Entrepreneurin mit Jungbrunnen-Effekt

05. Oktober 2020

Wie die Gründung eines Unternehmens prägt

Können Sie uns bitte erzählen, wie sich Ihre Karriere bis jetzt entwickelt hat? Welches waren die prägendsten Stationen in Ihrem bisherigen Leben?

Ich hatte das Glück, dass sich meine Interessen immer mit wirtschaftlichen Möglichkeiten getroffen haben. Schon mein Vater hat mich ermutigt, das zu tun, was mir Freude macht. So konnte ich bereits im Studium meiner Leidenschaft folgen: Wie funktionieren Menschen und Organisationen? Wie kann man sie optimieren, verbessern, zum Blühen bringen? Wie kann man ihre Potentiale und Erfolge steigern und multiplizieren? Um das zu ergründen habe ich eine Kombination aus Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Kommunikation und Psychologie gewählt. Bis heute faszinieren mich diese Themen und prägen meinen Weg. Ich bin sehr dankbar, das erleben zu dürfen, was André Heller „seine Menschwerdung zum Beruf zu machen“ nennt.

Nach dem Studium war ich zehn Jahre in einer Werbeagentur tätig - zuerst als Kundenbetreuerin, dann als Etatdirektorin. Das Themenfeld war sehr spannend, hat mich aber nicht ausgelastet. Weitere Ausbildungen folgten: zum systemischen Berater, Coach und Zivilrechtsmediator. 2004 entschied ich mich, ACCELOR zu gründen und mich ausschließlich auf die Begleitung von Menschen und Organisationen in Veränderungsprozessen zu fokussieren. Neben meiner Kerntätigkeit als Führungskräfte- und Organisationsentwicklerin faszinieren mich Impact-starke Geschäftsmodelle und die Gründung von Unternehmen. Seit etwa zehn Jahren investiere ich in Start-Ups im HR-Sektor, die auch einen gesellschaftlichen Beitrag leisten. Junge UnternehmerInnen zu begleiten, ihre Träume zu realisieren, ist eine sehr erfüllende Tätigkeit. Darüber hinaus engagiere ich mich seit zwei Jahren mit unseren Jungbrunnen-Bestsellern und -Vorträgen, für einen gesunden, aktiven und glücklichen Lebensstil.

Es gibt so viele Chancen, die man nutzen kann – oft wünsche ich mir, dass Tage doppelt so viele Stunden hätten …

Hatten Sie ursprünglich einen anderen Berufswunsch? Wenn ja, warum ist daraus nichts geworden?

In der vagen Formulierung wollte ich immer das machen, was ich tue. Ich wollte Wissen teilen, Möglichkeiten schaffen, Potentiale entfalten und Menschen begleiten. Vor 30 Jahren gab es mein heutiges Berufsbild nicht. Der Bereich Organisations- und Personalentwicklung war noch nicht in dieser Form entwickelt. Potentialentfaltung war kein Thema. Heute sehe ich täglich, dass Menschen unterschiedliche Potentiale, Begabungen und Stärken haben und das Spannende ist, den Weg zu finden, diese zum Blühen zu bringen.

Was war Ihr größter beruflicher/persönlicher Erfolg?

Nach fast 30 Jahren Berufstätigkeit ist das gar nicht so leicht zu sagen.

Natürlich freue ich mich sehr über den unglaublichen Erfolg unserer Jungbrunnen-Effekt Bücher. Wir haben 2019 die ersten beiden Bände veröffentlicht, waren innerhalb kürzester Zeit auf Platz 1 der Bestsellerliste, das meistverkaufte Buch Österreichs über alle Warengruppen und haben viele Preise für unsere Arbeit erhalten – z.B. den Gesund & Fit-Award, das Goldene und das Platinbuch. Auch dass ich es geschafft habe, 2004 mit meinen beiden Partnern ACCELOR Consulting zu gründen, international spannende Kunden zu gewinnen und das Unternehmen bis heute sehr erfolgreich zu führen, zählt für mich zu meinen Erfolgen.

Mehr noch berühren mich jedoch die Erfolge von Menschn, die ich als Transformations-Coach begleiten darf. Ich bekomme mittlerweile fast täglich Feedback, über die Auswirkungen unserer gemeinsamen Arbeit – darüber, welche Möglichkeiten daraus entstanden sind. Oft ist es nur ein Satz, der jemanden unterstützt, eine große Lebensentscheidung zu treffen oder einen großen Schritt zu tun – manchmal mit Auswirkungen auf viele andere Beteiligte. Sehr berührt hat mich das Feedback eines langjährigen Kunden, der mich vor acht Jahren um Begleitung gebeten hat. Er war zu diesem Zeitpunkt in seiner Führungssituation überfordert und zeigte erste Burn-Out Signale. Es ging darum Vertrauen zu lernen und loszulassen – anderen Verantwortung zuzutrauen, ihre Stärken zu fördern und zur Entfaltung zu bringen. Er meinte: „Ihr Vertrauen in mich und darin, dass ich es kann, haben ermöglicht, dass ich lernte Führung richtig zu verstehen: Potentiale in anderen zu finden und diese zu fördern. Unsere Arbeit vor vielen Jahren ist die Grundlage, dass all diese Menschen in meiner Division heute so freudvoll und frei miteinander arbeiten können“ Er leitet ein 60-köpfiges Team in einem systemrelevanten Bereich. Diese Momente belohnen mich und ich kann lange von ihnen zehren.

Was war Ihre größte Herausforderung? Welches war Ihr größter beruflicher Fehler (aus dem Sie etwas gelernt haben)?

Eine der größten Herausforderungen war mir einzugestehen, dass Mehr nicht Besser ist. Zu wissen, dass ich Grenzen habe hilft mir, Entscheidungen in Einklang mit begrenzter Zeit und Energie zu bringen. Heute begeistere ich mich für ein Projekt oder ich lasse es gänzlich sein. Ich habe gelernt, dass nur ein gesunder Körper und Geist leistungsfähig sind und es auch auf Dauer bleiben.

Welche waren die 3 wichtigsten Erfahrungen in Ihrem Leben, die Sie dorthin gebracht haben, wo Sie jetzt sind?

Wirtschaftlich war die Gründung des eigenen Unternehmens enorm prägend. Sich selbst zu vertrauen und seinen Weg auf seine Art und Weise zu gehen. Dinge zu tun – nicht lange zu zögern. Sei es die Gründung des eigenen Unternehmens, Beteiligungen oder spannende Projekte. Natürlich müssen Geschäftsmodelle auf ihre Stabilität und Wachstumspotentiale geprüft werden, aber dann gilt es zügig zu entscheiden und umzusetzen. Und es ist entscheidend, dran zu bleiben, aus Fehlern zu lernen, immer wieder aufzustehen und sich an den Erfolgen entlang des Weges zu freuen. Unternehmertum fordert und formt. Man muss permanent an sich arbeiten, um kraftvoll agieren zu können, leistungs- und wettbewerbsfähig zu bleiben. Das gilt sowohl inhaltlich – Trends zu erkennen, vorauszuplanen, aber auch sich in seinem Gebiet zu vertiefen – als auch körperlich-geistig. Also sportlich, fit, gesund und gut genährt zu sein, seine mentalen Fähigkeiten zu steigern und ein gutes Selbstmanagement zu pflegen. Aktiv die Entscheidung für sein eigenes Leben auf allen Ebenen zu übernehmen, ist eine zentraler Moment am Weg zur echten Selbständigkeit, die die Basis jedes Unternehmertums ist.

Persönlich geprägt hat mich die die Konfrontation mit der eigenen Endlichkeit vor 25 Jahren. Ich wurde damals mit einer medizinischen Diagnose überrascht, die sehr vieles in meinem Leben verändert hat. Ein gesundheitsbewussterer und zielorientierterer Lebensstil war die Folge. Die vielzitierte Balance zwischen „Lebe als würdest Du morgen sterben – strebe als würdest Du ewig Leben“ bekam für mich plötzlich eine völlig neue Bedeutung. Bis heute ist es eine tägliche Herausforderung, dieses gesunde Gleichgewicht zu erhalten.

Privat hat mir die mehrjährige, räumliche Trennung von meinem Mann und die damit einhergehenden Zeitverschiebung (Florida – Wien) gezeigt, dass selbst die etabliertesten Muster aufgebrochen und neu definiert werden können. Man muss es sich nur zutrauen. Wir telefonieren mehrmals täglich und nutzen die gemeinsame Zeit intensiv. Das Leben & Lieben auf zwei Kontinenten hat uns gezeigt, dass alte Rituale neuen weichen können und jede Beziehung beweglich ist.

Wenn Sie an Ihr größtes Talent in Ihrem Unternehmen denken, welche 3 Ratschläge würden Sie ihr/ihm mit auf den Weg geben, um ein erfolgreiches und erfülltes Leben zu führen?

  1. Sorge dafür, dass es Dir immer gut geht, denn nur ein gesunder, langfristig fit bleibender Körper und Geist sind verlässliche Gefährten. Pflege beide für ein produktives, erfülltes Leben.   

  2. Steigere Deine Kompetenz, am besten täglich. Arbeite mit Anderen, entwickle dein Systemverständnis und vergrößere deine Netzwerke.

  3. Folge Deiner Leidenschaft. Tu, was du nicht nicht tun kannst und spüre nach, wie Deine Talente der Welt dienen können.

Mit welchen 5 Wörtern würde Sie Ihr Team als Führungskraft am besten beschreiben?

Kompetent – Inspirierend – Ermutigend – Lösungsorientiert – Vorausschauend

Was hat sich nach Ihrem MBA-Studium beruflich verändert? Wie war Ihnen die Ausbildung dabei behilflich, Ihre Karriereziele zu erreichen? Welche konkreten Entwicklungsmöglichkeiten ergaben sich daraus?

Meine Expertise ist Führungskräfte- und Organisationsentwicklung. Durch das MBA-Studium habe ich neue Perspektiven gewonnen, die meine Projekte bereichern. Der starke wirtschaftliche Fokus des Studiums lohnt sich in der Praxis. Die Anschlussfähigkeit an die Führungsspitze von Unternehmen ist größer.

Ein besonderer Mehrwert aus dem MBA-Programm ist für mich die weitere Verbundenheit mit meinen MBA-KollegInnen aus den unterschiedlichsten Unternehmen und Bereichen. Mit vielen bin ich befreundet, mit manchen arbeite ich erfolgreich zusammen. Die gemeinsame Reise, das Lernen, Herausforderungen zu bestehen und die viele Zeit miteinander zu verbringen schweißt natürlich zusammen. Auch das intellektuelle Mindset, das im Miteinander entsteht, schafft eine gemeinsame Sprache und fachliches Vertrauen worauf man in der Zusammenarbeit gut aufbauen kann.

Wie ist es Ihnen gelungen, den MBA mit einem anspruchsvollen Job und Ihrem Familienleben in Einklang zu bringen?

Die drei Welten zu vereinen ist durchaus fordernd. Da mein Job ohnehin sehr viele Auswärts- und Reisezeiten mit sich bringt, habe ich es als besondere Herausforderung erlebt, noch weitere 60 Tage zu investieren. Ein großes Zeitkontingent, zu dem noch Lernzeiten und das Schreiben der Master Thesis kommen. Es ist wichtig, so ein Projekt mit seinem Partner abzustimmen. Mein Mann wusste, dass es schon lange mein Traum war, einen MBA zu machen und das darin liegende Know-how zu erlernen. Er hat meinen Wunsch sofort unterstützt.

Rückwirkend hätte ich den Beginn des MBA zeitlich verschoben, da mein Mann aus beruflichen Gründen seit vier Jahren in Florida lebt und die vielen MBA-Präsenzzeiten jetzt leichter zu organisieren wären. Aber das wussten wir zum Zeitpunkt meines MBA-Starts noch nicht. Ich bin jedenfalls sehr froh, ihn damals gemacht zu haben. Wahrscheinlich gibt es nie den perfekten Zeitpunkt. Was einem wichtig ist muss man einfach tun.

Was bedeutet für Sie „wahrer Luxus“?

Es sind die Glücksmomente, an denen wir aus der Zeit kippen. Wenn sich Raum und Zeit verlieren und der Moment in seiner vollen Präsenz spürbar wird. Dieses Gefühl habe ich, wenn ich die mir wichtigen Dinge im Leben tun kann: Zeit mit meiner Familie, Patenkindern und Freunden verbringen, in der Natur sein, Sport machen und mich geistig beschäftigen.

Das letzte Buch/der letzte Film, wofür Sie sich begeistern konnten?

Buch: André Heller – Uhren gibt es nicht mehr – Gespräche mit meiner Mutter in ihrem 102.Lebensjahr.

Film: ‚Oben‘ und ‚Bolt‘ – zwei Evergreens, die die Essenz des Lebens eingefangen und meinen Mann und mich immer wieder zum Lachen und Weinen bringen.

Aktuell begeistere ich mich natürlich auch für unseren dritten Jungbrunnen-Band, den wir derzeit finalisieren. Darin geht es um Strategien, Alterungsprozesse zu verlangsamen oder sogar zu deaktivieren.

Mit wem würden Sie gern einmal für einen Tag tauschen?

Angelina Jolie – ihr humanitäres Engagement beeindruckt mich zutiefst. Oder auch mit Arnold Schwarzenegger. Wie es sich wohl anfühlt in so vielen Disziplinen Weltbester zu sein?

Wordrap

Darüber kann ich lachen:
Hundevideos und die Witze meines Mannes.
Fehler, die ich am ehesten verzeihe:
Ich sehe Fehler als Lernchancen und finde in jedem Fehler auch positive Aspekte. Daher ist das Verzeiehn leicht für mich.
Mein lustigstes/spannendstes Reiseerlebnis war:

Sehr amüsiert hat mich eine Durchsage im Flieger bei einem 12 Stunden Langstrecken-Flug: "Wir haben eine schlechte Nachricht für unsere Passagiere aus der Economy: das Catering hat leider vergessen, Besteck einzuladen. Wir servieren Ihnen in Kürze Paprikahuhn oder Tortelloni mit Käsesauce."

Mein spannendstes Reiseerlebnis war die Einladung zu einem 3-tägigen Beerdigungsritual bei den Torajas in Sulawesi. Die Beerdigung findet erst Jahre nach dem Ableben des Verstorbenen statt und ist ein wahres Volksfest.

Ohne diese App auf meinem Handy könnte ich nicht leben:
Nicht leben ist vielleicht ein bisschen hoch gegriffen. Aber ich liebe Duolingo - der für mich beste Weg (außer Reisen), Sprachkenntnisse im Alltag zu verbessern.
In meinem Kühlschrank findet man immer:

Jede Menge Obst und Gemüse, Olivenöl, frischer Ingwer, Kurkuma und Joghurt.

Mein letztes Geld würde ich ausgeben für:
Freunde und Familie.
Vor 10 Jahren dachte ich:
Um in der Welt etwas zu verbessern, muss man etwas Großes tun.
Heute weiß ich:
Dass wir die Welt mit jedem Gedanken, jedem Wort und jeder Tat beeinflussen. Die Zukunft liegt in unserer Hand.

Weitere außergewöhnliche Career Stories unserer TeilnehmerInnen und Alumni lesen Sie hier.

Seite teilen