Networking - Wer will mich?

09. Januar 2015

Prof. Steyrer über die Relevanz von Networking für die Karriere, Einfluss und Macht.

Manch einer konstatiert konsterniert „the world in Vorarlberg is too small“ und scrollt sich behände durch seine Adressdatei, der Binsenweisheit folgend, dass zwar Kompetenz, Fleiß und Leistung Grundbausteine erfolgreicher Managementkarrieren sind, aber letztendlich Seilschaften und altbewährte Sachkoalitionen entscheiden. Welche Relevanz hat also der Aufbau und die Pflege potenziell karrierefördernder Kontakte – also das Networking – im K(r)ampf um Einfluss, Macht und Karrieren?

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Die Rolle von Networking im beruflichen Erfolg wird von Prof. Johannes Steyrer in dieser Ausgabe von Faculty Inputs adressiert.

Studie enthüllt den Wert von Networking für die Karriere

Eine klassische Studie zu diesem Thema stammt von Fred Luthans. Er untersuchte Unterschiede zwischen ManagerInnen, die erfolgreich Karriere machten (Aufstieg in der Hierarchie) und jenen, die, gemessen an Outputquantität und -qualität sowie Zufriedenheit der MitarbeiterInnen, besonders effektiv waren.

Seine Ergebnisse legen eine gewisse kritische Distanz gegenüber einer gängigen Vorstellung nahe, der zufolge Beförderungen primär aufgrund von Leistungen erfolgen: die effektiven ManagerInnen verbrachten 11 % ihrer Zeit mit Netzwerkpflege, die erfolgreichen hingegen 48 %. Das bestätigt, was wir schon immer ahnten: Vitamin B ist wichtiger als braves Malochen!

Ein anderes Resultat von Networking für den Karriere-Erfolg von WirtschaftsakademikerInnen 

In unserer Untersuchung zu den Auswirkungen von Networking von Wirtschaftsakademikern auf den Karriereerfolg ergibt sich allerdings ein anderes Bild: Die Netzwerkpflege hatte keinen nennenswerten Einfluss auf das Einkommen und sogar einen leicht negativen auf das Ausmaß der übertragenen Führungsverantwortung. Wie ist das zu erklären? Relativ gesichert ist die Erkenntnis, dass Networking zu einer besseren Nutzung gegebener sozialer Beziehungen führt. Das sagt allerdings nichts über die Qualität und das Potenzial dieser Verbindungen aus.

Wir treffen bevorzugt mit Menschen zusammen, die uns im Hinblick auf Einstellung, Habitus, Herkunft, Profession etc. ähnlich sind. Unter strategischen Netzwerkgesichtspunkten ist das meist kontraproduktiv. Die Forschung macht  nämlich deutlich, dass es insbesondere auf nicht-redundante Beziehungen zu einem Cluster einflussreicher und bedeutsamer Personen und Cliquen ankommt. Erfolgreiche Networker verknüpfen also soziale Felder, die normalerweise keine Schnittmengen aufweisen.

Der leicht negative Zusammenhang mit Karriereerfolg könnte demnach als ein Indiz dafür gewertet werden, dass Akteure, die im sozialen Vergleich zunehmend ins Hintertreffen geraten, bewusst damit beginnen, karriererelevante Beziehungsarbeit zu leisten, - allerdings in hochredundanten Netzwerken und gemeinhin viel zu spät.

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