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Ein umfassendes Bild des sich rapide verändernden Arbeitsmarktes und Zukunftsprognosen regen zum Handeln an.
Immer wieder hören wir die Fragen: „Wie ist es um den Arbeitsmarkt bestellt?“ „Wie wird sich der Arbeitsmarkt entwickeln?“ Dazu sei Folgendes gesagt: Die Situation auf dem Arbeitsmarkt ist schwierig. Mehr noch, sie ist fürchterlich! Befinden wir uns nicht danach oder davor, stecken wir gerade mittendrin – in einer wirtschaftlichen, soziogeographischen oder politischen Krise. Oder ist „die Krise“ am Ende etwa eine bequeme Ausrede, deren sich all jenen bedienen, die nicht mit Veränderung umzugehen gelernt haben? Mit diesem von R. Buckminster „Bucky“ Fuller (einem Erfinder und Visionär des 20. Jahrhunderts) geprägten Begriff bezeichnet man den Umstand, dass es durch technologischen Fortschritt möglich wird, immer mehr mit immer weniger zu bewerkstelligen, bis schließlich alles mit nichts erreicht werden kann. Anybody with an internet connection can access anything from anywhere instantly including data and knowledge. Solutions are smaller, faster and cheaper or even free. The open-source movement. The Sharing Economy. All of these elements have led to the decentralization of power. Als Folge gesetzlicher Änderungen (z. B. Quotenregelungen) und des gesellschaftlichen wie technologischen Wandels herrscht in der Erwerbsbevölkerung in Bezug auf ethnische, religiöse und nationale Zugehörigkeit, Geschlecht, Persönlichkeitsmerkmale oder Alter heute eine größere Vielfalt als jemals zuvor (TraditionalistInnen, Babyboomer, Generation X, Millennials).
Bewusst handelnde Führungs- und Fachkräfte müssen sich im Zuge der Karriereplanung und -entwicklung folgende Faktoren vergegenwärtigen: 1. Ephemerisierung
2. Demokratisierung von und Zugang zu Technologie
3. Heterogene Erwerbsbevölkerung
Diese drei nicht klar voneinander abgrenzbaren Faktoren tragen in unterschiedlichem Ausmaß zur „neuen Realität“ bei. Wie diese aussieht, soll anhand der folgenden Beispiele aus den Bereichen Technologie, Bildung und Wirtschaft veranschaulicht werden.
Berufe mit Technologiebezug haben an Attraktivität gewonnen:
Da Technologie aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken ist, kommen mehr Menschen mit ihr in Berührung. Damit steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass das Interesse an ihr wächst.
Die Eintrittsbarrieren sind wesentlich niedriger. Durch das Umschiffen von Unternehmen, die traditionell zwischengeschaltet waren und ein Technologie- und Ausrüstungsmonopol hatten, ist es heute jedem Menschen möglich, alles aus sich zu machen.
Zum ersten Mal kann jeder und jede Einzelne die Realität aktiv mitgestalten – sogar in der Freizeit.
Technologieunternehmen waren und sind finanziell erfolgreich. In einigen Fällen sind die Nerds und Geeks, die sie gegründet haben, und ihre MitarbeiterInnen zu Stars avanciert. Die „sexy“ Marken dieser Unternehmen sprechen generationsübergreifend ein breiteres Publikum an.
Angesichts der herrschenden Angebots- und Nachfragesituation ist der Markt sehr lukrativ.
Regierungen, NROs und private Einrichtungen haben für Randgruppen, Frauen und Kinder Bildungsinitiativen rund um Wirtschaft und Technologie – insbesondere Programmierkenntnisse und Robotik – lanciert. Dazu zählen beispielsweise:
die Khan Academy und
die University of the People, die weltweit erste gemeinnützige, auf Studiengebühren verzichtende und staatlich anerkannte Online-Universität.
Unternehmen trachten nach einem schlanken Management und stetiger Optimierung. Erreicht werden sollen diese Ziele u. a. durch
die Restrukturierung von Geschäftsbereichen, Firmen oder ganzen Branchen.
Outsourcing und Insourcing (etwa durch die Schaffung von Shared Service Centern).
die Reduzierung teuren Büroraums, z. B. indem Beschäftigten die Möglichkeit gegeben wird, von daheim zu arbeiten.
WissensarbeiterInnen können ihre Aufgaben unabhängig von ihrem physischen Standort erledigen und je nach Vereinbarung
immer oder zeitweise im Büro an ihrem eigenen Schreibtisch arbeiten, aber nicht notwendigerweise nach dem Prinzip des „Hot Desking“, also an einem x-beliebigen, gerade freien Arbeitsplatz.
aus der Ferne, von daheim oder von unterwegs arbeiten und nie oder nur sehr selten ins Büro kommen müssen.
In diesem Zusammenhang ist folgende Beobachtung interessant: Waren ursprünglich die Beschäftigten für und die Unternehmen gegen „Arbeiten von daheim“, so wird dieses Prinzip heute von Firmen gegen den Widerstand ihrer MitarbeiterInnen forciert. Es gibt aber auch Fälle, in denen ein radikaler Kurswechsel weg von „Fernarbeit ist gut“, hin zu einem vollständigen Verbot dieses Arbeitsmodells stattgefunden hat.
Zudem arbeiten Menschen, die sich nicht nur durch ihre Kenntnisse und Fähigkeiten, sondern auch durch die Gepflogenheiten ihrer jeweiligen Generation deutlich voneinander unterscheiden, Seite an Seite. Während sich die einen Notizen mit Papier und Bleistift machen, nutzen andere dazu Finger und Tablet. Eine dritte Gruppe wiederum notiert sich nichts, sondern schießt stattdessen einfach ein Foto.
Niemand hat eine Kristallkugel. Einige Zukunftsprognosen der Vergangenheit haben sich bewahrheitet, andere nicht. Wer hätte gedacht, dass es sich bei den Replikatoren aus Star Trek um 3-D-Drucker handelt, Siri eine Sprachschnittstelle ist oder wir dem Holodeck, also virtueller Realität, dank Oculus Rift schon recht nahe sind?
Einige Vorhersagen sind nicht eingetreten:
Gedruckte Bücher wurden totgesagt. Es gibt sie immer noch. Ein ranghoher Vertreter von „The Guardian“ bezeichnete den nicht zu übersehenden Niedergang des E-Books als einen jener seltenen Fälle, in denen eine revolutionäre Technologie schlussendlich von ihrem Vorgänger verdrängt wird.
Jeden Monat erscheinen neue Programmiersprachen, von denen behauptet wird, es handle sich dabei um die neue Nummer eins und alle anderen hätten irgendwann ausgedient. Java, C++, PHP, SQL oder JavaScript sind aber noch immer nicht verschwunden.
Regelmäßig ist in Artikeln vom Ende des Lebenslaufs zu lesen. Trotzdem ist er nach wie vor das populärste Bewerbungsinstrument.
Zwei Aussagen über die Zukunft des Marktes können aber mit Sicherheit gemacht werden:
Es passiert gerade Interessantes.
Wie Tom Goodwin in seinem Artikel „The Battle Is For The Customer Interface“ (veröffentlicht am 3. März 2015) anmerkt, verfügt Uber als weltgrößtes Taxiunternehmen über keinen eigenen Fuhrpark. Facebook, der weltweit populärste Medieninhaber, schafft keine Inhalte. Alibaba, der wertvollste Einzelhändler, hat keinerlei Lagerbestand. Und Airbnb, der weltweit größte Anbieter von Unterkünften, besitzt keine Immobilien.
Es passiere gerade Interessantes, so Goodwin weiter. Seit der industriellen Revolution seien auf der Welt komplexe Lieferketten entstanden – von DesignerInnen zu ErzeugerInnen, von VertreiberInnen zu ImporteurInnen, GroßhändlerInnen und EinzelhändlerInnen. Das habe die Menschen in die Lage versetzt, Milliarden Produkte zu produzieren, zu verschicken, zu kaufen und in allen Teilen der Erde in deren Genuss zu kommen. In jüngerer Vergangenheit sei durch die Mächtigkeit des Internets und vor allem des Mobiltelefons ein Prozess in Gang geraten, der zur raschen Zerstörung dieses Gefüges und einer Verlagerung der Macht an neue Orte führe. 2015 seien wir infolgedessen mit einer neuen Situation konfrontiert. Das Kräfteverhältnis zwischen den verschiedenen Serviceebenen werde von einem Ringen um Kontrolle bestimmt, so Goodwin. Die Schnittstelle zu den KundInnen sei das Um und Auf.
Der Arbeitsmarkt ist bisher eher hierarchisch geprägt.
Arbeitende werden in Form von Geld und beruflichem Aufstieg belohnt. Nun ist zu beobachten, dass erzunehmend transitorisch wird. DurchschnittsamerikanerInnen hätten heute im Alter von 30 Jahren in 11 verschiedenen Jobs gearbeitet, so der Zukunftsforscher Thomas Frey. In nur zehn Jahren würden 30-jährige DurchschnittsbürgerInnen an 200 bis 300 verschiedenen Projekten gearbeitet haben. Die Wirtschaft befinde sich in Bezug auf ihre Funktionsmechanismen zunehmend im Fluss und die treibende Kraft hinter dieser Entwicklung sei ein digitales Netzwerk, dass Kaufende und Verkaufende schneller und effizienter als jemals zuvor miteinander verbinde. Es habe ein Prozess des Wandels und der Veränderung eingesetzt, der in fast allen Aspekten des Wirtschaftens seinen Niederschlag finde, so z. B. auch in der Dauer und Permanenz von Arbeitsaufträgen, der Beziehung zwischen ArbeitgeberInnen und ArbeitnehmerInnen und den für das Zusammentreffen von Arbeitsaufträgen und entsprechend qualifizierten Arbeitskräften zentralen Elementen der Organisation.
Es wird zu Veränderungen in Bezug auf das „Wer“, „Was“ und „Wie“ kommen.
Wer: Um den Anforderungen des Arbeitsmarkts gerecht zu werden, müssen sich Fach- und Führungskräfte folgende Kompetenzen aneignen:
1. Selbst: Dieser Bereich geht über die „7 Wege zur Effektivität“ und „GTD“ hinaus. Alles dreht sich um das Erlernen effektiven und effizienten Arbeitens im Büro oder aus der Ferne bei gleichzeitiger Kommunikation mit sieben Kulturen in zwei Zeitzonen. Die Familie darf dabei natürlich keinesfalls zu kurz kommen. Wichtig sind in diesem Zusammenhang
Volles Ichbewusstsein
Zeitmanagement und Disziplin
Zeitmanagement und Disziplin
2. Digital: Technologien zu verstehen, zu gebrauchen und sie idealerweise an eigene Bedürfnisse anpassen zu können ist wichtig. Das beginnt mit dem Erlernen der „richtigen“ Nutzung von Tools wie Laptops und Smartphones und endet beim Experimentieren mit dem Quellcode (oder mit dem Schreiben) von Anwendungen und Programmen.
3. Wandel: Ganz egal, ob Beschäftigte und die Unternehmen, in denen sie arbeiten, der Gruppe der InnovatorInnen, der frühen AdapterInnen, der frühen Mehrheit, der späten Mehrheit oder jener der ZaudererInnen zuzurechnen sind, Tatsache ist, dass in der neuen Welt nicht die Großen die Kleinen, sondern die Schnellen die Langsamen fressen. Um Erfolg haben zu können, müssen der oder die Einzelne und Unternehmen daher lernen, unter verschiedenen Gegebenheiten schnell zu sein.
Was: Durch den technologischen Fortschritt werden neue Berufe entstehen: Augmented-Reality-ArchitektIn (vielleicht erinnern Sie sich an den Film „Inception“), Alternativwährungs-BankerIn, Datenmüll-ManagerIn, urbaner Landwirt/urbane Landwirtin, 3-D-DruckingenieurIn oder Privacy-ManagerIn.
Wie: Laut Thomas Frey werde im Zentrum der bevorstehenden Arbeitsrevolution eine neue Art von Geschäftsstruktur stehen. Diese sei gleichsam ein Magnet für durchzuführende Projekte einerseits und für selbstständige ProjektnehmerInnen mit dem dazu erforderlichen Know-how anderseits. Er spricht in diesem Zusammenhang von „Business Colonies“ – wir ziehen den Ausdruck „Talent Hubs“ vor – und meint damit die Entstehung eines neuartigen Organisationsrahmens, innerhalb dessen die besten Köpfe und anstehende Projekte zusammengebracht werden. Wer das effektiv zu bewerkstelligen verstehe, sei in Zukunft sehr gefragt.
Auf dem Arbeitsmarkt ist noch eine weitere Größe relevant: der oder die Einzelne mit seinen oder ihren individuellen Bedürfnissen, Wünschen und Passionen und den Kompetenzanforderungen „Selbst“, „Digital“ und „Wandel“. Auf den Bereich „Selbst“ soll nachfolgend näher eingegangen werden.
Einleitend ein wenig Theorie: Gemäß dem Decision Dynamics Career Model™ gibt es vier Karrieremuster und zwei Perspektiven: Karrierekonzepte und Karrieremotive.
Bestimmt werden diese von der persönlichen Sichtweise, was eine erfolgreiche Karriere ausmacht, von der Richtung der Karriereentwicklung und von der Verweildauer in einem bestimmten Arbeitsfeld.
Angesichts der Tatsache, dass das Bedürfnis der neuen Generation nach Veränderung noch ausgeprägter ist, haben wir dem Theorie- und Forschungsstand eine weitere Kategorie hinzugefügt:
Dieser Kategorisierung liegen zwei Annahmen zugrunde:
#1: Bedingt durch externe, gesellschaftliche oder familiäre Einflüsse, Entwicklungsmöglichkeiten im Unternehmen oder die Gegebenheiten auf dem Arbeitsmarkt kann es zu einer Diskrepanz kommen zwischen dem, was jemand tun will (Herz), und dem, was jemand tatsächlich tut (Hirn).
#2: Die Größen Herz und Hirn entwickeln und verändern sich im Laufe der Zeit und mit zunehmender Erfahrung.
Je größer die Dissonanz zwischen dem, was das Herz will, und dem, was das Hirn tut, desto größer auch die Frustration von Fach- und Führungskräften.
Derzeit gehen etwas 60% einer Tätigkeit nach, die ihnen nicht gefällt. Wäre es nicht schön einen Beruf nachzugehen, der einem von Beginn an Spaß macht?
Wie erwähnt, wird auf dem Arbeitsmarkt und in Unternehmen in der Regel ein hierarchisches, lineares oder expert-ähnliches Umfeld forciert. Unternehmen müssen diese Muster kennen und die damit einhergehenden Bedürfnisse verstehen, um ihnen entsprechend Rechnung tragen zu können. Tun sie das nicht, werden sie rasch feststellen, dass die Diskrepanz zwischen dem, was die MitarbeiterInnen erwarten, und dem, was ihnen geboten wird, dazu führt, dass die Zahl derer, die das Unternehmen verlassen, steigt. Millennials beispielsweise sind häufig rastlose Kängurus oder umherziehende Schmetterlinge und entscheiden sich bewusst lieber für ein Dasein als digitale Nomaden in der dynamischen, unbeständigen Welt der Start-ups als sich in etablierten Unternehmen in falscher Sicherheit zu wiegen.
Die Welt, wie wir sie kennen, existiert nicht mehr. Fachleute und Unternehmen, die das nicht realisieren und sich nicht an die neue Realität anzupassen vermögen, sprechen von einer Krise. Einer Dauerkrise. Andere werden aber feststellen, dass es einfach eine Entwicklung gegeben hat vom Vorantreiben von Veränderungen, über das Managen von Veränderungen hin zum aktiven Umgehen mit Veränderungen.
Ungeachtet dessen, wer wir im Herzen und im Geiste sind, müssen wir akzeptieren und respektieren, dass wir alle kleine, sich entwickelnde Tiere mit uns tragen – Löwen, die zu Schmetterlingen werden; Chamäleons, denen ein Fell wächst – und dass diese Bedürfnisse und Wünsche haben. Erfolgreich werden nur jene ManagerInnen und Unternehmen sein, die dem aufgeschlossen gegenüberstehen und sich voll und ganz darauf einlassen.
Willkommen am Arbeitsmarkt der Zukunft!