Österreich im Jahr 2030: Sind Sie Entrepreneur oder arbeitslos?

06. März 2018

von Prof. Nikolaus Franke

Viele Menschen fragen sich, wie sie sich und ihre Kinder vor den negativen Folgen der Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt schützen können.

Prof. Nikolaus Franke, Akademischer Direktor des Professional MBA Entrepreneurship & Innovation der WU Executive Academy und Leiter des Instituts für Entrepreneurship & Innovation der WU Wien, hat darauf klare Antworten.

Die Folgen von Digitalisierung, Robotik und künstlicher Intelligenz

Verschiedene Studien analysieren die Auswirkungen der technologischen Fortschritte in den Bereichen Digitalisierung, Robotik und künstlicher Intelligenz auf den Arbeitsmarkt. Frey und Osborne beispielsweise ermitteln in einer aktuellen Studie, dass 47% der Arbeitsplätze in entwickelten Volkswirtschaften in den nächsten Jahren der Automatisierung zum Opfer fallen können. Die genauen Zahlen der Prognosen unterscheiden sich, doch über die Richtung besteht Einigkeit: Dramatische Änderungen stehen unmittelbar bevor. Ähnlich wie in der Zeit der sogenannten industriellen Revolution im 19. Jahrhundert ist die treibende Kraft die Technologie. Damals war es körperliche Arbeit, die durch Maschinen ersetzt wurde. Heute und in Zukunft sind es lernende Algorithmen, die Büroarbeiten und Dienstleistungen besser, schneller und weniger fehleranfällig ausüben können als der Mensch.

Bild einer Computerplatine
Damals Maschinen, heute lernende Algorithmen - treibende Kraft für Veränderungen am Arbeitsmarkt ist die Technologie. Foto © CC0 Licence

Maschinenstürmen? Verbieten? Resignieren?

Im 19. Jahrhundert versuchten die ArbeiterInnen die Wirkung der Mechanisierung aufzuhalten, indem sie neu errichtete Fabriken zerstörten. Es hat schon damals nichts geholfen. Außerdem ist es wesentlich schwerer, gegen in Clouds gespeicherte nicht körperliche Algorithmen vorzugehen als gegen Maschinen zu stürmen. Ein anderer Weg sind gesetzliche Verbote. In den USA wären beispielsweise über die Hälfte der Bevölkerung für eine Beschränkung des Anteils an Jobs, die durch Automatisierung ersetzt werden dürfen. Auch hierzulande finden sich Stimmen, die derartige Maßnahmen fordern. Sie werden sich nicht durchsetzen, denn mit derartigen Maßnahmen senkt man nicht nur die nationale Wettbewerbsfähigkeit – für eine Exportnation wie Österreich tödlich –, man verzichtet auch auf Wohlstand. Denn wenn Maschinen die Arbeit verrichten, bekommt der Mensch für die gleiche Menge an Arbeit mehr und bessere Produkte und Dienstleistungen. Im Ganzen ist diese Entwicklung also segensreich. Was aber ist mit den Einzelnen? Wie sorgt man dafür, dass man nicht zum Opfer dieser Entwicklung wird?

Die richtige Konsequenz: Entrepreneurship

Algorithmen können nicht alle Tätigkeiten gleich gut ersetzen. Am mächtigsten sind sie dann, wenn regelmäßige und einfache Muster vorherrschen. Solche Routinen kann man etwa durch neuronale Netze abbilden und mit hoher Perfektion reproduzieren. Die Arbeit kann dann durch einen Automatismus ersetzt werden. Am anderen Ende der Skala sind Verrichtungen, bei denen Dinge neu kombiniert oder erstmals erfunden, neue Wege identifiziert und Gelegenheiten erkannt werden müssen, die andere noch nicht sehen. Muster aus der Vergangenheit gibt es hier definitionsgemäß nicht oder nur in sehr eingeschränktem Ausmaß. Mit einem Wort: Innovation ist der Schlüsselbereich und Entrepreneur als ihr Treiber entsprechend der Beruf der Zukunft.

Bild einer Glühbirne als Symbol für Idee
Algorithmen können nicht alle Tätigkeiten gleich gut ersetzen: das kreative Denken bleibt (vorerst) dem Menschen überlassen. Foto © CC0 Licence

Werden wir alle UnternehmerInnen?

Selbstverständlich heißt das nicht, dass wir alle UnternehmerInnen im juristischen Sinne des Wortes werden, also GründerInnen und EigentümerInnen von Unternehmen, obwohl auch dieser Beruf weiter an Bedeutung gewinnen wird. Es bedeutet vielmehr, dass alle Berufe mit einer unternehmerischen Komponente an Bedeutung gewinnen werden und umgekehrt in allen Berufen die unternehmerische Komponente an Bedeutung gewinnt. Entrepreneurship heißt Kreativität, Initiative, Verantwortung, Bereitschaft zur Übernahme von Risiken, Findigkeit und Beharrlichkeit bei der Verwirklichung und Durchsetzung. Es ist auch bei Angestellten wichtig, bei Beschäftigten in Unternehmen, der öffentlichen Verwaltung, in der Politik, in der Wissenschaft und in der Bildung. Entrepreneurship ist und bleibt die Domäne des Menschen.

Die Revolution hat längst begonnen

All dies ist keine Zukunftsmusik. Die Veränderungen sind längst da. Analysen von Goos und Manning beispielsweise zeigen, wie sehr es bereits jetzt VerliererInnen und GewinnerInnen auf dem Arbeitsmarkt gibt und wie groß die Probleme für diejenigen sind, die sich an diese Entwicklungen nicht anpassen können oder wollen. Für die Politik ist dies eine große Herausforderung. Entscheidend wird das Handlungsfeld der Bildung sein. Vor allem sind Investitionen in den Bereich Entrepreneurship und Innovation nötig. Für den Einzelnen gilt dies erst recht: die beste Arbeitslosenversicherung ist die Entwicklung und das Trainieren von unternehmerischem Denken und Handeln.

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