Gehaltstransparenz im Unternehmen – kann das funktionieren?

16. Januar 2024

Intransparenz als Auslaufmodell?

Das Kommunikationsberatungsunternehmen Ketchum Austria hatte anlässlich ihrer Umfrage #geheimGEHALTen zum Thema Gehaltstransparenz einen Mann zitiert, der meinte, Gehalt sei ein ähnliches Tabuthema wie Sex. Und wenn man international renommierten Studien Glauben schenkt, dann erhöht sich die Qualität der Beziehung zwischen Mitarbeiter*in und Führungskraft, indem man offen darüber spricht. Die Frage ist nur, warum sich dann so viele Unternehmen davor scheuen, das Thema Gehalt offen anzugehen?

Warum hat das Thema Gehalt vielerorts immer noch den Maulkorb an? Bild: erstellt mit Dall E in ChatGPT
Warum hat das Thema Gehalt vielerorts immer noch den Maulkorb an? Bild: erstellt mit Dall E in ChatGPT

Fakt ist:

  • Die Generation Z nennt das Gehalt an erster bis maximal dritter Stelle (je nach Umfrageinstitut) in ihrer Wunschliste an künftige Arbeitgeber*innen bzw. als Grund für die Wechselbereitschaft.
  • Die ESG-Berichtspflicht fordert klare Kennzahlen für Equal Pay und angemessene Gehälter.
  • Die EU hat eine neue Richtlinie zu Equal Pay und Lohntransparenz verabschiedet, wonach Unternehmen ab 2026 sechs Monate Zeit haben, um einen Gender Pay Gap, der grösser als 5% ist, zu beheben, um nur eine der nötigen Vorschriften aufzuzeigen.
  • Es gibt längst recht gute Gehaltsübersichten am Markt, die jede*r Bewerber*in leicht online findet

Wie das heikle Terrain der Gehaltstransparenz betreten?

Wer an transparente Gehaltsstrukturen denkt, hat womöglich sofort nicht leistbare Mehrkosten fürs Unternehmen im Kopf. Stattdessen sollte man die folgenden 4 Aspekte im Blick haben:

1. Klima der Inklusion

Wer attraktive*r Arbeitgeber*in sein will, wird ein Klima der Inklusion schaffen, in dem Werte wie Gemeinschaft, Fairness und Chancengleichheit eine Selbstverständlichkeit sind – und equal pay, also gleiche Bezahlung für gleiche Jobs und vergleichbare Leistung ist dabei ein absolutes Muss.

2. Klare Policies

Nachvollziehbare transparente Vergütungsregeln, nach denen Bezahlung und Gehaltserhöhungen funktionieren, verhindern unnötig hohe Gehaltserhöhungen und erlauben es Unternehmen, die Personalkosten im Griff zu haben. Klingt sonderbar? Oft pushen einzelne Führungskräfte bestimmte Mitarbeiter*innen und wollen sie um jeden Preis halten - ganz egal, ob das Gehalt dann noch dem Marktwert entspricht oder nicht. Wer keine klaren Policies hat, hat schnell ein komplettes Chaos bei den Gehältern und tut sich umso schwerer bei Themen wie Equal Pay und Inklusion.

3. Nachvollziehbare Karrierepfade

Nachvollziehbare transparente Karrierepfade und Entwicklungschancen bilden die Grundlage für berufliches Wachstum jedes einzelnen: wann kann ich befördert werden, unter welchen Bedingungen und was bedeutet das finanziell? All das sollten keine Geheimnisse sein. Je transparenter, desto einfacher ist es für jede einzelne, ihren Beitrag zu leisten – und für das Unternehmen, seine Top Talente zu halten.

Nicht nur Gehalt an sich, sondern auch transparente Karrierepfade tragen dazu bei, Top-Talente im Unternehmen zu halten. Bild: shutterstock, Andrii Yalanskyi
Nicht nur Gehalt an sich, sondern auch transparente Karrierepfade tragen dazu bei, Top-Talente im Unternehmen zu halten. Bild: shutterstock, Andrii Yalanskyi

4. Mehr Sachlichkeit durch mehr Transparenz

Das Transparentmachen von Gehaltsrichtlinien über das ganze Unternehmen hinweg ermöglicht nicht nur berufliches Wachstum, sondern versachlicht die schwierigen Performance-Diskussionen, die leider allzu oft von einer Führungskraft zur anderen stark divergieren und damit unnötig demotivieren.

Was bringt Gehaltstransparenz?

Regulatorischer Druck ist die ungeliebte Seite der Medaille, aber die gute Nachricht zeigt sich auf der anderen Seite: Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Vergütungsregeln erhöhen das Gefühl von Fairness und steigern das Engagement der Mitarbeitenden, was letztendlich zu einer höheren Produktivität im Unternehmen führt.

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