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Interview mit Viktoria Schnaderbeck
Bei einem Power Breakfast des Female Leaders Networks der WU Executive Academy berichtete Profifußballerin Viktoria Schnaderbeck über ihren Weg nach oben. Im Interview hat sie uns mehr über ihre Rolle als Vorbild und ihre Ziele erzählt.
Frau Schnaderbeck, berufliche Ziele waren ein Hauptthema des Female Leaders Network Power Breakfast. Welche Ziele haben Sie sich neben dem Beruf der Fußballspielerin gesetzt? Haben Sie auch eine zweite Karriereoption geplant?
Ja, eine gute Ausbildung neben der Fußballerkarriere war für mich immer wichtig. Ich hatte schon früh schwere Verletzungen und ein Comeback war nicht immer hundertprozentig sicher. Daher hatte ich stets einen Plan B. Ich habe in Bayern das Abitur gemacht, danach eine Berufsausbildung und später den Bachelor sowie den Master. Diese Ausbildungen waren für mich aber noch mehr: Sie waren ein guter Ausgleich und haben mir außerdem die Gewissheit gegeben, dass ich nach dem Fußball nicht bei null anfangen werde.
Selbstdarstellung ist im Männerfußball sehr ausgeprägt. Sollen sich Fußballerinnen und alle Frauen im Job mehr ins Rampenlicht stellen oder ist das im Gegenteil gar nicht nötig?
Im Männerfußball ist man die Selbstdarsteller ja bereits gewohnt. Im Frauenfußball stehen hingegen noch andere Werte wie Teamwork und Leidenschaft im Vordergrund. Wir Frauen haben immer aus intrinsischer Motivation gespielt, nicht nur wegen Geld und Medien. Das Gemeinsame ist viel wichtiger. Mit steigendem Interesse von Medien, TV und Sponsoren ist die Aufmerksamkeit gestiegen und dadurch die Außendarstellung wichtiger geworden. Aber für mich zählt nach wie vor der Fußball am meisten – darum geht es für mich.
Was bedeutet es, ein Role Model zu sein? Man sagt, Sie seien ein Vorbild - nicht nur für angehende Fußballerinnen, sondern für erfolgreiche Frauen im Allgemeinen. Ist das nicht anstrengend?
Natürlich war es ein Traum, zur Kapitänin der Nationalmannschaft und Spielerin von Arsenal London zu werden. Doch während der Euro 2017 musste ich viel Energie in das Auskurieren meiner Verletzungen stecken, da waren Termine mit Medien und Sponsoren schon schwierig. Aber alles in allem bin ich sehr glücklich. Ich sehe meine Rolle als Role Model vor allem als Chance, eine Botschaft an Mädchen und Burschen zu senden: Du kannst es schaffen!
Im Frauenfußball wird der Gender Pay Gap stark kritisiert und es tut sich einiges in dieser Hinsicht. Kann das ein Vorbild für andere Branchen sein?
Im Fußball sind die Unterschiede bei der Bezahlung zwischen Frauen und Männern ja extrem, Männer verdienen 50- bis 200-mal mehr. Wir sind weit weg davon, diese Lücke zu schließen, aber jeder Schritt dorthin ist wichtig. Es muss der Anspruch und das Ziel sein, diese Unterschiede aufzuheben.
Die Frauenmannschaft von Arsenal London ist in England sehr populär, so wie Frauenfußball insgesamt. Zeigt das, wie fortschrittlich eine Gesellschaft in dieser Hinsicht ist?
Es hat mal vor allem mit der Bedeutung des Fußballs in England zu tun: Ein Arsenal-Fan ist ganz selbstverständlich auch ein Fan des Frauenteams. Dazu kommt, dass die englische Wirtschaft massiv in Diversität investiert, das wirkt sich natürlich aus. Es fließt viel Geld in Frauenteams, etwa über Sponsoren und vor allem TV-Gelder wie von BBC und Sky.
Im Fußball und in der Wirtschaft liegt der Fokus stets auf den Erfolgreichen. Hatten Sie sich jemals gedacht, wie es Ihnen ergangen wäre, wenn sie wegen Verletzungen nicht so viel erreicht hätten?
Ja, ich denke oft daran, was geschehen wäre, wenn ich meine Verletzungen nicht überwunden hätte. Daher macht es mich doppelt glücklich, was ich erreicht habe. Allerdings haben mich nicht nur die Hochs, sondern auch die Tiefs geprägt und mich als Mensch weitergebracht.“
Ziele sind unverzichtbar – stecken Sie sich eher kurzfristige oder eher langfristige Ziele?
Im Fußball sind die kurzfristigen Ziele wichtig, man denkt von Tag zu Tag, von Training zu Training. Das geht gar nicht anders, denn der Fußball ist so kurzlebig, es bleibt kaum Zeit zum Innehalten. Außerhalb des Sport denke ich hingegen langfristig, aus Zielen werden Visionen. Ich weiß nur eines: Ich bin bei weitem noch nicht am Ende angelangt.
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