3-teiligen Serie die wichtigsten "AI Thinking Points" aus derzeitiger Sicht zusammengefasst.

KI generiert - sieht so das Business der Zukunft aus? Bild mit Magic Media by Canva generiert
KI generiert - sieht so das Business der Zukunft aus? Bild mit Magic Media by Canva generiert
  1. Ihr Business und KI
  2. Ihre KI-Strategie für die nächsten Jahre
  3. Ihre Corporate AI Responsibility


Teil 1: Ihr Business mit KI

Welches Bild hat die KI von Ihrem Unternehmen?

Was hat die KI in ihrer Lernphase von Ihrem Unternehmen gespeichert und weiterverarbeitet? Fragen Sie mal ChatGPT: "Ist {meine Firma} ein guter Arbeitgeber für {Ihre Berufsbezeichnung}? Im Fall der WU Executive Academy etwa bekommt man relevantes Feedback zu dieser Frage mit 2073 Zeichen. Als Manager*in und HR-Leiter*in müssen wir uns also überlegen, wie wir ein richtiges (und attraktives) Bild nicht nur auf Plattformen wie kununu, sondern ab sofort vor allem auch in den wichtigsten lernenden KI-Modellen – alles voran ChatGPT - bieten können.

Der Wikipedia-Eintrag ist eine häufig herangezogene Quelle für KI-Modelle. Ein gut gepflegter und sachlich korrekter Wikipedia-Eintrag eines Unternehmens stellt sicher, dass Ihr Unternehmen genau und positiv dargestellt wird. Dabei ist eine klar strukturierte, stets gepflegte und informationsreiche Website ist nicht nur für potenzielle Kund*innen und Partner*innen von Vorteil, sondern auch für zukünftige Mitarbeiter*innen. In Zukunft wird es für das aktive KI-Management von Firmen ähnliche Spezialist*innen im Marketing geben wie heute bei der "Search Engine Optimization" (SEO).

Endlich ein Produktivitätssprung

Eines der großen Versprechen der KI-Anbieter*innen ist die gesteigerte Produktivität im Arbeitsalltag: durch sekundenschnelle Textvorschläge, automatisch erstellte Präsentationen, KI-generierte Software oder Werbedesigns. Wieviel Zeitersparnis bringt das? Hermann Erlach, Chef von Microsoft Österreich und sein Team dürfen intern schon länger mit den KI-Funktionen in den Office Produkten arbeiten – er berichtet von 6-8 Stunden wöchentlicher Zeitersparnis. Wir als Wissensarbeiter*innen sparen viele Stunden, derzeit insbesondere beim Generieren, Optimieren und Übersetzen von Texten mit Deepl und ChatGPT. Aber auch als Sparring-Partner*in für neue Ideen oder die Ausarbeitung von Konzepten ist KI extrem hilfreich und erspart viel Zeit, die anderswo wiederum frei wird.

Die KI als Sparring-Partner*in für die Marketing-Manager*in – eine zurzeit treffende Beschreibung. Bild mit Magic Media by Canva generiert
Die KI als Sparring-Partner*in für die Marketing-Manager*in – eine zurzeit treffende Beschreibung. Bild mit Magic Media by Canva generiert

Die Zusammenarbeit zwischen Marketers und Kreativ-Agenturen kann so auch zeitsparend gestaltet werden. Statt eines verbalen Briefings und vielen Missverständnissen - pardon „Abstimmungsschleifen“ - machen ein paar schnell erstellten Bilder aus Midjourney die Kampagnenausrichtung klar. Grafiker bekommen ein Vorschlags-Layout aus dem KI-gepowerten Canva oder Adobe Firefly und machen entweder nur mehr den letzten Schliff, oder wissen genau, was der/die Kund*in will.

Damit die KI-Effizienz aber auch tatsächlich auf die Straße kommt, braucht es Knowhow in den Unternehmen, um nicht selbsternannten KI-Gurus ausgeliefert zu sein. Fragen Sie doch mal im nächsten Recruiting-Gespräch, ob neben den immer wieder angegebenen „MS-Office Kenntnissen“ auch grundlegendes „KI-Tool-Knowhow“ besteht“…

Die Rolle der C-Levels

Jetzt die Gretchenfrage: Wie hält es eigentlich der/die Chef*in mit der Verwendung von KI? In der gegenwärtigen Phase der generativen KIs ist das eigene Ausprobieren für Führungskräfte ein Muss: kann es doch Augenöffner und Grundlage für eine strategische Einordnung zugleich sein, wie wir in der Zusammenarbeit mit vielen unserer Kund*innen gesehen haben, die aktuell eigene Lernschienen aufstellen, um KI-Knowhow in alle Ebenen des Unternehmens zu bringen. An der WU Executive Academy veranstalten wir regelmäßig maßgeschneiderte KI-Trainings für Unternehmen. Als optimal hat sich das Online-Format herausgestellt: Kick-off-Session mit etwa vier Stunden Dauer - danach hieß es aber dran bleiben an der rasanten KI-Entwicklung. Deshalb versorgen wir die Teilnehmer*innen mit regelmäßigen Wissens-Updates. Aber auch das gute alte Reverse Mentoring im Unternehmen ist ideal für mehr KI-Knowhow. Viele der digitalökonomischen und strategischen Grundlagen zum betrieblichen KI-Einsatz sind daher seit kurzem nicht nur bei den maßgeschneiderten Firmenprogrammen, sondern auch in den Curricula der MBAs der WU Executive Academy fixer Bestandteil.  

Generative KI ist erst der Anfang

KI ist viel mehr als „nur“ generative KI, also die Erstellung von Texten, Audio, Bildern und Code, von der wir gerade in den Medien so viel lesen. Gerhard Kürner, einer der aktivsten KI-Experten Österreichs, fasst die (zukünftige) Entwicklung der KI in drei Wellen zusammen:

  • Die erste Welle, die generative KI, revolutioniert aktuell die Erstellung von Inhalten durch den Einsatz von auf maschinellem Lernen basierenden Sprach- und Medienmodellen.
  • Die zweite Welle, die Synthese-KI, geht über die Inhaltserstellung hinaus und konzentriert sich auf die Integration diverser Informationsquellen, um grundlegende Aussagen oder Entscheidungsgrundlagen zu generieren. Ein Beispiel dafür wäre etwa die vollständige Abbildung der Customer Journey, die nicht nur Kund*inneninteressen erfasst, sondern auch eine neue Grundlage für die Produktentwicklung liefert.
Bildquelle: https://a16z.com/2023/03/30/b2b-generative-ai-synthai/

Bildquelle: https://a16z.com/2023/03/30/b2b-generative-ai-synthai

  • Die dritte Welle, die autonome KI, wird darauf abzielen, selbstlernende Systeme zu schaffen, die sich an neue Situationen anpassen und eigenständig Entscheidungen treffen können. Diese Welle hat das Potenzial, Branchen wie Medien-, Transport-, Gesundheits- und Finanzwesen (noch einmal) grundlegend zu verändern.
Beispiel für autonome KI (AgentGPT), Bild: Martin Giesswein
Beispiel für autonome KI (AgentGPT), Bild: Martin Giesswein

KI ist nichts ohne Daten - Synthetische Daten für Ihr Marketing?

Für das Marketing ist die Nutzung von KI heute und vor allem in der Zukunft ein echter Gamechanger, der völlig neue Möglichkeiten eröffnet: Wird unser Produkt von der Zielgruppe angenommen werden? Wie können wir unsere Customer Journey noch besser gestalten? Wie kann es uns gelingen, einen neuen Markt zu erobern?

Vielen heutigen KI-Modelle, die mit beliebigen Daten aus dem Internet trainiert wurden, mangelt es an der Zustimmung der datengenerierenden Personen für solche Zwecke. Eine Anonymisierung der Daten wiederum würde die Zweckmäßigkeit und Aussagekraft der Ergebnisse schmälern. Eine Lösung bieten hier synthetische Daten, die KI generierte "Personas" erschaffen. Viktoria Dittes, Absolventin der WU Executive Academy, untersuchte in ihrer MBA-Masterarbeit etwas den Einsatz solcher Daten im Brand Management und Marketingforschung. Synthetische Daten ermöglichen es, Marketingstrategien effektiv zu testen und zu optimieren, ohne auf reale Kund*innendaten angewiesen zu sein. Ein besonderer Vorteil dabei ist die Schnelligkeit der Simulationen. Die österreichische Firma MostlyAI bietet aktuell derartige spezialisierte KI-Dienstleistungen an.

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